Bayern München - Eintracht
Frankfurt |
Bundesliga 1984/1985 - 9. Spieltag
4:2 (3:0)
Termin: Sa 20.10.1984, 15:30 Uhr
Zuschauer: 36.000
Schiedsrichter: Werner Schütte (Dortmund)
Tore: 1:0 Roland Wohlfarth (9.), 2:0 Michael Rummenigge (39.), 3:0 Roland Wohlfarth (42.), 3:1 Thomas Berthold (48.), 4:1 Lothar Matthäus (82.), 4:2 Thomas Kroth (86.)
Bayern München | Eintracht Frankfurt |
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Schön, aber nicht erfolgreich Die Frankfurter Eintracht spielte im Olympiastadion schön, die Münchener Bayern spielten erfolgreich. Der Unterschied der Spielweise: ein klarer 4:2-(3:0-)Sieg des Bundesliga-Tabellenführers, der freilich, gemessen am Spielverlauf, zu hoch ausfiel. Spielerisch waren sich beide Mannschaften nämlich ebenbürtig. Aber: Die beiden Bayern-Sturmspitzen Wohlfarth und Rummenigge setzten sich in entscheidenden Torraumszenen gegen ihre Gegenspieler Kraaz und Körbel durch, auf der anderen Seite kamen die Frankfurter Sturmspitzen Svensson und Müller an ihren energischen Bewachern Eder und Willmer nicht vorbei. Wohlfarth und Rummenigge besorgten so schon früh das 3:0 zur Pause. Und die beiden hatten obendrein einen überragenden Lothar Matthäus, der seine Glanzleistung mit einem herrlichen Kopfballtor zum 4:1 krönte. Die Eintracht, die nahezu während der ganzen zweiten Halbzeit das Spiel bestimmte, hatte aber im Abschluß, wie gesagt, keinen Erfolg. Beide Tore resultierten aus fulminanten Weitschüssen. Das erste durch einen herrlichen 25-Meter-Schuß von Berthold in den Torwinkel zum 1:3 und ein flacher 16-Meter-Schuß von Thomas Kroth in der 86. Min. zum 2:4. Daß wieder Abwehr- und Mittelfeldspieler die Tore machten, spricht auch nicht für die Sturmspitzen Svensson und Müller. Neben Berthold überragte bei der Eintracht noch Jürgen Mohr als Spielmacher. „Wer hätte gedacht, daß es gegen die Frankfurter Eintracht ein Spitzenspiel geben wird“, sagte Bayern-Manager Uli Hoeneß vor dem Anpfiff. Herrliches Herbstwetter und rund 40.000 Zuschauer boten eine imposante Kulisse für das Spiel. Und wie eine Spitzenmannschaft begann auch die Frankfurter Eintracht: Mutig, forsch, frech, offensiv, streckenweise sogar brillant. Doch für diese Spielweise wurde die Eintracht grausam bestraft: 3:0 hieß es zur Halbzeit für die Bayern. Das war der Unterschied zwischen einer erfolgreich und einer schön spielenden Mannschaft. Die Bayern und ihre Zuschauer trauten jedenfalls ihren Augen nicht, als die Eintracht das Spiel mit einem brillanten Sturmwirbel begann. Das Spiel wurde geprägt von den beiden hervorragend besetzten Mittelfeldachsen. Mohr begann zu zaubern und zu jonglieren und die Eintracht zeigte herrliche Spielzüge. Nur die Chancen blieben dabei Mangelware. Ein Schuß von Trieb über das Tor und eine herrliche Kombination von Berthold über Müller, wobei Dremmler in der letzten Sekunde zur Ecke klären konnte, waren die auffälligsten Torszenen. Das waren die ersten acht Minuten. Und dann folgte die erste kalte Dusche. Die Bayern gingen in Führung — durch ein vermeidbares Tor. Denn sowohl Körbel im Zweikampf mit Wohlfahrt als auch Pahl, der viel zu spät und zu zögernd herauskam, griffen beide nicht energisch genug ein, so daß der Bayern-Stürmer in der 9. Minute den Ball an beiden vorbei ins Tor schlenzen konnte. 1:0 für die Bayern also. Aber die Frankfurter spielten weiterhin unentmutigt offensiv, griffen an. Doch im Mittelfeld machten sich nach und nach die größere Dynamik eines Lothar Matthäus bemerkbar. Außerdem griffen die Bayern gefährlich durch Dremmler über die rechte und Nachtweih über die linke Seite an. Wenn sie am Ball waren und nach vorne stürmten, drohte immer Gefahr. Auf der Frankfurter Seite rackerten Svensson und Müller zwar unermüdlich, aber erfolglos. Sie konnten keinerlei Gefährlichkeit ausstrahlen. In der 13. Minute setzte sich Svensson gegen seinen Bewacher Willmer durch und wurde an der Strafraumgrenze von Dremmler gerempelt und zu Fall gebracht. Mohr schoß den Freistoß, aber nicht hart genug, so daß Aumann keinerlei Probleme hatte. Überhaupt war Mohr bei den Frankfurtern der auffälligste Spieler, nicht nur als Spielmacher, sondern auch mit Schüssen aus der zweiten Reihe. Doch damit hatte er kein Glück. Nach zwanzig Minuten wurden darin die Bayern druckvoller und bestimmten das Spiel. In der 23. Minute erhielt Berthold die Gelbe