Eintracht Frankfurt - SV Waldhof
Mannheim |
Bundesliga 1983/1984 - 9. Spieltag
1:3 (0:0)
Termin: Sa 01.10.1983, 15:30 Uhr
Zuschauer: 19.000
Schiedsrichter: Adolf Ermer (Weiden)
Tore: 0:1 Alfred Schön (55.), 0:2 Jürgen Makan (70.), 1:2 Karl-Heinz Körbel (82., Foulelfmeter), 1:3 Wolfgang Böhni (89.)
Eintracht Frankfurt | SV Waldhof Mannheim |
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Kopflos, führungslos Der Mangel an spielendem Personal bei der Eintracht, einhergehend mit der durchwachsenen Qualität der abgelieferten Leistungen auf dem Platz, regt die Fantasie des Boulevards an. So wird in der Abendpost-Nachtausgabe über eine Rückkehr von Bernd Hölzenbein in die aktuelle Eintrachtmannschaft sinniert. Der 37-Jährige soll, ähnlich wie der in der Saison 70/71 reaktivierte Dieter Lindner, der Eintracht im Abstiegskampf beistehen. 'Holz', der sich derzeit im Eintrachttraining für die US-Hallenrunde fit hält, scheint der Sache nicht abgeneigt zu sein, auch über Zustimmung von Seiten Zebecs und Körbels ist zu lesen. Beim Heimspiel gegen Waldhof Mannheim treffen die beiden jüngsten Mannschaften der Liga aufeinander, die Eintracht weist ein Durchschnittsalter von knapp über 22 Jahren auf, die Waldhöfer von 23. Ganz freiwillig räumt Trainer Zebec der Jugend allerdings nicht ihre Chancen ein. Vielmehr muss er zusehen, wie er mit dem deutlich reduzierten Kader zurechtkommt, denn Uwe Schreml hat in Braunschweig seine vierte Gelbe Karte erhalten und ist für ein Spiel gesperrt. Weiterhin fehlen der rotgesperrte Sziedat, die Dauerverletzten Mohr, Mattern und Müller. Der als Sturmverstärkung verpflichtete Tobollik wartet weiterhin auf die Freigabe des polnischen Verbandes. Entwarnung gibt es bei Borchers, Trieb, Kroth und Svensson, die allesamt mehr oder minder schwerwiegende Blessuren zu beklagen hatten, gegen Mannheim aber auflaufen können. Insgesamt zeigt sich die Startelf gegenüber dem Spiel in Braunschweig auf zwei Positionen verändert. Der genesene Borchers rückt für Kloss in die Mannschaft, Fruck übernimmt die Position des gesperrten Schreml. Nach der Papierform kommt mit den Waldhöfern ein dankbarer Gegner ins Waldstadion. 1:7 Punkte und 2:12 Tore haben die Kicker aus dem Norden Mannheims bislang in der Fremde erzielt. Dass es in der Liga dennoch derzeit zu einem ordentlichen 12. Platz reicht, haben sie ihrer Heimstärke (6:2 Punkte) zu verdanken. Die schlechte Auswärtsbilanz der Waldhöfer spiegelt sich denn auch im Verlauf der ersten Halbzeit wider. Zwar kommen die Schützlinge von Trainer Klaus Schlappner in der zweiten Minute durch Knapp zu einer Kopfballchance, die Pahl zu einer Parade zwingt, doch anschließend läuft das Spiel konsequent in eine Richtung: in die des von Uwe Zimmermann gut gehüteten Waldhoftores. Dabei zeigen die Eintrachtler zwar reichlich Engagement und investieren viel Kraft, die konsequent arbeitenden Defensivkräfte der Mannheimer mit Sebert, Schlindwein und Dickgießer lassen aber außer einer Reihe von Eckbällen und Freistößen für die Adlerträger nichts Zählbares zu. So ergibt sich die einzige große Torchance in der ersten Hälfte für Martin Trieb, der zehn Minuten vor der Pause nach einer missglückten Abseitsfalle alleine aufs Mannheimer Tor zustürmt, aber an Torhüter Zimmermann scheitert. Auch nach Wiederanpfiff wird das Spiel nicht besser, die Zahl der Abspielfehler auf beiden Seiten legt die Vermutung nahe, der Pass zum eigenen Mann sei bei Strafe verboten. Just ein