Eintracht Frankfurt - SV Waldhof
Mannheim |
DFB-Pokal 1979/1980 - 3. Hauptrunde
2:0 (1:0)
Termin: 05.01.1980
Zuschauer: 3.500
Schiedsrichter: Heinz Nickel (Neustadt)
Tore: 1:0 Bruno Pezzey (4.), 2:0 Ronald Borchers (65.)
Eintracht Frankfurt | SV Waldhof Mannheim |
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Wechsel
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Trainer | Trainer
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Pezzeys „Comeback“ Erstmals seit dem 22. September (3:2 gegen HSV) ist der österreichische Fußball-Nationalspieler Bruno Pezzey, von den Fernsehkameras am 8.9.1979 als vermeintlicher „Tiefschläger“ entlarvt und für elf (!) Wochen gesperrt, wieder spielberechtigt. Im vorgezogenen DFB-Pokalspiel der Frankfurter Eintracht gegen den Südzweitligisten SV Waldhof (Samstag, 15.30 Uhr) feiert der 24 jährige Abwehrspieler, der durch seine internationalen Einsätze für Österreich sowie im UEFA-Pokal so gut wie nie ohne jede Spielpraxis war, auch im nationalen Bereich sein Comeback. Frankfurt will den auslaufenden Vertrag mit dem Weltklasse-Abwehrspieler ebenso verlängern wie Pezzey selbst sehr daran interessiert ist, am Main zu bleiben. Dennoch hat die erste Verhandlungsrunde nur eine Annäherung der Standpunkte gebracht, aber noch lange keine Einigung. Grund für die Verzögerung: das im Vorjahr eingeführte neue Gehaltsschema der Eintracht, ganz am Zuschauerbesuch orientiert, sichert auch Pezzey nur die gleichen Einnahmen wie bisher zu, wenn in der Vereinskasse der Rubel rollt. „Eine Ausnahme von dieser Regelung wird es nicht geben, auch im Falle Pezzey nicht“, erklärt Manager Udo Klug kategorisch. „Vielleicht findet sich ein anderes Arrangement.“ Furcht, daß sich der Österreicher inzwischen Richtung Italien orientiert, wo die Grenzen geöffnet werden, hat Klug nicht. „Pezzey hat bisher nie mit einem italienischen Verein gepokert“, versichert Klug, „sondern immer wieder betont, daß er einen Dreijahresvertrag bei uns bevorzugt.“
Zwei Kopfballtore, dreimal an den Pfosten und vier, fünf gute Möglichkeiten — das war's denn schon. Es reichte für die Frankfurter Eintracht immerhin, um in der dritten Pokalrunde den SV Waldhof Mannheim verdient und ungefährdet mit 2:0 (1:0) zu schlagen. Die beiden Kopfballtorschützen Bruno Pezzey und Ronald Borchers waren neben Horst Ehrmanntraut, vor 4000 Zuschauern, auch die besten Frankfurter. Ehrmanntrauts Auswechslung gegen Karger war mehr als unverständlich. Nachtweih, der andere Verteidiger, schien dafür eher reif. An der schwachen Gesamtleistung hätte das allerdings auch wenig geändert, denn das Spiel lief gegen die massierte Waldhöfer Abwehr einfach nicht. Bei den Gästen zeigte der 18jährige Torhüter Zimmermann eine ebenso vorzügliche Leistung wie seine gesamte Abwehr vor ihm. Nach vorne allerdings, in der Offensive, blieben die Mannheimer fast chancenlos. Zweimal vor der Pause vergaben Bührer und Schlindwein zwei Möglichkeiten, danach blieb Klaus Funk im Eintrachttor völlig unbeschäftigt. Es begann alles so gut im Frankfurter Waldstadion. Schon in der 4. Min. fiel das 1:0. Jürgen Grabowski trat einen Freistoß aus Linksaußenposition gefühlvoll nach innen, und Bruno Pezzey köpfte genau in den Torwinkel. Pezzey hatte sich damit nach seiner langen Sperre eindrucksvoll zurückgemeldet. Bis zur Pause war der österreichische Nationalspieler der aktivste Frankfurter, unterstützt vor allem von Horst Ehrmanntraut, der seine Freiheiten am linken Flügel weidlich ausnutzte und von Ronald Borchers, der immer wieder gute Szenen hatte. Doch das Spiel wurde, je länger es dauerte, immer schwächer, vor allem die mangelnde