Eintracht Frankfurt - DFB-Nationalmannschaft |
Freundschaftsspiel 1978/1979
0:1 (0:1)
Termin: 21.02.1979
Zuschauer: 11.000
Schiedsrichter: Dreher (Darmstadt)
Tore: 0:1 Toppmöller (6.)
Eintracht Frankfurt | DFB-Nationalmannschaft |
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Eintracht machte es der A-Elf schwer Ronnie Borchers imponierte/Eintracht ebenbürtig Ein blaues Auge in Stuttgart — in Frankfurt kam die Nationalmannschaft im Sparring vor dem Europameisterschaftsspiel gegen Malta mit einem blauen Auge davon: 1:0 (1:0) gewannen die Schützlinge Jupp Derwalls vor nur 11.000 Zuschauern im Frankfurter Waldstadion den zweiten Test vor der WM-Premiere am Sonntag. So fragwürdig diese Art Sparringsspiele auch sind, in Frankfurt bekam es ein besonders pikante Note. Denn der Bundestrainer ließ das Duell der beiden Mittelstürmer gewissermaßen öffentlich austragen. Eine Halbzeit Klaus Toppmöller, eine Halbzeit Klaus Fischer — ein Duell, das der Kaiserslauterer eindeutig gewann, und nicht nur, weil er in der sechsten Minute das Tor erzielte. Klaus Toppmöller war der große — und einzige — Gewinner dieses Tests. Die Eintracht kämpfte voller Ehrgeiz gegen einen Gegner, der — und das liegt wohl in der Natur dieser Spiele — nur dem Namen nach groß war. Streckenweise waren die Frankfurter ebenbürtig. Der Eintracht hätte man gerade in diesem Spiel die Regie eines Jürgen Grabowski gewünscht. Eifrig waren alle, am eifrigsten Helmut Müller als Gegenspieler von Ronald Borchers, der nach Toppmöller der auffälligste Spieler im Nationalteam war — und das 90 Minuten lang. Nicht als leichter Sparringspartner, sondern als ehrgeiziger Herausforderer trat die Eintracht der Nationalmannschaft gegenüber. Und in den ersten fünf Minuten mußte Sepp Meier gleich zweimal hintereinander von einem Torwinkel in den anderen fliegen, um Bälle von Nachtweih und Wenzel zur Ecke zu boxen. Der Champion indes wehrte sich sofort energisch verbissen, wollte er doch nicht wie vor zwei Tagen in Stuttgart nun auch noch das andere Auge blaugeschlagen bekommen. In der 6. Minute bereits ordnete Klaus Toppmöller die Verhältnisse dieses zweiten Sparrings: mit einem Direktschuß am Elfmeterpunkt schoß er das 1:0. Toppmöller war typisch dafür, daß auch die Nationalspieler den Fuß nicht zurückzogen, sondern stehenließen: er war angetreten, Klaus Fischer aus der Mannschaft zu spielen und zu schießen — und der Kaiserslauterer tat dies vortrefflich. Beweglich und gefährlich schlüpfte er immer wieder durch die Maschen des Frankfurter Raumdeckungssystems. Dabei mußte sich Toppmöller üble Schmähungen aus der Stehkurve anhören und gegen einen Karlheinz Körbel kämpfen, der sich vor Ehrgeiz schier zerriß. Kein Wunder: Als es das letzte Mal im Dezember 1974 nach Malta ging, war Körbel dabei und gab sein Länderspieldebüt. Doch Körbel war nicht der einzige bei der Eintracht, der wie in einem Bundesligaspiel zur Sache ging. Lorant kannte kein Pardon, Pezzey ging dazwischen, als hätte er das österreichische Nationalleiberl an. Selbst Borchers schonte er nicht. In der 1. Minute der zweiten Halbzeit verhinderte er gegen seinen Frankfurter Mannschaftskameraden das sichere 2:0, als er ihn am Elfmeterpunkt hart, aber fair zu Fall brachte und sich und Borchers dabei wehtat. Was bei der Eintracht fehlte, war Jürgen Grabowski, zumal der Mann, der seine