Eintracht Frankfurt - 1860 München

Bundesliga 1979/1980 - 34. Spieltag

1:1 (1:0)

Termin: Sa 31.05.1980, 15:30 Uhr
Zuschauer: 15.000
Schiedsrichter: Werner Burgers (Essen)
Tore: 1:0 Thomas Zander (7., Eigentor), 1:1 Ivica Senzen (56.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt 1860 München

 


  • Thomas Zander
  • Jupp Kapellmann
  • Rolf Grünther
  • Herbert Scheller
  • Jürgen Strack
  • Josef Stering
  • Horst Raubold
  • Horst Wohlers
  • Wolfgang Metzler
  • Erhard Hofeditz
  • Hermann Bitz

 

Wechsel Wechsel
  • Ivica Senzen für Erhard Hofeditz (46.)
  • Alfred Herberth für Wolfgang Metzler (77.)
Trainer Trainer
  • Alfred Baumann  



Verletzungspech: Pezzey und Borchers früh vom Platz

Die Frankfurter Eintracht blieb sich auch in ihrem letzten Spiel der Saison 1979/80 treu. Statt eines versöhnlichen Abschieds aus einer verkorksten Bundesliga-Saison bescherte der UEFA-Pokalsieger eine weitere Enttäuschung mit dem 1:1 gegen den TSV 1860 München vor 15.000 Zuschauern. Der Wille war da, ein erfolgreiches Finale zu bieten, und vornehmlich in der ersten halben Stunde zeigte die Eintracht großzügig angelegte ideenreiche Angriffe, sahen sich die Münchner einem totalen Powerplay ausgesetzt. Aber als Bruno Pezzey mit klaffender Kopfwunde ausschied, riß der Faden, ließen auch die spielfreudigen Nickel und Hölzenbein zusehends nach. Ein Mann aber hielt seine großartige Form über die gesamte Distanz: Münchens Torwart Thomas Zander!

Die Eintracht war von Anfang an bemüht, ihr Versprechen, zum Finale als Dankeschön an Publikum eine gute Partie zu liefern, auch einzuhalten. Sie spielte von der Nummer 1 bis zur Nummer 11 in UEFA-Cup-Besetzung, man merkte ihr den Spaß am Spiel an. Und spaßig ging es auch gleich zu, denn das 1:0 nach nur sieben Minuten fiel auf höchst ulkige Weise. Werner Lorant wagte einen Hinterhaltschuß, Grünther veränderte die Richtung, der Ball klatschte an den Pfosten und prallte von der Brust des sich rücklings werfenden Torwarts Zander ins Netz.

Dieses Pech in der verflixten 7. Minute machte Thomas Zander aber mit einem halben Dutzend Prachtparaden in der ersten Halbzeit wieder vergessen. Er verhinderte, daß die Sechziger nicht vier, fünf Tore kassierten. So wehrte er in der 12. Minute einen Foulelfmeter von Werner Lorant ab, sonst ein sicherer Elfmeterschütze. Aber Zander ist auch der erfolgreichste Elfmetertöter der Bundesliga. Es war bereits sein siebenter gehaltener Strafstoß. Kapellmann hatte ein Solo von Bruno Pezzey mit einem Foul im Strafraum erst gebremst. Bei zwei wahren Nickel-Granaten gegen Ende der ersten 45 Minuten lag den Zuschauern der Torschrei schon auf den Lippen, doch Zander erstickte ihn, als er in letzter Sekunde wie ein Hexenmeister doch noch an den Ball kam. Zweimal, nach Eckstößen von Nickel und Kopfbällen von Nachtweih, war er zwar bereits geschlagen. Doch beide Male stand der kleine Raubold goldrichtig auf der Linie.

Die Münchner spielten nur destruktiv, Strack sah seine ganze Aufgabe nur darin, Cha zur Strecke zu bringen. Es dauerte 25 Minuten, bis der erste Schuß aufs Eintrachttor kam, doch der hatte es in sich. Hofeditz traf die Latte.

