Eintracht Frankfurt - Schalke 04

Bundesliga 1979/1980 - 23. Spieltag

3:2 (0:1)

Termin: Sa 01.03.1980, 15:30 Uhr
Zuschauer: 21.000
Schiedsrichter: Volker Roth (Salzgitter)
Tore: 0:1 Manfred Drexler (37.), 0:2 Klaus Fischer (52.), 1:2 Harald Karger (59.), 2:2 Bum-Kun Cha (80.), 3:2 Norbert Nachtweih (82.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Schalke 04

 


  • Norbert Nigbur
  • Thomas Kruse
  • Klaus Fichtel
  • Rolf Rüssmann
  • Bernd Thiele
  • Helmut Kremers
  • Ulrich Bittcher
  • Manfred Drexler
  • Rüdiger Abramczik
  • Klaus Fischer
  • Norbert Elgert

 

Wechsel
Wechsel
Trainer Trainer
  • Dietmar Schwager



Vom 0:2 zum 3:2 - Grabowski trieb die Eintracht zum Sieg

Diesmal ging es andersrum. Hatte die Frankfurter Eintracht in den letzten Wochen Spiele verloren, obwohl sie geführt hatte, machte sie diesmal gegen Schalke 04 einen 0:2-Rückstand wett und gewann noch — wie in den großen Spielen gegen HSV und Bayern — mit 3:2. Unter dem Jubel der 21.000 begeisterten Zuschauer schossen Harald Karger, Bum Kun Cha und Norbert Nachtweih die Tore zum Sieg. Die Schalker waren zuvor durch Manfred Drexler und Klaus Fischer in Front gegangen. Die Moral der Frankfurter war bewundernswert, mußten sie doch ohne den gesperrten Pezzey und ohne den verletzten Hölzenbein einem deprimierenden Rückstand nachlaufen. Als echter Kapitän erwies sich in der Phase des bedingungslosen Kampfes Jürgen Grabowski, der in der zweiten Halbzeit überall auftauchte und seine Mannschaftskameraden mitriß. Überzeugend während der gesamten 90 Minuten spielten auch Harald Karger als nie aufsteckender Angreifer, Karlheinz Körbel als Bewacher des brandgefährlichen Klaus Fischer und der zum Schluß immer stärker werdende Bum Kun Cha. Bei Schalke war neben Klaus Fischer vor allem Torhüter Norbert Nigbur der beste Spieler.

Harte Manndeckung gegen die Asse von der Gegenseite — dies war die taktische Marschrichtung der beiden Trainer Schwager und Rausch vor dem Spiel. Nachtweih spielte gegen Abramczik, Körbel gegen Fischer und auf der Gegenseite der junge Kruse gegen Cha and Thiele gegen Grabowski.

Die Frankfurter Eintracht hatte dann bei einem Duell Vorteile, wo es vorher nicht zu erwarten war. Harald Karger, für den verletzten Bernd Hölzenbein in die Mannschaft gekommen, setzte sich immer wieder gegen Ex-Nationalspieler Rolf Rüßmann durch. Bis zur Pause blieben Kargers Versuche allerdings erfolglos. Bei zwei Chancen gab es kein Tor. In der 10. Minute strich ein Volleyschuß aus elf Metern knapp über das Tor, und zwei Minuten vor der Pause stand Norbert Nigbur bei einem Kopfball des Frankfurter Mittelstürmers goldrichtig.

Auch sonst hatte die Eintracht die besseren Möglichkeiten ohne daraus Kapital schlagen zu können. Nickels tollen Freistoß boxte Nigbur über die Latte und Nachtweihs gefühlvoller Schuß knapp ging am Tor vorbei. Die Schalker setzten gegen den stürmischen Angriff der Frankfurter langsames Spiel mit vielen Stationen, um so die Eintracht aus dem Konzept zu bringen. Nationalmittelstürmer Klaus Fischer lieferte sich dabei begeisternde Duelle mit Karlheinz Körbel, die der Frankfurter in der Mehrzahl gewann. Konnte sich Fischer aber durchsetzen, brannte es vor Pahls Tor lichterloh.

