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SV Waldhof Mannheim - Eintracht
Frankfurt |
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Bundesliga 1984/1985 - 29. Spieltag
3:1 (2:0)
Termin: Sa 04.05.1985, 15:30 Uhr in Ludwigshafen
Zuschauer: 18.000
Schiedsrichter: Hans Scheuerer (München)
Tore: 1:0 Jürgen Kohler (27.), 2:0 Dimitrios Tsionanis (38.), 2:1 Norbert Fruck (48., Foulelfmeter), 3:1 Alfred Schön (58.)
SV Waldhof Mannheim | Eintracht Frankfurt |
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Ein schwarzer Samstag Es war ein „schwarzer Samstag“ für die Eintracht. Die Frankfurter verloren nicht nur ihre Bundesligaspiel beim SV Waldhof Mannheim völlig verdient mit 1:3 (0:2), sondern auch noch Armin Kraaz und Thomas Berthold, die nach der jeweils vierten Gelben Karte im Heimspiel am nächsten Freitag gegen Fortuna Düsseldorf zusehen müssen. Bei der Personalknappheit — Falkenmayer, Kroth, Trieb und Krämer sind nach Operationen noch nicht wieder fit — eine mittlere Katastrophe. Genau wie die Leistung vor knapp 20.000 Zuschauern im Südweststadion von Ludwigshafen. Die Eintracht-Abwehr schwamm von der ersten Sekunde an, nahezu jeder hohe Flankenball brachte Kraaz, Körbel, Fruck und Torwart Pahl in Schwierigkeiten. Den drei Gegentoren durch Kohler, Tsionanis und Schön gingen denn auch drei Freistöße voraus. Die Eintracht kam zwischendurch mit einem geschenkten Elfmeter (Klotz an Svensson) durch Fruck auf 1:2 heran. Beim SV Waldhof überzeugte neben einer großen kämpferischen Leistung der gesamten Mannschaft vor allem Verteidiger Kohler, der Tobollik neutralisierte, und Ulf Quaisser im Mittelfeld. Die Eintracht blieb komplett unter ihren Möglichkeiten und darf in dieser Verfassung froh sein, über einen ausreichenden Abstand zur Abstiegszone zu verfügen. Zum ersten Mal wieder mit Torwart Jürgen Pahl, aber sonst, wie schon in den vergangenen Wochen, erneut mit dem letzten Aufgebot, trat die Eintracht in Ludwigshafen an. Waldhof dagegen konnte aus dem vollen schöpfen. Die Aufgaben waren auf beiden Seiten schnell verteilt. Roland Dickgießer kümmerte sich um Uwe Müller, Dimitrios Tsionanis spielte gegen Cezary Tobollik, auf der anderen Seite wechselten sich Armin Kraaz, Karl-Heinz Körbel und Peter Boy in der Bewachung der beiden Waldhof-Stürmer Bührer und Fritz Walter ab. Es war ein offenes Spiel, von beiden Seiten wurde auf Angriff gesetzt. Die Eintracht sah gut aus dabei, aber nur bis kurz hinter der Mittellinie, dann war sie mit ihrem Latein am Ende. Die besseren Möglichkeiten erspielten sich die Gastgeber. Besonders im „Luftkampf" lagen die Vorteile eindeutig beim SV Waldhof. Dickgießer, Schlindwein und Klotz waren bei hohen Bällen in den Strafraum brandgefährlich' Das 1:0 fiel denn auch nach Vorwarnung. In der 24. Minute trat Günter Sebert von halblinks einen Freistoß hoch nach innen vors Tor. Bernd Klotz rannte in den Strafraum, setzte seine ganze Kraft ein, schob Peter Boy zur Seite und wuchtete den Ball mit dem Kopf aufs Tor. Doch Jürgen Pahl stand goldrichtig, bekam den Ball genau auf den Körper und hielt. Zwei Minuten danach die Wiederholung der Szene. Wieder Freistoß, wieder trat Sebert ihn hoch nach innen, wieder schliefen die Frankfurter, nur setzte diesmal Kohler den Ball unhaltbar ins Netz. Pech für die Eintracht, daß Schiedsrichter Scheuer ein klares Foul von Klotz an Svensson übersehen hatte. Auch das 2:0 für die Mannheimer fiel nach einem Freistoß. Von links knallte Bührer den Ball mit voller Wucht vors Tor. Dickgießen flog in den Fünfmeterraum, traf mit seinem Kopfball aber nur die Latte. Die Eintracht-Abwehrspieler standen wie erstarrt, Tsionanis reagierte am schnellsten und schoß ein. Die Eintracht hatte dem eigentlich nichts entgegenzusetzen. Bis zum Waldhof-Strafraum drangen die Frankfurter kaum einmal vor, dafür lief im Mittelfeld schon zu viel schief. Jürgen Mohr produzierte trotz großer Freiheiten einmal mehr eine Serie von Fehlpässen, und Thomas Berthold mußte seine Aktivitäten nach einer gelben Karte (30. Min. Foul an Tsionanis), der vierten übrigens, erheblich einschränken. Mit mehr Schwung und Einsatzfreude kam die Eintracht aus den Kabinen. Und sie hatte Glück. Unverschämtes Glück sogar. Denn der erste Angriff in der zweiten Halbzeit führte in der 49. Min. zum Anschlußtreffer. Jan Svensson hatte Klotz umlaufen, war dann im Strafraum zu Fall gekommen. Schiedsrichter Scheurer pfiff Elfmeter, und Norbert Fruck verwandelte sicher. Die rechte Freude aber kam bei der Eintracht nicht auf, denn nach diesem Elfmeterpfiff mußte sie nicht nur gegen elf engagierte Waldhöfer und ein aufgebrachtes Publikum, sondern gegen einen verunsicherten Schiedsrichter kämpfen. Konzession reihte sich nun an Konzession, Armin Kraaz war der Leidtragende. Er sah die vierte gelbe Karte wegen Meckerns, und schließlich gab der Unparteiische in der letzten Minute noch Elfmeter für Waldhof, nachdem Walter Kraaz gefoult hatte und nicht umgekehrt. Unter dem Gelächter des Publikums scheiterte Sebert an Pahl. Eine Rolle spielte dies nicht mehr, denn in der 58. Min. hatte Alfred Schön, wieder nach einem Freistoß, das 3:1 erzielt und damit alles klargemacht. Die Partie litt, wie gesagt, unter der äußerst schwachen Leitung von Schiedsrichter Scheurer, der zunächst die Gastgeber, in der Schlußphase aber die Eintracht kraß benachteiligte. Das Pfeifkonzert für den Mann in Schwarz war verdient. (Abendpost-Nachtausgabe zum Sonntag vom 05.05.1985)
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