Eintracht Frankfurt - Bayer Leverkusen

Bundesliga 1984/1985 - 2. Spieltag

2:0 (2:0)

Termin: Di 28.08.1984, 20:00 Uhr
Zuschauer: 24.000
Schiedsrichter: Gerd Zimmermann (Wolfsburg)
Tore: 1:0 Cezary Tobollik (27.), 2:0 Ralf Sievers (34.)

 

 

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Eintracht Frankfurt Bayer Leverkusen

 


  • Rüdiger Vollborn
  • Dieter Bast
  • Jürgen Gelsdorf
  • Anders Giske
  • Rudolf Wojtowicz
  • Helmut Winklhofer
  • Wolfgang Patzke
  • Jürgen Röber
  • Thomas Hörster
  • Christian Schreier
  • Bum-Kun Cha

 

Wechsel Wechsel
  • Roman Geschlecht für Jürgen Gelsdorf (18.)
  • Herbert Waas für Anders Giske (72.)
Trainer Trainer

 

Eintrachts Jugendstil

Die Frankfurter Eintracht hat es geschafft. Der beste Start seit Jahren ist perfekt. Vor 23.000 Zuschauern schlugen die Weise-Bubis den Meisterschafts-Geheimfavoriten Bayer Leverkusen hochverdient mit 2:0 und können den nächsten Spielen nun gelassen entgegensehen. Die Eintracht hatte mehr vom Spiel, die besseren Chancen und die eindrucksvolleren Einzelspieler. Torwart Jürgen Pahl brillierte mit einer ganzen Serie von guten Paraden, die Youngster Armin Kraaz und Thomas Berthold verurteilten die Millionen-Stürmer Bum Kun Cha und Christian Schreier zur Bedeutungslosigkeit und Ralf Falkenmayer führte souverän im Mittelfeld Regie. Die Tore aber schossen andere. Cezarv Tobollik mit dem Kopf das 1:0, Ralf Sievers mit einem 18-m-Schuß das 2:0. Leverkusen war schon zur Pause geschlagen, hatte später viel Glück, nur mit 0:2 nach Hause zu fahren. Tobollik traf nur die Querlatte und Thomas Kroth scheiterte mit einem Elfmeter an Torwart Vollborn.

Die erste Überraschung lieferte Leverkusens Trainer Dettmar Cramer. Er ließ Nationalspieler Herbert Waas auf der Bank und brachte dafür Wolfgang Patzke ins Spiel. Cha rückte aus dem Mittelfeld wieder in die Sturmspitze. ..Waas hat eine Knochenhautreizung“, lautete Cramers Begründung. „Wenn es nötig werden sollte, werfen wir ihn ins Rennen.“ Nötig hätten es die Gäste allerdings von Anfang an schon gehabt. Zwei Distanzschüsse von Schreier und Cha, die Jürgen Pahl souverän abwehrte, und eine Rettungstat von Ralf Sievers in höchster Not gegen Cha waren es, was die Millionen-Mannschaft auf die Beine brachte. Ein Stürmer wie Waas hätte ihnen sicher gutgetan ...

Die Eintracht schaute sich das Leverkusener Ballgeschiebe 20 Minuten lang an und übernahm dann die Initiative. Vor allem Ralf Falkenmayer sprühte nur so vor Spiellaune, bot sich immer wieder geschickt in der eigenen Hälfte an, spielte seine Stürmer frei und begeisterte die Zuschauer. Das Übergewicht der Eintracht zahlte sich dann auch schnell aus. In der 23. Minute schlug Jürgen Mohr einen Eckball hoch nach innen, der Leverkusener Jürgen Röber bekam den Ball so unglücklich auf den Kopf, daß er ihn vor das eigene Tor verlängerte. Dort stand Cesary Tobollik völlig frei und köpfte den Ball - unhaltbar für Vollborn - unter die Latte zur Frankfurter Führung.

