Eintracht Frankfurt - Hamburger SV

Bundesliga 1982/1983 - 7. Spieltag

1:1 (1:0)

Termin: Sa 25.09.1982, 15:30 Uhr
Zuschauer: 35.000
Schiedsrichter: Günther Risse (Hattingen)
Tore: 1:0 Bum-Kun Cha (3.), 1:1 Lars Bastrup (81.)

 


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Eintracht Frankfurt Hamburger SV

 


 

Wechsel Wechsel
  • Thomas von Heesen für Allan Hansen (58.)
  • Michael Schmidt für Ditmar Jakobs (81.)
Trainer Trainer
  • Ernst Happel

 

 

Langsam geht’s aufwärts

Guter Einstand für Trainer Branko Zebec und Jupp Kaczor

Es geht aufwärts bei der Frankfurter Eintracht. 31.000 Zuschauer kamen gestern ins Waldstadion, und sie wurden nicht enttäuscht. 1:1 trennten sich die Frankfurter vom deutschen Meister Hamburger SV. Ein verdientes Unentschieden für die in Abstiegsgefahr schwebenden Gastgeber. Bum Kun Cha, der beste Mann auf dem Platz, hatte seine Mannschaft in Führung geschossen, Lars Bastrup mit einem Kopfball für den Ausgleich gesorgt. Bei der Eintracht fiel auf, daß mit Branko Zebec bereits nach einer Woche mehr System ins Spiel gekommen ist. Obwohl zu Hause, spielte die Eintracht aus der Deckung heraus, verlegte sich aufs Kontern und brachte so den HSV fast zum Kippen. Eine wichtige Ergänzung bei dieser Art zu spielen ist sicherlich Neuzugang Jupp Kaczor. Eine Stunde lang war er brandgefährlich, beweglich und technisch gut. Was ihm und einigen anderen fehlte, war die Kondition. Der HSV nutzte die körperliche Unterlegenheit der Frankfurter zu einer 20minütigen Schlußoffensive, die die ganze Klasse dieser Mannschaft deutlich machte.

Genau 40 Sekunden dauerte es, da war wieder Stimmung im Waldstadion. Der erste Frankfurter Angriff hätte schon die 1:0-Führung bedeuten können. Bernd Nickel flankte von der linken Seite, Ronald Borchers erwischte den Ball mit dem Kopf, doch Uli Stein kam noch mit den Fingerspitzen an den Ball. Ein Auftakt nach Maß also für die Eintracht, die gegenüber den letzten Spielen nur auf zwei Positionen verändert antrat. In der Spitze, stürmte Jupp Kaczor, der Neueinkauf aus Rotterdam, für Michael Künast. Im defensiven Mittelfeld erhielt Martin Trieb überraschend den Vorzug vor Ralf Falkenmayer. Zebecs Kontertaktik hatte dafür den Ausschlag gegeben.

Die Maßnahmen des neuen Trainers lohnten sich. Jupp Kaczor war eine ständige Bedrohung für die Abwehr des Meisters, und Martin Trieb spielte frech und mutig mit Die ersten 20 Minuten jedenfalls gehörten den Gastgebern. Der HSV wurde in die eigene Abwehr gedrückt, die Eintracht stürmte aggressiv, ohne ihre Deckung zu öffnen. Bruno Pezzey spielte diesmal Ausputzer und nicht Libero, was bedeutete, daß er lediglich bei Eckbällen mit nach vorne ging, aber hinten die Deckung organisierte.

Die Angriffswelle rollte diesmal auch ohne den Kapitän. In der 4. Minute verfehlte Kaczor ganz knapp, in der 9. Minute wehrte Stein einen fulminanten Schuß von Trieb ab, und in der 12. Minute war Kaczor bereits an Jakobs und Stein vorbei, ehe Rolff seine Flanke noch zur Ecke köpfen konnte.

Bis dahin war vom HSV nichts zu sehen. Erst in der 20. Minute machten die Hamburger zum ersten Male Druck. Jimmy Hartwig war es, der einen Kopfball ganz knapp über das Tor setzte. Hartwig war überhaupt der auffälligste Spieler der Gäste. Wenn Gefahr kam, dann von ihm. Mehr und bessere Möglichkeiten aber hatte die Frankfurter. Die größte in der 29. Minute: Bum Kun Cha legte mit dem Kopf Bernd Nickel den Ball maßgerecht bereit. Nickel schnickte an Stein vorbei an den Pfosten, Kaczor nahm den Abpraller direkt, doch Groh wehrte auf der Linie ab. Der HSV schien nach dieser Szene das Schlimmste überstanden zu haben, doch er hatte nicht mit Nickels gefährlichen Ecken gerechnet.

