Fortuna Düsseldorf - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1982/1983 - 34. Spieltag

5:1 (3:1)

Termin: Sa 04.06.1983, 15:30 Uhr
Zuschauer: 7.500
Schiedsrichter: Werner Föckler (Weisenheim)
Tore: 1:0 Atli Edvaldsson (3.), 2:0 Atli Edvaldsson (9.), 3:0 Atli Edvaldsson (36.), 3:1 Thomas Berthold (45.), 4:1 Atli Edvaldsson (53.), 5:1 Atli Edvaldsson (82., Foulelfmeter)

 


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Fortuna Düsseldorf Eintracht Frankfurt

  • Frank Kurth
  • Amand Theis
  • Gerd Zewe
  • Günter Kuczinski
  • Peter Löhr
  • Josef Weikl
  • Ralf Dusend
  • Rüdiger Wenzel
  • Manfred Bockenfeld
  • Atli Edvaldsson
  • Rudolf Bommer

 


 

Wechsel
  • Petur Ormslev für Rüdiger Wenzel (65.)
  • Günter Thiele für Manfred Bockenfeld (70.)
Wechsel
Trainer
  • Willibert Kremer
Trainer

 

 

Ohne System und ohne jede Disziplin

Für die Frankfurter Eintracht kam das Ende der Bundesligasaison gerade noch rechtzeitig. Auflösungserscheinungen wurden beim 1:5 (1:3) des durch Verletzungen und Sperre geschwächten Aufgebots bei Fortuna Düsseldorf sehr deutlich. Bernd Nickel führte in seinem letzten Spiel Standfußball vor, Helmut Gulich war bei seinem Abschied ein Totalausfall, und Bruno Pezzey mußte mit einer blutenden Platzwunde am Kopf bereits früh vom Platz. Die ganze Mannschaft war so nur noch ein Torso, die Abwehr stand nur auf dem Papier. Genutzt wurden all diese Schwächen und Pannen von einem Mann: Atli Edvaldsson. Fortunas Mittelstürmer erzielte alle fünf Tore und krönte damit seine großartige Saison. Der Isländer schloß die Spielzeit mit 22 Treffern ab und plazierte sich damit in der Torjägerliste ganz weit vorne.

Es war eine traurige Vorstellung, die die Frankfurter Eintracht zum Abschied dieser Saison und zum Abschied für ihre Spieler Neuberger, Gulich, Nickel und Cha im Düsseldorfer Rheinstadion gab. Trainer Branko Zebec mußte sein „letztes Aufgebot“ aufs Feld schicken. Michael Sziedat fehlte wegen einer Sperre (vier gelbe Karten). Stefan Lottermann, Uwe Schreml und Ronald Borchers wegen Verletzung. Und auch der Trainer selbst war nicht fit. Offensichtlich erneut angetrunken, wankte Zebec vom Kabinenausgang zur Bank. Dort mußte er mit ansehen, wie seine Mannschaft bereits in den ersten zehn Minuten entscheidend in Rückstand geriet.

Düsseldorfs Mittelstürmer Atli Edvaldsson machte seinem Ruf als Torjäger alle Ehre. Bereits in der 3. Minute schoß er von der Strafraumgrenze aus völlig freistehend an Torwart Jürgen Pahl vorbei zur Führung ins Netz. Frankfurts Mittelfeldspieler Ralf Falkenmayer hatte die Abseitsfalle, die seine Mitspieler aufgebaut hatten, verschlafen. Drei Minuten später die Riesenmöglichkeit für Edvaldsson zum zweiten Tor. Völlig allein stand er vor Pahl, traf jedoch den Frankfurter Torwart genau auf die Fäuste. Den Nachschuß von Wenzel brachte Bruno Pezzey von der Linie. Und wiederum vier Minuten später hatte Edvaldsson dann doch zum 2:0 getroffen. Eine Flanke von Bockenfeld verlängerte er mit dem Kopf ins Netz.

Erst nach diesen zehn Minuten schien die Eintracht etwas wach zu werden. Helmut Gulich hatte die erste Möglichkeit nach einem Freistoß von Bernd Nickel, doch dann kam der nächste Schock. Karl-Heinz Körbel und Bruno Pezzey prallten mit den Köpfen zusammen. Pezzey wankte vom Feld, fiel an der Seitenlinie blutüberströmt zu Boden. Mannschaftsarzt Dr. Degenhardt führte ihn in die Kabine. Dort wurde eine Platzwunde am Kopf genäht. Nach fünf Minuten hatte die Eintracht dann die Hoffnung aufgegeben, daß Pezzey wiederkommen könnte, und schickte mit Mike Kahlhofen einen weiteren Youngster aufs Feld.

