Eintracht Frankfurt - Borussia Dortmund

Bundesliga 1982/1983 - 13. Spieltag

3:1 (0:0)

Termin: Sa 13.11.1982, 15:30 Uhr
Zuschauer: 28.000
Schiedsrichter: Josef Hontheim (Trier)
Tore: 0:1 Marcel Raducanu (53.), 1:1 Bum-Kun Cha (78.), 2:1 Uwe Müller (84.), 3:1 Bum-Kun Cha (90.)

 


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Eintracht Frankfurt Borussia Dortmund

 


  • Eike Immel
  • Meinolf Koch
  • Rolf Rüssmann
  • Ralf Loose
  • Lothar Huber
  • Siegfried Bönighausen
  • Marcel Raducanu
  • Manfred Burgsmüller
  • Jupp Tenhagen
  • Erdal Keser
  • Bernd Klotz

 

Wechsel Wechsel
Trainer Trainer



 

 

Eintrachts furioses Finish

Für Spitzenmannschaften ist das Frankfurter Waldstadion kein gutes Pflaster. Nach dem VfB Stuttgart und dem 1. FC Köln wurde auch Borussia Dortmund geschlagen. 3:1 hieß es nach 90 spannenden, vor allem kämpferisch überragenden Minuten für die Frankfurter Eintracht. Die Gastgeber gewannen nicht nur zwei wichtige Punkte, sondern fanden auch einen neuen Publikumsliebling. Uwe Müller, vor vier Monaten noch deutscher Meister mit der A-Jugend, wurde Mitte der zweiten Halbzeit eingewechselt, kam, sah und siegte. Raducanus Dortmunder Führungstor halte Cha ausgeglichen, ehe Uwe Müller vier Minuten vor Schluß das 2:1 erzielte. Als Zugabe zur tollen Schlußoffensive der Eintracht setzte Cha noch das 3:1 obendrauf. Die 30.000 Zuschauer verließen mit der Gewißheit das Waldstadion, daß die Eintracht zumindest zu Hause kein Abstiegskandidat ist. Nicht spielerisch, sondern kämpferisch wurde ein Erfolg gezimmert, der dem neuen Trainer Branko Zebec ganz besonders guttun wird. Gegen seine alte Mannschaft wollte der Trainerfuchs unter allen Umständen gewinnen. Mit der Einwechslung von Uwe Müller tat er das Seinige dazu.

Eike Immel, Borussia Dortmunds Torwart, war der meistbeschäftigte Mann auf dem Platz. Die Frankfurter versuchten immer wieder mit Fernschüssen zum Torerfolg zu kommen — sicher das richtige Mittel auf dem regennassen Platz. Bereits in der 3. Minute eröffnete Bernd Nickel das Bombardement auf den Nationaltorhüter. Mit einer Glanzparade lenkte Immel den Ball zur Ecke.

Drei Minuten später war der Dortmunder Schlußmann geschlagen. Doch Ralf Falkenmayers herrlicher 25-Meter-Schuß prallte von der Unterkante der Latte ins Feld zurück. Riesiges Glück für die Borussia, die die Hilfe der Torstange noch einmal brauchte. Cha war der Frankfurter Pechvogel, der in der 35. Minute mit einem 16-Meter-Knaller nur den Pfosten traf. Aus diesen Schilderungen wird ersichtlich, daß die Eintracht Herr im Hause war. Der Tabellenführer aus Westfalen hielt sich zurück, spielte langsam, ganz auf Ballsicherung bedacht. Schlecht waren die Borussen deshalb nicht — ihre gutgestaffelte Deckung konnte sogar imponieren —, aber sie waren eben ungefährlich. Nur einmal hatte Eintracht-Ersatztorwart Jüriens Gelegenheit, sich auszuzeichnen. Huber konnte flanken, Werner Lorant wehrte mit dem Kopf ab, der Ball fiel Klotz genau auf den Fuß. Jüriens rettete mit einer Faustabwehr.

Fünf Minuten vor der Pause schien die Eintracht trotz einiger Schwächen (Werner Lorants Fehlpässe, Ronald Borchers' Ungeschicklichkeit) doch noch in Führung zu gehen. Bruno Pezzey gelang ein herrlicher Alleingang durch die ganze Dortmunder Abwehr. Nur noch Torwart Eike Immel hatte der Frankfurter Libero vor sich, doch ganz knapp schob er den Ball am Pfosten vorbei. Es wäre eine verdiente Führung gewesen, denn die Gastgeber hatten nicht nur mehr vom Spiel, sondern auch die besseren Möglichkeiten.

Branko Zebec setzte gegen Borussias Offensivverteidiger Lothar Huber mit Ralf Falkenmayer ebenfalls einen offensiven Mann; ein gelungener Schachzug. Zusammen mit Neuling Thomas Kroth, der in einigen Situationen verständlicherweise noch nervös wirkte, initiierte Falkenmayer am linken Flügel die erfolgversprechendsten Angriffe.

