Bayern München - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1982/1983 - 6. Spieltag

4:0 (2:0)

Termin: Sa 18.09.1982, 15:30 Uhr
Zuschauer: 40.000
Schiedsrichter: Dieter Stäglich (Wuppertal)
Tore: 1:0 Dieter Hoeneß (29.), 2:0 Dieter Hoeneß (39.), 3:0 Klaus Augenthaler (46.), 4:0 Reinhold Mathy (89.)

 


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Bayern München Eintracht Frankfurt

  • Jean-Marie Pfaff
  • Wolfgang Dremmler
  • Udo Horsmann
  • Klaus Augenthaler
  • Wolfgang Grobe
  • Paul Breitner
  • Bernd Dürnberger
  • Norbert Nachtweih
  • Karl Del'Haye
  • Karl-Heinz Rummenigge
  • Dieter Hoeneß

 


 

Wechsel
  • Reinhold Mathy für Dieter Hoeneß (76.)
Wechsel
Trainer Trainer

 

 

Senekowitsch gefeuert, Zebec kommt am Montag

Trainerwechsel bei der Frankfurter Eintracht - in München ist Meyer der Chef

Die Frankfurter Eintracht hat Ihren Trainer Helmut Senekowitsch beurlaubt. Um 14.45 Uhr am Freitag teilte das komplett versammelte Präsidium mit Präsident Axel Schander, Vizepräsident Wolfgang Zenker und Schatzmeister Wolfgang Knispel diese Entscheidung dem zuletzt so glück- und erfolglosen Trainer mit. Wenige Minuten später wurde auch die Mannschaft informiert. Neuer Coach der Eintracht wird der Jugoslawe Branko Zebec (zuletzt Borussia Dortmund), der am kommenden Montag, um 9.30 Uhr, seine Arbeit am Riederwald aufnehmen soll.

„Aus sportlichen und wirtschaftlichen Gründen haben wir uns entschlossen, Herrn Senekowitsch zu beurlauben“, erläuterte Präsident Axel Schander den Entschluß des Präsidiums.

Helmut Senekowitsch hatte unmittelbar vor seiner Entlassung noch das Abschlußtraining für das heutige Spiel beim FC Bayern München geleitet. „Die ganzen Spekulationen während dieser Woche haben mich viel Nerven gekostet“, sagte Senekowitsch, bevor er vom Präsidium zum Gespräch gebeten wurde. Nach der Beurlaubung reagierte der Österreicher, dem die beiden Heimniederlagen gegen Bochum und Braunschweig (jeweils 0:1) den Job kosteten, gefaßt. „Das Präsidium hat so entschieden, was soll ich da machen“, sagte er, „ich hätte gerne weitergearbeitet, aber man läßt mich nicht.“

Uber die finanzielle Abwicklung (Senekowitsch stehen rund 150.000 Mark Abfindung zu) der Entlassung wurde noch nicht gesprochen. Senekowitsch: „Dazu ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Ich werde mich in der nächsten Woche mit Schatzmeister Knispel zusammensetzen und alles besprechen.“

Die Mannschaft, die sich am Tag vorher noch hinter den Trainer gestellt hatte, zeigte sich geschockt. „Mir fehlen die Worte. Ich sage hier überhaupt nichts mehr“, äußerte Bernd Nickel, als die Gerüchte über den Trainerwechsel sich verdichteten, die offizielle Entscheidung allerdings noch nicht bekannt war. Danach erteilte das Präsidium den Spielern Sprechverbot. „Wir dürfen nichts mehr sagen“, beschied Kapitän Bruno Pezzey den wartenden Journalisten und stieg in den Bus, der die Mannschaft nach München brachte. Dort wird heute Assistent Uli Meyer auf der Bank sitzen und für die Mannschaft verantwortlich sein.

