Eintracht Frankfurt - Werder
Bremen |
Bundesliga 1984/1985 - 24. Spieltag
1:3 (1:1)
Termin: Sa 23.03.1985, 15:30 Uhr
Zuschauer: 30.000
Schiedsrichter: Hans Wahmann (Marl)
Tore: 1:0 Uwe Müller (14.), 1:1 Norbert Meier (44.), 1:2 Yasuhiko Okudera (47.), 1:3 Rudi Völler (84.)
Eintracht Frankfurt | Werder Bremen |
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Werder zu clever für die Eintracht Den ersten Großen in ihrer Dreierserie gegen die Titelaspiranten aus Bremen, Uerdingen und München kriegte die Frankfurter Eintracht nicht klein — trotz allen Eifers. Mit 1:3 (1:1) verlor die ersatzgeschwächte Weise-Mannschaft vor 26.000 Zuschauern im Waldstadion gegen Werder durch Tore von Meier (44.), Okudera (47.) und Völler (89.), nachdem Müller mit seinem Tor in der 14. Minute noch für einen so hoffnungsvollen Beginn gesorgt hatte. Aber die Bremer, einmal nach dem frühen Schock auf Touren, waren einfach zu clever, zu reif, spielerisch zu dominierend für die hingebungsvoll kämpfenden Frankfurter. Deren Schicksalsminute war die 42., als sich Ralf Falkenmayer bei einer Rettungsaktion gegen Bruno Pezzey so schwer am linken Knöchel verletzte, daß er auf einer Trage in die Kabine gebracht werden mußte und nun auch für das Länderspiel gegen Malta am Mittwoch ausfallen dürfte. In diesem Durcheinander vor und hinter dem Eintracht-Tor, zwischen Falkenmayers Ausscheiden und dem Pausenpfiff, fiel prompt der Bremer Ausgleich. Das hektische Spiel litt unter der katastrophalen Leistung von Schiedsrichter Hans Wahmann, der seinen kapitalsten Bock schoß, als er für Werder Bremen einen Elfmeter gab. Was war geschehen? Der überragende Frankfurter Torhüter Hans Gundelach hatte sich dem durchgebrochenen Werder-Stürmer Neubarth entgegengeworfen, den Ball abgewehrt. Neubarth flog über den Frankfurter Torwart, und zum Entsetzen der Eintracht gab Schiedsrichter Wahmann Elfmeter. Doch ausgleichende Gerechtigkeit: mit einer neuen phantastischen Parade machte Gundelach den Elfmeter von Sidka zunichte. Bei den Frankfurter Feldspielern überragte Norbert Fruck als Libero, der sich mit dieser Leistung die Verlängerung seines Vertrages verdient haben dürfte, was man von Jürgen Mohr nach seiner Leistung in diesem Spiel nicht behaupten kann. Mitte der zweiten Halbzeit riß dann auch Dietrich Weise die Geduld, er nahm Mohr vom Platz und schickte für ihn Holger Friz ins Spiel. Mohr hatte es abermals versäumt, im Mittelfeld die Initiative an sich zu reißen, vor allem nach Falkenmayers Ausscheiden. In der ausgeglichenen Bremer Mannschaft, bei der Völler in der zweiten Halbzeit stark nachließ, war Meier der beste Mann und empfahl sich, Falkenmayers Platz am Mittwoch in Saarbrücken gegen Malta einzunehmen. Mit Jürgen Mohr, ohne Peter Boy — so beantwortete Dietrich Weise die einzig offene Frage der Frankfurter Aufstellung. Sein Kollege Otto Rehhagel überraschte mit der Maßnahme, Frank Neubarth an der Seite von Rudi Völler stürmen zu lassen und dafür Uwe Reinders zu opfern. Von Beginn an entwickelte sich eine verbissene Partie. Die Eintracht setzte der größeren Reife, Ruhe und Technik der Bremer unbändigen Ehrgeiz, ja Leidenschaft im Zweikampf entgegen. So verbiß sich Armin Kraaz förmlich in Rudi Völler, ohne den Nationalspieler aber gleich unter Kontrolle zu bringen. Das dauerte eine gute halbe Stunde. Bis dahin sorgte Völler mit blitzschnellen Dribblings für viel Unruhe in der Frankfurter Abwehr, die aber trotzdem sehr gut stand. Vor allem Torhüter Hansi Gundelach und Libero Norbert Fruck ragten heraus. Vom Spielverlauf her war es ein Auswärtsspiel für die Frankfurter. Denn Werder ergriff sofort die Initiative, die Eintracht konnte kontern. Und das lag ihr. Bereits in der 11. Minute die Führung für die Gastgeber. Bruno Pezzey konnte Thomas Berthold am linken Flügel nur noch mit einem Foul stoppen. Ralf Falkenmayer trat den Freistoß nach innen, Harald Krämer verlängerte mit dem Kopf und Uwe Müller kam völlig frei an den Ball. Den ersten Schuß des Frankfurters konnte Dieter Burdenski noch abwehren, gegen den Nachschuß hatte er keine Chance. Nach diesem Rückstand wurde der Meisterschaftsanwärter aus Bremen noch offensiver. Der Eintracht-Strafraum wurde belagert, doch echte Torchancen gab es erst nach einer guten halben Stunde. In der 34. Minute legte Neubarth mit dem Kopf den Ball genau auf den Fuß von Norbert Meier. Den Direktschuß entschärfte Gundelach mit einer phantastischen Parade. Diese Chance war der Startschuß für eine Bremer Generaloffensive. Flanke um Flanke segelte in