In der Halbzeit wechselte Branko Zebec dann aus. Für Jupp Kaczor, der kaum eine gute Szene vor der Pause hatte, kam Stefan Lottermann. Borchers rückte in die Spitze, Lottermann spielte aus dem Mittelfeld. Druck aufs Dortmunder Tor gab es trotz dieser Auswechslung nicht. Die Partie plätscherte weiter im Mittelfeld vor sich hin, es fehlte die rechte Spannung. Für die sorgten dann die Dortmunder. Mit ihrer bis dahin einzig echten Chance gingen sie in Führung. Marcel Raducanu, der brillante Mittelfeldregisseur der Westfalen, versetzte gleich fünf Eintracht-Spieler, einschließlich Torhüter Jüriens, und schob den Ball ins verlassene Tor. 0:1 nach 53 Minuten.

Eintracht-Trainer Branko Zebec reagierte prompt. Er schaltete auf Kampffußball um, wechselte deshalb Ronald Borchers aus und den jungen Uwe Müller ein. Ein Glücksgriff, wie sich nachher zeigen sollte.

Doch der Reihe nach: Ab der 70. Minute schnürte die Eintracht ihren Gegner in dessen Strafraum ein. Powerplay nennt man das im Eishockey. Doch zunächst war alles auf Zufall abgestellt. Bruno Pezzey hatte längst seine Liberoposition aufgegeben und stand im Sturmzentrum. Rolf Rüßmann gegen Bruno Pezzey, die zwei Langen — so lautete lange Zeit das Luftduell. Bis die Eintracht merkte, daß es auf dem Boden einfacher ging. In der 78. Min. brachte ein Geistesblitz von Bernd Nickel die Mannschaft auf die Siegerstraße. Ralf Falkenmayer führte einen Einwurf schnell aus, Bernd Nickel leitete ebenso schnell weiter — und Bum Kun Cha reagierte prächtig. Mit dem rechten Fuß knallte er den Ball ins kurze Eck, unhaltbar für Eike Immel. 1:1 — und nun war die Eintracht nicht mehr zu halten.


Gebhardt, Uwe Müller, Mank

Borussia Dortmund, der Tabellenführer, wurde förmlich an die Wand gedrückt. Das Publikum unterstützte die Mannschaft phantastisch. Und in der 86. Minute kam die große Stunde des Uwe Müller. Fünf-, sechsmal schossen die Frankfurter aufs Tor, immer wieder warf sich ein Dortmunder dazwischen. Da prallte der Ball zum jüngsten Mann auf dem Platz, und der behielt die Nerven. Flach, hart, präzise schoß er ins lange Eck.

Das war die Führung, die nun nur noch vier Minuten verteidigt werden mußte. Mit einer kämpferischen Bravourleistung schafften es die Frankfurter und gaben ihren Fans sogar noch ein Bonbon mit auf den Nachhauseweg. In der letzten Minute schoß Bum Kun Cha nach Vorarbeit von Stefan Lottermann und Bernd Nickel das 3:1.

Trainerstimmen

Branko Zebec (Eintracht Frankfurt): „Der Spielablauf war ein bißchen verrückt, aber solche Spiele haben die Zuschauer ja gerne. Wir hatten vor der Pause zu viele Chancen ausgelassen. Trotz des Rückstandes hat meine Mannschaft noch so viel Moral bewiesen, daß sie letztlich noch klar und verdient gewonnen hat. Ich muß zugeben, daß Dortmund beim Stande von 1:0 das Spiel hätte entscheiden können. Das Spiel hat gezeigt, was es heißt, eine eingespielte Mannschaft zu sein. Für mich gibt es noch sehr viel Arbeit. Nach dem Rückstand mußte meine letzte Reihe auf volles Risiko spielen. Dadurch waren wir bei Steilpässen sehr anfällig. Die Zuschauer haben gesehen, warum ich den Kölner Thomas Kroth unbedingt als Leihgabe wollte. Kaczor mußte ich wegen einer Leistenzerrung auswechseln, und auch Cha hat sich in der Schlußphase verletzt.“

Kalli Feldkamp (Borussia Dortmund): „Elf Dortmunder sind wahnsinnig enttäuscht. Beim Stande von 1:0 glaubten wir uns an dem Punkt, wo wir die Eintracht gepackt hatten. In der Schlußphase wurden wir in der Abwehr kalt erwischt. In dieser entscheidenden Phase haben wir es versäumt, das 2:0 zu machen und statt dessen durch eigene Fehler das 1:1 vorbereitet. Unsere Chance, die Siegesserie im Waldstadion fortzusetzen, war riesengroß nach den zwei Pfostenschüssen der Eintracht vor der Pause. Mit dem Spiel beider Mannschaften können die Zuschauer sehr zufrieden gewesen sein.“ (Abendpost-Nachtausgabe zum Sonntag vom 14.11.1982)

 


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