Eintracht Frankfurt - Werder Bremen

Bundesliga 1978/1979 - 23. Spieltag

2:1 (2:0)

Termin: Sa 17.03.1979, 15:30 Uhr
Zuschauer: 16.000
Schiedsrichter: Dieter Stäglich (Wuppertal)
Tore: 1:0 Bernd Hölzenbein (2.), 2:0 Norbert Nachtweih (21.), 2:1 Werner Dreßel (71.)

 

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Werder Bremen

 


  • Dieter Burdenski
  • Benno Möhlmann
  • Per Röntved
  • Karlheinz Geils
  • Karl-Heinz Kamp
  • Klaus Wunder
  • Franz Hiller
  • Werner Dreßel
  • Jürgen Röber
  • Uwe Bracht
  • Uwe Reinders

 

Wechsel Wechsel
  • Norbert Siegmann für Jürgen Röber (20.)
  • Paul Linz für Klaus Wunder (70.)
Trainer Trainer
  • Wolfgang Weber

 

Erst gezaubert, dann gezittert

Nach knappem 2:1-Sieg über Bremen nun 3. / Hölzenbein, Nachtweih, Dressel die Torschützen

Erst gezaubert und dann gezittert — so wechselvoll festigte die Frankfurter Eintracht ihre günstige Position im Spitzenquartett der Bundesliga bei ihrem 2:1-(2:0-)Sieg Uber den Favoritenschreck Werder Bremen. Hatten sich die 16.000 Zuschauer im Waldstadion in der ersten Halbzeit am herrlichen Spiel ihrer Eintracht begeistert, so mußten sie in den zweiten 45 Minuten um ihre Mannschaft und den Sieg bangen. Die beiden auffälligsten Spieler der Eintracht, Bernd Hölzenbein und Norbert Nachtweih, hatten bis zur 21. Minute für ein 2:0 gesorgt. Der Vorsprung zur Pause hätte, gemessen am Spielanteil und den Chancen, noch weitaus höher ausfallen müssen. Doch nach dem Wechsel war alle Herrlichkeit dahin, und nach dem Anschlußtreffer der Bremer in der 70. Minute durch Dressel hing der Sieg für die müde werdende Eintracht bis zum SchluSpflff am seidenen Faden.

Das war sie also, die freche, forsche Eintracht des Friedel Rausch, die sich nach sechs Wochen Zwangspause und Achtungserfolgen in der Fremde wieder ihrem Frankfurter Publikum vorstellte. Umgruppiert, mit einem Bruno Pezzey in seiner WM-Rolle als Vorstopper, mit einem Bernd Hölzenbein wieder in vorderster Sturmspitze, mit Rüdiger Wenzel als Verteidiger und Karlheinz Körbel als zusätzlichem Mittelfeldrenner.

Die neue Eintracht enttäuschte die Erwartungen der 18.000 Neugierigen nicht und erhielt beim Gang in die Kabinen zur Pause Beifall auf offener Szene. Das Spiel lief — und das ohne Jürgen Grabowski, was den Frankfurter Fußballbesuchern vorkommen mußte wie ein Karajan-Konzert ohne den großen Meister. Dennoch prägte Harmonie das Eintracht-Spiel, denn da vertrat ein Norbert Nachtweih den verletzten Eintracht-Kapitan und Dirigenten vortrefflich. Ihm paßte an diesem Tag das Trikot mit der Nr. 10 wie angegossen.

So entwickelte sich in der ersten Halbzeit nach einem furiosen Frankfurter Auftakt ein recht einseitiges Spiel zwischen den beiden Kamera-Werbeträgern, von denen die Bremer freilich unterbelichtet und die Frankfurter scharf eingestellt spielten. Schon nach zwei Minuten blitzte Bernd Hölzenbeins alte Torgefährlichkeit auf, obwohl er noch Schmerzen am Steiß hatte. Flanke Trapp, ein Kopfball von Nachtweih im Liegen, und Hölzenbein bekam den Ball, legte ihn sich am Elfmeterpunkt noch kaltblütig vom linken auf den rechten Fuß und zirkelte ihn gekonnt ins rechte Lattenkreuz. Keine Chance für Dieter Burdenski, den Stellvertreter Sepp Maiers in der Nationalmannschaft.

