Eintracht Frankfurt - SV Waldhof Mannheim |
Bundesliga 1988/1989 - 8. Spieltag
0:0
Termin: Di 13.09.1988 15:30
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Joachim Kautschor (Eschweiler)
Tore: ./.
Eintracht Frankfurt | SV Waldhof Mannheim |
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Keine Stürner, keine Tore, kein Niveau Schon das Ergebnis klingt trostlos: Eintracht Frankfurt gegen den SV Waldhof Mannheim 0:0. Doch die Leistung beider Mannschaften war noch schlimmer, als es das Ergebnis ahnen läßt. Eigentlich hatte keine der beiden Mannschaften nach diesem Spiel einen Punkt verdient Assistenztrainer Jürgen Sparwasser stöhnte nach der blamablen Leistung: „Die Zuschauer haben uns zu Recht ausgepfiffen. So eine Leistung darf man zu Hause nicht bieten.“ Bei der Eintracht hatte wieder einmal der Angriff versagt Turowski erspielte sich zwar einige Möglichkeiten, vergab aber zumeist kläglich. Heinz Gründel konnte sich nicht einmal eine einzige Chance erarbeiten. Die Anhänger der Frankfurter Eintracht, die noch eine Viertelstunde nach dem Schlußpfiff den Rauswurf des Präsidiums forderten, können sich nun in der Olympiapause von diesem Spiel erholen. Auch der Eintracht kann diese Pause nur guttun. Co-Trainer Timo Zahnleiter sieht die Situation nicht weniger kritisch: „Was wir in der ersten Halbzeit abgeliefert haben, war eine Zumutung für das Publikum. Am Ende müssen wir mit dem Unentschieden zufrieden sein. In der vergangenen Saison haben wir solche Spiele verloren.“ Frank Schulz, der verletzte und torgefährliche Mittelfeldspieler der Frankfurter Eintracht, gab sich vor der Partie optimistisch. „Irgendwann muß doch einmal der Knoten platzen. Heute machen wir drei Tore“, sagte Schulz, der in der letzten Saison neun Treffer erzielt hatte. Die Frankfurter Fußballfans teilten diese Zuversicht aber offensichtlich nicht. Nur 10.000 Zuschauer waren zum vierten Heimspiel ins Waldstadion gekommen, Minusrekord. Die, die zu Hause blieben, wußten wohl, warum. Denn die Partie Frankfurt - Mannheim hielt, was von ihr zu befürchten war. In den ersten 45 Minuten boten beide Mannschaften katastrophale Leistungen, wurden von den wenigen Zuschauern mit einem gellenden Pfeifkonzert in die Kabine verabschiedet. In den ersten 20 Minuten, als die Mannheimer die eklatanten Schwächen der Eintracht auf der linken Verteidigungsseite ausnutzten, erspielten sie sich auch ihre beiden besten Möglichkeiten. Der völlig alleingelassene Studer, der vergeblich nach Verstärkung in seinem Bereich brüllte, konnte zwei gefährliche Flankenläufe nicht verhindern. Erst hatte Bockenfeld Bührer freigespielt, doch der Mannheimer schob den Ball aus vier Metern am Tor von Uli Stein vorbei. Vier Minuten später, nach Paß von Buric, scheiterte Freiler aus der gleichen Entfernung an Uli Stein, dem der Ball gegen das Bein prallte. Die Eintracht hatte ihre besten Möglichkeiten eine Minute vor dem Halbzeitpfiff. Erst scheiterte Turowski mit einem Flachschuß an Torwart Zimmermann, dann verfehlte er mit einem Kopfball nur knapp das Tor. Typisch waren diese Szenen für das Spiel allerdings nicht. Eher die folgende Situation: Binz spielte in 37. Minute mit einem geschickten Paß Gründel und Heidenreich frei, die sich aber, aus welchen Gründen auch immer, im Abseits wähnten und im Dauerlauf abdrehten. Beiden stand der Weg zum Tor völlig offen. Bis zur 74. Minute stellten sich die Fans auf der Tribüne vor allem eine Frage: „Wie lange darf eine Mannschaft so schlecht spielen, ohne daß ausgewechselt wird?“ Dann reagierte Interims-Cheftrainer Timo Zahnleiter und holte Maximilian Heidenreich nach dessen blamabler Vorstellung vom Platz. Für ihn kam nach langer Zeit Biernat zum Einsatz. Was sich bis dahin auf dem Platz tat? Nicht viel. Kurz nach Wiederanpfiff versuchten Studer und Turowski noch mehr Druck zu machen. Doch es sprangen nur zwei Chancen dabei heraus. In der 67. Minute dann die beste Chance für den Deutschpolen. Nach einem Eckball von Bakalorz griff der unsichere Mannheimer Torwart Zimmermann erneut am Ball vorbei. Turowski versuchten den Ball am Fünfmeterraum zu stoppen. Doch dieser Versuch mißlang, der Ball versprang, und Mannheim konnte klären. Fünf Minuten zuvor hatten allerdings auch die Mannheimer die große Chance zur Führung. Freiler setzte sich an der Außenlinie gegen Schlindwein durch, lief allein auf Uli Stein zu. Doch der fehlerlose Eintracht-Torwart warf sich dem Waldhof-Stürmer beherzt entgegen und verhinderte einen möglichen Rückstand. Die Eintracht versuchte zwar weiterhin, ein Tor zu erzielen, doch die Bemühungen waren ärmlich. Die enttäuschten Fans feuerten ihre Mannschaft auch in den letzten Minuten nicht an. Sie forderten nur den Rauswurf des Präsidiums. Aber daran werden sich die Herren wohl bereits genauso gewöhnt haben wie an die miserablen Spiele ihrer Mannschaft. (Abendpost-Nachtausgabe vom 14.09.1988)