Ab Montag soll dann Branko Zebec für bessere Zeiten bei der Eintracht sorgen. Der zehnte Trainer in den letzten sechs Jahren (Weise, Roos, Lorant, Cramer, Knefler, Klug, Rausch, Buchmann. Senekowitsch) „bietet die Garantie, daß wir auch im kommenden Jahr die Bundesligalizenz erhalten“ (Axel Schander). Am Donnerstagabend hatte Schander telefonisch aus Jugoslawien von Zebec die Zusage erhalten. Der Eintracht-Präsident: „Herr Zebec hat dem jugoslawischen Fußballverband mitgeteilt, daß er nicht Nationaltrainer werden wird. Danach war der Weg für uns frei.“

Laut Schander ist die Verpflichtung des renommierten Jugoslawen (mit dem HSV und Bayern München deutscher Meister) für die Eintracht kein finanzielles Risiko. Zebec sei der Eintracht finanziell entgegengekommen. Axel Schander: „Dafür müssen wir uns schon jetzt bei ihm bedanken.“

Zusammen mit der Neuverpflichtung des Mittelstürmers Jupp Kaczor von Feyenoord Rotterdam soll Zebec am kommenden Samstag im Waldstadion gegen den Hamburger SV für ein volles Haus sorgen. Präsident Schander: „Wir sind der Meinung, daß wir der Mannschaft und dem Publikum einen neuen Trainer bieten mußten.“ Schon im April dieses Jahres galt Branko Zebec als der Wunschtrainer der Frankfurter. Damals lehnte der alte Verwaltungsrat wegen Zebecs Alkoholaffären eine Verpflichtung ab, obwohl das Präsidium mit dem Jugoslawen bereits einig war.

„Diesmal gab es keine Probleme“, sagt Präsident Schander, „der Verwaltungsrat steht einstimmig hinter unserer Entscheidung. Wir erhoffen uns von Herrn Zebec eine sportliche und damit wirtschaftliche Verbesserung der Lage. Wir haben abgesprochen, daß er unser Konzept mit den Talenten verfolgen wird. Die Namen Keser, Zorc und Loose in Dortmund sowie von Heesen und Hieronymus in Hamburg sprechen neben seinen großen Erfolgen für Branko Zebec.“ (Abendpost-Nachtausgabe vom 18.09.1982)


0:4 - Zebec wird zaubern müssen

Die Frankfurter Eintracht war ein guter Oktoberfestgegner für den FC Bayern München. Im doppelten Sinne des Wortes. Die Frankfurter spielten gut mit, wurden letztlich aber Opfer jenes offenen Schlagabtauschs, den sie selbst gesucht hatten. Sicher, die Münchener hatten vor 40.000 Zuschauern im Olympiastadion mehr Tormöglichkeiten. Der 4:0-(2:0-)Endstand allerdings drückt nicht aus, wie viele gute Einschußchancen auch die Frankfurter hatten. Uwe Müller, der 19jährige Debütant, zeigte eine eindrucksvolle Leistung. Sicher am Ball, beweglich und frech — so stellt man sich junge Talente in der Bundesliga vor. Eine Hoffnung für die Zukunft also. Zunächst jedoch muß die Mannschaft den schlechten Tabellenstand und die vier Tore von Dieter Hoeneß (2), Ralf Falkenmayer (Eigentor) und Reinhold Mathy verkraften. Branco Zebec, der am Montag als Nachfolger des „beurlaubten“ Helmut Senekowitsch sein Amt als Trainer antritt, wird also ein bißchen zaubern müssen …

Es war anfangs ein großes Spiel, was die 40.000 im Olympiastadion sahen. Die Frankfurter Eintracht hatte sich entschieden, mitzuspielen anstatt zu mauern. Frisch, fromm, fröhlich, frei stürmten die Frankfurter drauflos und hatten Chancen. Nicht nur die Bayern-Fans staunten.

Uwe Müller, den 18jährigen A-Jugend-Spieler aus der letzten Saison, kannten die Bayern offensichtlich noch nicht. Der junge Mann wirbelte die Münchner Abwehr in der ersten Viertelstunde gehörig durcheinander, prüfte bereits in der 2. Minute Jean-Marie Pfaff, spielte Uwe Schreml in der 9. Minute frei. Doch, wie immer, das alte Übel bei der Eintracht: es fielen trotz guter Ansätze keine Tore.

