Darmstadt 98 - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1978/1979 - 28. Spieltag

2:0 (2:0)

Termin: Mi 18.04.1979, 20:00 Uhr
Zuschauer: 17.000
Schiedsrichter: Robert Walz (Waiblingen)
Tore: 1:0 Uwe Hahn (14.), 2:0 Kurt Eigl (40.)

 

 

>> Spielbericht <<

Darmstadt 98 Eintracht Frankfurt

 


 

Wechsel
  • Bernhard Metz für Heinz-Rudolf Weiler (7.)
  • Willi Wagner für Uwe Hahn (68.)
Wechsel
Trainer
  • Klaus Schlappner
Trainer

 


Eintracht ein Trümmerhaufen!

Spießrutenlaufen nach dem Spiel

Die Frankfurter Eintracht ist völlig aus dem Leim. Die letzten Bruchstücke einer Mannschaft, die der 1. FC Köln noch übriggelassen hatte, wurden jetzt von Darmstadt 98 restlos zertrümmert. 2:0 (2:0) gewannen die Darmstädter völlig verdient dieses Hessen-Derby und boten dabei den 17.000 Zuschauern am Böllenfalltor phasenweise Fußball der Art, wie man ihn von Spitzen-Teams und nicht von Absteigern gewohnt ist. Die beinahe schon mitieiderregende Hilflosigkeit einer völlig verängstigten, verstörten und verunsicherten Eintracht kam dabei den Darmstädtern sehr entgegen. Uwe Hahn (14. Minute) und Kurt Eigl (40.) kauften mit ihren beiden Toren den Frankfurtern schon früh den letzten Schneid ab und überstanden auch eine drangvolle Eintracht-Viertelstunde zu Beginn der zweiten Halbzeit. Wie schade, daß diese gute und großartige Mannschaft absteigen muß.

Darmstadt hatte drei exzellente Spieler, den fangsicheren und reaktionsschnellen Torwart Dieter Rudolf, den mit unbarmherziger Härte in und um seinen Strafraum aufräumenden Libero Walter Bechtold und den nach Herzenslust im Mittelfeld einen Superpaß nach dem anderen schlagenden Kurt Eigl. Die übrigen Darmstädter waren eifrige Schaffer.

Die Eintracht hatte an diesem Tag nur noch einen von beiden, und das in einer Person: Bruno Pezzey, dem allerdings der verhängnisvolle Fehler unterlief, der zum Darmstädter Führungstor führte. Nach einer Flanke von Kleppinger brachte die konfuse Eintracht-Abwehr den Ball nicht aus dem Luftraum, Pezzey versuchte die Sache zu bereinigen, stieß den Ball jedoch mit der Stirn Uwe Hahn direkt auf den Spann. Gegen dessen direkten Volleyschuß hatte Jupp Koitka bei seinem Comeback nach vier Monaten Pause keine Chance.

Von da an ging's bei der Eintracht rapide bergab. Ein satter Schuß von Eigl in der 21. Minute hätte das 2:0 bedeuten können, doch um Zentimeter zischte der Ball am Pfosten vorbei. Es war erschreckend, wie leicht und locker die Darmstädter die Frankfurter ausspielten. Koitka mußte in der 28. Minute außerhalb seines Strafraums allein vor Hahn eine brenzlige Situation bereinigen. Da er es mit den Händen tat, erhielt er die gelbe Karte. Sein Gegenüber Rudolf bereinigte eine ähnliche Situation später außerhalb des Strafraums mit einem Kopf ball.

Vielleicht wäre für die Eintracht noch etwas zu retten gewesen, wenn die einzige, echte Torchance der ersten Halbzeit zum Ausgleich geführt hätte. Doch Rudi Elsener, von Kraus völlig freigespielt, schoß in der 35. Minute den Ball allein vor Rudolf stümperhaft daneben. Dafür fing die Eintracht das zweite Tor, als ihre matten Spieler von einem herrlichen Spielzug der Darmstädter von einem Strafraum zum anderen umspielt und stehengelassen wurden wie Fahnenstangen. Es sah so aus, als hätte Koitka Eigls flach, aber nicht scharfgeschossenen Ball ins rechte Eck halten müssen. Koitka später: „Da war nichts zu machen. Der Ball schlug direkt neben dem Pfosten ein."

