Eintracht Frankfurt - Hamburger SV

Bundesliga 1984/1985 - 33. Spieltag

1:0 (0:0)

Termin: Sa 01.06.1985, 15:30 Uhr
Zuschauer: 21.000
Schiedsrichter: Wolf-Dieter Ahlenfelder (Oberhausen)
Tore: 1:0 Thomas Berthold (54.)

 

 

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Eintracht Frankfurt Hamburger SV

 


  • Ulrich Stein
  • Christian Hofmeister
  • Ditmar Jakobs
  • Bernd Wehmeyer
  • Gerard Plessers
  • Michael Schröder
  • Felix Magath
  • Erik Soler
  • Wolfgang Rolff
  • Thomas von Heesen
  • Wolfram Wuttke

 

Wechsel Wechsel
  • Kai Steffen für Bernd Wehmeyer (75.)
Trainer Trainer
  • Ernst Happel  

 

 

Berthold bannt die Abstiegsgefahr

Versöhnlicher Abschluß einer verkorksten Rückrunde im Waldstadion: mit einem 1:0-Sieg brachte sich die Frankfurter Eintracht nun endgültig vor der Abstiegsgefahr in Sicherheit und schoß ihrerseits den Hamburger SV möglicherweise aus dem UEFA-Pokal. In einem ausgeglichenen Spiel, dessen Tempo und Temperament unter der brütenden Hitze litt, entschied eine prächtige Einzelleistung von Thomas Berthold in der 55. Minute das Spiel. Auf der ungeliebten Position des hängenden Mittelstürmers wurde der Nationalspieler zur spielentscheidenden Figur. Die zweite stand mit Ralf Sievers in der Abwehr und im entscheidenden Augenblick auf der Linie. In der druckvollen Schlußoffensive des HSV rettete der Verteidiger eine Viertelstunde vor Schluß für seinen bereits geschlagenen Torwart Pahl auf der Linie. Waren bei der Eintracht Berthold und Sievers nach der Pause der herausragenden Spieler, so hießen die stärksten beim HSV Wolfram Wuttke und Wolfgang Rolff, die für Druck und Elan sorgten, aber allein den verblichenen Glanz des einmal großen HSV auch nicht aufpolieren konnten. Nur 21.000 Zuschauer, sicherlich die schwächste Kulisse bei HSV-Gastspielen in Frankfurt in den letzten Jahren, erlebten kein großes, aber trotz der Hitze kampfbetontes Spiel. Zu schön war das Wetter, zu schlecht die Leistungen beider Mannschaften in den letzten Wochen, um wieder für eine imposante Kulisse zu sorgen. Mit seiner Eintracht aber durfte das Frankfurter Publikum zum Schluß zufrieden sein.

Thomas Berthold als hängender Mittelstürmer — das war die Maßnahme der Eintracht gegen die Abseitsfalle des HSV. Dietrich Weise setzte auf die Schnelligkeit seines Allroundmannes, um Ernst Happels „Leerlauftaktik“ aus den Angeln zu heben.

Aber in der ersten Halbzeit ging die HSV-Taktik auf: Berthold wir meist zu schnell, wenn die manchmal bis zu neun Mann gezogene Linie auf ein Kommando von Dietmar Jakobs vorrückte. Einmal, in der 9. Minute, allerdings überlief der Nationalspieler die Linie, schoß aber zu früh und auch zu schwach, um Uli Stein zu überwinden.

Vorn machte beim HSV allein Wolfram Wuttke Wirbel, ob er nun dribbelte und Armin Kraaz schlecht aussehen ließ, Weitschüsse vom Stapel ließ oder Pässe schlug. Die großen Chancen aber hatte der HSV durch zwei Kopfbälle von Hofmeister (20., knapp drüber) und von Heesen (40., Pahl parierte prächtig). Aber auch die Eintracht hatte in der ausgeglichenen ersten Halbzeit ihre zwei Tormöglichkeiten. Ein Schuß von Kroth aus vollem Lauf (35.) meisterte Stein, ein Volleyschuß von Uwe Müller (37.) zischte knapp über die Latte.

Zehn Minuten nach der Pause aber half dem HSV keine Abseitsfalle mehr. Von der Mittellinie aus zog Thomas Berthold los, unwiderstehlich. Seinem Antritt konnte niemand folgen. Dietmar Jakobs stellte sich ihm in den Weg. Vergebens. Der HSV-Kapitän wollte Berthold festhalten, zerrte und riß an ihm, doch der Frankfurter setzte sich energisch durch, schob trotz Jakobs Klammversuche den Ball flach an Stein vorbei ins Eck. 1:0. Eine grandiose Leistung des Frankfurter Nationalspielers.

Thomas Kroth hatte wenig später allein vor Stein das 2:0 vor dem Fuß, doch die Stiefelspitze des HSV-Torwarts war den Bruchteil einer Sekunde früher am Ball. Als wollte er seinen Patzer auswetzen, bezog Libero Jakobs nun seinerseits Mittelstürmerposition. Der HSV blies zur Generaloffensive — und die Eintracht konnte kontern. 60. Minute: Tobollik stürmte über die linke Seite, paßte zum mitgelaufenen Körbel, dessen flacher Schuß haarscharf am Pfosten vorbeiging.

Aber der Druck des HSV wurde immer stärker, die Konter der Eintracht immer weniger. Wuttke und Rolff sorgten für Power. In der 75. Minute hätte der gerade eingewechselte Steffen (für Wehmeyer) auch schon mit seinem ersten Ballkontakt fast den Ausgleich eingeleitet. Seine Hereingabe schoß von Heesen direkt, Pahl war schon geschlagen, aber Sievers, bester Mann in der Abwehrschlacht der zweiten Halbzeit, rettete auf der Linie.

Dietrich Weise wechselte nun Friz gegen Mohr ein. Pfiffe für diese Maßnahme, Beifall für Mohr, der zwar ein gutes Spiel geliefert, aber unter der Hitze Mitte der zweiten Halbzeit kräftemäßig nachgelassen hatte. Die Eintracht überstand Ihre Schlußschwäche und die Schlußoffensive des HSV und hatte in der 89. Minute nach einem neuen Supersolo von Berthold sogar die Chance zum 2:0. Doch Berthold traf diesmal nur den Pfosten.

Trainerstimme

Dietrich Weise (Eintracht Frankfurt): „Es war von beiden Mannschaften ein kampfbetontes Spiel. Heute stand endlich mal das Glück auf unserer Seite. Thomas Berthold hat heute wohl eins seiner bestes Spiele der jüngsten Vergangenheit gemacht. Ich habe Jürgen Mohr ausgewechselt, weil ich den Eindruck hatte, daß er auf der rechten Seite Probleme hatte. Uwe Müller durfte drin bleiben, weil er von der Willenskraft her stärker ist.“ (Abendpost-Nachausgabe zum Sonntag vom 02.06.1985)

 

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