Portas Cup '83: |
26. bis 28.12.1983
in der Festhalle, Frankfurt
Eintracht Frankfurt | Young Boys Bern |
Amateur-Auswahl | Kickers Oxxenbach |
1. FC Kaiserslautern |
FSV Frankfurt |
Daewoo Royals Seoul | Kickers Oxxenbach (A) |
Gruppe 1
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Erst Ferien ...
Die Vorrunde in der Bundesliga ist überstanden, und für die Freunde der Eintracht heißt es: In der zweiten Ligahalbzeit kann es eigentlich nur besser werden: 17 Bundesligaspiele, nur ein Sieg, dazu noch das blamable Erstrunden-Aus im DFB-Pokal gegen den Fußball-Oberligisten SC Göttingen 05 sind die erschreckende Bilanz aus der ersten Hälfte der Spielzeit 83/84. Und so stänkert auch Max Merkel in der Bild-Zeitung nach altbekannter Fasson und ist überzeugt: "Die Eintracht wird jetzt den Bach runtergehen. Der Weise kann ihr nicht helfen." Für die Eintrachtler heißt es aber zunächst einmal: ausruhen. Am Montag, den 12. Dezember, treffen sich Spieler und Offizielle zum traditionellen Weihnachtsessen, am Dienstag bestellt Dietrich Weise seine Spieler letztmals vor Weihnachten zum Training in die Wintersporthalle am Stadion. Anschließend entlässt Weise die Spieler mit dem Auftrag, die freien 14 Tage unter anderem zu nutzen, um eine sportärztliche Generaluntersuchung in der Frankfurter Uniklinik vornehmen zu lassen. Hiervon befreit ist Jürgen Mohr, der den Trainingsversuch am Sonntag abbrechen musste. Nun stellt endlich fest: Der Ex-Berliner lässt sich operieren. Durchgeführt wird die OP an Leiste und Adduktoren in Saarlouis von Professor Heinrich Hess, dem Arzt der DFB-Nationalmannschaft. Der Eingriff erfolgt nach Aussage des Arztes ohne Komplikationen, Mohr muss mit einer sechswöchigen Trainingspause rechnen. Gute Kunde kommt aus Polen, wo Vereinspräsident Gramlich und Vize Böhm vor Ort in Sachen Cezary Tobollik verhandeln. Der Stürmer, der sich Anfang Juli bei einem Spiel seiner Mannschaft aus Krakau in Graz in den Westen abgesetzt hatte und der seit 25. November bei der Eintracht mit einer vorläufigen Spielerlaubnis mittun durfte, erhält die Freigabe des polnischen Verbandes. Im Gegenzug zahlt die Eintracht 125.000 Mark - 25.000 davon in bar, 100.000 in Form von Sportartikeln. Kolportiert wird, dass die Polen zunächst 500.000 US-Dollar (1,4 Millionen Mark) gefordert hatten. Überraschendes ist zudem über Willi Neuberger zu lesen. Der mit 522 absolvierten Partien amtierende Bundesliga-Rekordspieler, der seine aktive Karriere mit dem Abschluss der Spielzeit 82/83 eigentlich beendete, aber bei der Eintracht noch einen Vertrag bis Sommer 1985 besitzt, ein Grundgehalt bezieht und als Co-Trainer tätig ist, steigt Anfang Dezember nach einer Anfrage von Dietrich Weise wieder in das Training ein. Auch in das für Mitte Januar gebuchte Trainingslager soll der 37-Jährige mitfahren. "Wenn ich den Anschluss in den nächsten Wochen tatsächlich schaffen und mein Rücken mitmachen sollte, und wenn es vor allem auch notwendig wäre, dass ich wieder einsteige, dann würde ich mich der Eintracht im Abstiegskampf noch einmal zur Verfügung stellen", wird Neuberger in der Presse zitiert. Kurz vor Weihnachten rückt dann die Suche nach einem neuen Werbepartner ins Pflichtenheft, denn die Farbwerke Hoechst AG planen nicht, den seit Beginn der Saison 81/82 laufenden und bis zum 30. Juli 1984 befristeten Infotec-Werbevertrag, der ein Gesamtvolumen von rund 2 Millionen Mark in die