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Holstein Kiel - Eintracht
Frankfurt |
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DFB-Pokal 1996/1997 - 1. Hauptrunde
2:4 (1:2)
Termin: 11.08.1996
Zuschauer: 4.500
Schiedsrichter: Byernetzki (Hamburg)
Tore: 0:1 Kachaber Zchadadse (11.), 0:2 Johnny Ekström (33.), 1:2 Lars Habermann (40.), 1:3 Maurizio Gaudino (47.), 2:3 Sven Bertermann (82.), 2:4 Urs Güntensperger (90.)
Holstein Kiel | Eintracht Frankfurt |
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Zum richtigen Zeitpunkt getroffen … Nur kurz ist die Pause nach dem ersten Heimsieg in der
noch jungen Saison und schon wieder müssen die Frankfurter mit dem
Bus hoch in den Norden reisen. Die erste Runde im DFB-Pokal gegen den
Regionalligaabsteiger Holstein Kiel steht auf dem Programm. Ohne die verletzten
Bommer und Komljenovic muss Dragoslav Stepanovic seine Mannschaft mal
wieder umstellen, hält sich aber mit Forderungen nach Verstärkungen
zurück, zumal der italienische Defensivmann Marco Das waren noch Zeiten, als die Frankfurter 28.000 Zuschauer in das Holsteinstadion lockten. "Die Hütte war rappelvoll. Und dann macht die Eintracht drei Minuten vor dem Abpfiff durch Hubert Schieth auch noch den 1:0-Siegtreffer", erzählt ein älterer Archivar wehmütig über die Begegnung in der Endrunde um die deutsche Meisterschaft im Mai 1953. Doch inzwischen ist es mehr als trist geworden um “Die Störche“, die seit dem jüngsten Abstieg in der Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein vor durchschnittlich 500 Zuschauern spielen. Mit immerhin 5.000 Zuschauern rechnet Manager Schneekloth, der kleine Brötchen zu backen gelernt hat: "Wir sind die Nachlassverwalter der 30jährigen Dauerkrise. Unser Teufelskreis: Private Geldgeber wie Zuschauer fordern zunächst Erfolge, erst dann öffnen sie ihr Portemonnaie." So ist der Kader in dem Verein, bei dem Andreas Köpke seine Torwart-Karriere startete, überschaubar. Neben dem verletzten Eggert Dolling und Ex-HSV-Spieler Jens Bochert, die beide über Zweitligaerfahrung verfügen, stehen nur unerfahrene Akteure zur Verfügung, die den Wiederaufstieg in die Regionalliga und heute vielleicht eine kleine Sensation schaffen sollen. Doch danach sieht es zunächst nicht aus, denn nach einigen Minuten des Abtastens übernimmt die Eintracht mit ruhigem Spiel die Kontrolle, um nach einem Standard schnell in Führung zu gehen. Bei einem Eckball von Menze steigt Zchadadse mindestens eine Kopf höher als seine zwei Widersacher und köpft den Ball zur 1:0-Führung ins Netz (11.). Auch danach bestimmen die Gäste bei drückender Schwüle und Nieselregen zwar das Geschehen, lassen allerdings die notwendige Konsequenz vor dem Strafraum mangeln. So wagt sich auch einmal Kiel nach vorne, Habermann prüft mit einem Schuss von der Strafraumgrenze Oka Nikolov, der sicher parieren kann (30.). Doch drei Minuten später setzen die Frankfurter über Dickhaut erfolgreich nach, der sich aus der Abwehr löst und einen tollen Doppelpass mit Güntensperger spielt. Er behält die Übersicht und passt das Leder sogleich in die Gasse zum startenden Ekström, der freistehend auf 2:0 erhöht. Prima, alles sieht nach einem geruhsamen Nachmittag aus, als Güntensperger sich mit einem beherzten Sprint in den Strafraum aufmacht, um noch einen drauf zu setzen. Doch Torhüter Breuß kann den Schuss parieren und den Ball sofort nach vorne schlagen. Der aufgerückte Habermann kommt an die Kugel, nutzt den Freiraum und haut sie aus spitzem Winkel zum überraschenden 1:2-Anschlußtreffer in die Maschen (40.).
Die Führung macht lässig. Schön wollen sie jetzt spielen und sich schonen, mit Hacke und Spitze. Doch daraus wird nichts, denn der Oberligist bekommt die zweite Luft und verlagert das Spielgeschehen zusehends in die Hälfte der Frankfurter. Die eigenen Fans peitschen die Störche jetzt nach vorne, während bei der Eintracht nicht nur Menze und Roth den Faden verlieren. Das Leder wird nur noch raus geschlagen, Kampf ist nun Trumpf, was nicht nur Gaudino sichtlich irritiert: "Warum wir nach dem 3:1 nicht mehr in der Lage waren, den Ball in den eigenen Reihen zu halten, ist mir unverständlich. Das war dann natürlich auch von mir zu wenig." Dafür hat jetzt Nikolov eine Menge zu tun und kann sich bei zwei Schüssen von Köhlert auszeichnen, der von Zchadadse kaum noch zu halten ist. Und es wird nicht besser, nachdem Stepanovic umstellen muss. Denn zunächst muss Dworschak mit dem – sich nicht bestätigenden – Verdacht auf Jochbeinbruch nach einem Zusammenprall mit Schmidt vom Platz und dann zwickt der rechte Oberschenkel von Gaudino. Für die beiden kommen Reuter und Beuchel in die immer hektischer werdende Partie (64./78.). Dann passiert es, bei einem langen Ball in den Strafraum missglückt Pejovic die Kopfballabwehr, Nikolov zögert auf der Linie, nicht aber Bertermann, der den Ball zum 2:3 in den Kasten hämmert (82.). "Ich hatte mir die Frankfurter am letzten Wochenende in Lübeck angeschaut, da habe ich schon gesehen, dass sie nach 60 Minuten platt sind", frohlockt Störche-Trainer Martens, während Bernd Hölzenbein auf der Tribüne außer sich ist: "Uns fehlt ein Spieler, der die Ruhe und Übersicht behält, wenn wir einmal unter Druck geraten. Es kann doch nicht sein, dass eine solche Gurkentruppe wie Kiel uns solche Probleme bereitet." In der Tat, sie wanken bedenklich, die Profis.
Dies wird sie auch in der nächsten Pokalrunde beweisen müssen, denn dann müssen sie nach Meppen, um die Emsländer ein paar Tage später in Frankfurt im Kampf um Zweitligapunkte zu empfangen. Nicht eben Kassenschlager, den bei den Ostwestfalen wird es keinen warmen Fernseh-Geldregen für die Frankfurter geben, nachdem schon das Spiel in Kiel gerade einmal 20.000 Mark in die marode Kasse geplätschert hat. Genau der Betrag, den die Eintracht bei einem Freundschaftsspiel als Antrittsgeld kassiert...
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