Eintracht Frankfurt - SG Wattenscheid 09 |
Bundesliga 1990/1991 - 26. Spieltag
4:0 (1:0)
Termin: Di 16.04.1991 20:00
Zuschauer: 11.000
Schiedsrichter: Eugen Strigel (Horb)
Tore: 1:0 Andreas Möller (18.), 2:0 Heinz Gründel (53.), 3:0 Thomas Langbein (58., Eigentor), 4:0 Uwe Bein (63., Foulelfmeter)
Eintracht Frankfurt | SG Wattenscheid 09 |
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Stepis gelungener Einstand Nur drei Tage nach der Trennung von Trainer Jörg Berger und der Verpflichtung des früheren jugoslawischen Nationalspielers Dragoslav Stepanovic als Nachfolger konnte Eintracht Frankfurt den sportlichen Abwärtstrend stoppen. Mit einem deutlichen 4:0-Sieg gegen die SG Wattenscheid zeigte die Mannschaft, dass sie weiterhin um einen UEFA-Cup-Platz kämpfen will. Die Tore erzielten Möller, Bein, Gründel sowie Langbein mit einem Eigentor. Nach der enttäuschende Niederlage gegen den 1. FC Köln und dem Debakel gegen den Hamburger SV erwiesen sich die Wattenscheider als der ideale Gegner für die Eintracht, um Selbstvertrauen zurückzugewinnen. Die Gäste traten über weite Strecken zurückhaltend auf und beschränkten sich auf Schadensbegrenzung. Diese Passivität nutzten die Frankfurter effizient und geschickt aus. Besonders die beiden Nationalspieler Andreas Möller und Uwe Bein drückten der Partie ihren Stempel auf. Fast alle gefährlichen Angriffe liefen über die beiden, deren spielerische Klasse deutlich sichtbar war. Das Spiel begann für die Eintracht allerdings holprig. Die Ereignisse der vergangenen Tage – insbesondere die Entlassung von Jörg Berger – hatten ihre Spuren hinterlassen. Die Fans machten ihrer Wut über die Entscheidung des Vorstands lautstark Luft. Transparente mit Aufschriften wie „Berger ist gefeuert, Vorstand ist bescheuert“ und „Danke Jörg, Kaspervorstand“ waren in den Fanblöcken omnipräsent. In den Anfangsminuten der Partie waren auch die Sprechchöre „Berger, wir danken dir“ deutlich zu hören. Trotz des Drucks von den Rängen zeigte die Mannschaft auf dem Platz eine engagierte Leistung. Nach einem herrlichen Zuspiel von Manfred Binz erzielte Andreas Möller in der 18. Minute mit einem trockenen Schuss die 1:0-Führung. Es war Möllers zwölftes Saisontor und der erste Schritt in Richtung Wiedergutmachung nach dem desaströsen 0:6 gegen den HSV am Wochenende zuvor. In der Folgezeit hätte die Eintracht bequem auch erhöhen können. Doch da verpassten Yeboah, Gründel und vor allem Kruse gute Gelegenheiten. Dragoslav Stepanovic, der zum ersten Mal als Trainer einer Profimannschaft an der Seitenlinie stand, blieb während der gesamten Partie bemerkenswert ruhig. Der neue Coach verzichtete auf überschwängliche Gesten oder emotionalen Jubel – selbst nach dem zweiten Treffer durch Gründel in der 53. Minute. Nach einem „tödlichen Pass“ von Uwe Bein verwertete Gründel die Vorlage im Stolpern und erhöhte auf 2:0. Stepanovic verfolgte das Geschehen mit einer Mischung aus Gelassenheit und Konzentration, während die Zuschauer sich zunehmend entspannen konnten. Nur fünf Minuten später war das Spiel durch ein Eigentor von Wattenscheids Langbein quasi entschieden. Nach einem Schuss von Anthony Yeboah, den Torhüter Mai nur unzureichend abwehren konnte, drückte Langbein den Ball unglücklich ins eigene Netz. Und die Zuschauer mussten nur weitere fünf Minuten auf das 4:0 warten: Ein Strafstoß von Uwe Bein sorgte für den Endstand, nachdem Möller zuvor im Strafraum von Sobiech gefoult worden war. Die Zuschauer, die zu Beginn der Partie noch ihren Unmut über die Vereinsführung geäußert hatten, stimmten nun in ihre traditionellen „Eintracht, Eintracht“-Gesänge ein. Die deutliche Führung und die insgesamt solide Vorstellung der Mannschaft ließen die Krise zumindest für den Moment in den Hintergrund treten. Für Dragoslav Stepanovic war es dennoch ein gelungener Einstand. Die Mannschaft zeigte Kampfgeist, Disziplin und phasenweise spielerische Klasse. Ob dies jedoch ausreicht, um in den verbleibenden Spielen der Saison konstant zu punkten, bleibt abzuwarten. Der Sieg gegen Wattenscheid könnte jedoch das dringend benötigte Selbstvertrauen für die kommenden Aufgaben geliefert haben. Aber trotz des klaren Sieges gibt es für den neuen Trainer auch neue Herausforderungen. Uwe Bein sah in der ersten Halbzeit seine vierte Gelbe Karte und wird damit für das nächste Spiel gegen Borussia Dortmund gesperrt sein. Damit fällt der zentrale Spieler im Mittelfeld aus, der in seinem neuen Stepanovic-System eine entscheidende Rolle einnimmt. Dies wird den Trainer vor eine erste Bewährungsprobe stellen, da er sein Konzept bereits nach nur einem Spiel anpassen muss.
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