Fortuna Düsseldorf - Eintracht
Frankfurt |
Bundesliga 1983/1984 - 22. Spieltag
4:2 (2:0)
Termin: Sa 21.04.1984, 15:30 Uhr
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Wilfried Heitmann (Drentwede)
Tore: 1:0 Günter Thiele (7.), 2:0 Rudolf Bommer (25.), 2:1 Uwe Müller (49.), 2:2 Atli Edvaldsson (69., Eigentor), 3:2 Günter Thiele (75.), 4:2 Rudolf Bommer (82.)
Fortuna Düsseldorf | Eintracht Frankfurt |
|
|
Wechsel
|
Wechsel
|
Trainer
|
Trainer |
Der leise Weise wird laut Da der ursprünglich auf Mitte Februar terminierte 22. Spieltag aufgrund eines DFB-Lehrgangs zur Vorbereitung auf die Europameisterschaft komplett verschoben wurde, treten am heutigen Samstag 16 Bundesligisten zum 'Nachsitzen' an. Zwei Vereine, die wahrscheinlich gerade ihre letzten Runden in der höchsten deutschen Spielklasse drehen, treffen bereits am Donnerstag in Bieber aufeinander, wobei der Tabellensiebzehnte gegen den Achtzehnten mit 3:1 gewinnt. Für die Eintracht führt der Weg nach Düsseldorf ins Rheinstadion. Gegen Düsseldorf gelang Anfang September '83 mit einem 3:0 am 5. Spieltag der erste Sieg dieser Saison, damals noch unter Trainer Zebec. Bis zum 25. Februar 1984 mussten die Eintrachtfans dann auf den nächsten doppelten Punktegewinn warten, den die Weise-Bubis gegen den designierten Absteiger aus Bieber einfuhren. Für Dietrich Weise, seit November '83 auf dem Trainerstuhl in Frankfurt, ist die Fahrt nach Düsseldorf eine Rückkehr an eine alte Wirkungsstätte. Denn Weise war 1976, nach drei erfolgreichen und mit zwei Pokalsiegen gekrönten Jahren in Frankfurt, für zwei Jahre als Übungsleiter zu den Fortunen gewechselt, die er 1978 zwar auch ins Pokalfinale führte, dort aber seinen Frankfurter Erfolg nicht wiederholen konnte und das Endspiel mit 0:2 gegen den 1. FC Köln verlor. Über den Samstag hinaus denken derzeit die Verantwortlichen der Eintracht bei der Kaderplanung für die kommende Spielzeit nach. Schritt für Schritt hangelt man sich durch die Verträge. Nachdem der Verbleib von Jürgen Pahl und Karl-Heinz Körbel bereits gesichert wurde, kann auch mit Martin Trieb Einigkeit über einen neuen Zweijahresvertrag erzielt werden. Bleiben soll auch Norbert Fruck, derzeit noch auf Leihbasis beschäftigt, für den der MSV Duisburg eine Ablösezahlung erwartet. Neben Michael Sziedat, der zum Ende der Saison zurück nach Berlin geht, werden nach Auskunft von Vizepräsident Dr. Harald Böhm auch Ersatztorwart Joachim Jüriens und Abwehrspieler Uwe Schreml kein Angebot für eine Vertragsverlängerung bekommen und folglich den Verein verlassen. Günther Eymold, der noch ein Jahr unter Vertrag steht, soll möglichst an einen anderen Club ausgeliehen werden. Als zweiter Torwart soll Amateur Hansi Gundelach in den Profikader rücken. Harald Krämer bleibt als Amateur im Lizenzspielerkader, Armin Kraaz erhält zur Beginn der neuen Saison einen Vertrag. Mit Ralf Falkenmayer, bei dem die Eintracht von ihrem Optionsrecht für die Saison 1984/85 Gebrauch gemacht hat, soll über eine langfristige Bindung verhandelt werden. Offene Baustellen sind derzeit vor allem die Beschäftigungsverhältnisse von Ronald Borchers und Jürgen Mohr. Borchers soll in den