1. FC Kaiserslautern - Eintracht
Frankfurt |
Bundesliga 1983/1984 - 17. Spieltag
1:0 (1:0)
Termin: Sa 10.12.1983, 15:30 Uhr
Zuschauer: 17.000
Schiedsrichter: Hans-Heinrich Barnick (Schenefeld)
Tore: 1:0 Bruno Hübner (34.)
1. FC Kaiserslautern | Eintracht Frankfurt |
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Keine Punkte im Schnee Durchaus optimistisch fährt die Eintracht an diesem Samstag in die Pfalz. Zwar haben die Adlerträger bislang in den vier Spielen unter Dietrich Weise noch keinen Sieg errungen und lediglich einen Treffer erzielt, auf der anderen Seite präsentierte sich der Abwehrverbund trotz der personellen Sorgen gefestigt und ließ in drei der vier Spiele unter dem erfahrenen Übungsleiter aus Sachsen-Anhalt keinen Gegentreffer zu. Zudem präsentierte sich der Notlibero Fruck beim Spiel gegen den HSV in guter Form, so dass sich die verletzungsbedingten Ausfälle von Berthold und Sziedat kompensieren lassen. Frucks überzeugender Auftritt mag auch dazu beigesteuert haben, dass der bislang vom MSV Duisburg lediglich ausgeliehene Defensivspieler während der Woche einen Vertrag bis zum Saisonende erhält. Keine Rolle in Weises Planung für die Besetzung der zentralen Abwehrrolle spielt der zu Anfang der Saison verpflichtete Günter Eymold, der mit 1,94 wohl die richtige Länge für diese Position mitbringt, dem es aber an spielerischer Größe und auch an Schnelligkeit mangelt. Prinzipiell wenig Gedanken muss sich Weise über die Aufstellung seiner ersten Elf für den Betzenberg machen - aufgrund des durch Verletzungen von Sziedat, Berthold, Mattern und Mohr arg dezimierten Kaders stellt sich die Mannschaft quasi von alleine auf. Bei Jürgen Mohr, bei dem die leise Hoffnung bestand, dass er auf dem Betzenberg mittun könne, zeichnet sich eine Adduktoren- und Leisten-OP ab, die den als Spielmacher verpflichteten Ex-Berliner für mindestens weitere sechs Wochen lahmlegen würde. Zumindest waren nach dem HSV-Spiel und auch während der Trainingseinheiten unter der Woche keine neuen Ausfälle zu beklagen, so dass die Eintracht in Kaiserslautern mit derselben Startformation antritt wie vor Wochenfrist gegen die Hamburger. Vorteile versprechen sich die Frankfurter durch die Tatsache, dass Trainer Weise der Kader des FCK bestens vertraut sein dürfte. Schließlich stand der aktuelle Eintrachttrainer bis Mitte Oktober dieses Jahres bei den Pfälzern unter Vertrag, ehe er an dem Main wechselte und Manfred Krafft Anfang November die Rolle des Übungsleiters auf dem Betzenberg übernahm. Unter Krafft konnten die Pfälzer zwar bislang noch keinen Heimsieg erringen (0:2 gegen Mönchengladbach und 0:1 gegen Bayern München), dafür konnte der gebürtige Düsseldorfer aber zwei Siege in der Fremde (4:1 in Köln und 4:3 in Nürnberg) verbuchen. Für den feinfühligen Weise, den die "Weise raus"-Rufe am Betzenberg nach einem durchwachsenen Saisonstart - der FCK erzielte unter ihm in den ersten elf Spielen 9:13 Punkte - hart getroffen haben dürften, wird die Rückkehr an den Betzenberg möglicherweise mehr zu einem Spießrutenlauf als für seine junge Mannschaft. Auch die im Boulevard kolportieren und später vom Zitatgeber halbherzig relativierten Vorwürfe seines Nachfolgers Krafft, er habe eine kraftlose Mannschaft in Kaiserslautern vorgefunden, tragen ihren Teil zur angespannten Situation bei. Eine emotionale Ursache dieser