den Frankfurter Strafraum, doch immer wieder waren die aufopferungsvoll kämpfenden Abwehrspieler oder der hervorragende Schlußmann Endstation. Bis dann die unglückliche 42. Minute kam. Plötzlich stand Bruno Pezzey völlig frei vor Gundelach. Der Torhüter warf sich dem Bremer Libero entgegen, auch Ralf Falkenmayer stürzte ins Getümmel. Gundelach wehrte ab, Falkenmayer blieb liegen. Auch den Nachschuß von Meier hielt der Torwart. Doch Ralf Falkenmayer hatte sich so böse verletzt, daß er ausgewechselt werden mußte. In Sekundenschnelle war sein Knöchel diele angeschwollen. Manschaftsarzt Dr. Degenhardt diagnostizierte eine Sprunggelenkverletzung. Während Trainer Dietrich Weise noch hinter dem Tor sich um seinen Schützling bemühte, schlugen die Bremer eiskalt zu. Gegen zehn Frankfurter gelang ihnen nach Flanke von Okudera durch Meier der verdiente Ausgleich. Erst danach konnte die Eintracht auswechseln. Für Falkenmayer, der mit einer Trage in die Kabine gebracht wurde, kam Peter Boy. Trotz dieses 1:1 waren die Zuschauer auch mit ihrer Mannschaft zufrieden. Denn bei aller Bremer Feldüberlegenheit hatte die Eintracht immer wieder Konter gesetzt, die auch zu Treffern hätten führen können. Da war zum Beispiel ein Kopfball von Harald Krämer auf das Netz, und ein Schuß von Thomas Berthold an den Außenpfosten. Aber nach dem Wechsel ging es so weiter wie kurz vor der Halbzeit. Bremen drückte und kam sofort zu einem Tor. In der 47. Minute legte Norbert Meier den Ball zu Okudera und der ließ mit einem Flachschuß ins kurze Eck Gundelach keine Chance. Innerhalb von drei Minuten also aus dem 1:0 für die Eintracht ein 2:1 für Werder Bremen. Nach diesem Treffer lief alles für Werder Bremen. Die Eintracht, ersatzgeschwächt, mußte angreifen und damit die Abwehr öffnen. Und sie spielte gegen zwölf Mann. So deutlich muß man dies formulieren, denn was Schiedsrichter Wahmann Mitte der zweiten Halbzeit pfiff, war geradezu skandalös. Nahezu jede Entscheidung war falsch, meistens im Zweifel für die Gäste aus dem Norden. Daran allerdings lag es nicht, daß die Eintracht letztlich verlor. Werder Bremen hatte einfach die besseren Fußballer auf dem Platz, denen die Gastgeber nur Kampfgeist entgegensetzen konnten. Das Rezept, hohe Bälle in den Strafraum zu schlagen, war völlig fehl am Platz, denn dort standen mit Pezzey, Kutzop und Sidka drei Riesen, die nichts anbrennen ließen. Und wenn die Eintracht mal eine Chance hatte, pfiff der Unparteiische dazwischen. Die beiden schlimmsten Fehltöne: als Harald Krämer von Kutzop umgerannt wurde, ließ der Unparteiische weiterspielen. Krämer lag fast eine Minute am Bremer Strafraum, bevor Möhlmann den Ball fairerweise ins Aus spielte. Der Schiedsrichter aber gab nach der Behandlung des Frankfurters nicht etwa Einwurf, sondern Hochball. Das war in der 68. Minute. Knapp zehn Minuten später stürmte Bremens Neubarth in den Frankfurter Strafraum. An vier Gegnern vorbei, scheiterte er erst an Gundelach. Der Schlußmann wehrte den Ball deutlich zur Seite ab, Neubarth fiel und Wahmann pfiff Elfmeter. Die Fans gingen nach diesem Mißton auf die Barrikaden, Gegenstände flogen Richtung Bremer Bank. Trainer Otto Rehhagel heizte mit Gesten die Stimmung noch an, schließlich mußte die Polizei aufmarschieren. Hansi Gundelach ließ alles kalt. Mit einer tollen Parade wehrte er Sidkas Schuß ab und sorgte für Beruhigung der Gemüter. Die Eintracht setzte noch mal alles auf eine Karte. Für Jürgen Mohr war Holger Friz gekommen. Und auch Otto Rehhagel reagierte auf die Erfolglosigkeit seiner Stürmer beim Kontern und brachte für Meier Uwe Reinders aufs Feld. Der Bremer Trainer hatte mit seinem. Joker mehr Glück. Reinders führte sich gut ein, traf in der 84. Minute mit einem 18-Meter-Schuß nur das Lattenkreuz. Rudi Völler hatte dann wenig Mühe, den Abpraller ins verlassene Tor zu schieben. 1:3 — und damit war die Entscheidung gefallen. Trainerstimme Dietrich Weise: „Werder war uns heute zu clever. Wir hatten den direkten Zweikampf nicht angenommen. In der letzten halben Stunde haben wir gesehen, daß Werder nicht so stark war. Da war die Partie allerdings schon lange entschieden. Eine Stunde waren wir unterlegen. Von Jürgen Mohr hätte ich nach der Auswechslung von Ralf Falkenmayer erwartet, daß er das Spiel übernimmt, aber das Gegenteil war der Fall. Rehhagels Rumgehampel hat die Zuschauer provoziert und auch das Spiel. Ich habe midi darüber sehr geärgert.“ (Abendpost-Nachtausgabe zum Sonntag vom 24.03.1985)
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