Eintracht Frankfurt - VfB Stuttgart

Bundesliga 1982/1983 - 9. Spieltag

3:0 (1:0)

Termin: Sa 09.10.1982, 15:30 Uhr
Zuschauer: 25.000
Schiedsrichter: Jakob Wippker (Röttgen)
Tore: 1:0 Karl-Heinz Körbel (21., Handelfmeter), 2:0 Bum-Kun Cha (50.), 3:0 Karl-Heinz Körbel (74., Foulelfmeter)

 


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Eintracht Frankfurt VfB Stuttgart

 


  • Helmut Roleder
  • Bernd Förster
  • Karlheinz Förster
  • Erwin Hadewicz
  • Günther Schäfer
  • Kurt Niedermayer
  • Hermann Ohlicher
  • Karl Allgöwer
  • Peter Reichert
  • Walter Kelsch
  • Didier Six

 

Wechsel Wechsel
  • Werner Habiger für Erwin Hadewicz (75.)
  • Arthur Jeske für Peter Reichert (75.)
Trainer Trainer
  • Helmut Benthaus

 

 

Endlich wieder Jubel im Waldstadion

Der Knoten bei der Frankfurter Eintracht ist geplatzt: Nach sechs sieglosen Spielen hintereinander gab es gestern einen klaren 3:0-(1:0-)Sieg gegen den VfB Stuttgart. Der Tabellenführer wurde vor 20.000 Zuschauern im Waldstadion über 90 Minuten sicher beherrscht und konnte sich auch über die Höhe der Niederlage nicht beklagen. Nötig waren dazu zwei allerdings eindeutige Elfmeter. Beide verwandelte Vorstopper Karl-Heinz Körbel zum 1:0 und 3:0 sicher. Das dritte Tor erzielte der überragende Spieler auf dem Feld: Bum Kun Cha. National-Vorstopper Karlheinz Förster konnte den Koreaner einfach nicht bremsen und wurde so zur Achillesferse seiner ersatzgeschwächten, aber dennoch enttäuschenden Mannschaft. Torhüter Roleder war es letztlich, der dem VfB mit großen Paraden eine höhere Niederlage ersparte.

Vier Minuten nach dem Anpfiff und vier Minuten vor der Pause hatte der VfB Stuttgart seine beiden einzigen Möglichkeiten in der ersten Halbzeit. Dazwischen spielte nur die Frankfurter Eintracht. In der vierten Minute aber hatten die Gastgeber zunächst eine ganz heikle Szene zu überstehen. Hadewicz spielte mit einem präzisen Paß Didier Six frei, doch zum Glück für die Eintracht schoß der Franzose zu weit übers Tor. Eine Stuttgarter Führung zu jenem Zeitpunkt hätte die Taktik der Eintracht schnell über den Haufen geworfen.

Eine Taktik, die vor allem auf Ballsicherung beruhte. Ruhig spielen, hieß die Aufgabe, die Branko Zebec seiner Mannschaft gestellt hatte, nicht blind drauflosrennen. Die Eintracht hielt sich daran. Mit Sicherheitspässen in der ersten Viertelstunde bekam sie die Partie langsam, aber stetig in die Hand. Entgegen kam der Eintracht, daß der VfB selbst kaum etwas für die Offensive tat und sich in der eigenen Hälfte verkroch. So entwickelte sich ein Spiel im Mittelfeld, das die Zuschauer wenig begeistern konnte. Den Frankfurtern allerdings konnte man die Bemühungen, ein besseres Spiel zu liefern, nicht absprechen. Bernd Nickel suchte immer wieder die Lücke im VfB-Abwehrnetz, doch dem Spielmacher gelangen die gefährlichen Pässe nur selten.

Bester Mann auf dem Platz war einmal mehr Bum Kun Cha. Obwohl er gegen Karl-Heinz Förster spielte, wurde der Koreaner zu einer ständigen Bedrohung für das Stuttgarter Tor. Der National-Vorstopper wußte sich einige Male nur mit Fouls zu helfen. Das Duell mit Cha schien Karl-Heinz Förster ungewohnt nervös zu machen. Anders ist sein „Blackout“ in der 21. Minute nicht zu verstehen.

