|
Bayer Leverkusen - Eintracht Frankfurt |
![]() |
Bundesliga 1993/1994 - 8. Spieltag
2:2 (0:0)
Termin: Sa 18.09.1993 15:30
Zuschauer: 25.000
Schiedsrichter: Bernd Heynemann (Magdeburg)
Tore: 1:0 Franco Foda (61., Foulelfmeter), 1:1 Mirko Dickhaut (66.), 2:1 Andreas Fischer (80.), 2:2 Jörn Andersen (90.)
Bayer Leverkusen | Eintracht Frankfurt |
|
|
Wechsel
|
Wechsel
|
Trainer |
Trainer |
|
|
Ein Punkt in letzter Sekunde Bernd Hölzenbein kennt den Fußball, doch in Leverkusen geriet selbst er ins Staunen. Nach dem Abpfiff gab der Eintracht-Vizepräsident unumwunden zu: „An das 2:2 habe ich nicht mehr geglaubt. Ich habe vielmehr mit einer Klatsche gerechnet.“ Dass Frankfurt tatsächlich noch einen Punkt mitnahm, hielt selbst Bayer-Trainer Dragoslav Stepanovic für kaum möglich. Direkt nach dem Abpfiff hatte der Serbe für einen Moment seine sonstige Gelassenheit verloren und aus Wut seinen Kopf gegen die Plexiglasscheibe an der Trainerbank geschlagen. Was die 25.000 Zuschauer erlebten, war ein Spiel mit zwei völlig unterschiedlichen Gesichtern. Eine Stunde lang war es ein taktisch geprägtes Duell, in dem sich beide Teams im Mittelfeld neutralisierten. Positionswechsel, strategische Verschiebungen und diszipliniertes Pressing bestimmten das Geschehen, ohne dass echte Torszenen entstanden. Die wohl gefährlichste Aktion der ersten 60 Minuten war ein Schuss von Ulf Kirsten in der 33. Minute, den Eintracht-Keeper Uli Stein mit einer Glanzparade um den Pfosten lenkte. Maurizio Gaudino und Bernd Schuster lieferten sich im Zentrum ein hochklassiges Duell. Gaudino, von Trainer Klaus Toppmöller gezielt auf den Leverkusener Spielmacher angesetzt, ließ Schuster kaum zur Entfaltung kommen. „Wenn ich nur in seiner Nähe war, traute sich kein Leverkusener, ihn anzuspielen“, erklärte Gaudino später selbstbewusst. Auf der anderen Seite hatte Lupescu die Aufgabe, Eintracht-Regisseur Uwe Bein aus dem Spiel zu nehmen – mit weniger Erfolg. Bein hatte im Gegensatz zu Schuster mehr Freiheiten, auch weil er mit Mirko Dickhaut einen äußert aktiven Unterstützer hatte. Nach exakt einer Stunde Spielzeit war es dann ein Foulspiel, das die Partie in eine völlig neue Richtung lenkte. Frankfurts Uwe Bindewald brachte den agilen Andreas Thom im Strafraum zu Fall – Schiedsrichter Heynemann zögerte nicht und zeigte auf den Punkt. Franco Foda trat an und verwandelte sicher zur 1:0-Führung für Bayer Leverkusen. Nun wurde aus der taktischen Lauerpartie ein offener Schlagabtausch. Die Frankfurter reagierten wütend auf den Rückstand – und fanden prompt eine Antwort. Nur fünf Minuten nach der Leverkusener Führung landete eine zu kurz geklärte Ecke vor den Füßen von Mirko Dickhaut. Der Mittelfeldspieler fackelte nicht lange und hämmerte den Ball mit einem präzisen Schuss zum 1:1-Ausgleich ins Netz. Beide Teams warfen jetzt ihre taktischen Zwänge über Bord und spielten mit offenem Visier. Chancen ergaben sich beinahe im Minutentakt. Frankfurt drängte auf das 2:1, doch Bayer verteidigte mit aller Kraft – und setzte dann den nächsten Nadelstich. In der 80. Minute nutzte Andreas Fischer einen folgenschweren Abwehrfehler der Eintracht gnadenlos aus und brachte Leverkusen erneut mit 2:1 in Führung. Der erneute Rückstand ließ Frankfurt fast verzweifeln. Insbesondere Anthony Yeboah kämpfte verbissen um den Ausgleich, doch er hatte Pech im Abschluss. Zweimal parierte Bayer-Keeper Vollborn seine Kopfbälle mit größter Mühe, ein weiteres Mal traf Yeboah nur die Latte. Leverkusen hatte die große Chance, das Spiel endgültig zu entscheiden, doch Sergio vergab kurz vor Schluss das mögliche 3:1. Nach einem schnellen Konter, eingeleitet von Kirsten, stand er völlig frei vor Eintracht-Torwart Stein, doch sein Versuch, den Ball elegant zu lupfen, misslang kläglich. Sein Trainer Dragoslav Stepanovic verstand die Welt nicht mehr: „Ich habe ihm gesagt, dass er das in Brasilien machen kann, aber nicht hier gegen einen wie Stein.“ Und so kam es, wie es im Fußball so oft kommt: Wer seine Chancen nicht nutzt, wird bestraft. Sekunden vor dem Schlusspfiff segelte eine letzte Flanke von Gaudino in den Leverkusener Strafraum. Der eingewechselte Jörn Andersen, bislang ohne Ballkontakt, stand goldrichtig und köpfte eiskalt zum 2:2-Ausgleich ein. Die Frankfurter Spieler stürmten in Richtung ihrer Fans, Trainer Klaus Toppmöller hüpfte vor Freude über das Spielfeld, und selbst Bernd Hölzenbein war sprachlos. Draußen vor den laufenden Kameras stand Jörn Andersen und grinste: „Ich habe schon einige wichtige und späte Tore gemacht, aber mit nur einem Ballkontakt – das ist mir noch nie passiert.“
|