Eintracht Frankfurt - Schalke
04 |
Bundesliga 1984/1985 - 32. Spieltag
1:1 (0:0)
Termin: Fr 24.05.1985, 20:00 Uhr
Zuschauer: 19.000
Schiedsrichter: Gerd Zimmermann (Wolfsburg)
Tore: 0:1 Michael Jakobs (68.), 1:1 Karl-Heinz Körbel (75.)
Eintracht Frankfurt | Schalke 04 |
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Körbel rettet die Eintracht Gut, die Eintracht hat mit dem 1:1 (0:0) gegen Schalke 04 zunächst einmal jenen Punkt unter Dach und Fach gebracht, der sie nun wenigstens praktisch von allen Abstiegsgefahren befreit. Aber die Eintracht spielte vor 19.000 enttäuschten Zuschauern im Waldstadion wie eine Mannschaft, der die panische Abstiegsangst wie ein Klammeraffe im Nacken saß: Nervös, unsicher, zerfahren, ohne Harmonie. Allein der Kampfmoral ihres Kapitäns Karl-Heinz Körbel hat sie das Unentschieden letztlich zu verdanken. Körbel machte den Rückstand durch einen abgefälschten Schuß zum 0:1 von Jacobs mit einer unermüdlichen Kampfmoral und einem herrlichen Kopfball zum 1:1 eine Viertelstunde vor Schluß wieder wett. Körbel und Mohr waren die auffälligsten Frankfurter Spieler einer enttäuschenden Eintracht, die mit Pfiffen verabschiedet wurde und froh sein kann, daß sie sich in der Vorrunde ein dickes Polster geschaffen hat, sonst würde sie jetzt in ärgsten Abstiegsnöten schweben. Theoretisch ist sie aber erst gesichert, wenn heute Fortuna Düsseldorf beim Hamburger SV verliert, nachdem Arminia Bielefeld bei Borussia Dortmund gewann. In der ersten Halbzeit spielte die Eintracht, als sei die ganze Mannschaft morgens zuerst mit dem linken Fuß aufgestanden. Die Nervosität, Unsicherheit und Umständlichkeit zogen sich von der Nummer eins bis zur Nummer elf wie ein roter Faden durch Weises Team. Pahl ließ einen Kopfball von Täuber (43.) aus 14 Metern durch die Hände, zum Glück aufs Tornetz, rutschen. Fruck kickte den Ball fast ins eigene Tor (14.), Kraaz trat über den Ball und ermöglichte Täuber (32.) freie Bahn. Boy hatte Mühe, den Ball überhaupt zu treffen, und vorne trafen Mohr und Sievers allenfalls die untergehende Abendsonne, aber nicht das Schalker Tor. Und Tobollik spielte, als habe er bereits die Scheidung von der Eintracht eingereicht. Berthold war nur von Nummer und Namen her als Nationalspieler auszumachen. Allein Jan Svensson brachte anfangs etwas Feuer, Mohr später etwas Esprit in die ersten 45 Minuten. Dieses umständliche Spiel der Eintracht wurde von den alten Schalker Herrn Fichtel und Dietz mit Routine und Sicherheitsfußball stets unter Kontrolle gehalten. Zwei gefährliche Torschüsse in 45 Minuten: Eine hüben von Jan Svensson (10.), den Macak gerade noch wegbugsieren konnte, und einer von Dierßen (38.), der an Pahl, aber auch haarscharf am Tor vorbeizischte. Zwei unrühmliche Höhepunkte einer langweiligen ersten Halbzeit waren die mit Gelb geahndeten groben Fouls von Fruck an Hartmann und Thon an Boy. In der zweiten Halbzeit konnte es eigentlich nur besser werden, doch zunächst wurde es nicht. Die Eintracht-Offensive unmittelbar nach der Pause entpuppte sich als kurzes Aufflackern, das vor allem durch Unsicherheiten des Schalker Torhüters Macak geschürt wurde. Der Jugoslawe, der den verletzten Junghans vertrat, schenkte der Eintracht durch fehlende Strafraumbeherrschung manche gute Torchance, machte, sie aber durch gute Reaktionen auf der Linie wieder zunichte. Und da Mohr und Sievers, nachdem die Abendsonne untergegangen war, ihre Zielübungen auf die Flutlichtmasten verlegten, drohte Schalke auch von Distanzschüssen keine Gefahr. Und es kam noch schlimmer für die Hausherren. Nachdem Pahl wenige Minuten zuvor einen Freistoß von Dierßen nur nachsah und das Glück hatte, daß der Ball um Zentimeter am Tor vorbeiging, schlug es in der 67. Minute ein. Wieder reagierte der Eintracht-Torhüter nicht, als Jakobs aus 23 Metern abzog, der Flachschuß war allerdings von Fruck abgefälscht — 1:0 für Schalke. Jetzt endlich wachte die Eintracht vollends auf. Friz kam für den von seinem Länderspieleinsatz entkräfteten Schweden Svensson, Mohr wuchs zum Regisseur, und Tobollik und Müller konnten endlich einmal ihren Gegenspielern entwischen. So kamen Torchancen am laufenden Band zustande. In der 69. Minute traf Uwe Müller, von Mohr herrlich freigespielt, nur den Innenpfosten. Eine Minute später hatte Friz an der Außenlinie Pech, seine Eingabe wurde abgefälscht. Doch dann war es soweit: In der 75. Minute köpfte Kapitän Körbel eine weite Flanke von Uwe Müller zum 1:1-Ausgleich ins Tor. Schalkes Macak hatte wieder einmal auf der Linie geklebt. Beim 1:1 blieb es bis zum Schlußpfiff, obwohl beide Mannschaften noch gute Torchancen hatten, das Spiel für sich zu entscheiden. Rechnung ohne Düsseldorf : Jetzt fehlt Punkt gegen den HSV Als die Eintracht-Spieler am Freitagabend abgekämpft in der Kabine saßen, war das schwache Spiel gegen Schalke 04 vergessen. Nur das Ergebnis zählte: 1:1, der entscheidende Punkt zum endgültigen Klassenerhalt war geholt — dachten alle. Doch die Eintracht hatte die Rechnung ohne Fortuna gemacht. Nach dem 2:1 der Düsseldorfer beim HSV muß Körbel wieder tief Luft und Kraaz die letzte Energie aus seinen Beinen holen. Die Eintracht hat zwei Tage vor Saisonende nur noch zwei Punkte Vorsprung auf den 16. Tabellenplatz. Kein Grund zur Panik, vor allem dank des guten Torverhältnisses, aber man merkt den Spielern die Unruhe an, nach einer ganzen Saison im gesicherten Mittelfeld. Nach dem Coup der Bielefelder in Dortmund und dem Coup
der Düsseldorfer in Hamburg sind nun sechs Mannschaften in Gefahr,
auf dem 16. Platz zu enden. Kaiserslautern, Leverkusen und die Eintracht
haben 29 Punkte, Dortmund 28 und Düsseldorf und Bielefeld 27 Punkte.
„Jetzt müssen wir im Heimspiel gegen den HSV unseren Zuschauern
etwas bieten“, forderte Körbel. Und Armin Kraaz betonte:
„Wir müssen jetzt gegen den HSV den verflixten letzten Punkt
holen, den wir nun noch brauchen." (Abendpost-Nachausgabe vom
25.05.1985)
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