Eintracht Frankfurt - Fortuna
Düsseldorf |
Bundesliga 1984/1985 - 30. Spieltag
2:2 (1:0)
Termin: Fr 10.05.1985, 20:00 Uhr
Zuschauer: 12.000
Schiedsrichter: Gerhard Theobald (Wiebelskirchen)
Tore: 1:0 Holger Friz (13.), 2:0 Holger Friz (74.), 2:1 Holger Fach (85.), 2:2 Ralf Dusend (90.)
Eintracht Frankfurt | Fortuna Düsseldorf |
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Eintrachts fatale letzte Minuten Unverdient war der Punktgewinn der Düsseldorfer nicht. Glücklich kam er aber schließlich zustande. Fünf Minuten vor Schluß sahen die Frankfurter wie der Sieger aus. Holger Friz schien mit seinen ersten beiden Bundesligatreffern beide Punkte für die Eintracht bereits sichergestellt zu haben, wobei ihm Kuczinskis schwerer Fehler das 1:0 erleichtert hatte. Da fand die Fortuna beim Endspurt doch noch den Weg ins gegnerische Tor. Gerd Zewe ließ in der 80. Minute einen Warnschuß los, der aus 16 Metern nur ganz knapp danebenging. Fünf Minuten später traf Fach dann fast von der gleichen Stelle zum 1:2. Und in der 90. Minute krönte Dusend den schönsten Angriff nach Zewes Steilpaß und Bockenfelds präziser Flanke mit einem Kopfballtreffer. Düsseldorfs Spiel schien in dieser mäßigen Partie oft etwas besser angelegt zu sein, litt aber lange unter einer eklatanten Abschlußschwäche. Der eindrucksvollste Spieler dieser Begegnung stand jedoch mit Jürgen Mohr in den Frankfurter Reihen. Kampfstark, lauffreudig und ideenreich steuerte er das Eintracht-Spiel wie noch nie in dieser Saison. Eintrachts Trainer Weise rechnete vor: „Sieben Punkte haben wir bisher zwischen der 83. und 90. Minute verloren.“ Mit diesen sieben Punkten stände die Elf auf einem UEFA-Cup-Platz. (Kicker)
Zweimal Friz Erst bejubelten 12.000 im Frankfurter Waldstadion den Amateur Holger Friz (19), der zwei Tore schoß. Am Ende war nur Schweigen: Düsseldorf rettete mit einem gewaltigen Kraftakt ein 2:2. Die Frankfurter Ersatz-Elf legte flott los. Kraaz, Berthold (4. Gelbe) sahen wie die verletzten Trieb, Falkenmayer, Krämer zu. Düsseldorf, zweikampfschwach, wachte erst nach einer halben Stunde auf. Da hatte Friz schon zugeschlagen: Boy drischt in den Fortuna-Strafraum. Friz hebt über Kuczinski. Greiner stürzt aus dem Tor. Aber der freche Installateur-Lehrling (3. Bundesligaspiel) spitzelt den Ball ins Tor - 1:0 (13.). Eintracht-Boß Gramlich: „Die Herren Profis hätten da zurückgezogen.“ Als Eintrachts „Co“ Willi Neuberger in der 67. Minute an die Seitenlinie eilte, mit den Nummerntafeln 8 und 14 die Auswechslung von Kroth gegen Binz anzeigte, brüllten und sangen die Fans wie in alten Zeiten „Williii, Williii“. Wäre es nach Volkes Stimme gegangen, hätte sich Neuberger selbst eingewechselt und seinen Bundesliga-Rekord (520 Spiele) gegen den Schalker Fichtel (jetzt 521) verteidigt. Beide Mannschaften haben Chancen, aber nur Friz trifft. 74. Minute: Mohr geht links durch, zieht auf den kurzen Pfosten. Müller verlängert, Friz drückt aus elf Metern ab - 2:0. Jetzt macht Düsseldorf plötzlich Dampf. Gewaltschuß von Fach aus 22 Metern. Pahl fliegt nach rechts. Aber der Ball paßt genau neben den Pfosten - 2:1 (84.). Und dann der Schock 30 Sekunden vor dem Abpfiff: Steilpaß Zewe, Bockenfeld paßt in die Mitte. Dusend trifft - 2:2. (Bild) Die 80-Minuten-Elf Die Frankfurter Eintracht ist eine Mannschaft für achtzig Minuten. Doch ein Fußballspiel dauert 90 Minuten. Auch gegen Fortuna Düsseldorf wurde in den letzten sechs Minuten aus einem 2:0 noch ein 2:2, aus einem in Anbetracht der Personalsituation überraschenden Sieg ein enttäuschendes Unentschieden. „Sieben Punkte haben wir in den letzten Minuten verloren. Ganze sieben Punkte“, rechnete Trainer Dietrich Weise vor. Mit diesen sieben Punkten auf dem Habenkonto wären die Frankfurter auf einem UEFA-Cup-Rang. So aber steht die Eintracht zwischen Mittelfeld und Abstiegszone. In Karlsruhe (2:2), in Bielefeld (2:2), in Bremen (3:3) und daheim gegen Kaiserslautern (1:1), Bayern München (2:2) und jetzt Düsseldorf konnte die Eintracht einen Vorsprung