Feldkamp und Kraus gefeuert - Csernai ist da Beim krisengeschüttelten DFB-Pokalsieger Eintracht Frankfurt rollten gestern die Köpfe: Cheftrainer Kalli Feldkamp wurde durch Pal Csernai ersetzt. Außerdem verkündete das Präsidium die „Freistellung“ von Manager Wolfgang Kraus. Präsident Klaus Gramlich war nicht bereit, diese Entscheidungen zu begründen: „Es gibt keinen Grund, schmutzige Wäsche zu waschen. Wenn wir schon schlecht spielen, wollen wir hier unser Gesicht wahren.“ Gramlich war nur bereit, den Zeitpunkt zu begründen: „Herr Csernai hat in der Olympia-Pause drei Wochen Zeit, um in Ruhe mit der Mannschaft zu arbeiten.“ Karl-Heinz Feldkamp hatte die Eintracht im Sommer 1987 übernommen und sofort zum Pokalsieg sowie auf den neunten Platz in der Bundesliga-Tabelle geführt. Allerdings erkrankte der 54jährige, der zur Zeit im Krankenhaus liegt, Mitte August an der Bandscheibe und hätte vermutlich erst im November seine Arbeit wieder aufnehmen können. Sein Vertrag endet nach dieser Spielzeit. Wolfgang Kraus saß seit Dietrich Weises Entlassung im November 1986 auf dem Managerstuhl am Riederwald. Er holte zwar den Ungarn Lajos Detari an den Main, aber nach dessen Verkauf an Olympiakos Piräus wurde er von verschiedenen Seiten wegen seiner Ein- und Verkaufspolitik kritisiert, obwohl diese Entscheidung hauptsächlich vom Präsidium getragen worden war. Gramlich erklärte, das Präsidium habe alle Beschlüsse einstimmig gefaßt. Vizepräsident Klaus Mank, in den letzten Wochen eindeutig auf der Seite des Managers, bestätigte dies zwar „in letzter Konsequenz“, schloß allerdings persönliche Konsequenzen für die Zukunft nicht aus. Es sei aber etwas passiert, „weshalb ich nicht mehr so vehement um Wolfgang Kraus gekämpft habe.“ Die Einigung mit Csernai wurde bereits am Sonntag erzielt, Kalli Feldkamp aber erst am Dienstagnachmittag davon unterrichtet. Klaus Mank informierte Wolfgang Kraus während des Spiels gegen Waldhof Mannheim in einem Auto auf dem Parkplatz im Waldstadion. Zuvor hatte der Manager noch Pal Csernai vom Flughafen abgeholt und ins Waldstadion gefahren. Nach dem enttäuschenden 0:0 stellte das Präsidium der Mannschaft bei einem gemeinsamen Essen ihren neuen Trainer vor, verschwieg allerdings dabei die gleichzeitige Trennung von Kraus. Am Dienstagabend hatten die Eintracht-Fans lautstark die Ablösung des Präsidiums gefordert und nach dem Abpfiff das Auto Klaus Gramlichs mit Steinen beworfen. Die Entlassung von Karl-Heinz Feldkamp ist bereits der zweite Trainersturz in dieser Saison (Saftig/Dortmund) und gleichzeitig der 150. „Rauswurf“ seit Bestehen der Fußball-Bundesliga. Klaus Gramlich glaubt, „daß es weder bei Feldkamp noch bei Kraus zu einem Arbeitsgerichts-Prozeß kommen wird.“ Wolfgang Kraus, dessen Vertrag noch bis Sommer 1990 läuft, meinte hierzu: „Bisher hat mit mir noch niemand über die finanzielle Seite gesprochen. Da ich, wie Klaus Mank mir erklärte, derzeit lediglich freigestellt und damit weiterhin Angestellter von Eintracht Frankfurt bin, muß ich grundsätzlich stündlich damit rechnen, daß ich wieder zur Arbeit angehalten werde.“ Für den 35jährigen Kraus kam die Entscheidung „letztendlich überraschend, da ich mir nichts vorzuwerfen habe.“ Eine seiner letzten Amtshandlungen war es gewesen, die Kontakte zu Csernai zu knüpfen, den er aus seiner Zeit bei Bayern München her gut kennt. Über einen Nachfolger von Kraus bewahrte das Präsidium Stillschweigen. Allerdings sollen Verbindungen zu Jürgen Friedrich bestehen. Der ehemalige Eintracht-Spieler hatte im Frühsommer freiwillig auf die weitere Ausübung des Präsidentenamts beim 1. FC Kaiserslautern verzichtet Csernai wird heute um 15 Uhr am Riederwald erstmals das Training der Eintracht-Profis leiten. (Frankfurter Neue Presse vom 15.09.1988)
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