Arminia Bielefeld - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1984/1985 - 23. Spieltag

2:2 (1:0)

Termin: Sa 16.03.1985, 15:30 Uhr
Zuschauer: 11.500
Schiedsrichter: Wolf-Günter Wiesel (Ottbergen)
Tore: 1:0 Stefan Kühlhorn (22.), 1:1 Ralf Sievers (52.), 1:2 Uwe Müller (79.), 2:2 Wolfgang Kneib (89., Foulelfmeter)

 

 

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Arminia Bielefeld Eintracht Frankfurt

  • Wolfgang Kneib
  • Norbert Dronia
  • Horst Wohlers
  • Dirk Hupe
  • Detlef Schnier
  • Ulrich Büscher
  • Franco Foda
  • Pasi Rautiainen
  • Stefan Kühlhorn
  • Helmut Schröder
  • Siegfried Reich

 


 

Wechsel
  • Kazuo Ozaki für Helmut Schröder (14.)
  • Stefan Pater für Kazuo Ozaki (69.)
Wechsel
Trainer
  • Gerd Roggensack
Trainer

 

 

Kneib rettete Bielefeld den Punkt

Zwei verschiedene Halbzeiten in Bielefeld. In der ersten dominierte Gastgeber Arminia, nach der Pause die Frankfurter Eintracht.

Die Partie begann mit einem Schock für die Arminen. Nach einem Foul von Sievers verletzte sich Helmut Schröder so sehr, daß er nach 14 Minuten vom Feld mußte. Nach dem Ausfall von Borchers der zweite herbe Verlust für das Bielefelder Mittelfeld. So schwangen sich Kämpfertypen wie Büscher und Schnier auf, nahmen das Heft in die Hand. Mit Erfolg. Eine Flanke von Büscher verwandelte Borchers-Ersatz Kühlhorn zum 1:0.

Trieb sah nur die Hacken von Büscher, der unermüdlich ankurbelte. Weitere große Möglichkeiten vergaben Hupe, Schnier und Kühlhorn. Als Boy für Trieb kam, war Bielefelds Motor gestoppt. Nach der Pause dominierte die Eintracht, obwohl Pahl nach einem Zusammenprall mit Hupe mit Verdacht auf Gehirnerschütterung gegen Gundelach ausgewechselt wurde. Sievers mit einem Sonntagsschuß und Müller auf Zuspiel von Krämer trafen zum 2:1. Nun hatten Berthold und Falkenmayer im Mittelfeld ein deutliches Übergewicht.

Als sich die 11.500 Zuschauer schon mit der fünften Bielefelder Heimniederlage abgefunden hatten, verwandelte Wolfgang Kneib den Strafstoß zum glücklichen Unentschieden. (Kicker)

Die Torhüter machten Geschichten

Die Torhüter produzierten die Schlagzeilen beim 2:2-Unentschieden zwischen Arminia Bielefeld und Eintracht Frankfurt. „Pahl spielte mit Gehirnerschütterung“ könnte eine Überschrift heißen. Oder: „Torwart verwandelt Elfmeter“. Oder: „Verletzter Torwart spielte für verletzten Torwart“. Drei Männer standen im Mittelpunkt auf der Bielefelder Alm. Wolfgang Kneib, Schlußmann von Arminia, Jürgen Pahl, die „Nr. 1“ der Eintracht und sein Vertreter Hansi Gundelach. Ein Spiel, drei Geschichten.

Jürgen Pahl sah im ZDF-Sportstudio Szenen vom 2:2 in Bielefeld, an die er sich nicht erinnern konnte. Bis zu 48. Minute hatte er mitgespielt, das 0:1 durch Kühlhorn kassiert. In der 27. Minute sprang er im Luftkampf mit Hupe nach einem Freistoß, fiel rückwärts und knallte mit dem rechten Ohr auf.

Nach kurzer Behandlung spielte er weiter. In der Pause stellte Trainer Weise an den Reaktionen des Torwarts fest, „daß etwas nicht stimmte“, schickte Gundelach zum Warmmachen. Nach Wiederanpfiff stand Dr. Bonds hinter dem Frankfurter Tor, beobachtete Pahl ganz genau und veranlaßte seine Auswechslung (48.) Gundelach hatte nicht einmal mehr Zeit, seine Trainingshose auszuziehen, war sofort voll da und hielt alles, bis auf Kneibs Foulelfmeter in der 90. Minute.