Vorwürfe könnte in der Tatsache begründet liegen, dass Krafft als Co-Trainer von Fortuna Düsseldorf, für die er in den 1960er Jahren aktiv die Fußballstiefel schnürte, Ende der Saison 1975/76 als Interimstrainer die Profimannschaft übernahm. Doch nicht Krafft wurde in der neuen Saison hauptamtlicher Übungsleiter, sondern Dietrich Weise, sein wieder in die zweite Reihe zurückgesetzter Vorgänger wechselte als Konsequenz im Oktober 1976 zum 1. FC Saarbrücken auf den Cheftrainerstuhl. Bis eine Stunde vor Anpfiff regnet es in der Pfalz, dann geht der Regen in Schnee über. Als Schiedsrichter Barnick die Partie anpfeift, vermissen die FCK-Anhänger unter den 17.000 Zuschauern - darunter rund 2.000 mitgereiste Frankfurter - zwei Leistungsträger der Roten Teufel auf dem Platz, die aufgrund ihrer schwedischen Herkunft bestimmt gut mit diesen widrigen äußeren Bedingungen zurechtgekommen wären: Der Stammtorhüter Ronnie Hellström muss nämlich aufgrund einer im Training zugezogenen Wadenzerrung passen, Stürmer Torbjörn Nilsson, der bislang neun Saisontreffer erzielte, davon alleine drei am letzten Spieltag beim 4:3-Sieg der Lauterer in Nürnberg, muss wegen einer Oberschenkelzerrung passen. Ihre Plätze nehmen Ersatztorwart Armin Reichel und Angreifer Bruno Hübner ein, der aufgrund seiner Kopfballstärke den Vorzug vor Axel Brummer erhält. Auch ohne ihren erfolgreichsten Torjäger übernimmt der Gastgeber von Anbeginn an die Initiative. Vor allem über die linke Seite, wo Borchers mit der Aufgabe, Hans-Peter Briegels und Andreas Brehmes Vorstöße zu unterbinden, sichtlich überfordert ist. Briegel - 'die Walz von der Pfalz' - meldet zudem in Zusammenarbeit mit Wolfgang Wolf die beiden Frankfurter Stürmer Tobollik und Svensson weitgehend ab. Frankfurter Chancen sind entsprechend dünn gesät - zu notieren ist allenfalls ein Schussversuch aus 20 Metern von Kroth nach einem Konter über Falkenmayer und Svensson in der 20. Minute, der aber das Tor verfehlt. Schwere, wenn auch nicht direkte Folgen zeitigt ein Freistoßpfiff des Schiedsrichters nach einer halben gespielten Stunde, denn der Frankfurter Abwehrmauer fällt es schwer, die geforderten 9,15 Meter Abstand vom Ball einzuhalten. Zu schwer, wie Herr Barnick aus Schenefeld meint, der daraufhin Fruck die Gelbe Karte präsentiert. Der Freistoß selbst verpufft, doch die Verwarnung für Frankfurts Libero ist notiert. Zur Mitte der ersten Halbzeit gleicht der Platz einer Winterlandschaft. Auf diesem glatten Untergrund kommen die Lauterer sichtlich besser zurecht als die Spieler aus Frankfurt. So kann Uwe Schreml den heute agilen Dieter Kitzmann nur durch ein Foul bremsen. Brehme schlägt den Freistoß hoch nach innen, wo die Frankfurter Innenverteidigung wohl an Vieles gedacht hat, aber nicht an den Nilsson-Vertreter Hübner. Der nämlich steht völlig frei, visiert mit seinem Kopfball das linke Toreck an und erzielt so in der 35. Minute das 1:0 für die Pfälzer. Nur eine Minute nach dem Wiederanpfiff und dem schnellen Ballverlust der Frankfurter steht es fast 2:0. Pahl kann einen Flachschuss von Brehme nicht festhalten, der Ball prallt zu Eilenfeldt, der drei Meter vor dem Tor zum Schuss kommt. Doch Pahl macht seinen Fehler augenblicklich wieder gut und wehrt diesen Nachschuss mit einem herrlichen Reflex ab. Auf der anderen Seite flackert in der 41. Minute kurz die Hoffnung