Fehlpass ist es dann auch, der in der 55. Minute für die Eintracht den Anfang vom Ende einläutet: Kroth spielt den Ball unbedrängt in die Füße von Scholz, dessen Pass nimmt Alfred Schön - 1981 zusammen mit Sievers und Anthes Mitglied in der DFB-Auswahl, die Juniorenweltmeister wurde - auf, läuft 30 Meter aufs Tor zu, umspielt Torhüter Pahl und schiebt die Kugel zum 1:0 für die Gäste ins Tor. Mangelnden Einsatz kann man der Eintracht in den nächsten Minuten beim Versuch, den Ausgleich zu erzielen, nicht nachsagen, allenfalls Ideenlosigkeit. Gegen die stürmende Eintracht zeigen die Mannheimer, die bereits in der ersten Hälfte praktizierte kompromisslose Deckungsarbeit, hinzu kommt bei ihnen nach der Führung aber mehr Selbstbewusstsein bei der Chance auf eigene Konter. Dies dokumentiert sich zum Einsetzen des Großteils der knapp 20.000 Zuschauer in der 70. Minute. Linz spielt im Mittelfeld Scholz an, der den Ball in den Frankfurter Strafraum schlägt, wo Körbel und Pahl den Ball verfehlen und Makan das Leder aus drei Metern am auf der Linie stehenden Kraaz vorbei zum 0:2 ins Tor stolpert. Stürmend setzt die Eintracht nun alles auf eine Karte. Berthold gibt seine Liberoposition völlig auf und zwingt Zimmermann in der 73. Minute zu einer Prachtparade. Von der bedingungslosen Offensive ausgenommen ist allerdings die Frankfurter Trainerbank, Zebec sieht tatenlos zu, wie sich die Startelf um den Anschlusstreffer bemüht. Schließlich ist es Kapitän Körbel, der zu den Auswechselspielern läuft und den Stürmer Thomas Kloss auffordert, sich auf einen Einsatz vorzubereiten. Auch Borchers fordert einen Wechsel, doch Zebec handelt nicht. In der 82. Minute keimt dann noch einmal Hoffnung auf. Dickgießer foult Svensson im Strafraum, Körbel, der heute sein 350. Bundesligaspiel bestreitet, verwandelt den fälligen Elfmeter zum 1:2. Erst jetzt reagiert Zebec. In der 83. Minute kommt mit dem Bundesligadebütanten Borkenhagen zunächst ein Abwehrspieler für Trieb aufs Feld, zwei Minuten später der Linksaußen Kloss für den Verteidiger Fruck. Doch diese späten Wechsel zeigen keinen Erfolg mehr, im Gegenteil. In der vorletzten Spielminute kann der gerade eingewechselte Wolfgang Böhni bei einem Konter nach einem 70-Meter-Lauf über das gesamte Feld den 1:3-Endstand erzielen. (fgo)
Klaus Schlappner: "Dies war ein Sieg, der bei uns nicht in der Rechnung stand. Um so lieber nehmen wir die Punkte mit nach Mannheim. Ich kann nur gratulieren, wie die Frankfurter sich aufgebäumt haben." Branko Zebec: "Dies war ein verdienter Sieg für Mannheim. Wir hatten zwar Vorteile, doch unser Druck war nur visuell. Dass ein Spieler 70 Meter aufs gegnerische Tor zulaufen kann, wie einige Male auf unser Tor geschehen, so etwas gibt es normal in der Bundesliga nicht. Mir ist es egal, wo wir stehen und wo ich bin, die Spieler haben bei mir nichts zu bestimmen. Körbel ist nur Mannschaftskapitän und Spieler, mehr nicht. Wenn es nicht läuft, muss man gemeinsam eine Lösung finden. Wenn Sie möchten, kann er ja bitte meinen Posten übernehmen." Karl-Heinz Körbel: "Angesichts des 0:2-Rückstands musste doch ein weiterer Stürmer rein. Diese Meinung anderer Mitspieler vertrat ich als Kapitän. Wenn ich das nicht mehr zum Ausdruck bringen darf, soll ein anderer den Kapitän machen. Ich bin kein Spielführer, der nur die Binde auf dem Feld spazieren trägt." Ronald Borchers: "Jeder von uns hat heute das Letzte gegeben, aber es ist nichts dabei herausgekommen." |