Karte, nachdem er Nachtweih gelegt hatte. Lerby, der erstmals nach fünf Wochen wieder dabei war, trat einen fulminanten Freistoß, den Pahl jedoch glänzend parierte. Die Bayern-Freistöße waren überhaupt gefährlich. So trat in der 29. Min. Nachtweih einen weiteren fulminanten Freistoß nur knapp über das Tor. Bei der Eintracht, bei denen Falkenmayer im Mittelfeld die Fleißarbeit verrichtete, Berthold mit seinen Antritten für Gefahr sorgte, aber Mohr das Spiel dirigierte, mangelte es am Abschluß. Die Bayern spielten gradlinig, schnell und vor allen Dingen schossen sie aus allen Lagen. So in der 34. Minute Lothar Matthäus, dessen Volleyschuß nach einem Eckball aus 25 Metern Pahl mit einer Prachtparade halten konnte. Die größte Szene hatte die Eintracht in der 37. Minute. Jürgen Mohr startete ein Supersolo aus dem Mittelfeld, die Bayern konnten ihn nicht aufhalten. Dürnberger stürzte zu Boden und versuchte, den Ball mit der Hand aufzuhalten. Der Schiedsrichter ließ Vorteil gelten und weiterspielen. Mohr schlug einen herrlichen Paß auf die linke Seite zum völlig freistehenden Berthold, der allein vor Aumann mit seinem Schuß aus schrägem Winkel jedoch nur das Außennetz traf. Und wie bei dem ersten Tor folgte nach dieser brillanten Szene wieder die kalte Dusche. Auf der linken Seite hatte sich Matthäus durchgesetzt, Rummenigge erhielt den Ball, umringt von Frankfurtern, die nicht energisch genug eingriffen, und er bezwang Pahl. 2:0 für die Bayern in der 38. Minute. Die Eintracht war hinten nun völlig offen und durcheinander. Das 3:0 fiel in der 42. Minute. Wieder war Initiator Lothar Matthäus, der diesmal von der rechten Seite eine Flanke in den Strafstoß schlug. Körbel konnte den Ball nicht abwehren, erwischte ihn nicht, Wohlfahrt stoppte ihn, umspielte Körbel und ließ Pahl mit einem Schuß vom Elfmeterpunkt aus keinerlei Chance. Fazit der ersten Halbzeit: Die Eintracht hatte in der ersten Halbzeit aufgespielt, wie noch keine Auswärtsmannschaft im Olympiastadion in dieser Saison, aber sie hatte drei Tore kassiert. Mit einer Gelben Karte für Jürgen Mohr hatte die erste Halbzeit geendet, mit einem herrlichen Tor von Thomas Berthold begann die zweite Halbzeit. In der 48. Minute faßte sich der Frankfurter Youngster ein Herz und zog aus 30 Metern ab. Sein Schuß flog in den Torwinkel, unhaltbar für Bayern-Tormann Aumann. Ein herrliches Tor. Bei den Bayern ließ Lerby nach, was verständlich war. Für ein Foul bekam er die Gelbe Karte. Jan Svensson hatte sich in der 51. Minute endlich einmal durchgesetzt, doch mit seinem Schuß scheiterte er dann an Aumann. Die Frankfurter Eintracht tat das einzig Richtige, sie stürmte weiter munter drauflos, suchte nur in der Offensive ihr Heil. So schickte Trainer Dietrich Weise in der 60. Minute mit Tobollik für Sievers eine dritte Sturmspitze ins Gefecht. Die Frankfurter Eintracht bestimmte weitgehend in der zweiten Halbzeit das Spiel. Die Bayern beschränkten sich darauf, zu halten und zu kontern und mußten sich für diese Spielweise zwischendurch auch Pfiffe gefallen lassen. Allein Lothar Matthäus und Nachtweih trieben die Mannschaft gelegentlich nach vorn. Jn der 67. Min. hatte Tobollik einen großartigen Einstand. Mit einem herrlichen Solo stürmte er in den Bayern-Strafraum, war an fünf Mann vorbei, aber am sechsten, an Torwart Aumann, blieb er hängen. Nur zwei Minuten später hatte Tobollik mit einem Weitschuß aus spitzem Winkel Pech, der Ball zischte knapp am Pfosten vorbei. Bei der Eintracht trieb vor allem Thomas Kroth seine Mannschaft immer wieder nach vorn und die Bayern mußten sich Pfiffe von ihren Zuschauern für ihre passive Spielweise gefallen lassen. In der 73. Minute kam dann Dieter Hoeneß für Michael Rummenigge, der in der zweiten Halbzeit nichts mehr zuwege gebracht hatte. In diese Drangperiode der Frankfurter fiel dann wieder,
wie bereits in der ersten Halbzeit, das Tor für die Bayern In der
82. Min. schlug Wohlfarth eine Flanke von der rechten Seite, Lothar
Matthäus stieg hoch, und überwand die Frankfurter Abwehr und
den Torwart mit einem herrlichen Kopfball. Damit war der Torsegen in
diesem Spiel aber noch nicht beendet. In der 86. Minute stürmte
Thomas Kroth nach vorne, zog aus 16 Metern ab und überwand Aumann
mit einem flachen Schuß ins Toreck. (Abendpost-Nachtausgabe
zum Sonntag vom 21.10.1984)
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