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KFC Uerdingen 05 - Eintracht
Frankfurt |
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Freundschaftsspiel 1996/1997
1:1 (1:1)
Termin: 08.02.1997 in Chiclana/Spanien (Trainingslager)
Zuschauer:
Schiedsrichter:
Tore: 0:1 Grammozis (15.), 1:1 Matthias Becker (42.)
KFC Uerdingen 05 | Eintracht Frankfurt |
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Trainer
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Trainer |
Lichtblicke Rossi und Schur Immer hart gegen den Wind. Den Surfern vor der Costa de la Luz muß es einen Riesenspaß bereiten, ihr Board derzeit an den meterhohen Wellen des Atlantiks entlang zu steuern. Orkanartige Böen sorgen dieser Tage für geradezu ideale Surf- und Segel-Verhältnisse vor dem kleinen andalusischen Städtchen Chiclana de la Frontera. Wohl dem, der dieser Leidenschaft frönt. Den vornehmlich aus deutschen Landen angereisten Fußballern ist der starke Wind allerdings ein Greuel. An einen gepflegten Kick ist da keineswegs zu denken. Die Lederkugel wird zum Spielball der Lüfte, gleicht mehr einem Ballon, der unkontrolliert durch die Gegend flattert, denn einem Fußball. „Wenn ich einen hohen Ball nach rechts schieße, dann kommt er garantiert ziemlich weit links an." So beschreibt beispielsweise Maurizio Gaudino die Tücken seiner Arbeit mit dem Spielgerät. Allzu große Erkenntnisse, so könnte der neutrale Beobachter glauben, würden daher aus dem ersten Testspiel des Zweitligisten Eintracht Frankfurt im Rahmen seines einwöchigen Trainingslagers gegen den Ligakonkurrenten KFC Uerdingen nicht zu erwarten sein. Doch weit gefehlt. Die widrigen Witterungsverhältnisse beeinflußten die analytischen Fähigkeiten des Eintracht-Trainers Horst Ehrmanntraut keinesfalls. „So ein Spiel bringt immer etwas. Und wenn es nur das Grundverhalten der Spieler auf den Platz betrifft", sagt der 41 Jahre alte Fußball-Lehrer nachdem 1:1(1:1). Horst Ehrmanntraut macht kein Hehl daraus, daß ihm der Auftritt einiger Spieler restlos mißfallen hat. Da wäre beispielsweise Thorsten Flick. Der 20jährige Mittelfeldspieler schlüpfte gegen Uerdingen in die Rolle von Spielmacher Gaudino („Ich hasse Wind und Eisböden."), der auf Grund einer Muskelverhärtung in der Wade aussetzen mußte. „Der Flick läuft über 90 Minuten nur ein Tempo." Das reicht weder Ehrmanntraut noch für den bezahlten Fußball. Noch schlechter dürfte Patrick Glöckner geschlafen haben. „Ich glaube", sagt Ehrmanntraut, „der Junge hat noch gar nicht begriffen, was es heißt, Profifußballer zu sein." Ehrmanntraut vermißt nicht nur bei ihm die Verbissenheit, die ein junger Kicker haben sollte, um sich in diesem gut bezahlten Geschäft zu behaupten. Da platzt dem ansonsten besonnenen Trainer auch mal der Kragen. Als Ehrmanntraut nach 66 Minuten vier Spieler einwechseln wollte, diese aber immer noch ziemlich desinteressiert und gelangweilt in die Ferne blickten, gab es kein Halten mehr: „Seid ihr Sporttouristen, oder was? Kommt endlich her." Es gab allerdings auch einige positive Ansätze. Marco Rossi zum Beispiel. Der Italiener wird möglicherweise den im ersten Rückrundenspiel gegen den VfB Lübeck gesperrten bulgarischen Libero Petr Hubtschew ersetzen. Ehrmanntraut attestierte Rossi eine gute Partie, obgleich er auch zwei Leichtsinnsfehler nicht übersehen mochte. Dennoch war der Italiener der ruhende Pol in einer durchaus soliden Abwehr. Die beiden Manndecker Uwe Bindewald und Alexander Kutschera können sich ebenfalls Hoffnung auf einen Stammplatz machen. „Alex haut auch mal einen um, und Uwe ist immer eng dran. Das sind zwei Beißer. Solche Spieler brauchen wir in dieser Situation", sagt Horst Ehrmanntraut. Einen bleibenden Eindruck hinterließ auch Alexander Schur nach seinem ersten Kurzeinsatz in der zweiten Halbzeit im defensiven Mittelfeld. „Das war stark, wie er in die Zweikämpfe gegangen ist und sich auch unter Druck in zwei, drei brenzlichen Situationen noch rausgespielt hat." Das sind die Erfolgserlebnisse, die Rückmeldungen, die Ehrmanntraut von seinen Spielern in einer komplizierten und ernsten Situation einfordert. Sorgen bereiten ihm weiterhin die beiden Außenpositionen im Mittelfeld. Nach Olaf Janßens Ausfall drängt sich auf der rechten Seite niemand auf. Michael König spielte unauffällig, er schien trotz seines zweifellos großen Talents noch überfordert. Auf der linken Außenbahn mußte Dietmar Roth einspringen, da Slobodan Komljenovic und Mirko Dickhaut von Ehrmanntraut noch im zentralen defensiven Mittelfeld als Positivfaktoren gesehen werden. Im Angriff mühten sich zunächst Matthias Becker und Michael Guth. Mitte der zweiten Halbzeit durfte dann auch der Schweizer Urs Güntensperger mal ran, blieb aber blaß, wirkte die ganze Zeit über wenig motiviert. Becker gelang zumindest der Ausgleich — obgleich aus einer eher abseitsverdächtigen Position, was die Leistung allerdings nicht schmälert. Eine Szene, die kurzzeitig für Kurzweil sorgte:
Hans-Ulrich Thomale, Trainer des KFC Uerdingen, erzürnt über
die vermeintliche Fehlentscheidung, lief quer über den Platz, um
dem Linienrichter die Fahne aus der Hand zu nehmen. „Die kriegen
dafür auch noch richtig Geld, hundert Mark, und pfeifen so einen
Mist. Da mache ich es lieber selbst und stecke mir das Geld ein."
Der Mann muß es wirklich nötig haben... (Frankfurter Rundschau
vom 10.02.1997)
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