nächsten Tagen seine fristgemäße Kündigung zum Ende der Spielzeit erhalten. Gerne will man den schnellen Mittelfeldspieler weiterbeschäftigen, erhofft sich jedoch, dass Borchers bei einem neuen Vertrag finanzielle Zugeständnisse macht. Mohrs sportliche Zukunft bei der Eintracht hängt zum einen davon ab, ob der als Spielmacher verpflichte Millioneneinkauf des Sommers 1983 überhaupt noch einmal gesund wird und zum anderen vom Klassenerhalt. Denn der Vertrag mit Mohr gilt nur für die erste Liga. Eigentlich stehen die Vorzeichen für einen Punktgewinn in Düsseldorf recht günstig. Schließlich hat die Eintracht ihre letzten vier Auswärtsspiele nicht verloren, die Fortunen wiederum warten seit neun Spieltagen und 2:16 Punkten auf einen doppelten Punktgewinn. Zudem kann Dietrich Weise wieder auf seine Stammformation der Rückrunde zurückgreifen. Svensson ist nach seiner Gelbsperre, die ihn im letzten Spiel gegen den 1. FC Köln auf die Tribüne verbannte, ebenso wieder an Bord wie Borchers, dessen Verletzung abgeklungen ist. Auch Trieb und Kraaz, im Kölnspiel angeschlagen ausgewechselt, können auflaufen. "Wir wollen gewinnen", schlägt Weise ungewohnt große Töne vor dem Spiel an. Bankplätze für Spieler mit Offensivqualitäten wie Mattern, Krämer und Sievers sowie der Verzicht auf die Abwehrspieler Sziedat und Schreml, die die Reise nach Düsseldorf gar nicht mit antreten, unterstreichen die Zielsetzung des Frankfurter Trainers. Ebenfalls in Frankfurt bleiben muss Cezary Tobollik, dem Weise nach den enttäuschenden Leistungen gegen Köln und im Testspiel am Dienstag in Ober-Erlenbach eine Denkpause verordnet: "Er hat noch nicht kapiert, was auf dem Spiel steht, er weiß noch nicht, was 'fighten' heißt." Wie wichtig der Frankfurter Trainer dieses Spiel nimmt, lässt sich auch aus der Tatsache ablesen, dass die Eintracht bereits vormittags am Karfreitag im Gut Höhne bei Düsseldorf für ein Kurztrainingslager Quartier bezieht. Weise hat dieses Hotel mit seinen angegliederten Fußballrasenplätzen in bester Erinnerung: Hier bereitete er die Mannschaft 1974 auf das Pokalfinale 1974 gegen den HSV vor. Damals wie heute mit dabei: Karl-Heinz Körbel. Weitaus mehr Personalsorgen als Weise hat sein Gegenüber Willibert Kremer, der verletzungsbedingt auf seine Defensivkräfte Günter Kuczinski und Amand Theis, die Mittelfeldspieler Ralf Dusend und Petur Ormslev sowie auf den Angreifer Rüdiger Wenzel verzichten muss. Wieder mit dabei ist mit Günter Thiele der bislang gefährlichste Angreifer der Fortunen, der in den letzten drei Spielen aufgrund eines Muskelfaserrisses aussetzte. 10.000 Zuschauer im weiten Rund des Rheinstadions bilden bei sommerlichen Temperaturen eine eher trostlose Kulisse für das Spiel des gastgebenden Tabellenzehnten gegen den Drittletzten aus Frankfurt. Das herrlich warme Osterwetter beflügelt allerdings zunächst nur eine Mannschaft: Fortuna Düsseldorf. Zunächst versucht sich Rudi Bommer nach einem Pass von Gerd Zewe, zielt mit seinem Flachschuss aber am langen Eck vorbei. Kurz darauf spaziert Sepp Weikl durchs Mittelfeld, wird nicht angegriffen, zieht flach und hart ab und verfehlt das Tor nur um einige Zentimeter.
