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FC Carl Zeiss Jena - Eintracht
Frankfurt |
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2. Bundesliga 1996/1997 - 8. Spieltag
1:1 (0:1)
Termin: 30.09.1996
Zuschauer: 8.000
Schiedsrichter: Kasper (Lindau)
Tore: 0:1 Michael Guht (27.), 1:1 Olaf Holetschek (80. Foulelfmeter)
FC Carl Zeiss Jena | Eintracht Frankfurt |
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Wechsel
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Trainer
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Endlich wieder ein Punkt
Umstellen muss auch der einstige DDR-Oberliga-Rekordspieler (440 Partien) Eberhard Vogel, unter dessen Regie dem FC Carl Zeiss 1995 der Wiederaufstieg in die Zweite Liga gelang. Da die etatmäßigen Stürmer Rousajew und Zimmermann ausfallen, greift der Trainer auf die einzig verbliebene Spitze Heiko Weber zurück, der von Nedic sowie Bernd Schneider im zentralen Mittelfeld unterstützt werden soll. Ärgerlich für die Verantwortlichen der Thüringer, die mit Sturm und Drang bei ihrer ersten TV-Liveübertragung an diesem Montagabend Werbung in eigener Sache machen wollten, um künftig mehr Zuschauer ins Ernst-Abbe-Stadion zu locken. Zudem gilt es, die 0:4-Pleite von Mannheim vergessen zu machen, die böse Erinnerungen an die letzte Saison wach werden ließ, als Jena zwar Tabellensechster wurde, aber immerhin 56 Gegentreffer kassierte. Doch zuhause sind sie eine Macht, saisonübergreifend konnten sie ihre letzten fünf Heimspiele gewinnen. So beschwört Eberhard Vogel die Tugenden seiner Mannschaft: “Wir müssen unsere Ausfälle durch größeres kämpferisches Engagement kompensieren und im Abwehrverhalten zulegen. Dann ist der durch ihre Niederlagenserie sicher verunsicherten Eintracht auch beizukommen.“
Sein dritter Versuch ist hingegen erfolgreich: Carsten Hennig setzt sich auf der linken Seite durch und flankt hoch vor den Fünfmeterraum, wo Guth höher steigt als Nierlich, um das Leder vor dem ins Leere faustenden FC-Torhüter zum 1:0 ins Netz zu köpfen (27.). "Er muss sich zwar noch an das Tempo gewöhnen, aber er ist unheimlich stark in der Ballannahme, hat ein sehr gutes Spielverständnis, jammert nicht, wenn es auf die Socken gibt und ist sehr torgefährlich", lobt Dragoslav Stepanovic seinen 23-jährigen Torschützen. Der FC Carl Zeiss antwortet mit wütenden Gegenangriffen, bei denen die Manndecker Bindewald und Pejovic weit öfter wackeln, als es dem Frankfurter Trainer lieb ist. Gut nur, dass Oka Nikolov auf der Höhe ist, als er erst einen Schuss von Wentzel reaktionsschnell pariert, einen Kopfball von Nedic um den Pfosten lenken kann (28.) und schließlich ein Hammer von Bernd Schneider ein paar Zentimeter neben dem Pfosten gegen die Werbebanden knallt. So geht es mit der knappen Führung in die Pause, in der Stepi umstellt. Roth, der bereits nach 36 Minuten für den verletzten Hennig ins Spiel kam, rutscht in die Innenverteidigung und Bindewald dafür auf die linke Außenbahn. Auch im zweiten Abschnitt übernehmen die Gastgeber stürmisch das Kommando und kommen zu einer ersten guten Möglichkeit durch Nedic, dessen Kopfball aus acht Metern aber neben den Kasten von Nikolov segelt (48.). Brenzlig wird es auch zwei Minuten später, als sich Jens König in den Frankfurter Strafraum dribbelt und von Beuchel unsanft von den Beinen geholt wird. Doch der Pfiff bleibt aus, Schiedsrichter