Das 2:0 in der 21. Minute war ebenfalls eine Gemeinschaftsproduktion Hölzenbein—Nachtweih, nur diesmal leistete der Routinier die Vorarbeit für den Youngster. Vorausgegangen war allerdings ein böser Schnitzer von Werders Libero Röntved, der wohl nicht mit der Aggressivität Hölzenbeins gerechnet hatte. Am Bremer Strafraum jagte Hölzenbein dem Dänen den Ball ab, schob ihn zu Nachtweih, und gegen dessen Flachschuß ins lange Eck hatte auch Burdenski keine Chance. Es war das erste Bundesligator des jungen Blondschopfs.

Davor und danach hatte die Eintracht, die für turbulente Torszenen sorgte und viel Beifall bekam, genügend Chancen, mit einem noch klaren Vorsprung in die Pause zu gehen. Aber oft war Burdenski auf seinem Posten. In der 26. Minute hatte Trapp eine große Möglichkeit, nach einem herrlichen Diagonalpaß von Borchers, jagte den Ball jedoch ans Außennetz. Und die größte Chance zum 3:0 hatte Wolfgang Kraus kurz vor dem Pausenpfiff, als er einen von Burdenski abgewehrten Borchers-Schuß völlig frei vor dem Tor erhielt, aber über die Latte hob.

Die Bremer, die hier frisch, fromm und fröhlich drauflos spielen wollten, blieben in der ersten Halbzeit gegen eine spielerisch, technisch und vor allem auch kämpferisch überlegene Eintracht recht harmlos. Bezeichnend war, daß Pahl in der 25. Minute den ersten Ball fangen mußte. Allerdings hatten die Bremer auch das Pech, bereits nach 19 Minuten einen so wichtigen Mann wie Röber durch Verletzung zu verlieren. Für ihn kam Siegmann und spielte nun gegen Hölzenbein Vorstopper, Geils stellte sich zu Borchers, der bis dahin noch nicht an seine länderspielreifen Leistungen der letzten Spiele hatte anknüpfen können, und Kamp übernahm Röbers Rolle im Mittelfeld.

Erst als die Eintracht nach einer halben Stunde im Tempo etwas nachließ, kamen die Bremer zweimal gefährlich vor das Eintracht-Tor. Eintracht-Trainer Friedel Rausch war zur Halbzeit zufrieden: „Die Mannschaft hat viel Dampf gemacht, aber das Spiel ist noch nicht gewonnen. Uns fehlt das dritte Tor."

Die Bremer wurden nach der Pause zwar viel bissiger, aber deswegen nicht viel besser. Da aber auch bei der Eintracht der Faden riß und keiner da war, der ihn wieder zusammenknüpfte (Kapitän Grabowski saß verletzt auf der Bank), flaute das Spiel plötzlich merklich ab. Konfusion statt Kombination.

Als es Neuberger versuchte, wehrte Burdenski den Schuß des Eintracht-Liberos prächtig ab. Und als eine Minute später Roentved abermals im eigenen Strafraum einen Ball vertändelte, Hölzenbein flankte, da hätte Hiller fast ein Eigentor fabriziert. Sein Glück, daß der Ball an den Pfosten sprang.

In der 70. Minute, die Bremer hatten gerade ihren schwachen Ein-Mann-Sturm Wunder gegen Linz ausgetauscht, dann der Schock für die Frankfurter. Hoch reckte sich Bruno Pezzey im Strafraum nach einem Flankenball. Doch der Ball fiel nicht auf seine Stirn, sondern rutschte unglücklich über seinen schwarzen Wuschelkopf nach hinten ab. Dressel preschte hinter seinem Rücken heran und schoß den Bremer Anschlußtreffer.

Nun mußte die Eintracht zittern. Die Bremer erinnerten sich an ihr Hamburger Kunststück, als sie am letzten Mittwoch gegen den HSV auch noch aus dem 0:2 ein 2:2 gemacht hatten. Friedel Rausch brachte den Sprinter Ruedi Elsener für den an diesem Tag etwas enttäuschenden Ronald Borchers, um mit den Spurts des Schweizers für Entlastung zu sorgen. In der 82. Minute hatte Dressel die größte Bremer Ausgleichschance, nachdem Bracht einen unaufhaltsamen Alleingang hingelegt und ihn in beste Schußposition gebracht hatte. Doch Pahl warf sich ihm in den Schuß. Mit Hängen und Würgen brachte die Eintracht den Sieg noch über die Zeit.

 

 

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