„Unglaublich, was wir spielen", stöhnte Hölzenbein gequält zur Halbzeit. „Doch ich glaube, wir gewinnen noch." Und in der ersten Viertelstunde nach der Pause sah es auch danach aus. Als in der 46. Minute Westenberger den durchgebrochenen Pezzey im Strafraum ummähte, hätte Schiedsrichter Walz Elfmeter pfeifen müssen. Er sah darüber hinweg, wie er überhaupt bei der Darmstädter Härte viel Nachsicht walten ließ (gelbe Karten für Bechtold, Weber), vor allem bei Westenberger. Klagte Kraus nach dem Spiel: „Der hat mich wenigstens 25mal umgetreten."

In der 48. Minute hinderte Weiss in letzter Sekunde Grabowski am Torschuß, und als in der 49. Minute Elsener abermals allein vor Rudolf auftauchte und vor lauter Angst und Hast den Darmstädter Torwart anschoß, verlor die Eintracht wieder jeglichen Mumm und Mut. Jeder schien nur noch das Loch, in das er sich am liebsten verkrochen hätte, zu suchen, und nicht das Tor. Allein vor Koitka hatte Hahn in der 67. Minute sogar die Riesenchance zum 3:0.

Nach dem Spiel wurde der Weg von der Kabine zum Bus für die Eintrachtspieler zum Spießrutenlaufen. Von einer wütenden Menge wurden sie aufs übelste beschimpft und angepöbelt. Die Eintracht-Profis sind in ihrer ganzen Laufbahn wohl noch nie so gedemütigt worden wie an diesem Spätnachmittag von den Feierabend-Fußballern aus Darmstadt.

Stimmen zum Spiel

Eintracht-Trainer Friedel Rausch: "Nach dem absoluten Tiefpunkt gegen Köln hatten wir uns allerhand vorgenommen. Die schlechte körperliche Verfassung lag nicht nur an den Krankheiten in den letzten Wochen, sondern war auch nervlich bedingt. Ich habe versucht, der Mannschaft Selbstbewußtsein einzuimpfen, und wir waren guten Mutes vor dem Spiel. Die Sperre von Bernd Hölzenbein hat uns natürlich einen Knacks gegeben, ebenso der nicht mögliche Einsatz von Borchers. Wir haben die erste Halbzeit verschlafen und den Gegner zu Toren kommen lassen, die normal nicht fallen dürften. In kämpferischer Hinsicht habe ich nichts auszusetzen. Die Mannschaft hat alles gegeben, aber es reichte eben nicht. Wir wollen am Donnerstag in den Taunus zur Erholung fahren und uns jetzt nicht von den Kritikern fertig machen lassen. Ich muß der Darmstädter Mannschaft ein Lob zollen. Sie war kämpferisch unheimlich giftig eingestellt. Es ist schade, daß die Mannschaft absteigen muß."

Darmstadts Trainer Klaus Schlappner: "Wir sind natürlich froh über den Sieg. In diesem Lokalderby hat sich gezeigt, daß in unserer Mannschaft Kameradschaft herrscht, die in dieser hohen Spielklasse selten anzutreffen ist. Meine Mannschaft hat die Eintracht ernst genommen und nicht an dem Kölner Spiel gemessen. Der Sturm war kämpferisch sehr stark und die Abwehr um Bechtold biß sich an ihren Gegenspielern fest. Besonders gut hat mir Torhüter Rudolf gefallen, mit dem ich beim Spiel in Schalke nicht zufrieden war. Wir haben gezeigt, daß wir mit der Spitzenmannschaft Eintracht Frankfurt sehr gut mithalten können."


 

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