MSV Duisburg - Eintracht Frankfurt |
Bundesliga 1978/1979 - 34. Spieltag
0:2 (0:2)
Termin: Sa 09.06.1979, 15:30 Uhr
Zuschauer: 7.000
Schiedsrichter: Wilfried Brückner (Berlin)
Tore: 0:1 Bruno Pezzey (11.), 0:2 Fred Schaub (33.)
MSV Duisburg | Eintracht Frankfurt |
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In den Uefa-Cup auf leisen Sohlen Zum letzten Schritt ins internationale Fußballgeschäft des kommenden Jahres brauchten die Eintracht-Spieler keine genagelten Bergsteigerschuhe. Er konnte auf leisen Sohlen vollzogen werden. Die Sonne schien, das Barometer stand bei „sommerlich warm", das drückte aufs Tempo und wirkte beruhigend auf die Gemüter. Der MSV Duisburg hatte die größten Strapazen, den Weg aus der Abstiegszone, hinter sich, und wenn auch Trainer Schafstall hinterher meinte, es habe keineswegs im Unterbewußtsein gesessen, daß man auch ruhig verlieren könne, so war der Gedanke an den nahen Urlaub doch mehr ausgeprägt als der an die letzte Pflichtübung der Saison. Einige Eintracht-Spieler waren auch vom Erfolg überzeugt. Das verdeutlichte eine Szene beim Anpfiff. Die Schar der Fotografen machte sich, nachdem sie die Abschiedszeremonie der Duisburger fotografiert hatte, im Eilschritt hinters Eintrachttor. Besonders Bernd Hölzenbein machte etlichen von ihnen mit Worten und Gesten deutlich, sie sollten lieber hinters Duisburger Tor ziehen. Er irrte nicht. Nach elf Minuten schlug's dort ein. Der erste Eckball der Eintracht, von Wenzel erkämpft, von Nickel geschossen, schien schon abgewehrt, da eroberte sich Grabowski noch einmal den Ball, schob ihn zu Pezzey, und der ließ aus 18 Metern einen trockenen Schuß los. Mit diesem Erfolg verscheuchte die Eintracht anfängliche Nervosität, als der MSV schon drei Chancen vergab, Koitka bravourös rettete und seinen Abschiedseinsatz rechtfertigte und Worm ein Abseitstor schoß. Später war es fast nur noch der Debütant Grillemeier, der irgendwie unter Pezzeys Bewachung hindurchtauchte, freistand und Koitka beschäftigte. Zum eiskalten Torschuß fehlten dem jungen Mann noch die starken Nerven. Die hatte aber in der 33. Minute Fred Schaub. Auch sein Schuß aus 13 Metern war trocken und zielsicher. Und er blieb dabei unbeeindruckt vom Protestgeschrei ringsum. Die Duisburger, die sich bei der Abwehr eines Eintracht-Angriffes selbst im Wege standen, wollten ihn im Abseits gesehen haben, als Nickel den Ball aus einem Pulk von Gegnern herausstocherte und ihm zuschob. Die sichere Führung allerdings gab noch keine letzte Sicherheit. Bei Halbzeit fragten die Eintracht-Spieler neugierig nach dem Stand der Spiele in Düsseldorf und Köln. In Gefahr geriet die Führung allerdings nur noch einmal in der 49. Minute, als Libero Bregman die Querlatte traf und Koitka den Nachschuß von Grillemeier hielt. Danach wirkte die Abwehr um Neuberger sicher und geschlossener als vorher. Ein drittes Tor hätte nach einem Doppelpass der drei "Musketiere" Grabowski schießen müssen. Auch Schaub, der dann Elsener Platz machte, Kraus, der für Grabowski zu einer Abschiedsvorstellung aufs Feld kam, und zuletzt Nickel hatten noch gute Chancen. Bester Mann bei der Eintracht war diesmal Lorant, der wieder so marschiert und kämpfte wie zu Beginn der Saison. Nickels Regiekünste beeindruckten, Grabowski spielte die Cleverneß aus, als es galt, den Vorsprung zu halten. Von Hölzenbein war wenig zu sehen. In der Abwehr schaffte Körbel am erfolgreichsten, obwohl er meist gegen Jara stand, dem neben Jakobs und Bregman besten Duisburger. Von den Außenverteidigern wurde Müller öfter umgangen als Wenzel. Von links kamen die Flanken, die Koitka, Neuberger, Pezzey und Körbel etwas beunruhigten.
Schaub schlug voll ein Als sich der abdankende MSV-Libero Kees Bregman zwei Minuten vor dem Abpfiff unter den Augen des verdutzten Schiedsrichters plötzlich das „Zebra"-Trikot vom schweißnassen Körper zerrte, um der andauernden Partie den Rücken zu kehren und mit blanker Brust den Ovationen der Zuschauer entgegenzulaufen, hatten die Meidericher Anhänger einen späten Grund zur ersten und einzigen Freude an diesem Nachmittag. Sie beschimpften ein schwaches Saisonfinale der MSV-Kicker, während die Fans der Eintracht nach den Toren von Pezzey und Schaub gröhlend die Frankfurter Teilnahme am UEFA-Cup der kommenden Spielzeit feiern konnten. Die unterschiedliche Motivationslage beider Mannschaften hatte dieses Ergebnis vermuten lassen, die Hessen wußten, daß nur ein Sieg an der Wedau das Tor zum internationalen Wettbewerb sicher öffnen würde. Dagegen war der MSV-Ehrgeiz, dem Publikum eine ansehnliche
Schlußvorstellung und dem ausscheidenden Trainer Schafstall sowie
den wechselnden Spielern Worm, Jakobs und Bregman einen harmonischen
Abgang zu verschaffen, wohl eine zu schwache Triebfeder. Die Frankfurter
kontrollierten, vom überragenden Pezzey angetrieben, das Geschehen,
obgleich die klaren Torchancen auf Duisburger Seite zu verbuchen waren.
Mehr als der später verletzt ausgewechselte und nur mit höflichem
Applaus entlassene Worm drängte sich hier Grillemeier in den Mittelpunkt.
Pech und fehlende Praxis verbauten ihm jedoch den Weg zum zwei- oder
dreifachen Torschützen. Die Gäste sahen sich mit den beiden
Treffern bei nur drei Chancen eher für ihren Offensivmut als für
zwingende Angriffszüge belohnt. Dabei gab der junge Schaub unter
den vier Eintracht-Spitzen noch die beste Leistung ab.
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