SSC Neapel - Eintracht Frankfurt

Saison 1994/1995 - UEFA-Cup, Achtelfinale, Rückspiel

0:1 (0:0)

Termin: Mi. 07.12.1994
Zuschauer: 25.000
Schiedsrichter: Van der Ende (Holland)
Tore: 0:1 Ralf Falkenmayer (54.)

 

 

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SSC Neapel Eintracht Frankfurt

  • Giuseppe Taglialatela
  • Andre Cruz
  • Fausto Pari
  • Luca Luzardi
  • Massimo Tarantino
  • Fabio Pecchia
  • Roberto Bordin
  • Freddy Rincon
  • Renato Buso
  • Benito Carbone
  • Massimo Agostini

 


 

Wechsel

  • Roberto Policano für Massimo Agostini (35.)
  • Luca Altomare für Freddy Rincon (65.)

Wechsel

Trainer

  • Vujadin Boskov

Trainer

 

 

Falkenmayer ebnet den Weg ins Viertelfinale

Trotz aller Querelen um die Suspendierung von Anthony Yeboah, Maurizio Gaudino und Augustine Okocha hat die Frankfurter Eintracht erneut das Viertelfinale des UEFA-Pokals erreicht. Nach dem 1:0-Erfolg im Hinspiel setzten sich die Frankfurter auch im Rückspiel beim SSC Neapel mit 1:0 durch. Torschütze für den Bundesliga-Elften war Ralf Falkenmayer in der 55. Minute.

Eintracht-Trainer Jupp Heynckes musste eine Mannschaft aufbieten, die nicht nur ohne die drei suspendierten Rebellen, sondern auch ohne den verletzten Rudi Bommer und den international nicht spielberechtigten Thomas Doll auskommen musste. Doch die verbliebenen Spieler waren sich der Bedeutung dieser Partie bewusst. Sie wollten nicht nur beweisen, dass sie auch ohne Yeboah, Gaudino und Okocha bestehen konnten, sondern wussten auch um die wirtschaftliche Bedeutung eines Weiterkommens. Mit den zu erwartenden drei Millionen Mark aus den Viertelfinalspielen wollte Schatzmeister Joachim Erbs gerne kalkulieren.

Die Begegnung im legendären San-Paolo-Stadion begann spektakulär. Der SSC Neapel ließ ein offizielles Riesenfeuerwerk abbrennen. Doch die farbenprächtige Show verfehlte ihre Wirkung auf die Mannschaft. Zwar versuchte der quirlige Carbone, das Spiel der Neapolitaner an sich zu reißen, doch um ihn herum fehlten die nötigen Mitspieler auf Augenhöhe. Heynckes hatte Uwe Bindewald mit der Bewachung von Carbone beauftragt, doch der Frankfurter Verteidiger hatte von Beginn an große Mühe, den wendigen Italiener in den Griff zu bekommen.

Die ersten großen Chancen des SSC Neapel resultierten aus Aktionen von Carbone. In der 11. Minute köpfte Bordin nach einer Carbone-Flanke knapp neben das Tor von Andreas Köpke. Carbone war es auch, der dafür sorgte, dass Eintracht-Libero Manfred Binz im Viertelfinal-Hinspiel fehlen wird. In der 27. Minute war der Italiener wieder einmal an Bindewald vorbeigezogen und konnte von Binz nur noch mit einem taktischen Foul gestoppt werden. Schiedsrichter van der Ende ließ Gnade vor Recht ergehen und zeigte Binz lediglich die Gelbe Karte – seine dritte im laufenden Wettbewerb.

Die Eintracht hielt mit disziplinierter Defensive dagegen, doch auch die Frankfurter hatten ihre Momente in der Offensive. In der 22. Minute zwang Furtok Neapels Torhüter Tagliatela mit einem satten 16-Meter-Schuss zu einer Glanzparade. Neapel musste bereits in der 33. Minute einen Wechsel vornehmen, als Mittelstürmer Agostini verletzt vom Platz getragen wurde. Sein Ersatz Policano brachte frischen Wind, vergab aber wenig später eine gute Gelegenheit, als er nach einem Fehlpass von Roth nur knapp das Tor verfehlte. Kurz darauf verfehlte er auch Roth selbst, als er gegen den Frankfurter nachtrat.

Kurz vor der Halbzeit hatte Neapel noch eine Riesenchance: Buso, der Pechvogel aus dem Hinspiel, scheiterte aus drei Metern per Kopf. Die Eintracht konnte sich glücklich schätzen, ohne Gegentor in die Pause zu gehen.

Anfang der zweiten Halbzeit reagierte Heynckes und brachte nach sechs Minuten Dirk Wolf für Dickhaut. Eine kluge Entscheidung, denn nur vier Minuten später hatte Wolf seinen großen Moment: Er setzte sich auf der rechten Seite durch und flankte präzise zu Falkenmayer, der sich für seine starke Leistung belohnte und den Ball unhaltbar ins Netz schoss. Selbst der sonst so besonnene Heynckes sprang von der Bank auf. „Das Tor war das alles Entscheidende“, sagte er später. Aufgrund der Europapokal-Arithmetik hätte Neapel nun drei Treffer erzielen müssen, um das Viertelfinale doch noch zu erreichen. Doch dazu fehlte es den Italienern an Durchschlagskraft.

Die Eintracht spielte nun taktisch klug, stand defensiv kompakt und ließ sich auch von Neapels zunehmender Hektik nicht beeindrucken. Der SSC lief an, doch die Frankfurter Defensive hielt stand. Neapel wurde mit jeder Minute frustrierter, was sich schließlich auf die Tribünen übertrug. Kurz vor Schluss eskalierte die Situation: Wütende Zuschauer warfen Flaschen und Feuerwerkskörper auf das Spielfeld. Der Linienrichter fühlte sich bedroht, und Schiedsrichter van der Ende drohte mit Spielabbruch. Letztlich konnte das Spiel jedoch regulär beendet werden.

Nach dem Schlusspfiff gab es eine Szene, die in den vergangenen Wochen kaum denkbar gewesen wäre: Die gesamte Eintracht-Mannschaft lief zum Frankfurter Fanblock, hakte sich unter und tanzte gemeinsam vor den Anhängern. Ein seltener Moment der Geschlossenheit, den auch Jupp Heynckes bemerkte: „Man spürt den neuen Geist in der Mannschaft, einer kämpft für den anderen.“

 

 

 

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