Eintracht Frankfurt - Borussia
Mönchengladbach |
Bundesliga 1984/1985 - 17. Spieltag
1:1 (0:1)
Termin: Sa 08.12.1984, 15:30 Uhr
Zuschauer: 40.000
Schiedsrichter: Karl-Heinz Tritschler (Freiburg)
Tore: 0:1 Hans-Günter Bruns (32.), 1:1 Cezary Tobollik (62.)
Eintracht Frankfurt | Borussia Mönchengladbach |
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Trainer | Trainer |
„Unser Problem ist die Chancenverwertung“ Wann hat es das schon einmal gegeben: Obwohl die Frankfurter Eintracht zu Hause gegen Borussia Mönchengladbach „nur“ ein 1:1 erreichte, prasselte nach Spielende der Beifall auf die junge Mannschaft nieder. 40.000 Zuschauer honorierten damit das beste Spiel dieser Saison, zu dem die Frankfurter den größten Teil beigetragen hatten. Doch trotz einer Vielzahl von Chancen konnte Torwart Ulli Sude nur einmal überwunden werden. Frankfurts Bester, Cezarv Tobollik, qlich nach 62 Minuten Bruns' Führungstor aus und sicherte der Eintracht damit das hochverdiente Unentschieden und ausgeglichenes Punktverhältnis (17:17) nach der Vorrunde. Neben Tobollik zeigten bei der Eintracht Thomas Kroth und Thomas Berthold eine überdurchschnittliche Leistung. Keiner der 13 eingesetzten Spieler, auch Debütant Hans-Peter Boy nicht, enttäuschte, genau wie auf der anderen Seite. Dort ragte Libero Hans-Günter Bruns heraus. Schwächster Akteur auf dem Platz war Schiedsrichter Tritschler, der in vielen Situationen die Gastgeber benachteiligte. So erkannte er ein herrliches Tor von Tobollik nicht an. Tempo war drin im Spiel, Spannung, Dramatik und Spielwitz. Beide Mannschaften boten den Fans von der ersten Minute an eine tolle Partie. Der einzige, der da nicht so richtig mithalten konnte, war Schiedsrichter Tritschler. Er sollte später gemeinsam mit seinen Linienrichtern Sahner und Hodapp eine traurige Rolle spielen. Die Frankfurter begannen wie die Feuerwehr. Bevor sich die Gladbacher so richtig gefunden hatten, hätten die Gastgeber schon 2:0 vorn liegen können. Cezary Tobollik schlug am linken Flügel Haken wie ein Kaninchen und versetzte seine Bewacher gleich reihenweise. Diesmal blieb es nicht bei brotloser Kunst, sondern Tobollik bereitete zwei hochkarätige Chancen vor. In der 4. Minute ging der Deutschpole leichtfüßig an drei Gegnern vorbei, zog halbhoch nach innen, wo sich Uwe Müller die Ecke hätte aussuchen können. Doch der Frankfurter Stürmer traf den Ball nicht voll und verfehlte das Tor. Vier Minuten später eine ähnliche Situation: Nur hatte Tobollik diesmal gleich fünf Gegner wie Slalomstangen stehengelassen und hoch nach innen geflankt. Jürgen Mohr ging Risiko ein, nahm den Ball aus der Luft und schoß ihn in die Luft. Die zweite Möglichkeit war vertan. Borussia Mönchengladbach brauchte eine Viertelstunde, um etwas besser ins Spiel zu kommen. Die erste Möglichkeit schenkte Ralf Falkenmaver den Gästen. Einen Abschlag von Ulli Sude ließ „Falke“, in diesem Moment auf der Liberoposition, unter dem Fuß durchrutschen. Die Beobachtung durch DFB-Trainer Horst Köppel (Franz Beckenbauer hatte es vorgezogen, nach Uerdingen zu fahren) hatte Falkenmayer offenbar nervös gemacht. Mill nahm den Ball auf, scheiterte aber mit einem 14-Meter-Schuß an Hans Gundelach. Und nun begann das Kapitel, das die Unparteiischen schrieben. In der 18. Minute zeigte Herr Tritschler Ewald Lienen nach einem Foul an Uwe Müller die gelbe Karte. Fünf Minuten danach kochte die Volksseele im Stadion fast über. Mit einem herrlichen Schuß aus 18 Metern traf Cezary Tobollik genau in den Torwinkel. Ein Tor des Monats. Schiedsrichter Tritschler erkannte den Treffer auch an, doch an der rechten Seitenlinie hielt sein Linienrichter die Fahne hoch. Uwe Müller hatte zwar nicht eingegriffen, aber offenbar im Abseits gestanden. Eine äußerst unglückliche Entscheidung, denn Schiedsrichter Tritschler nahm den Treffer zurück, erkannte ihn nicht an. Überhaupt hatte die Eintracht nun großes Pech. In der 30. Minute versuchte Martin Trieb vom linken Flügel zu flanken, rutschte am Boden entlang, Herlovsen trat ihm dabei unbeabsichtigt auf die Hand. Trieb mußte