nicht über die letzten sieben Minuten bringen, zweimal nicht über die letzten sechzig Sekunden, Nervenschwäche oder Konditionsschwäche? Oder gar Überheblichkeit? Wohl von allem ein bißchen. Für Kapitän Körbel liegen die Probleme im psychischen Bereich. „Wenn der Gegner den Anschlußtreffer erzielt, beginnt bei uns das große Nervenflattern“, glaubt der Routinier erkannt zu haben. Die jungen Spieler würden dann eben Lehrgeld zahlen. Gegen Düsseldorf ging das 2:2 zu einem großen Teil auf die Kappe des 18jährigen Manfred Binz, der mit einem bösen Stellungsfehler Zewe den Paß und Bockenfeld. die Flanke zum Tor ermöglichte. Böse Worte mußte sich der Teenager in seinem zweiten Bundesligaspiel deswegen nicht anhören. Körbel: „Es ist normal, daß so junge Leute Fehler machen.“ Und im übrigen hätten die anderen ja auch nicht aufgepaßt. Beim Düsseldorfer Anschlußtreffer zum Beispiel fast die ganze Mannschaft. Fach lief fast 50 Meter unbehelligt durchs Mittelfeld und konnte in aller Ruhe schießen. Daß Torwart Jürgen Pahl auch nicht besonders gut aussah, paßte ins Bild. Auch kräftemäßig schien die Mannschaft am Ende überfordert. Kein Wunder, muß die durch die vielen Ausfälle verlorengegangene spielerische Linie durch vermehrten kraftraubenden Kampfgeist wettgemacht werden. Thomas Kroth, nach achtwöchiger Verletzungspause erstmals wieder dabei, warf nach einer guten Stunde das Handtuch. „Das Knie hat gehalten“, sagte Kroth, „aber körperlich war ich am Ende.“ Mit Cäsar Tobollik und Uwe Müller hatte die Eintracht Spieler in ihren Reihen, die über 90 Minuten kaum einen Zweikampf gewannen und so nie für Entlastung sorgen konnten. Für Düsseldorfs Trainer Dieter Brei war das Publikum „mitschuldig“ an der Wende im Spiel. „Die Eintracht“, so Brei, „vor allem die jungen Spieler, hat sich vom Publikum verführen lassen, leichtsinnig zu spielen.“ Die Spieler bestätigten dies nach dem Abpfiff. Nach dem 2:0 hätte der Sieg doch so gut wie festgestanden, glaubte Norbert Fruck. „Wir haben die Fortuna doch regelrecht vorgeführt“, sagte der Libero. Und Karl-Heinz Körbel ergänzte: „Wir sind noch nicht clever genug, einen Vorsprung locker über die Zeit zu schaukeln.“ Daß die Verantwortlichen, ob Trainer oder Spieler, nachher mit dem Unentschieden sogar noch zufrieden waren, macht die Bescheidenheit deutlich, die bei der Eintracht eingekehrt ist. „Sicher, ich hätte lieber gewonnen“, formulierte Trainer Dietrich Weise, „aber ich bin auch so nicht unzufrieden. Das 2:2 war gerecht.“ Und Kapitän Körbel: „Wenigstens nicht verloren. Mehr ist im Moment nicht drin." Nur ein bißchen mehr, und es hätte für den UEFA-Cup gereicht … (Abendpost-Nachtausgabe)
Weises Griff in den Hut Dietrich Weise griff in der Stunde der personellen Not wieder einmal in den Zylinder — und tat wieder einmal einen Glücksgriff. 85 Minuten lang herrschte Freude im Frankfurter Waldstation. Weniger ' wegen der Qualität des Spiels als vielmehr über die Neuentdeckung Holger Friz. Zwei Treffer erzielte der 19jährige Installateur-Lehrling in seinem ersten kompletten Bundesligaspiel. „Meine Schnelligkeit ist nun einmal meine Stärke“, sagte der Torjäger der Amateurmannschaft, der es in der Oberliga Hessen auf bislang 17 Treffer gebracht hat. Ansonsten gab sich der kaltschnäuzige Stürmer zurückhaltend: „Ich bin in den letzten zwei Jahren bescheidener geworden. Doch ich glaube, daß ich es auch in der Bundesliga packen kann.“ Wie Holger Friz wurde auch Jürgen Mohr das persönliche Triumphgefühl durch den Punktverlust der Mannschaft in den letzten fünf Minuten verdorben. „Mohr hat heute ein gutes Bundesligaspiel gemacht. Ich hoffe, daß dies nicht seine letzte gute Leistung war“, lobte Trainer Dietrich Weise den Buhmann der letzten Monate. „So habe ich früher immer gespielt. Der Beifall tat mir gut und war für mich ein ganz neues Gefühl in Frankfurt“, freute sich Mohr über sein bestes Saisonspiel in Frankfurt und die Reaktionen auf den Tribünen. (Abendpost-Nachtausgabe)
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