Eintracht Frankfurt - Schalke 04

Bundesliga 1978/1979 - 18. Spieltag

3:1 (0:1)

Termin: Sa 13.01.1979, 15:30 Uhr
Zuschauer: 22.000
Schiedsrichter: Günter Linn (Altendiez)
Tore: 0:1 Rüdiger Abramczik (40.), 1:1 Werner Lorant (56., Foulelfmeter), 2:1 Jürgen Grabowski (61.), 3:1 Rüdiger Wenzel (82.)

 

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Schalke 04

 


  • Peter Sandhofe
  • Norbert Dörmann
  • Klaus Fichtel
  • Rolf Rüssmann
  • Mathias Schipper
  • Klaus Fischer
  • Bernd Thiele
  • Herbert Demange
  • Rüdiger Abramczik
  • Friedrich Wagner
  • Ulrich Bittcher

 

Wechsel Wechsel
  • Thomas Kruse für Mathias Schipper (10.)
  • Michael Tönnies für Bernd Thiele (81.)
Trainer Trainer

 

 

Kurzfristiger Vertrag und hochgesteckte Ziele des neuen Eintracht-Trainers Friedel Rausch

Endlich: Die Frankfurter Eintracht hat einen neuen Trainer. Friedel Rausch (38), einst Assistent und dann Nachfolger Max Merkels bei Schalke 04, wurde am Montag nach Mitteilung von Manager Udo Klug verpflichtet. Rausch, ehemals Abwehrspieler beim MSV Duisburg und Schalke 04, hat einen zunächst bis zum 30. Juni dieses Jahres befristeten Vertrag unterschrieben.

Nur eine Stunde dauerte nach vierwöchigem Suchen, Sortieren und Sondieren die letzte Verhandlungsrunde — dann unterschrieb Friedel Rausch in der Bank für Gemeinwirtschaft in Frankfurt den kurzfristigen Vertrag. Für die Eintracht unterzeichnete Präsident Achaz von Thümen und Schatzmeister Gerhard Jakobi. „Auch ich hätte mich keinesfalls länger gebunden. Wir wollen erst mal sehen, wie es läuft", begründete Rausch die Kürze der Vertragsdauer.

Sein erstes Training wird der neue Trainer heute nachmittag um 15 Uhr am Riederwald leiten. Den ursprünglichen Plan, schon am Montag erstmals mit der Mannschaft zu arbeiten, mußte Rausch aufgeben. Das Glatteis machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Rausch: „Ich bin kaum durchgekommen und habe mich erheblich verspätet." Zur Sicherheit hatte er auf der Fahrt von Gelsenkirchen nach Frankfurt seinen Vater Ludwig mitgenommen, „der bei einer eventuellen Panne das Auto hätte übernehmen können."

Während in der BfG der Vertrag unterzeichnet wurde, ließ Udo Klug die Mannschaft durch Geschäftsführer Jürgen Gerhardt, unterrichten. Persönlich „bekannt" mit Rausch ist nur Jürgen Grabowski. Der Kapitän spielte vor rund zehn Jahren noch in der Bundesliga gegen den damaligen Verteidiger von Schalke 04. „Wir haben uns harte Duelle geliefert, besonders auch Rededuelle", erinnerte sich Grabowski. Als Rausch um 17.50 Uhr am Riederwald eintraf, waren die Spieler schon wieder nach Hause gefahren, hatte Assistenz-Trainer Dieter Schulte das letzte Training unter seiner Regie bereits abgeschlossen. Rausch trug's mit Fassung: „Wir haben ja noch Zeit genug, uns kennenzulernen."

Die Kuriosität auch dieses Trainer-Engagements: Friedel Rausch sitzt erstmals beim Spiel gegen seine alte Mannschaft Schalke 04 am Samstag im Waldstadion auf der Trainerbank. Doch das stört ihn überhaupt nicht. „Ich bin Profi", sagt Rausch, „mir ist es völlig egal, gegen wen wir spielen." Es sei nicht unbedingt ein Vorteil, daß er die Schalker Spieler genau kenne, betonte Rausch. „Jeder Bundesliga-Trainer muß jede Bundesliga-Mannschaft gut kennen."

Verbessern will Rausch bei der Eintracht besonders die Auswärtsleistungen. „Nur wer auch auswärts gewinnt, hat eine Meisterschaftschance", sagt Rausch. Und abgeschrieben hat er den Titel noch nicht. „Ich wäre ein schlechter Trainer, wenn ich nicht auch an die Meisterschaft denken würde. Die Aufgabe ist allerdings unheimlich schwer, und deshalb ist unser erstes Ziel natürlich der UEFA-Pokal."

