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Eintracht Frankfurt - Schalke 04 |
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Bundesliga 1992/1993 - 31. Spieltag
0:3 (0:0)
Termin: Sa 15.05.1993 15:30
Zuschauer: 24.000
Schiedsrichter: Bernd Heynemann (Magdeburg)
Tore: 0:1 Peter Sendscheid (73.), 0:2 Michael Büskens (78.), 0:3 Radmilo Mihajlovic (90.)
Eintracht Frankfurt | Schalke 04 |
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Desolat Noch lange nach dem Schlusspfiff saß Vizepräsident Bernd Hölzenbein regungslos auf seinem Sitz in der fast leeren Haupttribüne, das Kinn auf die Faust gestützt, der Blick ins Leere. „Wir brauchen noch einen Punkt für den UEFA-Cup“, murmelte er resigniert. „Aber wo sollen wir den noch herholen?“ Präsident Matthias Ohms, der unten in den Katakomben unterwegs war, brachte es auf den Punkt: Mit dieser Vorstellung hätte man „selbst gegen einen Amateurligisten verloren“. Hölzenbein ergänzte gequält: „Was wir da gesehen haben, war einfach erschütternd.“ Übergangstrainer Horst Heese, der noch wenige Tage zuvor an den Stolz seiner Spieler appelliert hatte, konnte seine Enttäuschung kaum verbergen. Vor laufenden Kameras attestierte er seiner Mannschaft eine „desolate Leistung“ und sprach von „fehlender geistiger und körperlicher Frische“, von „Schlafmützigkeit“ und „Lethargie“. Spielerische oder kämpferische Impulse: Fehlanzeige. Eine Erklärung für den plötzlichen Einbruch hatte auch er nicht. „Die Trainingswoche war gut, die Stimmung ebenfalls – und kommt nichts.“ Schließlich suchte Heese eine mögliche Ursache in Versäumnissen der Vergangenheit: Vielleicht seien „Fehler in der Vorbereitung gemacht worden.“ Was war nur mit dieser Mannschaft geschehen? Wo war das einst so entschlossene, selbstbewusste Auftreten geblieben? Wo das spielerische Element, das die Frankfurter monatelang ausgezeichnet hatte? Innerhalb kürzester Zeit schien all das, was die Eintracht unter Dragoslav Stepanovic stark gemacht hatte – Pressing, frühes Stören in des Gegners Hälfte –, verloren gegangen. Statt dynamischem Vorwärtsdrang setzt Heese auf Sicherheitsdenken. Die Bilanz ist ernüchternd: Aus den letzten acht Spielen unter seiner Regie holte die Eintracht acht Punkte und erzielte gerade einmal zehn Tore. Statt noch ernsthaft um die Meisterschaft zu kämpfen, muss nun sogar der UEFA-Cup-Platz verteidigt werden. „Bei 8:8 Punkten entlässt man keinen Trainer“, sagte Hölzenbein mit einem bitteren Lächeln. Doch das Saisonende herbeizusehnen, schien in Frankfurt längst legitim. Sicher, am Samstag fehlten wichtige Stützen: Yeboah gesperrt, Weber verletzt, Bommer nach Grippe geschwächt. Doch dass auch etablierte Kräfte wie Zchadadse, Roth, Falkenmayer oder Binz ungewohnt fehlerhaft agierten, dass Uwe Bein nur eine Halbzeit lang versuchte, das Spiel zu ordnen, dass Schmitt, Studer und Kruse („Das war eine Skandalvorstellung“) nahezu wirkungslos blieben, zeigte klar: In diesem Team stimmt derzeit wenig. Einzig Stein, Komljenovic und Bindewald erreichten ansatzweise Normalform. Gegner Schalke 04 musste nicht einmal glänzen. Eine solide Vorstellung genügte, um die verunsicherte Eintracht auseinanderzunehmen. Besonders Alexander Borodjuk, zuletzt heftig kritisiert, wirbelte die Frankfurter Abwehr nach Belieben durcheinander. Folgerichtig bereitete er alle drei Schalker Treffer vor: Sendscheid traf in der 72. Minute, Büskens legte fünf Minuten später nach, und Mihajlovic setzte in der 90. Minute den Schlusspunkt. „Heute haben wir wohl die letzten Zuschauer vergrault“, resümierte Axel Kruse, der wohl seinen letzten Auftritt im Eintracht-Trikot absolviert hatte, ungewohnt selbstkritisch. „Wenn ich könnte, würde ich den Leuten das Eintrittsgeld zurückzahlen.“
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