SG Wattenscheid 09 - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1991/1992 - 14. Spieltag

2:4 (0:1)

Termin: Sa 19.10.1991, 15:30 Uhr
Zuschauer: 8.000
Schiedsrichter: Hans-Peter Dellwing (Trier)
Tore: 0:1 Uwe Bein (8.), 0:2 Anthony Yeboah (46.), 0:3 Lothar Sippel (51.), 1:3 Souleyman Sané (58.), 2:3 Markus Schupp (60.), 2:4 Uwe Bein (77.)

 

 

>> Spielbericht <<

SG Wattenscheid 09 Eintracht Frankfurt

  • Udo Mai
  • Jörg Bach
  • Thomas Langbein
  • Hans-Werner Moser
  • Dirk Greiser
  • Frank Hartmann
  • Souleyman Sané
  • Markus Schupp
  • Thorsten Fink
  • Eduard Buckmaier
  • Jörg Sobiech

 


 

Wechsel

  • René Unglaube für Eduard Buckmaier (46.)

Wechsel

Trainer

  • Hannes Bongartz

Trainer

 

 

Warum einfach, wenn’s auch schwierig geht?

Es war ein ungewohnter Anblick: Dragoslav Stepanovic, sonst die Ruhe selbst, zeigte plötzlich Nerven. Fast wäre ihm das Zigarillo aus dem Mundwinkel gefallen. Der Spieltag, erklärt der Trainer von Eintracht Frankfurt stets, sei ein Tag des Genusses – die Bühne, auf der die Früchte der Woche geerntet würden. Doch an diesem Samstag schien die Ernte gefährdet.

Dabei hatte alles so vielversprechend begonnen. Die Eintracht, angetrieben von ihren Kreativspielern Uwe Bein und Andreas Möller, dominierte das Spiel von Beginn an. Wattenscheid, das auf Geheiß ihres Trainers Hannes Bongartz auf eine Raumdeckung gegen die Frankfurter Stars setzte, stand von Anfang an unter Druck. Diese Taktik war ein Geschenk für die Gastgeber: Bein und Möller nutzten die Freiräume nach Belieben und boten dem Publikum eine Show. Nach einer frühen Parade von Torhüter Uli Stein gegen Fink bereits in der ersten Minute übernahm Frankfurt das Kommando.

Den ersten Höhepunkt setzte Bein selbst: Mit einem platzierten Abschluss brachte er die Eintracht in Führung und belohnte die drückende Überlegenheit seines Teams. Doch das 1:0 war nur der Anfang – weitere Chancen folgten. Bein vergab zwei hochkarätige Möglichkeiten, die das Spiel bereits zur Pause hätten entscheiden können, und auch Yeboah scheiterte knapp. Dennoch sah es für Frankfurt bis zur Halbzeit wie ein perfekter Nachmittag aus: Mit spielerischem Glanz und einer Führung ging es in die Kabine.

Nach dem Seitenwechsel lief die Frankfurter Maschine weiter auf Hochtouren. Kaum zurück auf dem Platz, erzielte Yeboah nach einem herrlichen Anspiel von Bein das 2:0. Nur wenige Minuten später wurde es spektakulär: Eine Kombination wie aus dem Lehrbuch – von Yeboah über Falkenmayer zu Bein und schließlich zu Möller – landete final bei Sippel, der nach einem eleganten Schlenker das 3:0 markierte. Die Zuschauer im Lohrheidestadion waren begeistert, und selbst die komplizierten Spielzüge der Eintracht schienen mühelos.

Doch in ihrer Spielfreude übersahen die Hessen, dass auch Wattenscheid elf Spieler auf dem Platz hatte. Während sich Frankfurt weiter an komplizierten Angriffen versuchte, witterten die Gäste ihre Chance. Innerhalb kurzer Zeit trafen Sané und Schupp, und plötzlich war die komfortable Führung dahin. Die Frankfurter wirkten aus der Balance, die vorher so präzisen Pässe von Möller und Bein landeten beim Gegner, und Wattenscheid drückte auf den Ausgleich.

Es wurde brenzlig. Ein Kopfball von Sané zwang Torhüter Stein zu einer Glanzparade, und in der 77. Minute kam der Moment, der das Spiel endgültig entschied. Einen Rempler von Weber gegen Moser im Strafraum sah Schiedsrichter Dellwing aus Trier nicht als elfmeterwürdig an, Webers Befreiungsschlag wurde 60 Meter vor dem Tor von Möller mit dem Kopf auf Uwe Bein verlängert. Und der nahm Fahrt auf, sprintete über das halbe Feld, spielte den Torwart aus und schob den Ball schließlich ins Netz. Das 4:2 war die Erlösung und ein ungewohnt laufstarkes Meisterstück des ansonsten meist nur mit seiner Eleganz glänzenden Spielmachers.

Nach dem Abpfiff konnte Stepanovic durchatmen. „Mußte isch doch mal was sage“, kommentierte er schmunzelnd seine Ausbrüche an der Seitenlinie. „Abe innerlisch war isch gaaaaanz ruisch.“ Während der Zigarillo wieder im Mundwinkel glomm, feierten die Fans ihre Mannschaft mit einem Lied, das schon fast zum Markenzeichen geworden ist: „Auf dem Mars, auf dem Mond, überall ein Hesse wohnt.“

Die Eintracht hatte es unnötig spannend gemacht, aber am Ende bewies sie, dass sie auch die schwierigen Wege meistert – manchmal mit Genialität, manchmal mit Glück. Und genau das machte diesen Sieg so schön.

 

 

>> Spieldaten <<





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