In der 35. Minute fast das 1:0. Elgert hatte sich gegen Nachtweih im rechten Flügel unfair durchgesetzt, der Schiedsrichter pfiff nicht, und Fischer flog in Elgerts nachfolgende Flanke. Zum Glück für die Eintracht landete der Kopfball auf und nicht im Netz. Zwei Minuten später dann doch die glückliche Schalker Führung. Klaus Fischer flankte von rechts hoch nach innen und Rüdiger Abramczik kam mit dem Kopf an den Ball. Vom Pfosten prallte der Ball ins Feld zurück, Jürgen Pahl kam nicht heran und Manfred Drexler schob ihn aus einem halben Meter ins leere Tor. Nun erst nach diesem Führungstor spielten die Schalker so, wie man es von einem Tabellenvierten erwarten konnte, mit Biß und auch mit Angriffsschwung. Besonders Klaus Fischer brachte die Eintrachtdeckung nun mit geschickten Ausweichmanövern auf die Flügel in Bedrängnis. Karlheinz Körbel mußte Fischer verfolgen und fehlte so im entscheidenden Moment im Abwehrzentrum.

Wie schon gegen Bayern München und den Hamburger SV, den beiden Schlagerspielen aus der Vorrunde, wurde auch die zweite Halbzeit gegen Schalke zu einem Fest für die Zuschauer. Zunächst machten die Gäste die Musik. Schon in der 52. Minute schien die Partie entschieden, als Klaus Fischer „sein“ Tor machte. Helmut Kremers schlug einen Eckball hoch nach innen, Drexler, der sich nach seinem Tor erheblich steigerte, verlängerte mit dem Kopf, und am hinteren Pfosten flog Klaus Fischer in den Ball und ließ Pahl keine Chance.

Fast postwendend hatte Harald Karger die Möglichkeit zum Anschlußtreffer, doch nach einer Grabowski-Flanke kam er einen Schritt zu spät. Die Partie war nun ein offener Schlagabtausch, da die Eintracht auf volles Risiko spielen mußte und so den Schalkern Platz zum Kontern ließ. Helmut Kremers wäre in der 57. Min. fast das 3:0 gelungen, ehe die große Zeit der Eintracht anbrach.


Cha, Nigbur


Neuberger, Pahl, Drexler, Borchers

Fischer, Körbel, Borchers

Ab der 58. Minute wurden die Schalker am eigenen Strafraum eingeschnürt, spielte die Eintracht regelrechtes Powerplay. Schon in der 60. Min. der erste Erfolg. Rolf Rüßmann spielte im Liegen an der eigenen Strafraum-Außenlinie den Ball mit der Hand — klarer Fall: indirekter Freistoß für die Eintracht. Jürgen Grabowski stand am Ball und spielte seine ganze Erfahrung und Cleverness aus. Zweimal täuschte er die Flanke an. zog aber immer wieder zurück. Als der Ball dann vors Tor flog, standen alle Schalker, und Harald Karger konnte unbedrängt einköpfen. Eine taktische Meisterleistung der beiden Frankfurter.

Nun stand auch das Publikum wieder hinter ihrer Mannschaft, die um jeden Ball kämpfte und von Jürgen Grabowski nach vorne gepeitscht wurde. Bei jedem Angriff war Grabowski die Schaltstation, der Druck auf Nigburs Tor wurde immer größer. Elf Minuten vor dem Ende brachen dann die Dämme. Bum Kun Cha versetzte Kruse, drang in den Strafraum ein und traf unhaltbar für Nigbur mit einem harten, halbhohen Schuß ins lange Eck. Ein Schalker Abwehrspieler hatte den Ball noch ganz leicht abgefälscht.

Wieder drei Minuten später ein noch schöneres Tor. Werner Lorant spielte Norbert Nachtweih an, und der traf aus 13 Metern schräg unhaltbar für Nigbur unter die Latte. In den letzten acht Minuten hatte die Eintracht das Spiel dann sicher im Griff, Klaus Fischer resignierte gegen Karl-Heinz Körbel, und Rüdiger Abramczik setzte seiner Lustlosigkeit die Krone auf. Die Frankfurter aber hielten meisterlich den Ball in den eigenen Reihen, besonders Bernd Nickel und Jürgen Grabowski brachten nun die notwendige Ruhe ins Spiel. Als Schiedsrichter Roth abpfiff, stürmte Trainer Friedel Rausch jubelnd aufs Feld und umarmte jeden seiner Schützlinge.

Die Meinung des Trainers

Friedel Rausch (Eintracht Frankfurt): „Ich bin glücklich, daß wir auch ein 0:2 noch umgebogen haben. Mit toller Moral haben wir den Nackenschlägen der letzten Tage getrotzt. In der ersten Halbzeit fehlte unserem Spiel die Aggressivität und das Selbstvertrauen. Nach dem Wechsel lag der Schlüssel des Erfolgs auf der linken Seite. Und meine Spieler sind nun überglücklich, denn in der zweiten Halbzeit waren sie alle mit dem Herzen dabei. Schalke 04 wird sicher oben dabei bleiben.“ (Abendpost-Nachtausgabe)

 

 

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