VfB Stuttgart - Eintracht Frankfurt |
Bundesliga 1978/1979 - 8. Spieltag
3:1 (0:1)
Termin: Sa 07.10.1978, 15:30 Uhr
Zuschauer: 42.000
Schiedsrichter: Volker Roth (Salzgitter)
Tore: 0:1 Rudolf Elsener (33.), 1:1 Karlheinz Förster (77.), 2:1 Georg Volkert (81.), 3:1 Dieter Hoeneß (89.)
VfB Stuttgart | Eintracht Frankfurt |
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Erst clever und klasse, dann im Power-Play untergegangen Die Heimstärke des VfB Stuttgart und seinen unbändigen Siegeswillen bekam auch die Frankfurter Eintracht zu spüren, die eine Halbzeit lang Klasse spielte, danach aber im pausenlosen Powerplay des VfB unterging und dieses hochklassige, packende Bundesligaspiel nach einer 1:0-Pausenführung noch in der letzten Viertelstunde mit 1:3 verlor. Vor 45.000 Zuschauern im Neckarstadion demonstrierte die Eintracht an diesem herrlichen Herbsttag in der ersten Halbzeit ihre Klasse und Cleverneß und der VfB nach dem Wechsel seine große Kampfkraft und unbeugsamen Siegeswillen. Elsener hatte die Eintracht in Führung gebracht, Karl-Heinz Förster, Georg Volker und Dieter Hoeneß sorgten in der letzten Viertelstunde noch dafür, daß die Heimbilanz des VfB (seit über einem Jahr zu Hause ungeschlagen) weiterhin makellos blieb. Zu früh wurde die Eintracht in eine wahre Abwehrschlacht gedrängt. Hier machte sich das Fehlen von Bernd Hölzenbein bemerkbar, der als Ballhalter Jürgen Grabowski, der eine Halbzeit lang Weltklasse gezeigt hatte, sicherlich hätte entlasten können. Die Eintracht ohne Bernd Hölzenbein, der VfB aber mit Volkert. So starteten beide Mannschaften in dieses Spitzenspiel. „Die Routine eines Hölzenbein wird uns sicherlich fehlen", meinte Jürgen Grabowski leicht besorgt vor dem Spiel, und schien dann im Spiel sich verpflichtet zu fühlen, für ihn mitzukämpfen. Norbert Nachtweih, der im Frühjahr in Frankfurt gegen den VfB sein Bundesligadebüt gegeben hatte, sollte auch diesmal wieder die Kreise des Hansi Müller einengen. „Kraus hat damit mehr Freiheiten nach vorne", sagte Udo Klug. Freiheiten freilich, die der „Scheppe" in den ersten 45 Minuten nicht recht zu nutzen verstand. Aus einer sicheren und konzentrierten Abwehr heraus (Klug: „Dazu hatte ich sie vergattert.") begegnete die Eintracht dem Stuttgarter Ansturm. Die Gefahr kam dabei weniger von links, vom ausgekochten Volkert, gegen den sich Helmut Müller achtbar schlug, als vielmehr von rechts vom pfeilschnellen Kelsch, der immer wieder an Neuberger vorbeiging. Die Eintracht spielte mit bedachtsamer Klasse, der VfB mit wildem Hurra. Bruno Pezzey und vor allem der weit zurückhängende, aber dennoch allgegenwärtige Jürgen Grabowski zogen das Spiel geschickt aus der Abwehr heraus auf. Grabowski spielte grandios und kämpfte bravourös. Zwei typische Beispiele: Mit einem Befreiungsschlag als letzter Mann im eigenen Strafraum klärte er einmal eine brenzlige Situation, und vorne lieferte er sich mit dem VfB-Libero Holcer einmal fast einen halben Faustkampf. Von Fouls von Hadewicz wurde er obendrein traktiert, doch Schiedsrichter Roth zeigte dem blonden Stuttgarter nur einmal mit dem Finger drohend den Weg in die Kabine, aber nicht einmal die gelbe Karte, während Bruno Pezzey wenig später nach einem Foul an Elmer die gelbe Karte zu sehen bekam. Der Ansturm der Stuttgarter brachte dem VfB nur wenige Chancen, zumal Jupp Koitka sich bei hohen Bällen als sicherer Fänger erwies und Bruno Pezzey die Kopfballduelle gegen Dieter Hoeneß gewann. Ein Volleyschuß neben das Tor (7.) von Ohlicher, ein flacher, aber