VfB Stuttgart - Eintracht Frankfurt |
Bundesliga 1984/1985 - 11. Spieltag
4:2 (2:1)
Termin: Fr 02.11.1984, 20:00 Uhr
Zuschauer: 27.000
Schiedsrichter: Aron Schmidhuber (Ottobrunn)
Tore: 1:0 Jürgen Klinsmann (20.), 2:0 Nicolaas Claesen (28.), 2:1 Harald Krämer (41.), 3:1 Jürgen Klinsmann (56.), 3:2 Jürgen Mohr (60.), 4:2 Peter Reichert (85.)
VfB Stuttgart | Eintracht Frankfurt |
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Tolle Torszenen am laufenden Band Sechs Tore fielen in diesem überaus farbigen, unterhaltsamen Bundesligaspiel, gut und gerne doppelt so viel hätten es sein können. Am Ende der neunzig Minuten standen sage und schreibe neun Stürmer auf dem Feld, kein Wunder, daß sich vor beiden Toren turbulente Szenen am laufenden Band abspielten. Beide Mannschaften wußten um ihre Schwächen in der Abwehrarbeit und suchten die Flucht nach vorne. Die Frankfurter unterlagen auch diesmal wieder, weil sich ihre Deckung als die brüchigere zweier löchriger Reihen erwies. Vor allem Pahl, Körbel und Kraaz entpuppten sich als Unsicherheitsfaktoren. Beim VfB fuhren zumindest Libero Makan und die beiden Försters konsequent dazwischen, wenn es brannte. Debütant Rainer Maurer dagegen muß fürchten, zwei Bundesliga-Spiele auf einmal bestritten zu haben: Sein erstes und letztes. Er wußte die einmalige Chance nicht beim Schopf zu packen. Die Eintracht spielte einmal mehr einen wunderschönen Fußball — fast zu schön. Wie der elegante Jung-Libero Thomas Berthold einige Male fast mühelos die Stuttgarter Abwehrrecken umwedelte, war eine Augenweide. Benthaus' aus der (Verletzungs)-Not geborener Kniff, mit drei Stürmern anzutreten, wurde zum klugen Schachzug. (Kicker)
Wieder vier Gegentore Am 2. November 1984 fand im Neckarstadion in Stuttgart die Bundesliga-Partie zwischen dem VfB Stuttgart und Eintracht Frankfurt im Rahmen des 11. Spieltags der Saison 1984/85 statt. Das Aufeinandertreffen der beiden süddeutschen Kontrahenten, beide in der Tabelle mit 10:10 Punkten im Mittelfeld der Liga platziert, wurde von der Heimelf dominiert, die mit klarem Offensivspiel und individuellen Glanzleistungen überzeugte. Das Spiel begann mit hohem Tempo, und die Gastgeber zeigten früh ihre Offensivqualitäten. Jürgen Klinsmann brachte den VfB in der 20. Minute in Führung. Der junge Stürmer, der bereits in dieser Saison durch seine Torgefährlichkeit auffiel, verwandelte eine Vorlage souverän. Nur acht Minuten später erhöhte Nico Claesen auf 2:0. Doch Frankfurt zeigte Widerstand: Harald Krämer nutzte eine Nachlässigkeit in der Stuttgarter Abwehr und erzielte in der 41. Minute den Anschlusstreffer zum 2:1. Nach der Halbzeitpause knüpfte Stuttgart nahtlos an die starke Leistung der ersten Hälfte an. Erneut war es Klinsmann, der in der 56. Minute den alten Abstand wiederherstellte. Doch Frankfurt gab nicht auf: Jürgen Mohr sorgte in der 60. Minute für das 3:2 und brachte die Eintracht zurück ins Spiel. In der Schlussphase sicherte Peter Reichert mit seinem Treffer in der 85. Minute den verdienten Sieg für den VfB Stuttgart. Claesen hätte das Ergebnis in der Nachspielzeit per Elfmeter noch weiter ausbauen können, scheiterte jedoch am Frankfurter Torwart Jürgen Pahl. Mit diesem Sieg rückte Stuttgart vom achten auf den fünften Tabellenplatz vor und stellte den Anschluss an die vordere Tabellenregion her. Für die Eintracht hingegen führte diese dritte Niederlage in Folge auf den 13. Platz - mit nur noch zwei Punkten Vorsprung auf die Bielefelder auf dem Relegationsrang 16.
Erbarmen mit den Hessen! Tröstende Worte richtete DFB-Trainer Berti Vogts im Stuttgarter Neckarstadion an die Eintracht: „Frankfurt erinnert mich an unsere Gladbacher Fohlenzeit von 1965. Damals haben wir auch so schön gespielt und doch verloren.“ Die „Frankfurter Fohlen“ wird dies kaum über die 2:4-Niederlage beim VfB Stuttgart hinwegtrösten, über die dritte Niederlage in Folge, zum dritten Mal mit vier Gegentoren. „Wir müssen dort mit Ruhe und Besonnenheit wieder rauskommen“, gerät Trainer Dietrich Weise über die 0:6 Punkte und das erstmalige Minuskonto in dieser Saison nicht in Panik. Weise: „Die Belastungen am Ende der letzten Saison machen sich jetzt bemerkbar. Im Gegensatz zu den ersten Saisonspielen fehlt uns nun häufig einfach das Glück.“ Wie wahr: Berthold und Krämer (3) hatten vier kapitale Torchancen zum 1:0, zum 1:1, zum 2:2, zum 3:3, die jeweils dem Spiel einen ganz anderen Verlauf hätten geben können. Jedenfalls war die Eintracht keineswegs zwei Tore schlechter als die Verlegenheitself des deutschen Meisters. Martin Trieb: „Wir haben uns gegenseitig Geschenke gemacht. Die Stuttgarter haben sie angenommen, wir nicht.“ Lauter „Gurkentore“ stöhnte auch Jürgen Pahl, den Dietrich Weise bei seiner Manöverkritik in die allgemeine Unsicherheit einbezog: „Bei uns herrscht eine gewisse Unsicherheit, von der nun auch der Torwart angesteckt wurde.“ Die Unsicherheiten vor Jürgen Pahl wurden durch Thomas Berthold als Libero nicht beseitigt, sondern durch Benthaus' totale Offensivtaktik mit drei Sturmspitzen und einem offensiven Spielmacher Sigurvinsson noch vergrößert. Körbel: „Mal habe ich gegen Klinsmann, mal gegen Sigurvinsson gespielt, mal habe ich Reichert oder sogar Claesen gegenübergestanden.“ Die ständigen Positionswechsel der Stuttgarter-Stürmer verwirrten die Frankfurter Verteidiger derart, daß Körbel und Sievers sich zusammen auf Sigurvinsson stürzten und dieser dann seelenruhig an beiden vorbei zum freistehenden Klinsmann schob. Aus dieser Verwirrung schlugen die Stuttgarter ihr Kapital und machten ihre Tore durch den überragenden Jürgen Klinsmann (2), Claesen und Reichert. Drei Sturmspitzen, vier Tore — Helmut Benthaus' ungewohnter Mut zur totalen Offensive wird den Offensivprediger Dietrich Weise innerlich ganz schön geärgert haben. (Abendpost-Nachtausgabe zum Sonntag vom 04.11.1984)
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