Kassen der Eintracht spülte, zu verlängern. Aussichtsreichster Kandidat für den frei werdenden Platz auf der Trikotbrust der Spieler ist Portas. Der Dietzenbacher Türenerneurer hat freilich aktuell mit dem 1. FC Kaiserslautern und dem OFX zwei Noch-Bundesligisten im Werbeportfolio, wobei der Werbevertrag mit den Pfälzern fristgerecht zum Ende der Saison gekündigt wurde. ... dann Fußball in Frankfurts 'Gud Stubb' Am 26. Dezember rollt der Ball wieder - allerdings nicht auf echtem Rasen, sondern auf seinem künstlichen Pendant unter einer altehrwürdigen Dachkonstruktion. Denn Austragungsort des 6. Frankfurter Hallen-Fußball-Turniers ist traditionell Frankfurts 'Gud Stubb', wie die im Mai 1909 offiziell eröffnete und seit 1972 unter Denkmalschutz stehende Festhalle auf dem Messegelände genannt wird. Lokale und internationale Fußballer sowie eine Mannschaft aus Bieber treten an, um sich auf der mit Kunstrasen ausgelegten Spielfläche zu messen. Der erste Turniertag gehört allerdings den Amateuren, bei dem sich die zweite Reihe der Gäste aus Bieber durchsetzt und einen Startplatz im Hauptfeld erringt. Am Dienstag greifen dann die Mannschaften des Hauptfeldes in das Turnier ein. Die Eintracht, die als Titelverteidiger antritt, bekommt es dabei in Gruppe 1 mit der südhessischen Amateurauswahl, in deren Reihen die Eintrachtler Gundelach und Friz zum Einsatz kommen, mit den Kickers sowie mit Young Boys Bern zu tun. Vor allem auf das Spiel gegen die Schweizer freuen sich die meisten der Besucher, denn der zehnmalige Schweizer Meister ist mit dem begeistert empfangenen Bernd Nickel angereist, der zu Anfang der Saison seine Zelte in Frankfurt abgebrochen hatte, um seine Karriere in der Schweizer Nationalliga ausklingen zu lassen. Dietrich Weise hat die Spieler Jürgen Pahl, Joachim Jüriens, Karl-Heinz Körbel, Uwe Schreml, Martin Trieb, Cezary Tobollik, Mike Kahlhofen, Ronald Borchers, Günter Eymold, Uwe Müller, Thomas Kroth sowie die Nachwuchskräfte Häuser, Kraaz und Sievers in die Festhalle geordert, die es im ersten Spiel mit den Young Boys aus Bern zu tun haben. An der Bande werden die Adlerträger dabei von den Co-Trainern Klaus Mank und Willi Neuberger betreut, Weise zieht den Platz auf der Tribüne vor. Auf dem Platz macht die Eintracht den Gästen aus der Schweiz schnell klar, wer in der 'Gud Stubb' zu Hause ist. Angetrieben vom starken Ronald Borchers, der bereits in der 4. Minute das 1:0 erzielt, zeigen sich die Frankfurter deutlich überlegen. Trieb legt nur eine Minute später das 2:0 nach. Zu Ende der Partie kann Uwe Müller die Führung mit einem Doppelschlag auf 4:0 ausbauen, ehe Christian Mezger für die Young Boys der Ehrentreffer gelingt. Mike Kahlhofen stellt dann mit dem letzten Tor dieses Spiels zum 5:1 in der 19. Minute den alten Toreabstand wieder her. In ihrem nächsten Spiel geht es für die Eintracht gegen die südhessische Amateurauswahl. Zwar wirken die Spieler deutlich fahriger als bei ihrem Auftritt gegen Bern, so dass Pahl ein ums andere Mal einen Torerfolg der Amateure verhindern muss. Aber nach dem 2:0 durch Tore von Müller und Trieb steht bereits am Ende des ersten Turniertages fest: Die Eintracht spielt auch in der Endrunde mit. Beim letzten Auftreten der Eintracht an diesem Tag geht es in der Festhalle dann auf den Rängen, aber auch auf dem Spielfeld eher rustikal zu. So feiert der Gegner aus Bieber gleich zwei Turnierpremieren: Zum