Rückennummer trug, Norbert Nachtweih, fahrig und fehlerhaft spielte. Dennoch hatte auch die Eintracht ihre Chancen. So vor allem in der 17. Minute, als Pezzey nach einem Zuspiel von Hölzenbein den Ball ins Tor trat. Doch der manchmal merkwürdige Entscheidungen treffende Darmstädter Schiedsrichter Dreher versagte dem Treffer wegen eines vorangegangenen Fouls die Anerkennung. Toppmöller hatte 45 Minuten lang seine zur Zeit blendende Form unter Beweis gestellt. Nun lag es an Klaus Fischer, es besser zu machen. Denn in der zweiten Halbzeit kam der Schalker, Doch sofort war das schnelle Verwirrspiel im Sturm der Nationalmannschaft dahin, sosehr Ronald Borchers auch weiterhin rannte und rackerte. Hatte erst Pezzey seine Riesenchance zunichte gemacht, verhinderte später Pahl mit einer Prachtparade nach einem herrlichen Kopfstoß ein mögliches Borchers-Tor. Derwalls Mannen steckten in der zweiten Halbzeit (Cullmann spielte jetzt für den wenig überzeugenden Zewe Libero, Allofs sorgte für mehr Ordnung im Mittelfeld, Rummenigge löste bald Martin ab) begreiflicherweise einen Schritt zurück. Und da aller Ehrgeiz der Eintracht nicht ausreichte, den Gegner in arge Bedrängnis zu bringen, waren Reiz und Rasanz aus dem Spiel schnell raus, was das Publikum veranlaßte, „Aufhören, aufhören" zu rufen. Sieht man vom ausgebliebenen großen finanziellen Gewinn ab, hatte das Spiel in etwa seinen Zweck erfüllt: im zweiten Test spielte die Nationalmannschaft schon harmonischer als im ersten, für die Eintracht war es vom Einsatz her in der langen Zwangspause bundesliganahe Praxis.
Riesenblamage Nur 11000 Zuschauer im Waldstadion Eine Riesenblamage für das Frankfurter Fußball-Publikum. „Da spielt ihre Eintracht gegen die Elite des deutschen Fußballs, gegen die Nationalmannschaft, und nur 11.000 Zuschauer trotz trockenen, wenn auch kalten Wetters interessieren sich dafür. Vor zwei Tagen in Stuttgart waren es immerhin 27.000 beim gleichen Anlaß. Das ist erschütternd", klagt Bundestrainer Jupp Derwall. „Was müssen wir denn noch bieten, damit die Leute kommen?" Mit dem erhofften großen Gewinn für die Eintracht, die zu 25 Prozent an den Einnahmen beteiligt war, wurde es also nichts. Zehn Prozent kassierte der DFB, 65 Prozent gingen in einen gemeinsamen Topf für alle Bundesliga-Klubs (ohne Eintracht und VfB). ('Abendpost-Nachtausgabe')
Muß Fischer den Platz räumen? Toppmöller stahl ihm die Schau Eintracht Frankfurt — Nationalmannschaft 0:1 (0:1) Die deutsche Nationalelf kann also doch gegen Spitzenmannschaften der Bundesliga bestehen. Zwei Tage nach dem 1:3 beim VfB Stuttgart besiegte sie die Frankfurter Eintracht im Waldstadion mit 1:0. Der Sieg ist freilich nicht auf eine wesentliche Leistungssteigerung gegenüber Stuttgart zurückzuführen. Vielmehr hatten die Malta-Kandidaten das Glück, in Frankfurt auf einen wesentlich schwächeren Kontrahenten zu treffen. Nur in der ersten Hälfte zeigte die deutsche Nationalelf einige gute spielerischer Ansätze. Insgesamt jedoch hatte die Partie nur mäßiges Niveau. Einziger Gewinner des Abends war der brandgefährliche Lauterer Mittelstürmer Klaus Toppmöller, der leider nach 45 Minuten ausgewechselt wurde. Von den übrigen Malta-Kandidaten fiel zwar keiner ab, aber auch niemand sonderlich auf. In den Anfangsminuten hatte es noch den Anschein, als würde die Nationalelf in Frankfurt eine ähnlich