Eintracht Frankfurt - 1. FC
Köln |
Bundesliga 1982/1983 - 11. Spieltag
3:0 (2:0)
Termin: Sa 30.10.1982, 15:30 Uhr
Zuschauer: 33.000
Schiedsrichter: Jan Redelfs (Hannover)
Tore: 1:0 Bernd Nickel (23.), 2:0 Bernd Nickel (26.), 3:0 Bum-Kun Cha (79.)
Eintracht Frankfurt | 1. FC Köln |
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Eintracht putzt Köln Im Stil einer Klassemannschaft nahm die Frankfurter Eintracht vor 30.000 begeisterten Zuschauern im Waldstadion das Starensemble des 1. FC Köln in einem glanzvollen Spiel auseinander. 3:0 (2:0) siegten die Schützlinge von Branko Zebec, deren Galaauftritt deutlich die Züge des Meistertrainers trug. Bernd Nickel, der mit zwei Freistößen Toni Schumacher übertölpelte, Bum Kun Cha, der seine Weltklasseleistung mit dem spielentscheidenden 3:0 krönte, und Jürgen Pahl, der in der Kölner Drangperiode nach der Pause eine Prachtparade nach der anderen zeigte, waren die Superstars dieses Spiels. Bei den Kölnern war das Gefälle von den Guten (Strack, Sljivo, Engels) zu den Schwachen (Steiner, Bonhof, Fischer) zu eklatant, um in diesem Spiel bestehen zu können. Neben ihren Stars bot die Eintracht bei großer Begeisterung und viel Bewegung auch die weitaus bessere Mannschaftsleistung, die noch getragen wurde von der Umsicht eines Bruno Pezzey, dem Eifer eines Schreml und dem Drang eines Ronald Borchers. Rinus Michels' konsequente Manndeckung gegen Branko Zebecs Übernahmetaktik — die Frankfurter hatten das bessere System. Die Kölner Konopka (gegen Kaczor), Willmer (gegen Borchers), Steiner (gegen Cha) und Bonhof (gegen Nickel) standen ihren Gegenspielern auf den Füßen. Auf der Gegenseite dirigierte der überragende Bruno Pezzey seine Vorderleute, wies an wer wann Littbarski, Fischer, Allofs oder Engels zu übernehmen hatte. Das klappte. Da die Eintracht obendrein mit noch mehr Bewegung und Begeisterung aufspielte, Bernd Nickel aus dem Mittelfeld das Spiel der Frankfurter weitaus effektiver und einfallsreicher zu steuern verstand als auf der Gegenseite Ehmed Sljivo, hatte Zebecs Mannschaft klare Vorteile gegenüber Michels Starensemble. Die größten Torchancen hatten anfangs aber die Kölner nach 17 Minuten, als ein Anspiel von Allofs und ein Antritt von Littbarski die Frankfurter Übernahmetaktik blitzschnell aus den Angeln hob. Pierre Littbarski umkurvte Torhüter Jürgen Pahl, fiel über dessen ausgestreckten Arm — doch der Pfiff des elfmeterscheuen Schiedsrichters Jan Redelfs blieb zum allgemeinen Erstaunen aus. Wahrscheinlich war es eine Konzessionsentscheidung, denn in der 8. Minute hatte im Kölner Strafraum im Kopfballduell der beiden langen Liberos und Kapitäne der Kölner Strack den Frankfurter Pezzey mit ausgestrecktem Arm weggestoßen. Und auch später, als Cha nach einem Nickel-Paß im Strafraum von Steiner zu Fall gebracht wurde, pfiff Herr Redelfs nicht. Doch da stand es schon 1:0, hatte Bernd Nickel zum erstenmal Toni Schumacher mit einem Freistoß übertölpelt. Redelfs signalisierte indirekten Freistoß, Engels warnte noch den am Rande der Mauer stehenden Konopka „paß auf“. Zu spät! Nickel sah es, streifte Konopka mit seinem Schuß, Schumacher reagierte überhaupt nicht — 1:0! Auch das 2:0 in der 27. Minute fiel durch einen Nickel-Freistoß: geschickt zirkelte der Frankfurter Spielmacher den Ball um die Mauer herum, Körbel stand in der Schußbahn, sprang hoch — und wieder war Toni der Tölpel. Ihm war die Sicht versperrt, und wieder machte er erst gar keine Anstalten, zu reagieren. Obwohl Körbel als Torschütze auf der Anzeigentafel erschien, war es ganz klar Nickels Tor. Körbel: „Ich habe den Ball überhaupt nicht berührt.