harmloser Schuß von Volkert aus abseits verdächtiger Position (11.) und — das war die größte VfB-Chance der ersten Halbzeit — ein direkter Schuß von Kelsch aus drei Metern direkt auf den Bauch von Koitka (17.) waren die Tormöglichkeiten des VfB. Gefährlich waren die Eintracht-Konter. In der 8. Min. verfehlte Lorant nach einem langen Paß von Pezzey allein vor Roleder das Tor nur knapp. Der Schußwinkel war denkbar ungünstig. Ein herrlicher Doppelpaß auf engstem Raum und gegen vier Stuttgarter zwischen Nachtweih und Grabowski brachte den Eintracht-Kapitän in der 20. Minute in freie Schußposition, doch Roleder konnte den Heber mit den Fingerspitzen noch abwehren. Doch der dritte gefährliche Eintracht-Konter saß. Das Führungstor der Frankfurter in der 32. Minute war eine herrliche Gemeinschaftsarbeit der beiden Sturmspitzen Borchers und Elsener, die sich bis dahin gegen ihre Bewacher Karlheinz Förster und Martin nur schwer hatten durchsetzen können. Borchers spurtete auf der rechten Seite endlich einmal an Förster vorbei, ein Blick auf die linke Seite, eine hohe Flanke über Martin hinweg zu Elsener, der den Ball mit dem Kopf ins Tor stieß. 1:0 für die Eintracht in der 32. Minute. Elsener hatte in der 44. Minute sogar das 2:0 auf dem Fuß, als er einem steilen Paß von Kraus hinterhersprintete, Roleder sich ihm aber gerade noch rechtzeitig vor die Füße warf. Mit zwei großen Torchancen hüben und drüben begann die zweite Halbzeit. Helmut Müller rettete nach einem Kopfball von Ohlicher auf der Linie, im Gegenzug scheiterte Elsener einmal mehr allein an Roleder. Der VfB stürmte und drängte mit aller Macht. Hansi Müller machte jetzt das Spiel, dafür kam Kelsch jetzt kaum noch an Neuberger vorbei. Bruno Pezzey stieg hart ein, ließ Volkert einmal über den Oberschenkel fliegen. Schiedsrichter Roths Gesten waren unmißverständlich. Pezzey mußte aufpassen, daß er nicht die rote Karte sah. Jupp Koitka wuchs in dieser Abwehrschlacht über sich hinaus. In der 60. Minute wehrte er hintereinander in einer wahren Dauerkanonade vier Schüsse ab, darunter ein Volkert-Volley, von denen jeder den Ausgleich hätte bedeuten können. Volkert wurde am linken Flügel immer stärker und zum Publikumsliebling. Es ging hoch her im Eintracht-Strafraum, das Spiel wurde zur gnadenlosen Abwehrschlacht für die Eintracht — und das bereits eine halbe Stunde vor Spielschluß. Kelsch hatte in der 71. Minute eine große Ausgleichschance, aber nicht nur bei der Eintracht, auch beim VfB schienen allmählich die Kräfte nachzulassen. Bei einem Konter in der 75. Minute rettete Karlheinz Förster in letzter Minute im Strafraum vor dem einschußbereiten Lorant. Hatte der blonde Vorstopper des VfB hier die sichere Niederlage verhindert, so sorgte er wenig später für den Ausgleich, als die Eintracht nach einem Freistoß den Ball nicht wegbrachte und Förster aus dem dichten Gewühl heraus den Ball über die Linie bugsierte. Das Tor wirkte beim VfB wie Doping. Es trieb ihn noch
einmal zu unbändigem Siegeswillen an. Jetzt machte sich bei der
Eintracht das Fehlen eines Bernd Hölzenbein bemerkbar, der Grabowski
als Ballhalter hätte entlasten können. In der 81. Minute gelang
dem VfB sogar das 2:1, als Volkert Helmut Müller umriß. Ein
klares Foul. Während die Eintracht-Spieler auf den Pfiff des Schiedsrichters
warteten. zog Volkert, der alte Fuchs, kurzentschlossen ab und Koitka
war geschlagen. In der 89. Minute machte Dieter Hoeneß mit einem
Kopfballaufsetzer dann alles für den VfB klar.
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