Eintracht Frankfurt - Bayern
München |
Bundesliga 1984/1985 - 26. Spieltag
2:2 (0:0)
Termin: Mi 03.04.1985, 20:00 Uhr
Zuschauer: 65.000
Schiedsrichter: Karl-Josef Assenmacher (Hürth)
Tore: 1:0 Thomas Berthold (49.), 2:0 Cezary Tobollik (69.), 2:1 Michael Rummenigge (80.), 2:2 Norbert Eder (85.)
Eintracht Frankfurt | Bayern München |
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Bayern fast am Boden 2:2, doch der Sieg war greifbar nahe Eine große Kulisse, ein großes Spiel, und wieder haben die Bayern nicht gewonnen — wie seit vierzehneinhalb Jahren. 2:2 trennten sich die Eintracht und der Bundesliga-Spitzenreiter im ausverkauften Frankfurter Waldstadion (60.044 Zuschauer, 1,16 Millionen Mark Einnahme). Bis zur 80. Minute sah die Eintracht auch wie ein großer Sieger aus. Sie führte durch ein Supertor von Thomas Berthold (50.) und ein Tricktor des überragenden Cezary Tobollik (69.) sogar 2:0. Doch dann zeigten die Bayern, welch große Mannschaft sie sind und erzwangen in einem furiosen Endspurt noch den Ausgleich durch Rummenigge (81.) und Eder (85.). Schade für die Eintracht, denn die ersatzgeschwächte Mannschaft (allerdings fehlte bei den Bayern auch Lothar Matthäus) wuchs an diesem herrlichen Flutlicht- und Frühlingsabend weit über sich hinaus. Körbel, Kraaz, Svensson, Berthold und vor allem Tobollik lieferten alle eine Superpartie, und eigentlich blieb Jürgen Mohr der einzige, den die Kulisse und der Gegner nicht zu besonderer Leistung stimulieren konnten. Bei den Bayern stand der Held mit dem Zauberer Pfaff im Tor, und Augenthaler, der Kapitän, der Libero, der Chef, war der Mann, der seine Mannschaft nach dem Rückstand pausenlos. nach vorne trieb und damit das Spiel noch umbog. Die Eintracht spielte ohne fünf Asse (Falkenmayer, Kroth, Trieb, Krämer und Pahl), der FC Bayern mußte auf seinen absoluten Star Lothar Matthäus verzichten. Der Nationalspieler hatte sich im Training eine Zerrung zugezogen und wollte das Risiko, in Frankfurt zu spielen, nicht eingehen. Matthäus lief sich mit der Nr. 14 auf dem Trikot zwar warm, an einen Einsatz aber dachte er nicht. „Es zwickt im Muskel und wir müssen auch an die nächsten Spiele gegen Gladbach und Everton denken“, sagte Matthäus. Für ihn rutschte der ehemalige Frankfurter Norbert Nachtweih in die Münchener Mannschaft. Eintracht-Trainer Dietrich Weise hatte ein großes Spiel prophezeit und behielt recht. Beide Mannschaften versteckten sich nicht in der Abwehr, sondern suchten den Angriff, vom Tabellenführer durchaus erwartet, von der so arg geschwächten Eintracht doch überraschend. Torszenen gab es in der ausgeglichenen offenen Partie auf beiden Seiten in Serie. Die ersten hatte die Eintracht. Cezary Tobollik trennte schon in der 6. Minute am linken Flügel Dremmler vom Ball, spielte an Augenthaler vorbei und stand fast allein vor Pfaff. In letzter Sekunde grätschte von hinten Eder dazwischen und rettete. Sechs Minuten später die Riesenmöglichkeit für Uwe Müller. Tobolliks Eckball hatte Jürgen Mohr direkt zu Müller weitergeleitet. Der blonde Stürmer stand mit dem Rücken zum Tor, köpfte in Richtung Winkel und scheiterte am glänzend reagierenden Jean-Marie Pfaff. Der Belgier im Bayern-Tor wurde in der Anfangsphase zum Rückhalt seiner Mannschaft. Die Bayern brauchten eine Viertelstunde, um ihren Rhythmus zu finden. Dann aber lief es. Vor allem lange und hohe Schläge aus der eigenen Abwehr in den Strafraum bereiteten der Eintracht Probleme. Augenthaler, Lerby und Nachtweih hatten dies schnell erkannt und schlugen