Borussia Mönchengladbach -
Eintracht Frankfurt |
Bundesliga 1982/1983 - 8. Spieltag
3:1 (0:1)
Termin: Fr 01.10.1982, 20:00 Uhr
Zuschauer: 12.000
Schiedsrichter:Hans-Peter Dellwing (Trier)
Tore: 0:1 Bruno Pezzey (18.), 1:1 Wilfried Hannes (49., Foulelfmeter), 2:1 Frank Mill (54.), 3:1 Uwe Rahn (72.)
Borussia Mönchengladbach | Eintracht Frankfurt |
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Trainer | Trainer |
Zebecs Zauber reichte nur eine Halbzeit Branko Zebecs Handschrift bei der Frankfurter Eintracht wird immer deutlicher. Doch Zebecs Zauber reichte nur eine Halbzeit. Den Frankfurtern gelang auch im vierten Auswärtsspiel kein Punktgewinn. Nur eine Halbzeit konnten die Gäste am Mönchengladbacher Bökelberg ihre Taktik durchhalten und führten da auch verdient mit 1:0. Der überragende Frankfurter Spieler, Libero Bruno Pezzey, hatte das Tor erzielt. Dann aber setzte Borussia Mönchengladbach alles auf eine Karte und hatte Erfolg mit dieser Marschroute. Frankfurts Deckung verlor den Überblick und damit auch das Spiel. Hannes mit einem Foulelfmeter, Mill mit einem Abstauber und Rahn nach einem Konter schossen die Tore zum 3:1 für Borussia Mönchengladbach. Eine Niederlage, die der guten Gesamtleistung der Frankfurter nicht gerecht wird. Die Borussia begann wie die Feuerwehr. Jupp Heynckes' Mannschaft legte in den ersten zehn Minuten einen Brand nach dem anderen im Frankfurter Strafraum. Doch nachdem diese Anfangsoffensive sich als Strohfeuer entpuppt und keinen zählbaren Erfolg gebracht hatte (lediglich Rahn gelang ein Abseitstor), wurde die Eintracht immer sicherer. Allen voran ihr Kapitän und Libero Bruno Pezzey, der eindrucksvoll unter Beweis stellte, daß er an guten Tagen sicher das Prädikat „Weltklasse“ verdient. Dies galt zumindest für die erste Halbzeit. Bruno Pezzey profitierte von einer Mönchengladbacher Taktik, die „völlig in die Hose ging“. Lothar Matthäus deckte Bernd Nickel hautnah in jeder Minute des Spiels auf jedem Quadratmeter des Platzes. Manndeckung wie vor zehn Jahren. Nickel wurde dadurch zwar in seinen Aktivitäten eingeschränkt, Matthäus aber fiel für das eigene Spiel gänzlich aus und Bruno Pezzey konnte sich ungestört zum Dirigenten seiner Mannschaft aufschwingen. Immer wieder wurde der Österreicher von seinen Mannschaftskameraden gesucht, minutenlang hielten die Frankfurter — unter den Pfiffen der Zuschauer den Ball in den eigenen Reihen. Das war eindeutig Branco Zebecs Handschrift, der von seinen Spielern vor allem Geduld gefordert, hatte. Und die Mannschaft wartete auf ihre Chance, die dann in der 18. Minute auch prompt kam. Bruno Pezzey schaltete sich in den Angriff ein, spielte einen herrlichen Doppelpaß mit Martin Trieb und befand sich urplötzlich frei vor Mönchengladbachs Torwart Uli Sude. Mit einem halbhoben Schuß ins lange Eck ließ Pezzey dem erstmals in dieser Saison eingesetzten Sude keine Abwehrmöglichkeit. 0:1 also, und dies machte die Frankfurter noch sicherer, die Gladbacher noch nervöser. Kaum einen vernünftigen Angriff brachten die Gastgeber zustande, achtmal liefen sie in die Abseitsfalle. Das Volk auf den Rängen begann zu murren. Zugute halten muß man der Borussia, daß sie durch eine frühe Verletzung von Libero Wilfried Hannes, der mit seinem eigenen Spieler Borowka zusammengeprallt war, gehandicapt wurde. Hannes blieb zwar auf dem Feld, aber ein Verband am Knie schränkte seine Bewegungsfreiheit enorm ein. In der Halbzeitpause wurde bei Hannes eine sechs Zentimeter lange Rißwunde am linken Knie genäht. Der Kapitän der Gastgeber konnte danach weiterspielen. Und mit ihm kam eine völlig verwandelte Borussia auf den Platz. Fore-Checking spielten die Gastgeber nun, am Frankfurter Strafraum wurden die Gegner angegriffen. Auch Lothar Matthäus hatte nun mehr Freiheiten, er mußte Bernd Nickel nicht mehr folgen. Bis zur 54. Minute zahlte sich diese neue Einstellung aus. In der 50. Minute gelang der Borussia der Ausgleich. Pinkall stürzte nach einem Zusammenprall mit Schreml im Strafraum und Schiedsrichter Dellwing aus Trier entschied auf Elfmeter. Nationalspieler Hannes ließ sich die Chance nicht entgehen und verlud Torwart Jürgen Pahl. Nur vier Minuten später die Führung für Borussia Mönchengladbach. Lothar Matthäus setzte sich am rechten Flügel gegen den für den erneut sehr schwachen Ronald Borchers eingewechselten Ralf Falkenmayer und gegen Willi Neuberger durch und zog eine harte Flanke nach innen. Pahl verpaßte den Ball, Schreml stand auf der eigenen Linie, brachte das Leder aber auch nicht aus der Gefahrenzone. Frank Mill war der lachende Dritte und schob aus einem Meter über die Linie. Die Eintracht war geschockt und brauchte gut zehn Minuten, um sich von diesen Schlägen zu erholen. Erst ab der 70. Minute machten sich die Frankfurter auf. den Rückstand aufzuholen. Wilfried Hannes erhielt nach einer Notbremse gegen Cha die gelbe Karte und damit wurde eine turbulente Schlußphase eingeläutet. Mitten in die beginnende Frankfurter Schlußoffensive fiel die Entscheidung. Mohren flankte vom linken Flügel flach nach innen. Rahn brauchte nur noch den Fuß hinzuhalten, als Pezzey den Ball verpaßt hatte. 3:1, und dennoch gab die Eintracht nicht auf. Martin Trieb hatte drei Minuten vor Schluß die große Möglichkeit zum Anschlußtreffer. Nach einer Flanke yon Cha kam er völlig frei zum Kopfball, doch Sude konnte mit einem Reflex abwehren. Doch keine fünf Minuten später bestand Gladbachs Schlußmann eine noch größere Bewährungsprobe, als er einen herrlichen Flachschuß von Falkenmayer aus dem unteren Eck boxte. Ein geglücktes Comeback von Sude also. (Abendpost-Nachtausgabe vom 02.10.1982)
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