Nun war für die Eintracht der Bann gebrochen, die Nervosität aus dem Spiel. Die Frankfurter wirbelten sich in einen Rausch und wurden vom Publikum begeistert gefeiert. Oft fehlte in solchen Momenten das zweite Tor, diesmal gelang es der Eintracht. Und was für eins. In der 34. Minute erkämpfte sich Armin Kraaz einen Abpraller, versuchte, selbst mit einem Dribbling in Schuß-Position zu kommen, schaffte dies nicht, spielte den Ball quer zu Ralf Sievers. Der rechte Verteidiger zögerte nicht lange. Mit einem phantastischen Schuß traf er aus 18 Metern — unhaltbar für Torhüter Vollborn — zum 2:0 ins Netz. Vorstopper Armin Kraaz und der rechte Außenverteidiger Ralf Sievers hatten diesen Treffer vorbereitet und erzielt, ein Indiz für den Offensivgeist der Frankfurter. Die Leverkusener retteten sich nun mit Rückgaben und Ballgeschiebe vor weiteren Treffern bis in die Pause.

Die Frankfurter begannen die zweite Halbzeit, wie sie die erste beendet hatten: mit stürmischen Angriffen, mit einem Feuerwerk an Ideen. Schon in der 48. Minute hatte Tobollik die Riesenchance, das entscheidende 3:0 zu erzielen. Doch der Pole traf mit einem geschickten Heber nur die Querlatte. Dann kam der große Auftritt des deutlich verbesserten Jürgen Mohr. An drei Gegnern ging der ehemalige Berliner vorbei, schoß hart aufs Tor, doch Vollborn konnte abwehren. In der 60. Minute standen die Zuschauer auf den Bänken und spendeten Beifall auf offener Szene. Mit einem Hackentrick hatte Svensson Tobollik eingesetzt, dessen Flanke erreichte aber Thomas Berthold nicht.

Erst nach einer guten Stunde wurde die Partie ruhiger. Die Eintracht sparte Kräfte für die Schlußphase, Leverkusen suchte vergeblich nach Linie und Druck. Auch die Einwechslung von Stürmer-Star Herbert Waas für den Abwehrspieler Giske brachte den Gästen nichts. Ganz im Gegenteil. Die Eintracht hatte weiter Chancen, zu erhöhen. Die größte in der 75. Minute. Jan Svensson prallte mit Röber im Leverkusener Strafraum zusammen, der Schiedsrichter entschied sofort auf Elfmeter. Thomas Kroth schien sich nicht richtig zu konzentrieren, trat voll mit dem Spann und Vollborn konnte abwehren. Die große Chance war dahin, aber zittern mußte die Eintracht trotzdem nicht.

Nur zweimal mußte Torwart Jürgen Pahl noch eingreifen. In der 80. Minute wehrte er hintereinander zwei Freistöße von Röber und von Patzke in großer Manier ab. Dann war Schluß und die Zuschauer feierten die junge Eintracht-Mannschaft begeistert.

Trainerstimmen

Dietrich Weise (Eintracht Frankfurt): „Wir haben heute ein sehr schnelles, gutes Bundesligaspiel gesehen. Wir waren sicher um die zwei Tore stärker als Bayer Leverkusen, aber auch Bayer Leverkusen hat zu diesem schönen Fußballabend beigetragen. Meine Mannschaft hat gut gespielt, sicher haben einige noch eins draufgesetzt. Ich möchte Namen nicht nennen, weil dann zu schnell das Thema Nationalmannschaft herbeigeredet wird. So weit sind die meisten von meinen Spielern noch nicht.“

Dettmar Cramer (Bayer Leverkusen): „Ich habe heute morgen in der Zeitung gelesen, daß auch Glatzköpfe Glücksstrahnen haben können. Aber nach der 34. Minute war gegen Eintracht Frankfurt auch mit Glück nichts zu bestellen. Denn nach dem 2:0 spielte die Eintracht groß auf. Ich bin ein Fanatiker guten Fußballs, und die Eintracht hat guten Fußball gespielt heue abend. In meiner Mannschaft gab es auf wichtigen Positionen zu viele Ausfälle, so daß wir nicht mithalten konnten.“ (Abendpost-Nachtausgabe vom 29.08.1984)


 

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