Das Ziel erreichen will er unter anderem mit mehr Training und mit neuen Ideen. Rausch: „Jeder Trainer hat seine eigene Arbeitsweise, ich auch. Bei mir ist es zum Beispiel auch möglich, daß wir mal sonntags trainieren. Spätestens aber werden wir am Montagvormittag nach einem Samstagspiel wieder mit dem Training beginnen."

Friedel Rausch fuhr gestern abend noch zurück nach Gelsenkirchen, um einige Sachen zu packen. In Frankfurt wird er zunächst im Hotel Klein wohnen, genau wie seine Vorgänger Otto Knefler und Gyula Lorant. Frau Marlies will Friedel Rausch bald nachholen. Rausch war von Anfang 1976 bis Dezember 1977 Trainer bei Schalke und seit seiner Entlassung wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten (er wurde deswegen vom DFB verurteilt) arbeitslos.

Am Montagvormittag hatte er sich in Richtung Frankfurt in Marsch gesetzt, nachdem Klugs Wunschtrainer Uwe Klimaschefski in der vergangenen Nacht der Eintracht eine Absage hatte erteilen müssen. Auch in einem Gespräch unter vier Augen war Udo Geitlinger, der Präsident des FC Homburg, nicht bereit, seinem Trainer und Duzfreund die Freigabe für den Frankfurter Bundesligisten zu erteilen. Die Verhandlungen mit Ernst Happel scheiterten nach Angaben Klugs an einem Vorvertrag, den der österreichische Trainer (zuletzt FC Brügge und holländischer National-Coach bei der WM) bereits mit den Los Angeles Aztecs unterzeichnet hat.

Friedel Rausch ist mittlerweile nach Dietrich Weise, Hans-Dieter Roos, Gyula Lorant, Dettmar Cramer, Otto Knefler und (zwischendurch) Udo Klug der siebente Trainer am Riederwald in den letzten zweieinhalb Jahren.

 

Grabowski im Rausch

3:1 - Gelungener Einstand des neuen Eintracht-Trainers gegen seine alten Schalker

Einen Einstand nach Maß feierte der neue Trainer der Frankfurter Eintracht Friedel Rausch. Gegen seinen alten Klub Schalke 04 siegte seine neue Mannschaft verdient mit 3:1 (0:1) und zeigte mit einer großen kämpferischen Leistung erste Ansätze zu einem neuen Kampfstil, wie ihn Rausch proklamiert hatte. Angetrieben vom großen Kämpfer Wolfgang Kraus und dem begnadeten Techniker Jürgen Grabowski, bog die Eintracht ein Spiel noch um, dessen Verlauf kurz vor der Pause durch das 0:1 durch Rüdiger Abramczik auf den Kopf gestellt worden war. Doch Werner Lorant mit einem Foulelfmeter, Grabowski und Rüdiger Wenzel schossen nach dem Wechsel die längst verdienten Tore zum Sieg. Einen guten Einstand feierten auch die beiden Debütanten zwischen den Pfosten, Peter Sandhofe und Jürgen Pahl. Während Sandhofe die Eintrachtstürmer vor dem Wechsel fast zur Verzweiflung brachte, rettete sie Pahl in der Schlußphase mit guten Paraden vor weiteren Gegentreffern.

Mit dem Anpfiff begann im Frankfurter Waldstadion starkes Schneetreiben, das die Aktionen auf dem Rasen allerdings nicht behinderte. Die Rasenheizung sorgte für einwandfreie Spielbedingungen. In der ersten halben Stunde spielte dann nur die Eintracht. Schalke stand lediglich in der Abwehr und wartete auf Konter — bis zur 40. Minute vergeblich. Dann aber gingen die Gäste plötzlich in Führung. Umgekehrt wie gewohnt kam der Treffer zustande. Der sonstige ,,Bomber" Klaus Fischer flankte und der „Flankengott" Rüdiger Abramczik verwandelte mit einem glasharten, plazierten Direktschuß, nachdem er Körbel zur Seite geschubst hatte. Jürgen Pahl hatte keine Ab wehrchance.

Das Ergebnis stellte den Spielverlauf bis dahin auf den Kopf. Die Eintracht hatte begeisternd begonnen, schien den Schalkern läuferisch überlegen. Auch schon fast verlorene Bälle wurden zurückerkämpft. Durch diese aggressive Spielweise der Frankfurter ergaben sich zwangsläufig viele Fehler in der Schalker Deckung und dadurch Tormöglichkeiten für die Eintracht. Doch entweder stand der hervorragende Debütant Sandhofe im Weg, oder das Glück rettete für die Gäste.

