1. FC Kaiserslautern - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1984/1985 - 21. Spieltag

2:1 (2:0)

Termin: Sa 02.03.1985, 15:30 Uhr
Zuschauer: 13.500
Schiedsrichter: Joachim Kautschor (Eschweiler)
Tore: 1:0 Bruno Hübner (10.), 2:0 Thomas Allofs (40.), 2:1 Harald Krämer (52.)

 

 

>> Spielbericht <<

1. FC Kaiserslautern Eintracht Frankfurt

  • Armin Reichel
  • Wolfgang Wolf
  • Gerhard Bold
  • Kurt Lang
  • Andreas Brehme
  • Dieter Kitzmann
  • Werner Melzer
  • Reiner Geye
  • Hans-Werner Moser
  • Bruno Hübner
  • Thomas Allofs

 


 

Wechsel
  • Dieter Trunk für Bruno Hübner (46.)
  • Stefan Majewski für Kurt Lang (71.)
Wechsel
Trainer
  • Manfred Krafft
Trainer

 

 

1. FC Kaiserslautern - Eintracht Frankfurt 2:1 (2:0)

Das Defizit an Wettkampfpraxis nach vielen Zwangspausen drückte diesem Spiel seinen Stempel auf. Auf schwerem Geläuf produzierten beide Mannschaften serienweise Fehlpässe und ließen über weite Strecken spielerisches Verständnis vermissen. Gegen die in der Abwehr leichtsinnig und überheblich wirkende Eintracht (Berthold) bestimmte Kaiserslautern in der ersten Halbzeit klar das Geschehen und hätte beim Seitenwechsel höher als nur 2:0 führen können.

In der Kabine wurde offenbar die bis dahin mangelhafte Einstellung der Frankfurter Junggarde verbal korrigiert; die Gäste vom Main zeigten ab der 46. Minute mehr Engagement und fanden dadurch zu größerer Stabilität. Das grippebedingte Ausscheiden des emsigen Hübner hinterließ zudem einen Riß in den FCK-Aktionen. So blieben die Pfälzer in der zweiten Halbzeit deutlich hinter ihrem Niveau der Anfangsphase zurück. Als Thomas Allofs einen Foulelfmeter (Berthold an Moser) neben das Tor geschossen und damit die Entscheidung versäumt hatte (75.), kam Frankfurt in den Schlußminuten dem Ausgleich noch mehrfach bedrohlich nahe. Doch trotz des Aufbegehrens der Eintracht nach dem 0:2-Rückstand: mit dem Offensivspiel der Hessen war an diesem Tag auch kein Staat zu machen. (Kicker)

Backpfeife für Berthold

Eigentlich eine klare Sache: Der 1. FC Kaiserslautern schlägt auf dem Betzenberg die Eintracht aus Frankfurt mit 2:1 (2:0). Warum dieses Resultat so völlig normal ist? Dietrich Weise fehlten gleich zwei seiner wichtigsten Leute: die Nationalspieler Ralf Falkenmayer und Thomas Kroth. Doch maßloses Erstaunen auf der Pressekonferenz. Bei seiner kritischen Nachbetrachtung vermißte der Eintracht-Trainer zwar Verbissenheit und Härte im Zweikampf, aber weder Falkenmayer noch Kroth auf dem Platz. Kein Wort von diesem Handikap in seinem Statement. Andere hätten gejammert, daß einem die Tränen kommen. Das Fehlen von Falkenmayer und Kroth? Für Weise „kein Thema“.

Zum Thema machte er hingegen die DFB-Kandidaten, die spielten. „Ich merke das schon seit Wochen“, moserte Weise. „Seit wir mittlerweile sechs Spieler für die Nationalmannschaft und die U 21 abstellen, glauben sie, allein mit Talent und Technik, aber ohne Biß und Schmiß, gewinnen zu können.“

Ganz klar: Dietrich Weise sieht mit Sorge, wie seine Bubis der Hafer sticht. „Sogar ein Peter Boy fängt schon mit Schnickschnack an. Sie wollen nur noch spielen und vergessen dabei die kämpferischen Tugenden, mit denen sie sich voriges Jahr vor dem Abstieg gerettet haben.“

Erst ein gewaltiges Donnerwetter in der Pause brachte seine Pappenheimer auf den Pfad der Tugend zurück. Zu spät nach einem 0:2. Bei seinem Bemühen, seine leichtsinnige Rasselbande im Zaum zu halten, sieht sich Weise „als einsamer Rufer“ bei der Eintracht. Klagte der Trainer: „Sie wollen mir ständig zeigen, daß sie doch schon viel besser sind, als ich sie einschätze.“ Das Recht der Jugend von heute: Laß man, der Alte sieht das alles nicht locker genug. Und wenn sie dann locker vom Hocker fallen wie auf dem Betzenberg, dann findet sich Weise bestätigt: „Ich freue mich sogar über solche Backpfeifen.“

