Eintracht Frankfurt - Darmstadt 98

Bundesliga 1978/1979 - 11. Spieltag

2:0 (1:0)

Termin: Sa 28.10.1978, 15:30 Uhr
Zuschauer: 30.000
Schiedsrichter: Heinz Aldinger (Waiblingen)
Tore: 1:0 Ronald Borchers (18.), 2:0 Jürgen Grabowski (73., Foulelfmeter)

 

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Darmstadt 98

 


 

Wechsel Wechsel
  • Otto Frey für Gerhard Kleppinger (68.)
  • Willi Wagner für Bernhard Metz (69.)
Trainer Trainer



Heimkehr der verlorenen Söhne

Am 28. Oktober 1978 findet eine Premiere im Waldstadion statt: Erstmals stehen sich Eintracht Frankfurt und der SV Darmstadt in einer Bundesligapartie gegenüber. 30.000 Zuschauer sind gekommen, um dieses Nachbarschaftsduell live zu erleben, für das die Eintracht als klarer Favorit gilt. Denn die Halbprofis der Lilien haben in den bislang absolvierten zehn Partien dieser Spielzeit zwar viel Lob, aber nur fünf Punkte eingeheimst und reisen als Tabellenletzter in Frankfurt an.

Ein wenig erinnert die Partie im Vorfeld an ein Klassentreffen. Denn im Kader der Darmstädter stehen mit Rudolf, Bechtold, Westenberger und Kalb sowie den Ersatzkräften Weber, Meier und Lindemann zahlreiche Spieler, die zuvor auch schon in den Farben der Eintracht nach dem Ball traten.

Der Bekannteste davon dürfte für die Fans Verteidiger Jürgen Kalb sein, der es im Adlerdress von 1968 bis 1975 auf immerhin 185 Einsätze in der Bundesliga, 22 im DFB-Pokal und neun im Europapokal brachte. "Ich wäre damals gerne geblieben" so der einstige Elfmeterschütze vom Dienst. "Aber Dietrich Weise hat nicht mehr mit mir geplant." Eine feste Größe ist Kalb dagegen für Darmstadts Trainer Lothar Buchmann, der den erfahrenen Abwehrmann nicht missen mag.

Ausgerechnet Jürgen Kalb ist es auch, der die Eintracht bereits nach drei gespielten Minuten ins Hintertreffen bringen kann, als er eine Flanke von Jockel Weber mit dem Kopf in Richtung des von Jupp Koitka gehüteten Tors der Adlerträger lenkt. Doch der Ball geht um wenige Zentimeter über die Querlatte.

Überhaupt legen sich die Lilien zu Beginn dieser Partie mächtig ins Zeug. Immer wieder versuchen sie, mit steilen Bällen in die Spitze Unruhe im Frankfurt Strafraum zu stiften. Das fällt umso leichter, als die Defensivakteure Willi Neuberger und Werner Lorant auffällig viel Probleme mit ihren Gegenspielern Weber und Drexler haben. Gut, dass Bruno Pezzey und Charly Körbel im Abwehrzentrum ebenso souverän wie resolut agieren.

In der 18. Minute ist es dann der grippegeschwächte Bernd Hölzenbein, der die zu diesem Zeitpunkt etwas überraschende Führung für den Gastgeber vorbereitet. Sein herzhafter Schuss aus 25 Metern setzt kurz vor dem Tor auf, Torhüter Rudolf kann den Ball nicht festhalten und lässt ihn von der Brust abprallen, so dass Ronnie Borchers per Grätsche mit der Stiefelspitze zum 1:0 vollenden kann.

Jetzt, so scheint es, ist das Kräfteverhältnis gerade gerückt. Jürgen Grabowski findet mit seinen Traumpässen auf die linke Seite immer wieder Ruedi Elsener. Doch der Schweizer Nationalspieler beweist ein ums andere Mal, dass er kein Goalgetter ist.

Besonders augenscheinlich wird dies kurz nach der Pause, als Borchers den in dieser Saison von Grasshoppers Zürich zur Eintracht gewechselten Stürmer herrlich in Szene setzt. Elegant umspielt Elsener Darmstadts Torhüter Rudolf, kann mit dem Ball am Fuß ins leere Tor marschieren … und setzt ihn gegen den Pfosten.

Nun gewinnen die Gäste wieder Oberwasser. In der 50. Minute scheitert Drexler mit einem Heber nur knapp, fünf Minuten später kommt Weiß zu einer Kopfballchance, platziert das Leder aber aus fünf Metern Entfernung zur Torlinie direkt in die Arme Koitkas. Die größte Chance der Gäste vergeben dann in der 60. Minute Hahn und Drexler in Personalunion. Zunächst lässt Drexler Lorant stehen und zieht so vehement aus vollem Lauf ab, dass Koitka den Ball abprallen lässt, der Hahn vor die Füße rollt. Doch dessen Versuch das Leder einzuschieben, gerät zu zaghaft, so dass Koitka mit dem Fuß abwehren kann - direkt vor die Füße von Drexler, der den Ball letztendlich über die Latte drischt.

Entschieden wird die Partie dann in der 73. Minute, als Wolfgang Kraus mit dem Leder am Fuß in den Strafraum eindringt und an Westenberger vorbeizieht. Doch der Stopper, der Anfang der 70er Jahre für die Eintracht Amateure aktiv war, fährt sein Bein aus, so dass Kraus zu Fall kommt. Dieses elfmeterreife Foul wird Schiedsrichter Aldinger als ebensolches erkannt und der Mann in Schwarz zeigt auf den Punkt. Als Schützen bestimmt der Kapitän der Eintracht nun sich selbst, nachdem der etatmäßige Elfmeterspezialist Werner Lorant zuletzt in Köln an Schumacher gescheitert war. Grabowski macht es besser und verwandelt sicher zum 2:0.

Die Luft ist nun raus bei den Gästen, die sich so lange Zeit vehement und durchaus mit Aussicht auf einen Torerfolg gewehrt hatten. Souverän spielt die Eintracht die letzte Viertelstunde herunter und hat sogar noch einige Chancen, die Partie auf 3:0 zu stellen. Doch letztlich bleibt es beim 2:0.

Otto Knefler fällt nach dem Spiel ein Stein vom Herzen, wie er Reportern gegenüber bekennt: "Ich bin froh und sehr zufrieden, dass dieses Spiel vorüber ist und wir es gewonnen haben. Denn ich gebe zu: Ich hatte vorher einen Riesenbammel. Allerdings hatte ich mir nicht vorgestellt, dass es so schwierig sein würde, gegen diese Mannschaft zu gewinnen, die eine tolle Moral hat".

Nach diesem Sieg rückt die Eintracht vor auf den zweiten Tabellenplatz - ein Punkt vor Bayern München und zwei hinter dem Spitzenreiter aus Kaiserslautern. Der SV Darmstadt 98 bleibt Tabellenschlusslicht mit zwei Punkten Rückstand auf die Nürnberger und drei auf Berliner von Hertha BSC, die überraschend bei der Bayern beim 1:1 einen Punkt erringen konnten. (fgo)

 

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