Eintracht Frankfurt - Werder Bremen

Bundesliga 1987/1988 - 31. Spieltag

0:1 (0:0)

Termin: Di 03.05.1988, 20:00 Uhr
Zuschauer: 27.000
Schiedsrichter: Joachim Kautschor (Eschweiler)
Tore: 0:1 Karlheinz Riedle (70.)

 

 

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Eintracht Frankfurt Werder Bremen

 


  • Oliver Reck
  • Michael Kutzop
  • Thomas Schaaf
  • Gunnar Sauer
  • Jonny Otten
  • Ulrich Borowka
  • Mirko Votava
  • Günter Hermann
  • Karlheinz Riedle
  • Frank Ordenewitz
  • Frank Neubarth (67.)

 

Wechsel Wechsel
Trainer Trainer
  • Otto Rehhagel

 

 

Vor 30.000 Zuschauern: Eintracht verliert und gratuliert

Werder Bremen mit 10 Mann Deutscher Meister

Erst schoß die Frankfurter Eintracht den SV Werder Bremen aus dem sicher geglaubten Pokalfinale, jetzt verhalf sie der Mannschaft von Otto Rehhagel durch eine schwache Leistung zur verdienten deutschen Meisterschaft. Schon Minuten vor dem Schlußpfiff hatten die Fotografen die Bank des Bremer Trainers belagert. Doch als Schiedsrichter Kautschor den 1:0 (0:0)-Sieg des SV Werder abpfiff, stürzte Rehhagel an ihm vorbei, lief auf den Platz und umarmte seine Spieler. Zusammen rannten sie zu den Fans in der Kurve, warfen ihre Trikots ins Publikum. Das Tor zum zweiten Titel hatte Karl-Heinz Riedle in der 69. Minute mit einem Kopfball erzielt. Doch zu diesem Zeitpunkt hatte Bremen nur noch zehn Spieler auf dem Platz. Denn Frank Neubarth war in der 69. Minute - nach einem Schlag mit dem Ellbogen in das Gesicht von Schlindwein - vom Platz geflogen.

An den Eingängen drängelten sich die Fans, 30.000 Zuschauer waren auf dem Weg ins Waldstadion. Wegen des großen Andrangs entschieden sich die Vereine, fünf Minuten später zu beginnen - von dem Spitzenspiel des Pokal-Finalisten gegen den souveränen Tabellenführer sollte niemand etwas verpassen. Doch jeder, der trotzdem zu spät kam, mußte das nicht bereuen. Im Gegenteil.

Von Beginn an war zu erkennen, daß beide Mannschaften um keinen Preis verlieren wollten. Doch ein Verlierer stand schnell fest: das Publikum. Die Eintracht, ohne den kranken Wlodek Smolarek, spielte nur etwas offensiver als bei den erfolgreichen Auswärtspartien der letzten Wochen, doch bis zur Halbzeit kam - bis auf 4 Eckstöße - überhaupt nichts dabei heraus. Detari, fast in der Sturmspitze, enttäuschte ebenso wie die angeblichen Angreifer Turowski und Balzis.

Die Bremer, offensichtlich nicht gewillt wie beim Pokal-Halbfinale, das die Eintracht im Weserstadion ja mit 1:0 gewann, den Frankfurtern auch nur einen Meter Raum in der eigenen Hälfte zu gönnen, waren bis zur Pause nur einmal gefährlich. In der 45. Minute nutzte Ordenewitz auf der linken Seite einen Fehler von Kostner und flankte hart und halbhoch in den Strafraum. Riedle rutschte dem Ball entgegen, traf aber - von Körbel hart bedrängt - aus wenigen Metern nur den Pfosten.

Jubel kam bis zum Anpfiff der zweiten Halbzeit im Waldstadion nur einmal auf, als während der Pause Jürgen Grabowski, Bernd Hölzenbein und Bernd Nickel vorgestellt wurden, die die Sieger im Super-Preisausschreiben der Abendpost/Nachtausgabe zogen.

Nach einer Stunde wurde die träge Partie turbulent. Die 65. Minute: Uli Stein fängt einen Ball neben dem Tor und wirft ab, Schiedsrichter Kautschor läßt weiterspielen, doch der Linienrichter hob die Fahne - Eckball. Dieter Schlindwein und Frank Neubarth rangeln am Torpfosten. Plötzlich bricht der Eintracht-Verteidiger zusammen, Kaulschor zögert nicht einen Augenblick und zeigt dem Bremer die Rote Karte. Neubarth, der schon vor der Pause mit einem Foul an Schlindwein verwarnt worden war, hatte seinen Gegenspieler offenbar den Ellenbogen ins Gesicht gerammt. Schlindwein mußte mit der Trage in die Kabine gebracht werden.

Nach drei Minuten Unterbrechung wieder Eckball für Bremen. Torwart Uli Stein verfehlte das Leder am Fünf-Meter-Raum, Riedle stand direkt hinter ihm und köpfte in der 69. Minute das 0:1 und die Deutsche Meisterschaft nach Bremen.

Das Spiel wurde nun härter. Riedle stand kurz vor einem Platzverweis und Kostner erwischte Ordenewitz übel, ohne daß dies geahndet wurde. Obwohl Werder die letzten 20 Minuten mit nur zehn Spielern überstehen mußte, geriet der neue deutsche Meister nicht in Gefahr. Die Eintracht war in der Offensive zu schwach. Werder steht damit drei Spieltage vor Saisonende als Nachfolger von Bayern München fest.

Trainerstimmen

Otto Rehhagel (Werder Bremen): „In meinem Leben hat es die ein oder anderen besonders schöne Augenblicke gegeben, heute ist einer davon. Denn heute ist der schönste Traum eines Fußballehrers in Erfüllung gegangen. Ich bedanke mich bei meiner Mannschaft, bei dem Präsidium und bei Willi Lemke für die Unterstützung bei meiner Arbeit, die ich hier über Jahre diszipliniert und konsequent leisten konnte. Ich freue mich, daß Werder ein Beispiel gegeben hat, daß man durchaus Bayern München Paroli bieten kann.“

Karlheinz Feldkamp (Eintracht Frankfurt): „Ich gratuliere ehrlich zur deutschen Meisterschaft. Nur hätte ich das heute alles etwas schöner gesehen, auch der Platzverweis war nicht nötig. Wir haben heute den richtigen deutschen Meister gesehen und das sollte Ansporn für alle anderen sein, auch für die Eintracht, ähnlich aufzubauen. Unseren Fehler haben wir heute gesehen, wir haben eine Sekunde an etwas anderes gedacht und schon waren wir nur noch zu 50 Prozent da.“ (Abendpost-Nachtausgabe vom 04.05.1988)

 

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