Eintracht Frankfurt - Nationalmannschaft Mexiko

Freundschaftsspiel 1977/1978

2:2 (0:0)

Termin: 05.05.1978 in Kassel
Zuschauer: 15.000
Schiedsrichter: Roth (Salzgitter)
Tore: 0:1 Cuellar (54.), 1:1 Bernd Nickel (56., Foulelfmeter), 1:2 Della Torre (73.), 2:2 Jürgen Grabowski (85.)

 

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Eintracht Frankfurt Nationalmannschaft Mexiko

  • Koitka
  • Weiler
  • Neuberger
  • Körbel
  • Müller
  • Kraus
  • Nachtweih
  • Nickel
  • Grabowski
  • Borchers
  • Wenzel

 


  • Soto
  • Martinez
  • Ramos
  • Tena
  • Vasquez-Ayala
  • Mendezabal
  • Della Torre
  • Cuellar
  • Isiordia
  • Rangel
  • Sanchez

 

Wechsel
  • Wienhold für Koitka (46.)
  • Bihn für Borchers (46.)
Wechsel
Trainer Trainer
  • Roca


 

„Gut, daß Grabowski nicht dabei ist!"

Gefahr von Mexiko droht der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Argentinien nur, wenn Helmut Schön und seine Spieler die Mexikaner nicht ernst nehmen sollten. Das ist das allgemeine Fazit des vierten Testspiels des deutschen WM-Gegners auf seiner Europatournee. Nach dem 0:2 im Länderspiel gegen Spanien, dem 0:0 beim VfB Stuttgart und dem 1:0-Sieg über Finnland mußten sich die Mexikaner in Kassel vor 15.000 Zuschauern gegen eine ausgelaugte Frankfurter Eintracht mit einem 2:2 begnügen. Nach einer laschen ersten Halbzeit sorgten die in Idealbesetzung — so Trainer Roca — angetretenen Mexikaner für hohes Tempo, fliegende Kombinationen und eine Menge Chancen, die sie zweimal zur Führung durch ihren bärtigen und langmähnigen Spielmacher Leonardo Cuellar und Arturo Della Torre nutzten. Zweimal mußte obendrein Roland Weidle auf der Linie retten.

Wenn die Eintracht dennoch in dieser zweiten Halbzeit nicht sang- und klanglos unterging, sondern zweimal zum Ausgleich kam, so lag dies in erster Linie an Jürgen Grabowski, der mehr WM-Format demonstrierte als alle Mexikaner. Er war indirekt und direkt auch an beiden Ausgleichstreffern beteiligt. Cuellar, gerade als Torschütze gefeiert, legte anschließend Grabowski im Strafraum. Mit einer tollen Reflexbewegung wehrte Torwart Soto zwar den glashart geschossenen Ball von Nickel ab, war aber dann gegen den Nachschuß des Elfmeterschützen machtlos. Fünf Minuten vor Schluß trickste Grabowski einmal mehr die mexikanische Abwehr aus und bezwang auch Soto mit einem flachen Drehschuß aus 16 Metern. Kein Wunder, daß Mexikos Trainer Roca nach dem Spiel zugab: „Ich bin froh, daß dieser Grabowski am 6. Juni nicht in der deutschen Mannschaft mitspielt. Das ist für uns wahrscheinlich eine große Erleichterung.

Nicht unterschätzen!

Dettmar Cramer als „Spion" für Helmut Schön

Die Worte Dettmar Cramers waren mehr höfliche Schmeichelei für die Mexikaner als ernste Warnung für Helmut Schön: „Wer diese Mannschaft unterschätzt, kann eine böse Überraschung erleben", sagte der Eintracht-Trainer mit ernster Miene und erzählte, was er dem Bundestrainer zusammen mit einer Videoaufzeichnung vom Spiel Mexiko gegen seine Eintracht an Eindrücken übermitteln werde. Für das WM-Spiel am 6. Juni in Cordoba konnte Cramer Stärken und Schwächen nach Malente melden, als da waren: „Ein Torwart mit tollen Reflexen, eine tiefgestaffelte, kompakte Abwehr, die stets dann unter Druck zu setzen war, wenn schnell und direkt gespielt wurde, was auch für das brillante Mittelfeld gilt. Im Angriff zeigten die Mexikaner die bekannten Schwächen im Abschluß."

Da man davon ausgehen darf, daß die deutsche Mannschaft in Argentinien jeden Gegner ernst nimmt und gegen niemand versuchen wird, ihn lässig mit links auszuspielen, dürften die Mexikaner den Schützlingen Helmut Schöns keine allzugroßen Probleme bereiten. Diese Ansicht vertrat auch Jürgen Grabowski, der mit seinen Tricks und einem halben Dutzend herrlicher Doppelpässe die mexikanische Abwehr immer wieder aus den Angeln hob.

„Wenn die deutsche Mannschaft konzentriert spielt und gute Tagesform mitbringt, wird Mexiko um eine Niederlage nicht herumkommen", schrieb Grabowski in einem Kommentar in der Frankfurter „Abendpost-Nachtausgabe" über den deutschen WM-Gegner. Seine Begründung für diesen Optimismus: „Die Abwehr erscheint mir insgesamt nicht in der Lage, großem Druck standzuhalten und hier kann ein großer Vorteil für die deutsche Mannschaft liegen, wenn schnell gespielt wird und trotzdem durchdachte Aktionen dabei sind. Im Sturmspiel wirken die Mexikaner manches Mal berauschend schön und dann im Abschluß wieder kläglich, Bei harter Manndeckung, wie wir sie in Argentinien praktizieren werden, dürften es die körperlich kleinen Mexikaner schwer haben, sich durchzusetzen."

Im großen und ganzen besitzt Mexikos Trainer Jose Antonio Roca ein sehr ausgeglichenes Team ohne eine überragende Spielerpersönlichkeit. In der Abwehr gab Jesus Martinez sein Debüt im mexikanischen Nationaltrikot und zeichnete sich deshalb durch besonderen Ehrgeiz aus. Die große Enttäuschung war der vielgepriesene Linksaußen Hugo Sanchez (19), der sich gegen einen Durchschnittsspieler wie Roland Weidle nicht in Szene setzen konnte.

Daß beide Tore von Mittelfeldspielern erzielt wurden, verdeutlichte die große Abschlußschwäche der drei mexikanischen Sturmspitzen, von denen Raul Isiordia allein ein halbes Dutzend Chancen versiebte. Dennoch war Roca zufrieden: „Es war unser bestes Spiel auf unserer Europatournee gegen eine der großen deutschen Mannschaften."


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