In der 15. Minute hatte Sandhofe seine erste große Szene. Trapp trat einen Freistoß hart nach innen, Bittcher fälschte ab, und mit einem tollen Satz lenkte der Torwart den Ball noch zur Ecke. Nach diesem abgewehrten Ball traf dann Bruno Pezzey nur den Pfosten. Die Eintracht drückte weiter aufs Tempo und aufs Tor. In der 22. Minute erneut ein Freistoß. Grabowski schoß halbhoch und hart, doch Sandhofe faustete zur Ecke. Drei Minuten später flankte Elsener auf Pezzey, doch erneut klärte der kleine Torwart gegen den langen Angreifer. Nach 32 Minuten verpaßte Bernd Hölzenbein die Führung, als er nach einer Pezzey-Vorlage über das Tor köpfte. Noch mehr ärgerte sich Hölzenbein sicherlich in der 37. Minute. Nach einem Abpraller stand er plötzlich frei vor Sandhofe und zog den Ball am Tor vorbei.

Die neuen Aufstellungsvarianten hatten sich bis zu diesem Zeitpunkt bei der Eintracht bewährt — was fehlte, waren lediglich Tore. Am linken Flügel harrmonierte die „Alpenallianz" Elsener und Pezzey prächtig, auch wenn konditionelle Schwächen bei Pezzey nicht zu übersehen waren. Das Wechselspiel Körbel — Pezzey — Neuberger, die abwechselnd nach vorne stießen, klappte ebenfalls gut, und auch Torwart Pahl bekam einige Male verdienten Beifall für mutige Aktionen.

Mit Helmut Müller für Wolfgang Trapp versuchte der neue Trainer Friedel Rausch die Wende nach dem Wechsel zu erzwingen. Die Eintracht verstärkte den kämpferischen Einsatz noch einmal, unterstrich die Forderung von Rausch, mit „Begeisterung und Schwung" an die Sache zu gehen.

Die Partie wurde nun zusehends härter mit schuld an dieser Entwicklung hatte Schiedsrichter Linn aus Altendiez, der einige haarsträubende Entscheidungen fällte. In der 50. Minute stürmte Werner Lorant in den Strafraum und wurde von Bittcher klar gelegt. Der Elfmeterpflff blieb trotz lautstarker Proteste der Zuschauer aus. Zwei Minuten später die erste Konzession für diese Fehlleistung. Ruedi Elsener wurde von Schipper böse gefoult, verlor für Sekunden die Nerven und revanchierte sich. Statt Rot zeigte Linn nur Gelb. Und in der 55. Minute gab der Schiedsrichter dann den vorher berechtigten, in dieser Situation aber unberechtigten Foulelfmeter. Mül!er stolperte mehr als daß er von Fichtel umgestoßen worden war. Werner Lorant schoß zum 1:1 ein, hatte aber Glück, daß Sandhofe den Ball nur noch ins eigene Netz ablenken konnte.

Nun beherrschte die Eintracht das Spiel wieder und wurde von den Zuschauern begeisternd nach vorne getrieben. Schon in der 59. Minute wurde der neue Schwung belohnt. Bruno Pezzey fing einen Schalker Fehlpaß ab, setzte Jürgen Grabowski ein, und der überragende Eintracht-Kapitän zog an zwei Gegnern vorbei und überwand Sandhofe mit einem Flachschuß ins lange Eck. Überhaupt Grabowski! Kämpferisch und läuferisch war er ein Vorbild für die ganze Mannschaft, dazu kam eine brillante Leistung als Regisseur. Grabowski machte abwechselnd das Spiel schneller oder drosselte das Tempo, wie in der Schlußphase, im rechten Moment.

Für den immer schwächer werdenden Ruedi Elsener brachte Friedel Rausch dann eine Viertelstunde vor Schluß Jugend-Nationalspieler Fred Schaub, der neben den Torhütern Sandhofe und Pahl damit dritter Bundesliga-Debütant auf dem Rasen wurde. Nur einmal noch mußten die die Frankfurter um den Sieg bangen. Zehn Minuten vor dem Ende klappte die Abseitsfalle nicht, und Jürgen Pahl mußte Kopf und Kragen riskieren, um vor Blttcher zu retten.

Die Erlösung für Zuschauer urtd den neuen Trainer brachte die 81. Minute. Jürgen Grabowski flankte auf Wolfgang Kraus, und dessen Kopfballvorlage drückte Rüdiger Wenzel über die Linie.

Stimme zum Spiel

Friedel Rausch (Eintracht Frankfurt): „Ich bin glücklich und froh, daß wir gewonnen haben. Es war ein hartes Stück Arbeit. Doch wenn wir die Torchancen während der ersten 20 Minuten verwertet hätten, hätten wir einen ruhigeren Nachmittag auf der Bank gehabt. Es war viel Hektik da, doch der Wille war zu erkennen. Meine Spieler haben viele weite Wege zurückgelegt. Ich habe jetzt den richtigen Überblick. Vor allem in puncto Konzentration und Kondition muß noch viel gearbeitet werden. Sandhofe war ein großartiger Ersatztorwart. Wenn er auch noch den Elfmeter von Lorant gehalten hätte, wer weiß, wie das heute ausgegangen wäre."

 

 

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