Werner Lorant hatte eine hohe Flanke nach innen geschlagen, Karl-Heinz Förster beförderte den Ball in bester Torwartmanier mit der Faust aus dem Strafraum. Schiedsrichter Wippker entschied sofort auf Elfmeter, obwohl Karl-Heinz Förster und sein Bruder Bernd vehement protestierten. „Ich bin von hinten gestoßen worden und hatte mit einem Freistoß für uns gerechnet“, sagte Förster in der Halbzeit. Dennoch gab es Elfmeter, den Karl-Heinz Körbel genau in den Torwinkel zum 1:0 placierte. Eine durchaus verdiente Führung, die bis zur Pause Bestand hatte. Jupp Kaczor bot sich in der 41. Minute die große Möglichkeit zum 2:0. Der neue Mittelstürmer stand nach einem Konter alleine vor Torhüter Roleder, wollte es aber zu gut machen, spielte den Ball zu Cha, und der verpaßte schließlich. Und dann kam die eingangs schon erwähnte Möglichkeit für den VfB, als Karl Allgöwer mit einem herrlichen 30-Meter-Schuß an Jürgen Pahl scheiterte.

In der zweiten Halbzeit brachte Eintracht-Trainer Branko Zebec für den offensichtlich angeschlagenen Willi Neuberger Ralf Falkenmayer ins Spiel. Ralf Falkenmayer war zunächst der schwache Punkt in der Eintracht-Deckung. Man merkte dem Junioren-Nationalspieler die mangelnde Spielpraxis der letzten Wochen an: Zwei-, dreimal wurde Falkenmayer überlaufen, einige Male machte er Fehler beim Stellungsspiel. Doch Bruno Pezzey, der eine überzeugende Defensivleistung bot, machte vieles wieder wett.

Mitte der zweiten Halbzeit hatte denn auch Falkenmayer seine Linie gefunden, und die Eintracht bog auf die Siegesstraße ein. Die Entscheidung fiel praktisch in der 62. Minute. Bernd Förster erhielt nach einem bösen Foul am offensivfreudigen Uwe Schreml die Gelbe Karte und die Eintracht einen Freistoß. Bernd Nickel schlug ihn hoch nach innen, und Bum Kun Cha krönte seine phantastische Leistung mit einem herrlichen Kopfball aus acht Metern unhaltbar ins lange Eck.

Noch in der gleichen Minute bekam Bernd Nickel nach einem Foul an Karlheinz Förster die Gelbe Karte, doch die Aufregung im Stadion war umsonst, die Eintracht beherrschte nun Ball und Gegner. Die Eintracht mußte nur noch einmal zittern. In der 64. Minute kam Didier Six frei zum Kopfball, doch er verzog knapp über die Latte.

In der Schlußviertelstunde dann konnte die Eintracht nach Herzenslust gegen eine in der Deckung undiszipliniert spielende VfB-Abwehr kontern. Ronald Borchers verpaßte einen Nickel-Eckball nur ganz knapp, bevor es in der 74. Minute den zweiten Elfmeter gab. Bum Kun Cha hatte Kurt Niedermayer ausgespielt, als ihm der ehemalige Münchener die Beine wegzog. Der Schiedsrichter zögerte keine Sekunde, wieder Strafstoß. Und erneut trat Karl-Heinz Körbel an und verwandelte ganz sicher. Diesmal flach ins untere rechte Eck.

Beifall auf den Rängen, und die Fans jubelten dem neuen Trainer zu: „Branko Zebec, Branko Zebec“, lauteten die Sprechchöre im Stadion. Das Erfolgserlebnis nach langen, mageren Wochen hatte nicht nur der Mannschaft gut getan.

Trainerstimmen

Helmut Benthaus (VfB Stuttgart): „Jetzt hat es auch uns erwischt. Daß die Niederlage so klar ausgefallen ist, wird uns wehtun. Die Eintracht aber war heute sehr, sehr stark, deshalb geht der Sieg in Ordnung. Wir haben nicht zu unserem Spiel gefunden, vor allem, weil die Frankfurter aggressiver und lauffreudiger waren. Wir werden in dieser Woche versuchen, unsere Verletzten einigermaßen wieder hinzubekommen, um die Moral wieder aufzurüsten. Ich hätte viel lieber vor drei, vier Wochen in Frankfurt gespielt. Jetzt aber muß ich Branko Zebec gratulieren, daß er so schnell eine so gute Mannschaft zusammengebastelt hat.“

Branko Zebec (Eintracht Frankfurt): „Dieser Sieg kam im richtigen Moment, er stärkt die Moral der Mannschaft. Mit dem deutlichen Sieg können wir zufrieden sein. Es war ein Erfolg, der auch in dieser Höhe verdient ist. Besonders im Zweikampfverhalten und in der Taktik haben wir dazugelernt. Ich bin froh, daß ich Stuttgart vorher beobachten konnte, so ist es uns gelungen, den VfB nicht ins Spiel kommen zu lassen. Ich bin auch sehr zufrieden damit, daß wir endlich dem Publikum eine gute Leistung bieten konnten. Bum Kun Cha hat das Duell gegen Karl-Heinz Förster klar gewonnen. Er war der entscheidende Mann für unseren Sieg.“ (Abendpost-Nachtausgabe zum Sonntag vom 10.10.1982)

 


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