untergeordnete Rolle spielen wie zwei Tage zuvor beim VfB Stuttgart. Die Eintracht legte jedenfalls los, als wollte sie den prominenten Testpartner vom Platz fegen. Schon nach drei Minuten mußte Sepp Maier mit Glanzparaden gegen Nachtweih und Wenzel retten. Um so überraschender kam das Führungstor der Malta-Kandidaten, bei denen zu Beginn nichts zusammenlief und die Mißverständnisse sich häuften. Den ersten gelungenen Angriff, von Abramczik inszeniert, schloß Mittelstürmer Toppmöller mit einem plazierten 16-m-Schuß ab, gegen den Pahl im Eintracht-Tor machtlos war. Nach diesem Treffer kam zusehends mehr Selbstvertrauen und Sicherheit in die Reihen der Nationalelf, die sich auch kämpferisch gegenüber dem Montagsspiel steigerte. Dies lag nicht zuletzt an dem Ehrgeiz, den Martin, Zimmermann, Toppmöller und Borchers an den Tag legten. Von Bundestrainer Derwall war ihnen in Malta eigentlich nur ein Platz auf der harten Bank zugedacht und sie wollten nun beweisen, daß sie zumindest nicht schlechter sind als Fischer, Rummenigge und Förster. Auch Hansi Müller konnte die Spielmacherrolle schon wesentlich besser ausfüllen als zwei Tage zuvor gegen seine VfB-Mannschaft. Sehr eifrig war auch Abramczik, der mit seinen langgezogenen Sprints aus dem Mittelfeld für viel Gefahr vor dem Frankfurter Tor sorgte. So konnte Pahl nur mit einer blitzschnellen Fußabwehr das 0:2 gegen den Schalker verhindern und als sich der schlaksige Toppmöller wieder einmal auf engstem Raum gegen Pezzey durchgesetzt hatte und von dem Österreicher im Strafraum umgesäbelt wurde, hätte der Schiedsrichter unbedingt Elfmeter pfeifen müssen. Kurz darauf versetzte der Frankfurter Borchers auch Körbel und verfehlte nur knapp das Tor. Die Nationalelf hatte nun jedenfalls den Bundesligavierten weitgehend unter Kontrolle. Nur sporadisch kamen die Frankfurter zu gefährlichen Attacken. Dabei zeigte freilich auch die Nationalelf-Abwehr (Zewe!) einige Unsicherheiten. Nach dem Wechsel kamen, wie vorher besprochen, Burdenski und Fischer für Maier und Toppmöller ins Spiel, und für den leicht angeschlagenen Zewe (für ihn nahm Cullmann den Liberoposten ein) erhielt dessen Düsseldorfer Vereinskamerad Klaus Allofs eine weitere Chance. Der flinke Fortune fügte sich sofort prächtig ein, denn ein Solo von ihm konnte Neuberger nur mit einem Foul bremsen. Kurz darauf brachte erneut Pezzey seinen Vereinskollegen Borchers im eigenen Strafraum zu Fall, doch Schiedsrichter Dreher hatte wieder nichts gesehen. Glück hatte kurz darauf der zweite Eintracht-Legionär Elsener, der sich eine Tätlichkeit gegen Martin leistete. Herr Dreher aber hatte offenbar seinen gnädigen Tag, denn er zeigte dem Schweizer nicht ein mal die „gelbe Karte". Dem Niveau des Unparteiischen paßten sich in der zweiten Hälfte auch beide Mannschaften immer mehr an. Die Eintracht konnte es ohne den verletzten Grabowski offenbar nicht besser, und die Nationalelf wirkte nun doch arg lustlos. Vor allem der unbewegliche Fischer fiel gegenüber seinem Vorgänger Toppmöller klar ab. Ginge es nach dem Eindruck von Frankfurt, müßte der Schalker in Malta eigentlich seinen Platz für den Pfälzer räumen. Nicht einmal der für Martin ins Spiel gekommene Rummenigge konnte das ins Stocken geratene Sturmspiel der Nationalelf in Schwung bringen. So plätscherte die Partie ohne Höhepunkte bis zum Schlußpfiff dahin.
