Eintracht Frankfurt - 1. FC
Köln |
Bundesliga 1984/1985 - 10. Spieltag
1:4 (0:2)
Termin: Sa 27.10.1984, 15:30 Uhr
Zuschauer: 35.000
Schiedsrichter: Robert Walz (Waiblingen)
Tore: 0:1 Uwe Bein (14.), 0:2 Hans-Peter Lehnhoff (33.), 0:3 Uwe Bein (60.), 0:4 Stefan Engels (80.), 1:4 Jan Svensson (88.)
Eintracht Frankfurt | 1. FC Köln |
|
|
Wechsel
|
Wechsel
|
Trainer | Trainer
|
Eintracht stolpert über Bein Der 1. FC Köln ist der „Angstgegner“ der Frankfurter Eintracht: Am 14. April spielte die Eintracht großartig und verlor 0:2. Diesmal spielte die Eintracht miserabel und verlor 1:4. Zwischen diesen beiden Niederlagen gegen Köln hatte die Eintracht kein Heimspiel im Waldstadion verloren und 11:1 Punkte gesammelt. 35.000 Zuschauer, darunter Oberbürgermeister Dr. Walter Wallmann und (erstmals) sein Herausforderer Dr. Volker Hauff, erlebten an einem herrlichen Herbsttag das schlechteste Saisonspiel der Eintracht. Dietrich Weises junge Spieler schienen wie gelähmt: vorne hatten sie einen Schumacher-Komplex, hinten hatten sie Angst vor Allofs, und gestolpert sind sie in erster Linie über Uwe Bein. Der einstige Offenbacher sorgte mit zwei im Zusammenspiel mit Pierre Littbarski herrlich herausgespielten Toren früh für den Vorsprung, und nach einer Stunde für die endgültige Entscheidung. Zwischen dem 1:0 und dem 3:0 von Uwe Bein hatte Franz Peter Lehnhoff, ein Typ wie Bernd Schuster, mit einem fulminanten Weitschuß unter die Latte das 2:0 besorgt. Auch als die Eintracht nach einer Stunde mit vier Sturmspitzen schließlich stürmte (Körbel und Mohr wurden ausgewechselt), konnten die Frankfurter ihren Schumacher-Komplex nicht ablegen. Sie schossen miserabel. Um so torgefährlicher blieben die Kölner bis zum Schluß und erzielten durch Engels in der 80. Minute sogar noch das 4:0. Erst kurz vor Schluß kam die Eintracht durch Jan Svensson zum Gegentor, das ihnen die Kölner aber „geschenkt“ hatten. Der Tausch bei der Eintracht zwischen Thomas Kroth und Thomas Berthold brachte bei weitem nicht die erhoffte Wirkung, im Gegenteil. Anstatt dem Spiel der Eintracht zusätzliche Impulse zu verleihen, wurden ihm bisherige Impulse genommen. Die Frankfurter Eintracht aber hatte auch Pech: sie traf auf eine überragende Kölner Mannschaft, die so gut in dieser Saison noch nicht gespielt hatte. Klare Aufgabenverteilung hatte Eintracht Frankfurts Trainer Dietrich Weise vor dem Spiel angekündigt. So war es dann auch auf beiden Seiten. Die Kölner Spitzen Klaus Allofs und Pierre Littbarski wurden von Ralf Sievers und Armin Kraaz bewacht, die Frankfurter Stürmer Jan Svensson und Uwe Müller von Paul Steiner und Mattias Hünerbach. Schon in diesen vier Duellen machte sich früh der Unterschied zwischen beiden Mannschaften bemerkbar. Während die Eintracht-Spitzen stumpf blieben, waren die Kölner kaum zu bremsen. Mit der mannschaftsinternen Umstellung — Thomas Berthold Libero, Thomas Kroth im Mittelfeld — hatte der Frankfurter Coach zudem danebengegriffen. Die Eintracht fand nie ihren Rhythmus, die Abstimmung im Mittelfeld stimmte überhaupt nicht, und vor allem der Sturmdrang von Berthold wurde schmerzlich vermißt. Nur eine echte Chance spielten sich die Gastgeber bis zur Pause heraus, und da wurde der Ball eine sichere Beute von Toni Schumacher. Karlheinz Körbel hatte den Ball mit dem Kopf vorgelegt, Uwe Müller in der 8. Minute aus der Drehung geschossen. Der Rest der ersten Halbzeit gehörte eindeutig den hervorragenden Kölnern, die auch im Mittelfeld deutlich überlegen spielten. Vor allem der Mann mit der Nr. 8, Franz-Peter Lehnhoff, entpuppte sich als ungemein gefährlich. Zwei Warnschüsse gab Lehnhoff, der eine verblüffende Ähnlichkeit mit Bernd Schuster aufweist, ab, bevor er zuschlug. In der 16. Minute nahm der Kölner Mittelfeldspieler eine Faustabwehr von Jürgen Pahl direkt auf, verfehlte aber knapp. Neun Minuten später ging der junge Mann das gleiche Risiko ein, nahm eine Flanke von Littbarski wieder aus der Luft und hatte wieder Pech. Knapp ging der Ball übers Tor. In der 33. Minute aber traf Lehnhoff. Im Mittelfeld bekam er den Ball zugespielt, lief