Casper war wohl die Sicht versperrt, so dass er zum Unmut der Gastgeber weiter spielen lässt. Ansonsten stehen die Frankfurter jetzt hinten einigermaßen sicher und nutzen die sich bietenden Lücken für Konter. Das sieht zum Teil prima aus, nur vor dem Kasten von Saric scheitern sie an ihren Nerven. Zunächst ist es Bindewald, der nach knapp einer Stunde für die Vorentscheidung sorgen könnte. Nach einem langen Pass aus der eigenen Hälfte sprintet er mutterseelenallein in den Strafraum, legt sich das Leder aber so weit vor, dass der Torhüter es unter sich begraben kann. Weitere zehn Minuten später bietet sich Güntensperger die große Möglichkeit, als ein Querpass ihn am Fünfmeterraum erreicht. Herrje, "es wäre leichter gewesen, den Ball reinzuschießen. Aber dann hoppelte er direkt vor mir auf“, grämt sich der Schweizer, nachdem er die Kugel über die Latte gedroschen hat (71.). Es ist sogleich seine letzte Torchance, denn nachdem bereits Dworschak für den ausgepowerten Guth ins Spiel kam, darf sich nun Ekström anstelle des Schweizers zeigen (78.). Zwei Minuten später brennt es allerdings auf der anderen Seite, als Wentzel urplötzlich frei vor Nikolov auftaucht und den herausstürmenden Torhüter anschießt. Die Kugel trudelt nach vorne, wo Heiko Weber an Pejovic vorbeizieht und einnetzen will, doch die Rechnung ohne den Serben macht, der sogleich die Axt rausholt. Diesmal ist die Sicht nicht versperrt und Schiedsrichter Kasper zeigt auf den Punkt. Eine sichere Angelegenheit für Holetschek, der die Kugel flach ins rechte Toreck zum 1:1 zieht (80.). “Was soll ich Pejovic kritisieren, wir hatten zuvor mehrere hochkarätige Konterchancen zum 2:0“, meint der Trainer nur schulterzuckend zum verdienten Ausgleich. Er braucht seine Luft zudem für die Schlussphase, in der Jena alles nach vorne wirft. Es läuft die 85. Minute, als Jens König nach einer Ecke das Runde erneut in den Strafraum flankt, Nierlich es im Strafraumgewühl unter Kontrolle bekommt und abzieht. Nikolov ist geschlagen, als der Ball Richtung langes Toreck fliegt, wo Heiko Weber steht und das Leder wohl kurz vor Überschreiten der Torlinie noch berührt, so dass Schiedsrichter Casper auf Abseits entscheidet. Es gibt einen schönen Tumult, auch Jenas Trainer Vogel ist natürlich verärgert: "Wir sind der moralische Sieger, denn der Schiedsrichter hat uns ein einwandfreies Tor nicht gegeben. Der Ball war bereits hinter der Linie." Der Eintracht ist dies herzlich egal, fünf Minuten später hat sie endlich die Durststrecke von vier Niederlagen in Folge beendet und findet sich nach acht Spieltagen auf Rang neun in der Tabelle wieder. Drei Punkte nur beträgt der Rückstand auf den Tabellendritten aus Köln und vier Zähler auf das Führungsduo Wolfsburg und Mainz, was den Trainer sichtlich zufrieden stellt: "Jena hat uns bis an die Grenzen gefordert. Aber meine Mannschaft hat den Fight bravourös angenommen. Beinahe hätte es sogar zu drei Punkten gereicht, wenn Güntensperger seine Chance reingemacht hätte. Mit Guth, Glöckner und Hennig, die mir alle sehr gut gefielen, hatte ich drei Amateure auf dem Feld. Das ist unser Weg, wir müssen durchschnittliche Spieler in der Umgebung finden, anstatt viel Geld dafür auszugeben. Was wir so sparen, können wir dann investieren, wenn Granaten wie Möller oder Yeboah auf dem Markt sind."
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