Borchers wurde nichts geschenkt Nein, geschenkt hatten sie ihm wirklich nichts, die Kameraden von der Eintracht. Im Gegenteil: Am rechten Bein des Ronald Borchers hatten sie die Spuren ihres rücksichtslosen Kampfes gegen den eigenen Mann hinterlassen. "Drei Fleischwunden, eine vom Bruno, eine vom Helmut, eine von Werner, habe ich mitbekommen", sagte Ronald Borchers, der schnell das „komische Gefühl" verlor, „gegen die eigene Mannschaft zu spielen". Er merkte bald an ihren Püffen und Tritten, daß die rot-schwarzen Hemden diesmal nicht mit ihm waren. „Aber ich bin anpassungsfähig, und da ich mittlerweile genügend Selbstvertrauen habe, schließlich bin ich ja schon zum fünften Mal dabei, habe ich mich sehr schnell der Nationalmannschaft zugehörig gefühlt." Ein Tor hätte er halt schon gern gemacht, für die Nationalelf, gegen seine Eintracht. Aber das haben ihm die Kameraden vermasselt. Denn er hatte zwei faustdicke Chancen. In der 46. Minute stürmte er allein auf Jürgen Pahl zu. „Da hat mir einer von hinten die Beine weggetreten, das war ein klarer Elfmeter", klagte Ronnie, der dabei eine seiner drei Blessuren abbekam. Erst in der Kabine erkundigte er sich nach dem Übeltäter. Borchers: „Der Bruno war's. Hätt' ich mir denken können. Aber er hat's halt clever gemacht, daß der Schiedrichter nichts gemerkt hat." Bruno Pezzey grinste nur: „Ich hab' doch nur den Ball gspült." In der 66. Minute wuchtete Ronnie Borchers den Ball kraftvoll mit der Stirn ins äußerste untere Toreck: „Da hab' ich mich wirklich geärgert daß Jürgen Pahl den Ball gerade noch mit den Fingerspitzen erwischte. Nein, geschenkt hat mir keiner etwas." Am eigenen Leibe bekam Ronnie Borchers vielmehr zu spüren, welche Kraftbullen und Marathonläufer Helmut Müller und Werner Lorant sind. Nach Derwalls Devise war er verpflichtet, mit seinen Verteidigern (Borchers wechselte ständig die Flügel) immer mitzugehen. „Und da kommt man gegen diese beiden einfach nicht zur Ruhe." In einer kurzen Ruhepause, als Dietz am Boden lag, mußte sich Borchers von Helmut Müller dann noch flachsen lassen: „Jetzt kannst du ja auch keinen Karneval in Frankfurt feiern, sondern mußt zu uns nach Ungarn nachfliegen." Trotz der besonders erbitterten Gegenwehr (Helmut Müller entschuldigend: „Unser Trainer hat ausdrücklich gesagt, daß wir keinerlei Rücksicht auf Ronnie nehmen sollen") hat Borchers („Ich habe mich bemüht, mich auf den Flügeln anzubieten") "seine Sache gut gemacht" (Jupp Derwall). Deswegen nun schon auf Malta auf sein zweites Länderspiel zu hoffen, so vermessen ist Ronald Borchers (21) nicht: „Ich habe doch noch Zeit." ('Abendpost-Nachtausgabe')
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