Pahl hatte sich beim Aufprall eine Gehirnerschütterung zugezogen, spielte 21 Minuten in Trance. „Daß ich dabei Schniers Schuß wegboxte und Körbels Rückgabe fast ins eigene Tor gelenkte hätte, sah ich erst am Bildschirm. So einen Blackout hatte ich noch nie.“ Glück für Eintracht, daß auch die Bielefelder nicht bemerkten, was mit Frankfurts Nummer eins los war. Pahl: „Die hätten mir die Kiste vollhauen können.“

Wolfgang Kneib ist nicht nur Bielefelds längster Spieler (1,92 m), sondern seit Samstag auch der Größte. 120 Sekunden waren noch zu spielen, als Schiedsrichter Wiesel Elfmeter für Bielefeld pfiff. Reich war zu Fall gekommen, ohne Einwirkung des Gegners, wie Thomas Berthold behauptet. „Ich habe ihn gar nicht berührt“, schimpfte der Frankfurter Nationalspieler, „auswärts hätte er den nie bekommen.“ Reich sah das verständlicherweise anders. „Klares Foul“, kommentierte er knapp.

Die Eintracht führte 2:1 zu diesem Zeitpunkt, auf dem Elfmeterschützen der Gastgeber lastete ein ungeheurer Druck. Ronald Borchers hatte den letzten Strafstoß geschossen. Er saß verletzt auf der Bank. Sein Vertreter Siggi Reich war gefoult worden. Reich: „Da schieße ich nie.“ Der 18jährige Franco Foda sollte die Verantwortung auf seine schmalen Schultern laden. „Doch das konnte ich nicht zulassen“, sagte Torwart Kneib, schnappte sich den Ball und schritt zur Tat. Kneib: „Foda war froh, daß ich die Sache in die Hand genommen habe.“ Mit dem linken Fuß schoß Kneib in die rechte Ecke, keine Chance für Hansi Gundelach. „Er hat mir die andere Ecke angeboten“, schildert Kneib die Situation, „aber das war zu offensichtlich."

Hansi Gundelach war vorm Schuß genauso nervös wie sein Gegenüber. „Ich habe noch nie einem Torwart-Kollegen gegenübergestanden“, erzählt der junge Frankfurter, „es war ein komisches Gefühl.“ Ungute Gefühle hatten Gundelach während der gesamten 42 Minuten seines Einsatzes begleitet. In der Halbzeit mußte er sich für Jürgen Pahl warmlaufen, dann durfte er sich wieder hinsetzen, um drei Minuten später doch eingewechselt zu werden.

Eine Verletzung am Knie tat ein übriges, um das Selbstbewußtsein des Torwart-Talentes auf eine harte Probe zu stellen. Viermal bereits hatte er seine Bundesligatauglichkeit unter Beweis gestellt, aber noch nie war er „kalt“ ins Spiel gekommen. „Ich habe mich nicht wohl gefühlt“, gibt Gundelach zu, die Knieverletzung sei dabei das kleinste Übel gewesen. Allerdings, ganz so harmlos war sie nicht. Einen Einsatz von Beginn an hätte der 21jährige wohl kaum gewagt. So aber mußte er sein.

Am Ende waren alle Torhüter froh. Pahl, weil er wieder klar denken konnte, Gundelach, weil das Knie gehalten hatte und Kneib, weil ihm der Ausgleich gelungen war.


„Colt“ zielte und traf

Ralf Sievers, genannt „Colt“, schoß in Bielefeld sein viertes Saisontor, für einen Verteidiger eine durchaus sehenswerte Bilanz. Genauso sehenswert wie seine Treffer. Denn wenn Sievers trifft, dann richtig. Erinnern sie sich noch? Gegen den VfL Bochum vor vier Wochen schoß er mit dem linken Fuß aus der Drehung in den Torwinkel. „Ein Traumtor“, lobte damals Trainer Dietrich Weise.

Am Samstag auf der Alm war der Treffer zum 1:1 nicht weniger eindrucksvoll. Vom rechten Flügel kurvte Sievers nach innen, zog aus 18 Metern mit dem linken Fuß ab. Wieder flog der Ball genau in den Torwinkel. „Ich hatte Glück“, sagte er 24jährige, „der Ball ist mir etwas über den Fuß gerutscht.“ Das Besondere an seinen letzten beiden Toren ist nicht nur die Schönheit und Attraktivität, sondern auch die Tatsache, daß sie mit links erzielt wurden. Denn Sievers ist eigentlich mit dem rechten Fuß stärker.

Nach dem 1:1 wurde der kleine Verteidiger (1.70 m) zum „Riesen“. Gleich drei Gegner verschliß er von der Arminia. Helmut Schröder wurde schon früh wegen einer Verletzung ausgetauscht, Kazuo Ozaki kam nach fünfzehn Minuten, sah kein Land und wurde in der 69. wieder ausgewechselt. Aber auch mit Pater hatte der Frankfurter keine Mühe. „Es lief ganz gut“, war als äußerstes an persönlicher Einschätzung aus ihm herauszulocken. (Abendpost-Nachtausgabe)

 

 

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