Die schallendsten bekam Thomas Berthold. Die erste schon nach elf Minuten. Anstatt den Ball energisch wegzuschlagen, wollte er ihn elegant, ganz a la Beckenbauer, über Hans-Werner Mosers Fuß lupfen. Das Kabinettstück mißlang, Kaiserslautern ging in Führung. Batsch, 0:1. Die zweite Backpfeife in der 75. Minute. Wieder dieser Moser, auch erst zwanzig, aber noch kein Nationalspieler. Diesmal nahm das Pfälzer Talent Berthold den Ball nicht ab, sondern schob ihm den Ball rotzfrech durch die Beine. Die größte Demütigung für einen Fußballer, für einen angehenden Star allemal. Die Schmach versuchte Berthold mit einem plumpen Foul im Strafraum zu tilgen. Hilflos und dumm Elfmeter. Nur der Fehlschuß des Thomas Allofs ersparte es dem jungen Abwehrchef, ein weiteres Tor auf sein Gewissen zu laden.

Denn auch beim 0:2, als Armin Kraaz von Thomas Allofs ausgespielt wurde, stand er tatenlos hintendran. Berthohlds Abwehr jedenfalls wackelte in den ersten 45 Minuten wie der Trainerstuhl des Manni Krafft, was wieder einmal die Frage auf wirft: Steht Thomas Berthold als Libero bei der Eintracht auf dem richtigen Posten?

Gestand Weise: „Berthold mußte heute ein paar Backpfeifen einstecken.“ Des tröstlichen Zusatzes, „aber das gehört für einen dazu, der ganz nach oben will“, bedarf freilich einer wie Berthold nicht. Cool wie sieben Tage zuvor die Lobeshymnen von Lissabon steckte er jetzt die Backpfeifen auf dem Betzenberg weg: „Das erste Tor geht auf meine Kappe, das zweite war genauso doof. Das war's dann. Auf Wiedersehen.“


„Bubi" Binz

Samstag vormittag, 11 Uhr. Dietrich Weise nimmt im „Café Kempf“ in Grünstadt seinen jüngsten Spieler zur Seite. „Manfred, du spielst“, sagte der Frankfurter Trainer zu dem 19jährigen Manfred Binz. Der Amateur ist völlig überrascht. Für den erkrankten Ralf Falkenmayer erst am Freitag vormittag in den Kader nachnominiert, sollte er nun auch gleich die Position des Nationalspielers im Spiel übernehmen. Nicht der erfahrene Norbert Fruck kam in die Mannschaft, auch nicht der eigentlich für diese Rolle prädestinierte Martin Trieb.

„Ich bin unheimlich aufgeregt“, beschrieb der Debütant seine Gefühle kurz vor dem Anpfiff. Als das Spiel dann lief, war zunächst von Nervosität nichts zu spüren. Wenn Berthold sich in den Angriff einschaltete, sicherte Binz hinten ab, wenn Geye versuchte, Druck zu machen, stellte sich der Frankfurter entschlossen entgegen. „Der Trainer hat's mir auf einem Blatt Papier aufgezeichnet und genau erklärt“, erzählt Binz.

Als das Spiel hektisch wurde, die Mannschaftskameraden immer nervöser, verlor auch der Amateur einige Male den Kopf. Die Beurteilung durch den Trainer war dennoch fast ausschließlich positiv. „Ich bin froh, daß ich den Mut hatte, Binz zu bringen. Er hat in der ersten halben Stunde keinen Fehler gemacht“, bescheinigte Dietrich Weise seinem jüngsten „Bubi“.

Allerdings, nach gut einer Stunde hatte der Coach ein Einsehen mit dem nachlassenden Youngster und nahm ihn aus dem Spiel. Weise: „Er hatte vor dem Spiel Angst. Diese Angst kam mit den Fehlern in der ganzen Mannschaft immer mehr zurück. Auf einmal war das Selbstbewußtsein weg.“ Binz mußte gehen, saß in der Kabine und hoffte vergeblich auf den Ausgleich. „Ich bin ganz zufrieden“, zog er ein persönliches Fazit nach seinem ersten Bundesligaspiel. (Abendpost-Nachtausgabe zum Sonntag vom 03.03.1985)

 

 

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