Trotz dieser Warnschüsse wirken die Frankfurter weiterhin schläfrig und erhalten in der siebten Minute die erste Quittung für ihr uninspiriertes Auftreten: Fruck verliert den Ball an Bockenfeld, der kann sich auf der rechten Seite durchsetzen und eine Flanke von der Torauslinie in den Strafraum der Gäste schlagen. Dort ist Günter Thiele wacher und mit dem Kopf eher am Ball als der zu spät aus seinem Tor kommende Jürgen Pahl mit den Fäusten: 1:0. Wer nun mit energischer Gegenwehr der Eintracht rechnet, sieht sich enttäuscht. Ihr Spiel wirkt planlos, die Spieler müde. Das fehlende Durchsetzungsvermögen der Frankfurter wird in der 24. Minute durch Glück ersetzt, als Bommer seinen Stürmer Thiele steil schickt. Dieser zieht aus spitzem Winkel ab und trifft die Unterkante der Latte, von wo aus der Ball zurück ins Feld springt. Nur eine Minute relativiert Fortuna allerdings dieses Gastgeschenk. Bockenfeld sieht Bommer in Schussposition und spielt den Nationalspieler, der im Februar beim 3:2-Sieg in Bulgarien sein erstes A-Länderspiel für den DFB absolvierte, an. Bommer zögert nicht lange, zieht ab und trifft erneut die Lattenunterkante. Dieses Mal allerdings springt der Ball ins Tor. 25 Minuten sind gerade einmal gespielt und die Eintracht liegt 0:2 zurück. Der von Trainer Weise erhoffte Sieg ist in weite Ferne gerückt.
Mit dieser Führung im Rücken schalten die Fortunen nun einen Gang zurück, die Eintracht gewinnt mehr Spielanteile, ohne sich aber zwingende Chancen herausspielen zu können. Die besten Gelegenheiten zur Ergebniskosmetik haben Ralf Falkenmayer und Thomas Kroth in der 34. und 36. Minute mit zwei Freistößen in Strafraumnähe. Doch beide Male geht der Ball weit übers Tor. Ein einziges Mal kommt die Eintracht auch aus dem Spiel heraus gefährlich vor den Kasten des 37-jährigen Wolfgang Kleff, als Trieb flankt und sich Uwe Müllers Kopfball aufs Tornetz senkt. Die Lethargie der Eintrachtspieler findet ihr Ende, als die Tür der Gästekabine in der Halbzeitpause ins Schloss knallt. Denn der ansonsten ruhige Dietrich Weise hält heute seine Wut ob der gezeigten Leistung seiner Schützlinge nicht im Zaum. "Die Sonne hat euch wohl das Gehirn ausgetrocknet!", findet der Übungsleiter deutliche Worte für die "katastrophale Leistung" seiner "Schlafwandler". Zu Beginn der zweiten Hälfte zeigt es sich, dass Weise die richtigen Wort gefunden und sein Weckruf Erfolg hat. Die Frankfurter zeigen nun mehr Biss, greifen den ballführenden Gegner früher an und versuchen sich im druckvollen Spiel nach vorne. Es sind noch keine fünf Minuten nach dem Wiederanpfiff gespielt, da trägt dieses verstärkte Engagement erste Früchte: Martin Trieb flankt hart nach innen, Jan Svensson kommt an den Ball, setzt sich gegen zwei Düsseldorfer durch und schießt. Keeper Wolfgang Kleff kann den Ball nicht festhalten und Uwe Müller, bislang der agilste Eintrachtler, schiebt das Leder aus kurzer Distanz ins verlassene Tor. Nur noch 1:2, der Anschuss ist geschafft, und noch sind 40 Minuten zu spielen.