unbehelligt Richtung Frankfurter Strafraum, zog aus 18 Metern ab, und genau über dem Kopf von Jürgen Pahl schlug der Ball ein. Von der Unterkante der Latte prallte er ins Tor. Dies war bereits das 2:0 für die in allen Belangen überlegenen Gäste. Die Führung hatte Uwe Bein in der 14. Minute besorgt. Pierre Littbarski setzte sich gegen Armin Kraaz im Strafraum durch, paßte flach nach innen. Bein konnte in aller Ruhe annehmen und sich die Ecke aussuchen. Unhaltbar für Pahl rollte der Ball ins Tor. Dieses Tor schien die Eintracht zu lähmen. Nichts war mehr zu spüren von der Begeisterung der letzten Wochen, von Schwung und Spielwitz, die die Mannschaft in dieser Saison ausgezeichnet hatten. Das so hoch gelobte Mittelfeld ging völlig unter. Jürgen Mohr schien in seinem Abwehrverhalten von allen guten Geistern verlassen, schaute fast regungslos zu, wenn sein direkter Gegenspieler Stefan Engels auf und davonzog. Dabei war Mohr noch der spektakulärste Frankfurter, dem wenigstens ab und zu noch ein Dribbling oder ein paar Pässe gelangen. Von Thomas Kroth und Ralf Falkenmayer jedenfalls war überhaupt nichts zu sehen. Die meisten Ballkontakte hatte bezeichnenderweise Karlheinz Körbel. Damit konnte der Kapitän noch nie etwas anfangen. Nicht nur da stimmte an diesem Tag die Aufgabenverteilung nicht. Bei all diesen Mängeln mußte die Eintracht froh sein, zur Pause nur 0:2 zurückzuliegen. Uwe Bein hatte Minuten vor der Pause die Riesenmöglichkeit zum 0:3. Lehnhoff war wieder einmal der Wegbereiter, doch Bein scheiterte ganz allein vor Pahl am Frankfurter Torwart. Der ehemalige Frankfurter und Neu-Bielefelder Ronald Borchers staunte: „Die Kölner spielen überragend, sie sind viel schneller und haben viel mehr Bewegung als die Eintracht im Spiel.“ Mit Cesary Tobollik für Kapitän Karl-Heinz Körbel wollte Dietrich Weise nach dem Wechsel die Wende erzwingen. Doch der Hoffnungsfunke glimmte nur bis zur 60. Minute, dann war alles vorbei. Vier Frankfurter Stürmer standen nun auf dem Platz, doch die Gefahr brachten die zwei Kölner Littbarski und Allofs unter Assistenz ihrer Mittelfeldspieler, und da vor allem Uwe Bein. Pierre Littbarski war es, der nach genau einer Stunde den Fangschuß für die Eintracht einleitete. Ein herrlicher Paß von Littbarski kam genau in den Lauf von Uwe Bein und in seiner unnachahmlichen Art ließ er Jürgen Pahl keine Chance. Ins lange Eck kam der Ball 0:3, die Entscheidung war gefallen. Da half auch ein weiterer Stürmer, nämlich Harald Krämer nichts. Für den schwachen Mohr gekommen, schlug Krämer fast ein Dutzend Flanken vom rechten Flügel, doch in der Mitte war niemand, der sie hätte in Tore ummünzen können. Krämer als kopfballstärkster Spieler wäre dazu wohl am ehesten in der Lage gewesen, doch eigene Flanken auch noch einknöpfen, das ist zuviel verlangt. Die Eintracht rannte unentwegt und unüberlegt an, schlug hohe Flanken auf die Köpfe von Strack und Steiner oder auf die Fäuste von Schumacher. Nur zu einer echten Möglichkeit kamen sie. Schiedsrichter Walz pfiff einen indirekten Freistoß im Strafraum, Falkenmayer legte auf Tobollik, doch dessen Schuß wurde von Pierre Littbarski von der Linie geköpft. Der Willen war der Eintracht nicht abzusprechen. Aber es wollte einfach nicht gelingen. Besonders deutlich zeigte sich dies beim Ex-Kölner Thomas Kroth, der rannte und schoß, was das Zeug hielt. Noch ein halbes Dutzend mal flog der Ball weit, weit übers Kölner Tor. Schließlich hatten es die Gastgeber den unkonzentrierten Kölnern zu verdanken, daß es kein Debakel wurde. Zwei, drei tolle Konter-Chancen ließen die Rheinländer aus, bevor Stefan Engels zehn Minuten vor dem Ende noch zum 0:4 traf. Die Eintracht war zu diesem Zeitpunkt schon längst entmutigt und deprimiert. Da konnte auch der Ehrentreffer zwei Minuten vor dem Ende nicht mehr helfen. Toni Schumacher schoß seinem eigenen Libero Gerd Strack den Ball an den Rücken, Jan Svensson bedankte sich für das Geschenk und schob ihn ins Netz. 1:4, für die Kölner nicht mehr als ein kleiner Schönheitsfehler. (Abendpost-Nachtausgabe zum Sonntag vom 28.10.1984)
|