Eintracht Frankfurt - 1. FC
Köln |
Bundesliga 1978/1979 - 27. Spieltag
1:4 (0:1)
Termin: Sa 14.04.1979, 15:30 Uhr
Zuschauer: 21.000
Schiedsrichter: Heinz Quindeau (Ludwigshafen)
Tore: 0:1 Dieter Müller (33.), 1:1 Rudolf Elsener (66.), 1:2 Herbert Zimmermann (67., Handelfmeter), 1:3 Roger van Gool (85.), 1:4 Holger Willmer (89.)
Eintracht Frankfurt | 1. FC Köln |
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"Anhaltendes Tief" „Es ist unser UEFA-Cup-Endspiel", zeichnete Trainer Friedel Rausch mit einem markigen Wort die Perspektiven des Bundesligaspiels gegen den 1. FC Köln. Inzwischen hofft er, daß er sich geirrt hat, daß der einmal so sicher gewähnte Platz für den UEFA-Cup 1979/80 mit dem blamablen 1:4 noch nicht verspielt ist. Der Trainer blieb nach dem Spiel länger als gewohnt im Kreis der heimischen Journalisten. Er holte sich ein wenig Rat, bei denen, die schon so oft erlebt hatten, was wieder einmal geschieht, daß die sensible Eintracht-Truppe in einem Tief versinkt, das dem „anhaltenden Tief" des gerade überwundenen strengen Winters gleicht. Friedel Rauschs burschikose Art, hart und gerecht im Tadel, aufmunternd und forsch beim Blick auf die nächste Aufgabe, greift nach der Niederlage gegen Stuttgart nicht mehr. Gewiß, da war die Grippe. Aber sie entschuldigte nur halbwegs das 1:4 von Berlin. Nicht das 1:4 gegen Köln. Wäre einem unwissenden Zuschauer gesagt worden, daß eine der beiden Mannschaften drei Tage vorher ein nervenaufreibendes, strapaziöses Superspiel auf tiefem Geläuf bestritten hätte, er hätte auf die Eintracht gezeigt. Sie schleppte sich träge und mühsam über die Partie, ihre Spieler verloren alle Laufduelle und fast alle Zweikämpfe, sie wirkte hilflos und unentschlossen, wenn es galt, zuzupacken. Und sie war nicht nur physisch und psychisch, sie war auch geistig unterlegen. Alle Eintracht-Spieler hatten schließlich am Mittwochabend am Bildschirm zugeschaut, wie die Kölner den englischen Meister überrumpelten. Aber Lehren daraus gezogen hatte keiner. Neumann, der wieder an frühere Leistungen erinnert, hatte im Mittelfeld die zündenden Ideen, van Gool und Dieter Müller sprinteten im freien Raum, ohne ernsthaft daran gehindert zu werden. Zimmermann und Schuster unterstützten sie oft mit mächtigem Vorwärtsdrang. Daß Flohe, den niemand mehr vermißt, Cullmann und Glowacz fehlten, merkte keiner, und daß Libero Gerber nach 21 Minuten schwer getroffen von Wolfgang Kraus ausscheiden mußte, beeinflußte das Spiel nur bis zu dem Zeitpunkt, da Schuster, dieser blutjunge Allroundkönner, seinen Platz übernahm. Da hatte die Eintracht ein paar dicke Chancen, aber Borchers verpaßte nach Pezzeys Kopfballvorlage den Ball, Nachtweih verpaßte das Tor, als er — wiederum nach Kopfballvorlage von Pezzey — eigentlich nur einzunicken brauchte, Lorant spielte dem freistehenden Wenzel den Ball auf den Hacken statt auf die Schuhspitze, und Borchers kam um eine Zehntelsekunde zu spät, als Torwart Schumacher nach einem Freistoß von Trapp den Ball abklatschte. Echle Hoffnungen hatte die Eintracht nur zwischen der 66. und 68. Minute, zwischen dem 1:1 und dem 1:2. Elsener hatte das 1:1 geschossen. Er war direkt nach der Pause für Borchers gekommen, der von allen Enttäuschenden am meisten enttäuschte. Eine kleine Entschuldigung: er war in der 14. Minute angeschlagen worden. Die Vorarbeit zu Elseners Tor leistete Pezzey, der überhaupt die besten Chancen der Eintracht vorbereitete, aber etwas achtlos mit Dieter Müller umging. Dieter Müller war mit im Geschehen, als die ganze Eintracht-Abwehr konfus wirkte, Pahl im Strafraum herumirrte und Libero Körbel mit einer Torwartparade gegen Zimmermanns Schuß retten mußte. Zimmermann verwandelte auch den Elfmeter. Danach wollten alle Eintrachtler den neuen Ausgleich und fingen statt dessen die Kontertore von van Gool und Willmer (er kam für Prestin ins Spiel) ein. Die Kölner trumpften im Frankfurter Stadtwald auf wie im Wald von Nottingham (Forest). Friedel Rausch verbarg seine Verärgerung nicht. Er klagte über „Leute, die nur an ihre Vertragsverlängerung denken, obwohl sie noch bis 30.6. Vertrag haben", er kündigte an, „auf große Namen keine Rücksicht zu nehmen", er beschwor das nächste Spiel am Mittwoch: „Eine andere Eintracht In Darmstadt." Eine taktische Erkenntnis heißt ohne Zweifel, daß die Eintracht am sichersten war (bei den 0:0-Spielen auswärts), als neben zwei offensivem Mittelfeldspielern die defensiven Körbel und Lorant agierten. Grabowski, Nachtweih und Kraus nebeneinander, das ist zuviel Offensivgeist und zuwenig Bereitschaft, Deckungsaufgaben auszufüllen. Die Stimmen mehren sich, die den plötzlichen Niedergang der Eintracht mit dem übereilten Wiedereintritt des Rekonvaleszenten Grabowski in enge Verbindungn bringen. Viel gelang ihm auch gegen Köln nicht, obwohl eine Besserung gegenüber Berlin spürbar war. Es ist allerdings auch so, daß die anderen gerne die Verantwortung abgeben, wenn er im Spiel ist. Besonders Nachtweih, der längst nicht so agil wirkt wie vorher. Kraus spielte zwar bissig und angriffslustig, aber er rannte sich zu oft fest. Daß er Stürmer Wenzel zum Verteidiger umgeschult habe, läge daran, sagte Rausch, daß dort bei der Eintracht eine Lücke ist. Trapp sei zu amateurhaft, um diese Lücke auszufüllen. Man sah es in Berlin. Man sah es gegen Köln. Agerbeck, van Gool oder Okudera „vernaschten" ihn. Die Frage „Pahl oder Koitka?" stellt sich neu, denn Pahl machte ein paar eklatante Fehler. Bei den Toren sah er nicht gut aus. Zufriedenstellend war Müllers Verteidigerspiel,
am effektivsten arbeitete noch Körbel als Libero für den erkrankten
Neuberger, auch wenn er vor dem 1:3 ein Duell am Mittelkreis gegen Dieter
Müller verlor, der dann van Gool freie Bahn verschaffte.
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