Die Bayern blieben trotz des heißen Auftakts der Frankfurter kühl. Und sie schlugen bald zurück. Paul Breitner und Norbert Nachtweih kurbelten im Mittelfeld an, vorne wirbelte Karl-Heinz Rummenigge, der von Werner Lorant nicht zu stoppen war, und Dieter Hoeneß wartete auf Abstauber. Und so nahm das Unheil für die tapfer kämpfenden Frankfurter auch bald seinen Lauf. In der 29. Minute gingen die Bayern, zu diesem Zeitpunkt sicher glücklich, 1:0 in Führung. Paul Breitner startete in der eigenen Hälfte einen Alleingang, kam schließlich am Frankfurter Strafraum zum Flanken, Dieter Hoeneß nahm den Ball mit der Brust an und schoß volley ein. Wo war da sein Bewacher Karl-Heinz Körbel?

Genau zehn Minuten später das 2:0. Norbert Nachtweih, ausgerechnet der ehemalige Frankfurter, überraschte Jürgen Pahl mit einem 30-Meter-Schuß. Der Torhüter der Eintracht reagierte zu spät, der Ball klatschte an den Pfosten, Dieter Hoeneß brauchte beim Abpraller nur noch den Fuß hinzuhalten. 2:0 — die Eintracht schien bereits geschlagen. Und sie hatte sogar noch einmal Glück, als Karl-Heinz Rummenigge mit einem fulminanten Schuß nur die Unterkante der Latte traf.

Schon zwei Minuten nach der Pause war dann alles entschieden. Nahezu die gesamte Eintracht-Mannschaft hatte einen Blackout und gestattete Bayern-Libero Augenthaler einen Sprint mit dem Ball vom eigenen Strafraum bis vor Jürgen Pahl. Auf dem Weg dorthin spielte Augenthaler Bruno Pezzey den Ball durch die Beine, bevor er schließlich auch den Frankfurter Torwart ausspielte. Pahl griff zum letzten Mittel und zog dem Münchner die Beine weg, doch Schiedsrichter Dr. Stäglich brauchte nicht Elfmeter zu pfeifen. Der Bayern-Vorstopper beförderte den Ball noch ins Tor. 3:0, und die Eintracht lag hoffnungslos im Rückstand.

Doch unverdrossen kämpfte die Mannschaft weiter. Sie ging nach vorn und eröffnete den Münchnern Chancen zu weiteren Toren. Karlheinz Rummenigge war wie Paul Breitner kaum noch zu bremsen, Werner Lorant wandelte ständig in der Nähe einer gelben Karte. Torwart Jürgen Pahl machte seinen Patzer vom 0:2 mehrfach wieder wett, nahm dem Kapitän der Nationalmannschaft einige Male den Ball in letzter Sekunde vom Fuß.

Zwanzig Minuten vor Schluß drosselten die Münchener dann das Tempo, das Spiel verlor nun erheblich an Format. Eintracht-Coach Uli Meyer brachte mit Michael Künast und Helmut Gulich für Ronald Borchers und Uwe Müller zwei weitere Stürmer und versuchte so wenigstens zum Gegentreffer zu kommen. Doch auch diese Maßnahme war letztlich vergeblich. Helmut Gulich wirkte schwerfällig, glänzte aber dennoch wenigstens einmal. In der 78. Minute gelang ihm ein toller Kopfball, der nur um Zentimeter über die Latte strich. Mehr Glück hatte der Bayern-Auswechselspieler Reinhold Mathy. Eine Minute vor Schluß legte ihm Karl-Heinz Rummenigge den Ball maßgerecht vor, Mathy schoß zum 4:0 ein.

Trainerstimmen

Pal Csernai (München): „Ohne Übertreibung: Wir haben eine Stunde lang ein großartiges Bundesligaspiel gesehen, in dem alles gezeigt wurde, was wir zur Zeit zu bieten haben. Der optische Eindruck war besser als das Resultat.“

Uli Meyer (Frankfurt): „In der ersten Halbzeit haben wir ein gutes Bundesligaspiel gesehen, in der zweiten Halbzeit ist es jedoch stark abgefallen. In den ersten 45 Minuten hat man gesehen, wie es mit Frankfurt wieder besser werden könnte.“ (Abendpost-Nachtausgabe zum Sonntag vom 19.09.1982)

 


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