vom Platz, und während die Eintracht nur zehn Mann auf dem Feld hatte, traf Hans-Günter Bruns zum 1:0 für Mönchengladbach. Geschickt hatte der Libero die Abwehr ausmanövriert. Nach 39 Minuten roch es nach einer roten Karte für Ewald Lienen. Auf Rechtsaußen hatte er den für Trieb eingewechselten Hans-Peter Boy gefoult, doch der Unparteiische beließ es bei einer Ermahnung. Dafür sah Dresen nach einem bösen Foul an Berthold kurz danach die gelbe Karte. Die zweite Halbzeit wurde zu einem einzigen Sturmlauf der Frankfurter Eintracht. Angriffswelle auf Angriffswelle rollte Richtung Gladbacher Tor. Doch dort stand die Borussen-Deckung ausgezeichnet. Vor allem Libero Bruns und Vorstopper Hannes waren im Deckungszentrum mit hohen Bällen kaum zu überwinden. Es war ein großartiges Spiel, das beide Teams, vor allem aber die Eintracht, lieferten. Gladbachs gefährliche Konter kamen nur zweimal. Da stockte den 40.000 aber der Atem. Criens war es, der nach 61 Minuten am rechten Flügel davonzog. Seine scharfe Flanke verpaßte Frank Mill nur ganz knapp. Vier Minuten später rutschte Mill eine Flanke so vom Fuß, daß sie fast ins Tor gesegelt wäre. Doch zum Glück für Torwart Gundelach fiel das Leder auf das Netz. Die Mehrzahl der Möglichkeiten aber hatten die Gastgeber. Sie zeigten herzerfrischenden Angriffsfußball mit allem, was diesen Sport so schön macht. Unermüdlicher Kampfgeist, feine Dribblings und gelungene Kombinationen. Chancen gab es zu Hauf, doch das Pech schien an den Füßen der Frankfurter zu kleben. Armin Kraaz schoß in der 48. Minute übers Tor, Thomas Kroth machte es drei Minuten danach nicht besser. Und schließlich parierte Sude einen Flachschuß von Kroth, den viele schon im Tor gesehen hatten. In der 62. Minute aber doch der Ausgleich: Jürgen Mohr spielte einen Eckball kurz zu Peter Boy, der Debütant flankte nach innen, und der beste Mann auf dem Platz krönte seine überragende Leistung. Mit dem Kopf war Tobollik schneller am Ball als Sude mit der Faust und stieß das Leder ins Netz. Endlich der hochverdiente Ausgleich! Die Eintracht gab sich damit nicht zufrieden, stürmte unbeirrt weiter. Doch das Pech blieb ihr treu. Dresen rettete nach einem Kroth-Schuß auf der Linie, Uwe Rahn machte es gegen Hans-Peter Boy genauso. Beide Male war Ulli Sude bereits geschlagen. Und dann brachte sich der schwächste Mann auf dem Platz, Schiedsrichter Tritschler, in Erinnerung. Der Frankfurter Svensson, ein ums andere Mal von Herlovsen gefoult, sah seinerseits nach einem Rempler die gelbe Karte. Geradezu lächerlich. Kurz danach zog Tritschler auch gegen Berthold Gelb. Dietrich Weise brachte mit Harald Krämer für den erschöpften Jürgen Mohr einen weiteren Stürmer, doch das ersehnte Siegtor wollte einfach nicht fallen. Trainerstimmen Dietrich Weise (Eintracht Frankfurt): „Wir sind mit dem Punkt nicht so zufrieden, weil wir die stärkere Mannschaft waren. Durch elanvolle Spielweise schlichen sich Flüchtigkeitsfehler ein. Doch war das ein Spiel nach dem Geschmack der Zuschauer. Unser Problem ist die Chancenverwertung. Nicht nur in den ersten zehn Minuten hätten Müller und Mohr treffen müssen. Doch daran müssen wir weiter arbeiten. Doch dieses Problem gehört einfach zu uns. Daß man mit Auswechslungen auch Pech haben kann, hat man heute gesehen. Jürgen Mohr war sehr gut und Harald Krämer, der für ihn reinkam, hat keinen neuen Druck gebracht.“ Jupp Heynckes (Borussia Mönchengladbach): „Man hat an der Reaktion der Zuschauer gemerkt, daß es ein hochinteressantes, spannendes Spiel war. Mit Bewegung, aber auch mit viel Fehlern. Wir waren im Abschluß nicht so zwingend wie sonst. Nach der Pause hat die Eintracht mit der Unterstützung der Zuschauer viel Druck gemacht, so daß wir einige bange Minuten überstehen mußten. Für uns ist das 1:1 ein gutes Ergebnis, wenn man bedenkt, daß die Eintracht junge temperamentvolle Spieler hat. Auch wenn man sehen muß, daß zu einer Spitzenmannschaft eine bessere Chancenverwertung gehört.“ (Abendpost-Nachtausgabe zum Sonntag vom 09.12.1984)
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