gleich eine ganze Serie dieser hohen Flanken. Eine davon verlängerte Pflügler mit dem Kopf zu Roland Mathy, doch der hob in der 16. Min. den Ball frei stehend übers Tor. Vier Minuten später konnte Sören Lerby den Ball aufnehmen. Gundelach klebte auf der Linie, machte diesen Patzer aber sofort wieder gut. Lerbys Volleyschuß lenkte er mit dem Arm gegen den Pfosten. Das Leder sprang die Linie entlang. Wohlfarth wollte eindrücken, doch Karl-Heinz Körbel kam ihm zuvor und beförderte den Ball mit einem Rückzieher aus der Gefahrenzone. Glück also für die Eintracht. In der 40. Minute brauchten die absolut gleichwertigen Gastgeber dies noch einmal. Lerby schoß aus 25 Metern, Gundelach flog nach dem Ball, erreichte ihn aber nicht. Vom Pfosten sprang das Leder zurück ins Feld. Die Eintracht blieb die Antwort nicht schuldig. Flanke Ralf Sievers, Kopfball Thomas Berthold, knapp vorbei. Jean-Marie Pfaff wäre eine Minute vor der Halbzeit nicht mehr herangekommen. Zur Pause gab es dann verdienten Beifall für ein gutes Spiel für beide Mannschaften. Die zweite Halbzeit brachte dann noch eine Steigerung. Denn nun fielen auch Tore. Schöne Tore und kuriose Tore. Zunächst war die Eintracht dran. In der 50. Minute ein Luftkampf zwischen Pflügler und Berthold nach Kopfballvorlage von Peter Boy. Keiner der beiden bekam den Ball, er fiel hinter ihrem Rücken auf den Boden. Berthold reagierte am schnellsten und schoß hoch unter die Latte. Unhaltbar für Pfaff. Die Bayern reklamierten Foul von Berthold, doch der Unparteiische entschied auf Tor. Nun warf der Tabellenführer alles nach vorn. Für Mathy kam Rummenigge ins Spiel, und dies sollte sich lohnen. Zunächst aber konnte die Eintracht nach Herzenslust kontern und den 60.000 Zuschauern Fußball zum Verlieben bieten. Einzig Jürgen Mohr blieb hinter den Erwartungen zurück. Dafür glänzte Cezary Tobollik um so mehr. In der 69. Minute der zweite Paukenschlag. Tobollik spielte Svensson frei, der Schwede steuerte allein auf Pfaff zu, ging am Torwart vorbei und wollte den Ball gerade ins verlassene Tor schieben. Da grätschte ihm Eder von hinten in die Beine. Ein klarer Elfmeter. Alle im Stadion starrten gespannt auf den Schiedsrichter, doch Herr Assenmacher pfiff nicht. Der Ball lag neben dem Tor, scheinbar im Aus. Tobollik schnappte ihn sich in dem Durcheinander und schob ihn ins verlassene Tor. Wütende Proteste der Münchener beim Linienrichter und Schiedsrichter nutzten nichts. Es stand 2:0 für die Eintracht. Nun setzten die Bayern weiter alles auf eine Karte. Libero Augenthaler spielte Mittelstürmer, der Druck wurde immer stärker. In der 81. Minute das Anschlußtor. Rummenigge gewann ein Kopfballduell gegen Sievers, ging auch an Kraaz vorbei, versetzte Torwart Gundelach und schoß den Ball ins Tor. Und vier Minuten später sogar noch der Ausgleich. Freistoß Lerby, Kopfball Eder, unhaltbar ins untere Eck. Ein begeisterndes Spiel hatte für die Eintracht einen tragischen Schlußpunkt. Stimme zum Spiel Dietrich Weise (Eintracht Frankfurt): „Ich muß meinem Kollegen beipflichten, das 2:2 geht voll in Ordnung. Natürlich ist ein Trainer immer enttäuscht, wenn man eine Führung nicht verteidigen kann. Aber ein Spiel geht über 90 Minuten, und danach war das Ergebnis korrekt. Wir hatten wohl etwas Angst vor der eigenen Courage nach dem 2:0, aber selten habe ich eine Bayernmannschaft gesehen, die nach einem Rückstand so gefightet hat. Das war nicht zu allen Zeiten so.“ (Abendpost-Nachtausgabe vom 04.04.1985)
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