In der 30. Minute schlug der Frankfurter den Ball nach innen, Cha erwischte ihn mit dem Kopf, Rolff wehrte artistisch ab, und Frankfurts Koreaner reagierte am schnellsten. Blitzschnell sprang er auf, drehte sich und schoß unhaltbar ein. Riesenjubel über das 1:0.

Danach wurde die Partie zusehends härter. Manfred Kaltz, der Nationalspieler, leistete sich ein brutales Foul an Martin Trieb. Schiedsrichter Risse zeigte die Gelbe Karte, Rot wäre auch angebracht gewesen. Trieb konnte nach kurzer Behandlung weiterspielen. Auf der Gegenseite revanchierte sich Bruno Pezzey. Mit einem Bodycheck holte er Bastrup von den Beinen und sah dafür ebenfalls Gelb.

Die erste Viertelstunde nach der Pause war dann das Beste, was man bisher in dieser Saison im Waldstadion gesehen hat. Der HSV setzte auf Angriff, die Eintracht verlegte sich aufs Kontern. Aber was für Konter. Ronald Borchers, der in der ersten Halbzeit so enttäuscht hatte, eröffnete die Sturm- und Drangperiode mit einem herrlichen Schuß, den Stein zur Ecke faustete. Dann war es Bernd Nickel, der nach einer Vorlage von Kaczor an Stein scheiterte, und schließlich hielt der Hamburger Schlußmann auch gegen den besten Spieler auf dem Platz, gegen Bum Kun Cha.

Doch auch die Hamburger hatten nun hochkarätige Möglichkeiten. Zweimal mußte Uwe Schreml zwischen der 45. und 50. Minute in letzter Sekunde gegen Felix Magath retten. Schreml warf sich in die Schüsse des HSV-Kapitäns und verhinderte so den Ausgleich. HSV-Trainer Happel reagierte prompt auf die vergeblichen Bemühungen seiner Mannschaft, ein Tor zu erzielen und brachte mit Thomas von Heesen für Hansen einen weiteren Stürmer.

Von Heesen traf in der 65. Minute nur das Außennetz, dann konnte sich Jürgen Pahl gegen den blonden Hamburger auszeichnen. Bei der Eintracht zeigten sich nach etwa einer Stunde erhebliche Konditionsmängel. Martin Trieb und Jupp Kaczor, die beiden Neulinge, bauten ebenso ab wie Ronnld Borchers und der in der ersten Halbzeit stark aufspielende Lorant. Branko Zebec erkannte das sofort und brachte mit Ralf Falkenmayer und Michael Künast für Trieb und Kaczor zwei frische Leute,

Der Druck des HSV wurde dennoch größer, lediglich Bum Kun Cha setzte noch Gegengewichte. Der Koreaner kämpfte bis zur Erschöpfung und hielt die HSV-Deckung allein in Angst und Schrecken. Das Tor aber fiel auf der anderen Seite. Felix Magath hatte sich auf der linken Seite freigeschlichen, zog den Ball hoch nach hinten, und Lars Bastrup köpfte ein zum verdienten Ausgleich in der 81. Minute.

Trainerstimmen

Branko Zebec (Eintracht Frankfurt): „Das Resultat geht in Ordnung, wenn, man in den 90 Minuten auf der einen Seite die spielerische Stärke des HSV und auf der anderen Seite unsere Disziplin, die Kampfkraft und den Ehrgeiz gegenüberstellt. Wir hatten in der ersten Halbzeit mehrere klare Chancen und hätten hier das Spiel entscheiden können. Der Ausgleich geht zu Lasten der ganzen Abwehr, die nicht eingegriffen hat, weil sie glaubte, es sei Abseits. Das war ein Fehler. Abseits ist erst, wenn der Schiedsrichter pfeift. Es freut mich ganz besonders, daß Trieb das Vertrauen, das ich in ihn gesetzt habe, nicht enttäuscht hat. Er hat seine Chance genutzt und ich kann auch in Zukunft mit ihm rechnen. Aber es bleibt noch viel zu tun, in puncto Taktik und im spielerischen Bereich, aber auch was die Kondition anbetrifft. Der HSV hat gezeigt, daß er ein wahrer Meister ist und daß er auch in dieser Saison bei der Meisterschaft ganz vorne mitspielen wird. Wir haben einen Punkt gewonnen, und ich hoffe, daß der uns Antrieb gibt.“

Ernst Happel (Hamburger SV): „Wir wußten, daß wir keine leichte Aufgabe in Frankfurt vorfinden, denn ein Trainerwechsel bringt immer neue Impulse. Die Eintracht hatte in der ersten Halbzeit große Chancen, aber in der zweiten Halbzeit haben wir mehr Druck gemacht, so daß das Unentschieden vollauf gerecht ist. Das Spiel hat viel Kraft gekostet, und wir hoffen das bis zum Europa-Pokalspiel am Mittwoch kompensieren zu können.“ (Abendpost-Nachtausgabe zum Sonntag vom 26.09.1982)

 


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