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SG Praunheim - FSV Frankfurt |
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Bundesliga, Staffel Süd - 17. Spieltag
0:4 (0:4)
Termin: 09.04.1995
Zuschauer: 800
Schiedsrichter: Gertrud Gebhard (Regus)
Tore: 0:1 Pohlmann (11.), 0:2 Smisek (20.), 0:3 Smisek (28.), 0:4 Unsleber (42.)
SG Praunheim | FSV Frankfurt |
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Trainer
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Dem Primus reicht eine Halbzeit Alles war für ein gutklassiges Derby in der Frauenbundesliga Süd bereitet. Das Spiel des Tabellendritten SG Praunheim gegen Tabellenführer FSV Frankfurt hatte bei angenehmen Temperaturen 800 Zuschauer zum Praunheimer Hohl gelockt. Sie wollten den Kampf David gegen Goliath sehen. Nur die Gastgeber spielten nicht mit. Verängstigt wie Kaninchen sahen die SG-Spielerinnen der Schlange FSV bei deren Spiel zu. Dem verlustpunktfreien Primus genügte eine Halbzeit, um alles klar zu machen. Fast ungestört durfte sich der FSV-Angriffsmotor einige Minuten warmlaufen. Dann lief der Ball wie am Schnürchen durch die Reihen und fand wie von selbst vier Mal den Weg ins Tor. Die Dominanz ist aber nicht alleine mit der spielerischen Stärke der Frauen vom Bornheimer Hang zu erklären. Wie gehemmt agierte die SG. Es schien, als ob die Schützlinge von SG-Trainerin Monika Staab auf keinen Fall die strahlenden Siegertypen bei deren kunstvollen Arbeit stören wollten. Kaum ein gewonnener Zweikampf ging auf das Konto der Gastgeber. Nur selten gelang ihnen ein sicheres Zuspiel. Die SG-Fans mußten bis zur 70. Minute warten, bis ihre Lieblinge gefährlich vor des Gegners Tor kamen. Da hatte der FSV schon ein paar Gänge zurückgeschaltet, um das längst gewonnene Spiel nach Hause zu schaukeln. In dieser Phase zog Schiedsrichterin Gertrud Gebhard den Unmut der Zuschauer auf sich. Die Unparteiische stoppte zweimal mit umstrittenen Abseitspfiffen erfolgversprechende Aktionen der SGP. Nach dem Spielende haderte Staab mit ihrem Team, der die Psyche einen Streich gespielt habe. Der unglücklich agierenden Torhüterin Claudia Eigenbrodt verpaßte die Übungsleiterin gar eine verbale Backpfeife. Sie sei an Treffer drei und vier schuld gewesen. Und: Das Torfrau-Dilemma der SG ist für die kommende Saison gelöst. Die niederländische Nationalkeeperin Marlene Wissink wird das SG-Gehäuse hüten. (FR vom 10.04.1995)
FSV der SG Praunheim deutlich überlegen Auf dem Rasen waren die Rollen zwischen den Fußballfrauen des FSV Frankfurt und der SG Praunheim im „Stadtderby“ der Bundesliga (Gruppe Süd) von Anfang an genau verteilt. Schon nach der ersten Halbzeit verließ die SG Praunheim ohne sichtbare Gegenwehr mit 0:4 Toren die eigene Anlage am Praunheimer Hohl in die Kabine, versuchte nicht einmal, selber anzugreifen. In der zweiten Hälfte akzeptierten die Bornheimerinnen dafür die Zurückhaltung ihrer fast hilflos unterlegenen Gegnerinnen und begnügten sich mit dem bis dahin Erreichten. Es blieb in dieser Bundesliga-Begegnung beim leistungsgerechten Ergebnis vor immerhin 800 Zuschauern. Genug war genug. „FSV Frankfurt - dieser Name löst bei uns eine psychische Sperre aus“, sagte Trainerin Monika Staab zur Leistung ihrer Praunheimer Mannschaft. Der Favorit auf den deutschen Meistertitel und in der Südgruppe mit nun 34:0 Punkten souverän vorne, ließ den Praunheimerinnen aber auch keine Chance, die Nerven durch eine gute Anfangsphase in den Griff zu bekommen. Schon in der ersten Minute erzielte Kerstin Pohlmann aus kurzer Distanz den Führungstreffer für den verlustpunktfreien Tabellenführer. Zu diesem Zeitpunkt hatte Monika Staabs Mannschaft demnach ihr taktisches Konzept aufgeben müssen: „Sie sollten gut verteidigen, und wenigstens zwanzig Minuten lang wollten wir ohne Gegentor bleiben.“ In diesem Zeitraum fiel auch das 2:0. Die 17 Jahre alte Stürmerin Sandra Smisek traf hier. Gerade bei diesem Treffer offenbarte sich der vielleicht ausschlaggebende taktische Mangel der Praunheimerinnen an diesem Tag. Sie versuchten, den stürmischen Frankfurterinnen mit der Abseitsfalle beizukommen, was nicht nur in dieser Situation mißlang. FSV-Trainer Strödter konnte kaum fassen, daß „Praunheim unsere wieselflinken Stürmerinnen so stoppen will“. Eine taktische Anweisung sei das Aufbauen der Abseitsfalle allerdings keinesfalls gewesen, verteidigte sich Monika Staab. Statt dessen habe sich Libero Sissy Raith gegen die Anweisung verhalten: „Sie ist einfach immer rausgelaufen, was sie nicht sollte.“ Die Tore drei und vier gingen dann weniger zu Lasten der Verteidigung. Hier sah Torfrau Claudia Eigenbrodt nicht glücklich aus. Erst mußte sie unbedrängt Sandra Smiseks Treffer zum 3:0 in der 29. Minute hinnehmen, dann Britta Unslebers Kopfballtor kurz vor dem Halbzeitpfiff. Vielleicht tut es der Moral der Mannschaft gut, daß gerade jetzt die SG Praunheim die Verpflichtung einer neuen Torfrau für die nächste Saison verkünden kann. Die 26 Jahre alte niederländische Nationaltorhüterin Marlene Wissink hat für die Spielzeit 1995/96 zugesagt. Ansonsten „bleibt der Kader zu achtzig Prozent zusammen“, sagte Manager Siegfried Dietrich. Änderungen im Kader braucht man beim FSV Frankfurt nicht zu erwarten. Dafür wurde die komplette Führung der Abteilung Frauenfußball bei der Jahreshauptversammlung am vergangenen Freitag neu gewählt. Jürgen Strödter ist nicht mehr Abteilungsleiter. Abgewählt wurde er aber natürlich nicht: „Das würde sich hier im Moment keiner trauen“, sagte Strödter. Neuer Abteilungsleiter ist Ingo Reitgassl, dessen Stellvertreter Wolfgang Bing sein wird. „Wir wollten die Verantwortung einfach auf breitere Schultern legen“, sagte Bing, dessen Tochter Melanie Torfrau in der Mädchenmannschaft ist. Eine schwere Aufgabe hat der neue Vorstand nicht vor sich. Mit dem Präsidium gebe es im Moment „überhaupt keine Querelen. Abgesehen davon kenne ich das Problem seit vierzig Jahren“, sagte Bing, der selber schon in der Jugend des FSV Frankfurt gespielt hat. Den sportlichen Erfolg der Frauen stellt derzeit ohnehin niemand in Frage: „Natürlich erwartet jetzt jeder, daß wir deutscher Meister und Pokalsieger werden“, sagte Strödter, „den Druck halten meine Spielerinnen leicht aus.“ (FAZ vom 10.04.1995)
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