Die UEFA-Cup-Formation währte nicht lange: Nach 32 Minuten kam Lottermann für Borchers, der an einer Oberschenkelzerrung litt; und in der 37. Minute mußte Bruno Pezzey, bis dahin der überragende Spieler, mit einer Platzwunde nach einem Zusammenprall mit Wolfgang Metzler ausscheiden. Für ihn kam Trapp, während Körbel den Liberoposten übernahm.

Großartig, was Thomas Zander auch im zweiten Durchgang parierte. Mit der Fußspitze fegte er einen Schuß des freistehenden Nickel von der Linie, den heranstürzenden Cha und Nachtweih warf er sich waghalsig vor die Füße. Das nervte die Eintrachtstürmer, die ihr Spiel nun immer engmaschiger aufzogen und sich dabei immer mehr verhedderten. Wie Nickel und Nachtweih, die nach dem schönen Duett zweimal zu lange mit dem Schuß zögerten. Und als sich Cha endlich einmal um seinen großartigen Bewacher Strack gewunden hatte, drosch er den Ball vom Elfmeterpunkt aus über das Tor.

All das machte die Münchner langsam keck, und ihr erster ernsthafter Angriff nach Wiederanpfiff führte schon zum Ausgleich. Bitz und Metzler leiteten den Ball schnell zu dem schnellen Außenstürmer Senzen weiter, der sich an Ehrmanntraut vorbeigemogelt hatte und völlig allein dem Tor zustrebend Pahl keine Abwehrchance ließ.

Trotz ständigen Anrennens erspielte die Eintracht dann kaum mehr eine klare Chance, obwohl sie das Eckenverhältnis auf 12:1 hochschraubte. Wie sicher die Münchener letztlich in Schach gehalten wurden, zeigte auch die Tatsache, daß sie 16mal in die Frankfurter Abseitsfalle tapsten. All das reichte nicht und brachte dem letzten Spiel noch einmal die Erkenntnis, daß Bruno Pezzey für die Eintracht nicht zu ersetzen ist. Nach seinem verletzungsbedingten Ausscheiden fehlten Gradlinigkeit und wirkungsvoller Druck. (Abendpost-Nachtausgabe)

 

Gegen Flamengo sitzt Rausch in Block 8

Am Samstagnachmittag um 17.42 Uhr war mit dem Ende der Pressekonferenz im Waldstadion auch die Mission von Trainer Friedel Rausch bei Eintracht Frankfurt beendet. Die Korea-Reise, zu der die Eintracht am nächsten Sonntag nun doch aufbrechen wird, macht er nicht mehr mit.

„Cha zuliebe wäre ich gerne in seine Heimat mitgereist, aber ich muß in den nächsten Tagen wichtige Entscheidungen über meine Zukunft treffen, da geht es einfach nicht“, erklärte Rausch, der vor dem Spiel vom Fan-Club „Die Adler“ einen großen Präsentkorb, von anderen Fans Rosen und mehrere Flaschen Kognak, von der Eintracht eine große Schale und Blumen und von den 15.000 Zuschauern donnernden Applaus zum Abschied erhalten hatte.

Am Sonntagvormittag um 9.55 Uhr flog Rausch schon wieder nach Istanbul zu Vertragsverhandlungen. Am Montag kehrt er zurück, fliegt dann am Donnerstag nach Athen zu Verhandlungen mit Panathinaikos und will auch noch mit einem spanischen Spitzenklub verhandeln. Bis zu den Sommerferien allerdings bleibt er wegen seiner schulpflichtigen Kinder noch in seinem Haus in Wehrheim im Taunus, will sich bis dahin durch einige Einsätze in der Frankfurter Sportpresse-Elf fithalten.

Am nächsten Samstag beim letzten Auftritt der Eintracht in dieser Saison im Rahmen des Stadionfestes gegen Flamengo Rio de Janeiro „schau ich mir das Ganze einmal vom Block 8 aus an“. Amateurtrainer Dieter Stinka wird die Mannschaft dann betreuen, und der ehemalige Vertragsspieler der Eintracht hat davor schon ein wenig Lampenfieber. „Alle sind müde und viele verletzt“, sieht er dieser Partie mit gemischten Gefühlen entgegen. (Abendpost-Nachtausgabe)

 

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