“ Es war begeisternd, wie die Frankfurter die Kölner streckenweise ausspielten, Cha und Borchers waren vor allem, schwer zu bremsen. In der 40. Minute bewies die Eintracht, daß sie auch Torchancen herrlich herauszuspielen versteht. Ein langer Paß von Nickel auf die rechte Seite in den Lauf von Ronny Borchers, der zog eine gefühlvolle Flanke vors Tor, doch Jupp Kaczors Kopfball traf nur die Querlatte. Die Kölner hatten noch eine zweite dicke Chance, doch Pierre Littbarski scheiterte in der 30. Minute an dem prächtig reagierenden Pahl, und Allofs zog den Ball im Nachschuß über das leere Tor. Nach der Pause kamen die Kölner, und das Spiel wurde in der zweiten Halbzeit eine hochklassige Partie. Rinus Michels ging in der 62. Minute an den Spielfeldrand und beorderte seinen Libero Gerd Strack nach vom. In diesen 20 Minuten totaler Kölner Offensive wurde Jürgen Pahl im Tor der Frankfurter zum überragenden Mann. Fünfmal rettete er hintereinander mit Prachtparaden, die Toni Schumacher auf der anderen Seite vor Neid erblassen lassen mußten, das Kölner Anschlußtor. Erst bei einem gefährlichen Weitschuß von Strack, dann bei einem Kopfball von Allofs, einem direkten Schuß von Littbarski, einem Flugball von Engels und dann bei einem Alleingang von Allofs außerhalb seines Strafraums — jedesmal reagierte und parierte Jürgen Pahl wie ein Klassetorhüter. Die letzten 20 Minuten gehörten dann wieder Bum Kun Cha und damit der Eintracht. Der Koreaner schwang sich endgültig zum Superstar des Spiels auf, spielte seinen Gegner Steiner schwindlig, eröffnete Borchers und Kaczor eine Torchance nach der anderen und krönte seine Weltklasseleistung in der 79. Min. mit seinem Tor zum spielentscheidenden 3:0. Nach einem Konter spielte Lottermann (er war für Trieb ins Spiel gekommen) den Koreaner an, der eiskalt den Ball annahm und ihn an Schumacher vorbei ins Tor schob. Steiner stand nur wie ein Statist daneben, so wie schon in der 75. Minute, als der Koreaner nach einem Freistoß von Pezzey übers ganze Spielfeld seinen Gegner ausgetrickst und den Ball über Toni Schumacher an die Querlatte gehoben hatte. Ovationen der begeisterten Zuschauer für die Frankfurter Eintracht nach dem Schlußpfiff des Schiedsrichters. Das hat es lange nicht mehr gegeben. Trainerstimmen Rinus Michels (1. FC Köln): „30.000 Zuschauer und ein 3:0-Sieg, das war eine tolle Werbung für Frankfurt. Wenn man dieses klare Resultat hört und hat das Spiel nicht gesehen, glaubt man, wir wären klar unterlegen gewesen. Doch dem war nicht so. Meine Mannschaft hat lediglich im Abschluß versagt. Wir kamen am Anfang zu schnell in Rückstand, dabei hat der Schiedsrichter zu großen Einfluß genommen. Insgesamt war es ein sehr gutes Spiel mit einer diszipliniert auftretenden Frankfurter Mannschaft und einem schwachen Schiedsrichter.“ Branko Zebec (Eintracht Frankfurt): „Ich bin natürlich mit dem Resultat zufrieden. Uns gehörten die ersten 30 Minuten und letzten 30 Minuten der Partie. In dieser Phase hätten wir noch mehr Tore schießen können. Nach der Halbzeit hatte Köln seine beste Zeit. Wir hatten diese Drangperiode der Gäste erwartet. Meine Mannschaft hat sehr gut ohne Ball gespielt. Sie ist viel gelaufen und hat eine große Leistung gebracht. Selbst beim 2:0 war ich mir noch nicht sicher.“ (Abendpost-Nachtausgabe zum Sonntag vom 31.10.1982)
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