Kahlhofen führte sich gleich gut ein mit einem wunderschönen Paß zu Thomas Berthold. Frankfurts Außenverteidiger scheiterte jedoch an Fortuna-Torhüter Kurth. In der gleichen Minute sah Thomas Kroth die gelbe Karte nach einem Foul an seinem ehemaligen Offenbacher Mannschaftskameraden Rudi Bommer. Im übrigen war es eine sehr faire Partie. Beide Mannschaften taten sich nicht besonders weh.

In der 36. Minute das 3:0 für Düsseldorf, das dritte Tor für Edvaldsson. Nach einer Flanke von Bockenfeld setzte der lange Mittelstürmer den Ball zunächst an die Latte, den Abpraller dann ins Netz. Torhüter Jürgen Pahl konnte einem hinter dieser Abwehr der Eintracht wirklich leid tun. Die 7000 Düsseldorfer Zuschauer aber feierten Edvaldsson, der innerhalb von 36 Minuten einen lupenreinen Hattrick geschafft hatte.

Sechs Minuten vor der Pause fast das 4:0, doch diesmal prallte ein Kopfball von Rüdiger Wenzel, dem ehemaligen Frankfurter, von der Latte zunächst ins Feld. Und fast mit dem Pausenpfiff gelang der bis dahin desolaten Eintracht sogar noch der Gegentreffer. Bum Kun Cha und Thomas Berthold setzten sich mit einem schönen Doppelpaß am rechten Flügel durch, und Berthold hatte die Nerven, den Ball an Torhüter Kurth vorbei ins Netz zu schieben.

Das Edvaldsson-Festival ging auch nach der Pause weiter. Der Isländer begab sich auf Torejagd und erhöhte sein Konto schließlich auf 22. In der 53. Minute unterband er alle Frankfurter Bemühungen, dem Spiel doch noch eine Wende zu geben, mit seinem vierten Treffer. An drei Mann schlängelte sich Edvaldsson vorbei und schoß hart und plaziert unhaltbar für Jürgen Pahl ins Netz.

Die Eintracht spielte flott und locker mit, ohne System, ohne Disziplin und machte es damit ihrem Gegner ganz leicht. Das sechste Tor in dieser Partie fiel dann acht Minuten vor dem Ende. Mike Kahlhofen hatte Bommer an der Strafraumlinie gelegt, sah dafür die gelbe Karte, und Schiedsrichter Föckler entschied dazu noch auf Elfmeter. Natürlich durfte Edvaldsson schießen, und natürlich traf er. 5:1, fünf Tore in einem Spiel, das gibt es selten in der Bundesliga.

Erwähnenswert noch bei der Eintracht das Comeback von Harald Karger in der Bundesliga. Nach fast zweijähriger Pause wurde Karger von Trainer Zebec in der 50. Minute für den Totalausfall Helmut Gulich aufs Feld geschickt. Doch Karger war kaum besser. Die lange Pause war ihm ebenso anzumerken wie eine übergroße Nervosität. (Abendpost-Nachtausgabe zum Sonntag vom 29.05.1983)


Zebec bleibt

Das neue Präsidium der Frankfurter Eintracht hat fünf Tage nach seiner Wahl die ersten Entscheidungen getroffen: Klaus Gramlich, Harald Böhm und Wolfgang Knispel planen die neue Saison mit Trainer Branko Zebec, aber ohne Kapitän Bruno Pezzey. „Der Trainer bleibt im Amt. Wir wissen um seine Alkoholprobleme und müssen damit leben“, sagte Präsident Klaus Gramlich nach dem 1:5-Debakel in Düsseldorf, „Bruno Pezzey aber werden wir kein Angebot machen.“ Damit warf das neue Präsidium den Weltklassemann raus, ohne ihn zu dem vom alten Präsidium gemachten Vertragsangebot gehört zu haben. Da war ihm eine Verlängerung zu von 400.000 Mark auf 300.000 Mark reduzierten Bezügen angeboten worden. Dr. Böhm: „Dieses Angebot besteht nicht mehr.“ (Abendpost-Nachtausgabe vom 30.05.1983)

 

 

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