der Adlerträger auf, doch noch mit einem schmeichelhaften 1:1 in die Pause gehen zu können, als Martin Trieb einen Freistoß flach in den Strafraum spielt, dort aber Svensson und Kroth am Ball vorbeirutschen. Nach dem Wechsel dreht sich das Spiel, zumindest ein wenig. Die Eintracht wagt nun mehr. So taucht der heute wieder gut spielende Kraaz nach einer Ecke in der 48. Minute im Strafraum der Gastgeber auf, köpft den Ball aber knapp vorbei. In der 59. Minute hat Dietrich Weise von der heute mehr als durchwachsenen Leistung des Ronald Borchers genug und wechselt für ihn Uwe Müller ein. Der kann sich auch sofort in Szene setzen, scheitert aber am sich ihm entgegenstürzenden Armin Reichel. Die Bemühungen, den Ausgleich zu erzielen, sind der Eintracht nun anzumerken, allein es fehlt an der Zielstrebigkeit. So gewinnen Tobollik und Svensson zwar nun Zweikämpfe, allerdings nur im Mittelfeld. Je näher das Frankfurter Sturmduo dem gegnerischen Strafraum kommt, desto weniger Durchschlagskraft offenbart es. Zu dem Frust über die sich abzeichnende Niederlage gesellt sich bei den Frankfurtern in der 80. Minute dann auch noch der Ärger über die Tatsache, dass sich der gerade gefundene Libero Nummer Vier in dieser Saison durch eine Rote Karte vorübergehend aus der Startaufstellung und von der Ersatzbank kickt. Denn der Gelb vorbelastete Norbert Fruck, bis zu diesem Zeitpunkt mit einer soliden Libero-Partie, zieht Dieter Kitzmann im Mittelfeld die Beine weg, die Schiedsrichter Barnick mit einem Platzverweis bestraft. Auch mit zehn Mann hält die Überlegenheit der Frankfurter an, ohne dass sich die Eintracht noch nennenswerte Chancen erspielen kann. Nach dem Schlusspfiff gehen die Frankfurter mit leeren Händen, aber mit viel Beifall und begleitet von den Sprechchören der mitgereisten Fans vom Platz: "Wir steigen niemals ab". Trotz der Niederlage in Kaiserslautern kann Zeugwart Toni Hübler die rote Laterne, die seit rund zwei Monaten in der Umkleidekabine der Mannschaft am Riederwald hängt, über die Winterpause in den Spind räumen. Denn der Club aus Nürnberg hat durch seine 1:3-Niederlage bei der ebenfalls abstiegsbedrohten Borussia aus Dortmund das nun um einen Treffer schlechtere Torverhältnis und muss auf dem 18. Tabellenplatz überwintern. Schön auch: Die unmittelbar vor der Eintracht platzierte Mannschaft wird ihrem Ruf als Abstiegskandidat gerecht und verliert zu Hause auf dem Bieberer Berg recht souverän gegen Waldhof Mannheim mit 0:2. (fgo)
Manfred Krafft: "Wir hatten Pech mit den Verletzungen von Nilsson und Hellström. Die Mannschaft hat aber von Beginn an aggressiv und für die Platzverhältnisse auch gut gespielt. Die Nervosität gegen nur zehn Frankfurter war für mich zum Schluss unverständlich." Dietrich Weise: "Der Sieg für Kaiserslautern geht aufgrund der besseren Chancen in Ordnung. Im Mittelfeld wollten wir uns nicht so in die Abwehr drängen lassen, wie das geschehen ist." Norbert Fruck: "Die Gelbe Karte war ungerecht, die Rote logisch." Jürgen 'Atze' Friedrich: "Wie zwei Absteiger." Karl-Heinz Körbel: "Das einzig Positive ist, dass wir nicht mehr Letzter sind." Jürgen Pahl: "Was nutzt meine Leistungssteigerung,
wenn vorne keiner das Tor trifft. Da gehöre ich in der nächsten
Saison höchstens zu den besten Torhütern in der Zweiten
Liga."
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