Nun schaltet die Eintracht vollends den Vorwärtsgang ein, Trainer Weise unterstützt seine Mannschaft dabei durch zwei Auswechslungen: In der 56. Minute nimmt er den enttäuschenden und zudem mit einer Gelben Karte (seine vierte in dieser Saison, so dass Berthold im nächsten Spiel aussetzen muss) bedachten Berthold vom Platz und bringt dafür Ralf Sievers, drei Minuten später darf der ausgebrannt wirkende Kroth den Platz verlassen, für ihn kommt mit Bodo Mattern ein weiterer Stürmer. In der 69. bedankt sich Sievers für das Vertrauen des Trainers, als er von Ronald Borchers angespielt wird und den Ball aus Rechtsaußenposition hart nach innen zieht. Dort will Uwe Müller an das Leder, doch der zurückgeeilte Düsseldorfer Stürmer Atli Edvaldsson ist schneller und fälscht zum 2:2 ab. Ein Punkt ist nun in Reichweite, selbst der erhoffte Sieg ist noch möglich. Doch die Aufholjagd fordert ihren Tribut in Form mangelnder Konzentration. Nur sechs Minuten nach dem Ausgleich kann Weikl flanken, Edvaldsson legt per Kopf auf Thiele, der schneller reagiert als Pahl und Körbel und das 3:2 für die Fortunen köpft. Sein zweites Tor an diesem Tag ist auch die letzte Aktion des Stürmers, der Körbel ein ums andere Mal schlecht aussehen ließ. Denn schon vor dem Treffer zur erneuten Führung stand Düsseldorfs Trainer Kremer mit der Auswechseltafel am Spielfeldrand, um den erschöpften Mittelstürmer vom Feld zu nehmen. Wieder ein Rückstand für die Eintracht, und die Resignation wird schon von den Tribünen aus sichtbar. Mit hängenden Köpfen gehen die Frankfurter zum Anstoß und können sich auch in den folgenden Minuten nicht aufraffen, erneut um den Ausgleich zu kämpfen. Den Treffer zum endgültigen Knockout setzt dann Rudi Bommer, der einen Freistoß aus 17 Metern zum 4:2-Endstand in den Torwinkel zirkelt. Nach dieser Niederlage in Düsseldorf ist der Vorsprung der Eintracht auf den 17. aus Bieber, der nach seinem Sieg gegen Nürnberg 17:41 Punkte aufweist, auf drei Zähler geschrumpft. Bedenklich stimmt das schwere Restprogramm der Adlerträger: Nur noch zwei Heimspiele stehen auf dem Programm und zwar gegen das Schlusslicht aus Nürnberg, das mit 14:44 Punkten nur noch eine theoretische Chancen auf den Klassenerhalt wahrt, sowie am letzten Spieltag gegen den 1. FC Kaiserslautern. Dreimal muss die Eintracht dagegen noch reisen, und zwar zu den drei derzeit führenden Mannschaften der Bundesliga nach München, Stuttgart und Hamburg. Positives aus Eintrachtsicht ist aus Bochum zu vermelden: Dort hat der mit 21 Pluspunkten auf dem 15. Platz rangierende VfL sein Heimspiel gegen den VfB Stuttgart mit 0:1 verloren, der damit die Bayern, den nächsten Gegner der Eintracht, der heute mit einer 2:3-Niederlage aus Bremen zurückkehrt, an der Tabellenspitze ablöst. (fgo)
Dietrich Weise: "Die Eintracht hat so gespielt, wie sie steht: mit dem Rücken zur Wand. Die erste Halbzeit war schlimm, die zweite etwas besser. Insgesamt eine verdiente Niederlage." Willibert Kremer: "Ich bin froh, dass wir wieder mal ein Erfolgserlebnis hatten." Uwe Müller: "Nach dem 2:2 war ich sicher, dass wir noch gewinnen." Wolfgang Kleff: "Ich wäre mit einem Unentschieden
zufrieden gewesen, die Eintracht wurde ja immer frecher."
|