Torausbeute bei den vielen Chancen stimmten die Zuschauer unzufrieden. Pech war sicher auch dabei, vor allem, als Bruno Pezzey in der 34. Minute nach einer herrlichen Lottermann-Flanke, mit einem Kopfball nur den Pfosten traf und zehn Minuten später, als Ronald Borchers mit einem schönen 16-Meter-Schuß das gleiche Pech hatte. Aber es war auch viel Unvermögen dabei. Die Frankfurter Aktionen ließen jeglichen Druck vermissen, selbst klare Chancen wurden zum Teil kläglich vergeben. Fast alle Spieler waren daran beteiligt. Bernd Hölzenbein ebenso wie Jürgen Grabowski, Bum Kun Cha genau wie der enttäuschende Stefan Lottermann. Abermals eine schwache Leistung zeigte auch Rechtsverteidiger Norbert Nachtweih, der sich diesmal zwar bemühte, dem aber nur ganz wenig gelang. Nach etwa 30 Minuten schwenkten die Zuschauer um und feuerten den SVW Mannheim an. Doch der Zweitligist hatte zu bescheidene Mittel, um die Eintracht in Schwierigkeiten zu bringen. Lediglich die massierte Abwehr — neun Mann postierten sich um am eigenen Strafraum — genügte höheren Ansprüchen. Wer nach dem Wechsel auf eine Toreflut gehofft hatte, wurde von der Eintracht bitter enttäuscht. Weiter wurden die besten Chancen vergeben und dadurch die Zuschauer noch mehr verärgert. War in der ersten Halbzeit das Spiel noch einigermaßen gut gelaufen, ging nun überhaupt nichts mehr. Bum Kun Cha, der Koreaner, lieferte eines seiner schwächsten Heimspiele überhaupt und vergab in der 52. Minute seine dritte große Chance. Aus acht Metern knallte er weit über das Tor. In der 61. Minute wurde es Trainer Friedel Rausch zu bunt. Mit Harald Karger brachte er einen weiteren Stürmer, mußte sich dafür aber bittere Pfiffe gefallen lassen, denn Rausch wechselte nicht etwa den schwachen Norbert Nachtweih aus, sondern den recht gut spielenden Horst Ehrmanntraut. Nach 65 Minuten riefen die Zuschauer „Aufhören, aufhören“, ehe in der 66. Minute mit dem 2:0 durch Ronald Borchers die Gemüter sich wenigstens etwas beruhigten. Harald Karger hatte genau geflankt und Borchers mit dem Kopf ins lange Eck den Ball gebracht. Danach schien die Eintracht schon mit ihren Gedanken an der Elfenbeinküste, das Spiel wurde noch langsamer, noch breiter und damit noch unansehnlicher. Ein letzter Höhepunkt in der 69. Minute. Wieder war es Ronald Borchers, wieder war es ein Kopfball und wieder, wie schon zweimal vor der Pause, rettete für den hervorragenden Waldhöfer Torwart Zimmermann die Querlatte. Zu erwähnen bleiben noch gelbe Karten. Waldhofs Harm bekam sie in der 53. Min., Willi Neuberger in der 60. Min. Rot hätte es dann für Harm in der 77. Minute geben müssen. Er zog gegen Harald Karger die Notbremse, blieb dann aber geschickt selbst am Boden verletzt liegen. Der Schiedsrichter, der zunächst Gelb zeigen wollte, dann aber merkt daß dies für Harm bereits die zweite gelbe Karte wäre, also Rot bedeuten müßte, ließ die Karte dann stecken. Harm wurde ausgewechselt und kam so mit einem blauen Auge, sprich mit einer gelben Karte davon. Trainerstimme Friedel Rausch (Eintracht Frankfurt): „Wir haben gewonnen und sind eine Runde weiter. Das ist aber auch alles. Das Spiel war enttäuschend, die Leistung meiner Mannschaft schlecht. Einige Spieler klagten, wir hätten zu hart trainiert, aber das lasse ich nicht gelten. Wir haben eine schlechte Leistung gebracht. Selbst wenn es nicht einfach ist, gegen eine derart auf Defensive eingestellte Mannschaft zu spielen. Bei uns aber hat die Konzentration gefehlt. Das war alles. Wenn die Konzentration dagewesen wäre, wären auch die Tore gefallen.“ (Abendpost-Nachausgabe)
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