einen kassiert Hofeditz die erste Zeitstrafe des Wettbewerbs, zum anderen verursacht Schauberger mit seinem Foul an Tobollik den ersten Elfmeter, den Uwe Müller allerdings an die Latte setzt. Schiedsrichter Walter Eschweiler macht die Leitung des Spiels dennoch Spaß: "Die Spieler waren sehr vernünftig, aber der Funke sprang halt von außen über." Freilich zeigen sich die Gäste aus Bieber empfänglicher für das Feuer von den Rängen und netzen dreimal ein, während sich die Adler in vornehmer Zurückhaltung üben und nur ein Tor von Uwe Müller zum Endstand von 1:3 beisteuern. Am Mittwoch, dem letzten Turniertag, steht dann neben diversen Einlagespielen - unter anderem mit einer Prominentenelf, in der Beckenbauer und Jürgen Grabowski antreten - die Finalrunde auf dem Programm. Jeder gegen jeden heißt es für die qualifizierten Mannschaften aus Frankfurt, Seoul, Kaiserslautern und Bieber. Für die Eintracht beginnt dieser zweite Turniertag mit der Partie gegen den 1. FC Kaiserslautern. Mit von der Partie ist auch der er seit Saisonbeginn verletzte Bodo Mattern, der zum Kader gestoßen ist. Aber nicht der Ex-Darmstädter, von dem sich die Eintracht die Behebung der Sturmmisere erhofft, steht im Mittelpunkt des Spiels. Vielmehr ist es Jürgen Pahl, der ein ums andere Mal mit Glanzparaden aufwartet und dafür sorgt, dass die durch Borchers erzielte 1:0-Führung lange Bestand hat. Wenige Sekunden vor dem Abpfiff muss sich aber auch Pahl bei einem Schuss von Timo Löchelt, der als A-Jugendlicher der jüngste Spieler im Kader der Lauterer ist, geschlagen geben. Dessen 1:1 bedeutet gleichzeitig den Endstand dieses Spiels. Gleich im Anschluss an diese Partie müssen die Adlerträger schon wieder ran - dieses Mal gegen die Daewoo Royals, die bislang ein hervorragendes Turnier spielten. Betreut wird der Deutschlandaufenthalt der Südkoreaner übrigens unter anderem von einem in Frankfurt wohlbekannten Spieler, der selbst schon zweimal Torschützenkönig bei den Frankfurter Hallenspektakeln war: dem zu Anfang der Saison nach Leverkusen gewechselten Bum-Kun Cha. Gegen die Eintracht haben die Südkoreaner, die in ihren bislang vier absolvierten Spielen immerhin 14 Tore erzielten, allerdings Ladehemmungen. Und auch die Eintracht fällt zurück in alte Bundesligagewohnheiten und präsentiert sich, bar jeder Durchschlagskraft, wenig stürmisch. Das 0:0 nach 20 Minuten ist die entsprechende logische Konsequenz, zumal Pahl seine gute Hallenform bestätigt und die wenigen Chancen der Koreaner zunichtemacht. Mit ihrem 2:0-Sieg im vorletzten Spiel des Turniers gegen
die Daewoo Royals steht der 1. FC Kaiserslautern bereits als Sieger fest.
Dennoch kommt bei der letzten Partie der Veranstaltung noch einmal viel
Stimmung auf. Insbesondere Lothar Buchmann, von 1980 bis 1982 Trainer
in Frankfurt und mittlerweile seit eineinhalb Jahren Übungsleiter
am Bieberer Berg, steht dabei im Aufmerksamkeitsfokus der Eintrachtfans.
Die Schmähgesänge weichen kurz nach Anpfiff aber bald dem Torjubel,
denn die Eintracht revanchiert sich eindrucksvoll für die Niederlage
am Vortag. 5:1 heißt es am Ende für die Adler, die mit diesem
Sieg den zweiten Platz beim Turnier in ihrer Heimatstadt belegen, das
insgesamt von 14.000 Zuschauern besucht wurde. Ausruhen ist nach diesen
Turniertagen allerdings kein Thema, denn bereits am nächsten Tag
steht das Hallenturnier in Bremen an, für das die Eintracht gemeldet
hat. (fgo) |