Hallenmasters '96 in Bremen |
1. Platz
Termin: 19.01.1996
Zuschauer:
Vorrunde Eintracht Frankfurt
VfL Bochum 1:0Eintracht Frankfurt Odense BK 2:0Eintracht Frankfurt KFC Uerdingen x:xFinale Eintracht Frankfurt Werder Bremen 2:3
Eintracht gewinnt das Turnier in Bremen So kann man sich täuschen. „Bei Eintracht Frankfurt ist wieder Ruhe eingekehrt“ überschrieb das Veranstaltungsheftchen beim Bremer Hallenturnier die Vorstellung der Frankfurter Eintracht. Ruhe? Davon konnte keine Rede sein. Präsident Matthias Ohms war am Freitag gleich nach seiner Rückkehr vom Florida-Urlaub nach Bremen geeilt und hatte das Gespräch mit Trainer Karl-Heinz Körbel gesucht. Man redete Klartext im Mannschaftsbus zwischen Hotel und Halle, und das Machtwort des Präsidenten zeigte Wirkung. Körbel ist nun, wenn auch zähneknirschend, bereit, den Zeitplan der Vereinsführung zu akzeptieren. Der Plan sieht vor, daß man über eine Verlängerung des Trainervertrages erst im März verhandeln werde, nach Ablauf der ersten Rückrundenspiele in der Bundesliga. Ohms verbat sich gegenüber dem Trainer jede öffentliche Kritik an diesem Termin, was Körbel zu dem Entschluß kommen ließ, sich zu dem leidigen Thema nicht mehr zu äußern. „Von mir kommt nichts mehr“, sagte er. „Ich lasse das so stehen.“ Mit Ohms ist Körbel in einem Punkt einig: „Die Spekulationen müssen aufhören. Wir dürfen der Mannschaft kein Alibi für schlechte Leistungen bieten.“ Deshalb - und nicht aus Überzeugung - nun das Stillhalteabkommen bis März. Als die Frankfurter Mannschaft in Bremen am Freitagabend das Finale durch Vorrundensiege gegen den VfL Bochum (1:0) und Odense BK (2:0) und durch ein Unentschieden gegen den KFC Uerdingen souverän erreicht hatte, mußte die Mannschaft eine Stunde bis zum Finale gegen Werder Bremen überbrücken. Ohms, Hölzenbein und die Spieler erholten sich im VIP-Raum, Körbel saß in der Halle auf der Tribüne und beobachtete völlig bedeutungslose Spiele. So lange der Ball rollt, verpaßt er kein Match. Irgendwo könnte ja ein Profi auftauchen, dessen Namen man sich notieren kann für künftige Planungen. Und der VIP-Raum ist für Körbel zu weit ab vom Geschehen. Der Frankfurter Trainer nimmt seine Aufgabe ernst, und was ihn verletzt, ist das Gefühl der Geringschätzung seiner Arbeit durch Hölzenbein und Ohms. „Man müßte sie nach einem halben Jahr beurteilen können", hatte er vor dem Gespräch mit Ohms gesagt. „Und man sollte das Urteil nicht von dem ein oder anderen Ergebnis im Februar und März abhängig machen, von einem Pfostenschuß oder einem Elfmeter.“ Körbel ist mit seiner Frankfurter Aufbauarbeit zufrieden. Er hat jede Menge junge Spieler zu den Profis geholt - und alle zusammen scheinen sie auf dem richtigen Weg. „Es ist ja nicht so, daß ich schon weg bin“, sagt der Trainer. „Und es würde mir leidtun, wenn es nicht klappen würde mit einem neuen Vertrag. Es wächst etwas bei der Eintracht, und viele schätzen meine Arbeit.“ Nur eben das -Präsidium nicht, zumindest nicht in dem Maße, wie Körbel sich das wünscht. Keine Kritik kann es am Auftreten der Frankfurter Mannschaft in der Halle geben. Im vergangenen Winter hatte sich die Eintracht unter deutschen Dächern noch des öfteren blamiert, am peinlichsten fiel der Auftritt in Berlin aus, wo die Veranstalter als Konsequenz auf eine weitere Einladung der Hessen verzichteten. Das mögen sie bereut haben, denn unter Körbel, der jedes Spiel erst nimmt, haben sich die Frankfurter zur besten Hallenmannschaft entwickelt - ein vorläufiges Urteil, das sie am kommenden Wochenende beim Mastersturnier in Dortmund endgültig bestätigen wollen. Im Qualifikationszyklus zum prestigeträchtigen Turnier in der Westfalenhalle kann Körbel auf eine beeindruckende Bilanz verweisen. Die Eintracht nahm an acht Turnieren teil, erreichte sechsmal das Endspiel und gewann viermal: In Frankfurt, Leipzig, Schwerin und am Freitagabend in Bremen, wo Gastgeber Werder im Finale mit 2:3 Toren das Nachsehen hatte. Körbels Pech: Was in der Halle passiert, interessiert im Fußballgeschäft nur die Schatzmeister. Mittlerweile lassen sich Millionenbeträge verdienen, aber eben keine Wertungspunkte für die Bundesliga - und nur die zählen. Allerdings kann der Frankfurter Trainer auf sichtbare Fortschritte verweisen. Gerade die jungen Spieler, die er mit Akribie fördert - Becker, Dworschak, Kaymak, Sbordone, Bunzenthal -, haben in der Halle ihren Mann gestanden, auch wenn der Gegner Mario Basler hieß. Die Talente - sie sind die Frankfurter Gewinner der Winterrunde. Körbel will in der Bundesliga-Rückrunde nicht nur die Hallenform ins Freie übertragen, sondern noch stärker als bisher auf den Nachwuchs bauen. „Die Jungen gehen alle mit“, sagt er. Die Halle hat sie stark gemacht, und dies soll auch im Freien Wirkung zeigen. „In Zukunft“, sagt Körbel, „können wir schon im Training richtig elf gegen elf spielen." Wieder ein kleiner Fortschritt.
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