Bayern München - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1977/1978 - 33. Spieltag

2:1 (1:1)

Termin: Sa 22.04.1978, 15:30 Uhr
Zuschauer: 20.000
Schiedsrichter: Paul Kindervater (Köln)
Tore: 1:0 Uli Hoeneß (11.), 1:1 Bernd Nickel (18.), 2:1 Gerd Müller (81., Foulelfmeter)

 

>> Spielbericht <<

Bayern München Eintracht Frankfurt

  • Sepp Maier
  • Klaus Augenthaler
  • Kurt Niedermayer
  • Georg Schwarzenbeck
  • Udo Horsmann
  • Wolfgang Rausch
  • Uli Hoeneß
  • Jupp Kapellmann
  • Branko Oblak
  • Karl-Heinz Rummenigge
  • Gerd Müller

 


 

Wechsel
  • Bernd Dürnberger für Kurt Niedermayer (62.)
  • Erhan Önal für Branko Oblak (75.)
Wechsel
Trainer Trainer


Eine müde Partie

Brisanz wegen des Trainertauschs hatten 17.000 Zuschauer im Münchner Olympia-Stadion erwartet, geboten bekamen sie vom FC Bayern München und der Frankfurter Eintracht nur müden Sommerfußball. Daß die Bayern schließlich 2:1 gewannen lag weniger am eigenen Können als an der Unkonzentriertheit der Eintracht. Die Entscheidung fiel zehn Minuten vor dem Ende, als Koitka in höchster Not Önal umriß und Gerd Müller den fälligen Elfmeter verwandelte. Wenige Minuten zuvor war Schiedsrichter Kindervater weniger konsequent gewesen, als Augenthaler Wenzel umgestoßen hatte und der Elfmeterpfiff ausblieb. Dennoch, wer wie die Eintracht um die Teilnahme am UEFA-Pokal kämpft, muß einfach mehr bringen. Den Eindruck, daß die Mannschaft nicht das Allerletzte herausholte, wurde man bis zum Schluß nicht los. „Beide spielten wie Abstiegskandidaten", kritisierte Gyula Lorant seine einstige und jetzige Mannschaft. Für die Eintracht ist der UEFA-Cup wieder in weite Ferne gerückt. Aus eigener Kraft kann sie den 6. Platz, auf dem der MSV Duisburg jetzt thront, nicht mehr schaffen.

Die Begrüßungszeremonie im Kabinengang des Olympiastadions erinnerte an einen Familienausflug. Dettmar Cramer plauderte mit Sepp Maier, Gyula Lorant umarmte Bernd Nickel und wünschte dem als Zuschauer mitgereisten Gerd Trinklein viel Glück für die Zukunft. Daß wenige Minuten später ein Bundesligaspiel angepfiffen werden sollte, in dem es zumindest für die Eintracht noch um sehr viel ging, war nicht zu erkennen.

Auch auf dem Spielfeld taten sich beide Mannschaften zunächst nicht sehr weh, wohl bedingt durch die reine Raumdeckung, die sowohl Bayern als auch die Eintracht bevorzugen. Es gab kaum körperlichen Kontakt, der Ball wurde lange in den eigenen Reihen gehalten, und so blieben Torszenen rar. Dafür war es um so interessanter, die indirekten Mittelfeldduelle zu beobachten. Hier Jürgen Grabowski, dem erstaunlich viele Fehlpässe unterliefen, dort Branco Oblak, hier Bernd Nickel, dort Karlheinz Rummenigge. Entscheidende Vorteile konnte keine der beiden Parteien für sich buchen, so stand es zur Pause auch gerechterweise 1:1 unentschieden.

Die Bayern waren in der elften Minute in Führung gegangen. Ein genauer Paß von Branco Oblak auf Uli Hoeness hatte die Eintracht-Abwehr ausgespielt, und der noch um einen Platz im Argentinien-Aufgebot kämpfende Nationalspieler umkurvte auch noch Torwart Koitka und schob den Ball ins leere Tor.

Den Ausgleich schaffte die Eintracht in der 18. Minute. Peter Reichel, der erstaunlich offensiv spielte, drang in den Strafraum ein und wurde dort von Schwarzenbeck zu Fall gebracht. Schiedsrichter Kindervater pfiff indirekten Freistoß etwa zwölf Meter vor dem Bayerntor. Jürgen Grabowski tippte den Ball zurück an die 16-Meter-Linie, und von dort traf Bernd Nickel genau das untere rechte Eck von Sepp Maiers Tor. Der Nationaltorwart hatte keine Chance.

Auch die Möglichkeiten, in Führung zu gehen, waren bis zur Pause gleich verteilt. Bei der Eintracht hatte Rüdiger Wenzel zwei Minuten vor dem Wechsel nach einem Grabowski-Paß den Ball voll getroffen, doch Wolfgang Rausch rettete für den bereits geschlagenen Sepp Maier. Im Gegenzug schoß dann Uli Hoeness nach einer Rummenigge-Vorlage haushoch über das Eintrachttor.

Nach der Pause wurde die Partie immer müder und immer langsamer. Weiter bemühten sich beide Teams nach besten Kräften, das Tempo zu verschleppen, bloß keinen Paß mit Risiko zu spielen und dadurch eventuell den Gegner in Ballbesitz zu bringen. Etwa in der 55. Minute wurde es den Fans dann zu langweilig, und sie entfesselten zur Abwechslung auf der Tribüne eine handfeste Prügelei.

Der übrige Teil der Zuschauer machte seinem Unmut mit lauten Pfiffen Luft. Das Münchner Publikum war zu Recht böse, denn mit Bundesliga-Fußball hatte das nun Gebotene kaum noch etwas zu tun. Bei den Bayern war das noch eher verständlich, denn bei ihnen ging es um nichts mehr. Im Gegensatz zur Eintracht, die um viel Geld kämpfte, nicht nur für den Verein, sondern auch für jeden einzelnen Spieler. Bleibt die Frage, ob beide Teams nicht mehr machen wollten oder nicht mehr machen konnten.

Trotz der müden Spielerei gab es für die spielbestimmende Eintracht die besseren Möglichkeiten, besonders der sich nun etwas steigernde Wenzel war ein ständiger Unruheherd. Großes Pech hatte er in der 70. Minute, als er nach einem weiten Einwurf von Weidle zwei Meter vor dem Tor von Augenthaler klar umgestoßen wurde. Doch Schiedsrichter Kindervater gab den klaren Elfmeter nicht.

Auf der Gegenseite war der Unparteiische zehn Minuten vor dem Ende schneller bei der Hand Önal, wenige Minuten vorher für Oblak eingewechselt, wurde im Eintracht-Strafraum von Torwart Koitka umgerissen, und Kindervater zeigte sofort auf den Elfmeterpunkt. Gerd Müller täuschte Jupp Koitka ganz geschickt und verwandelte sicher.

So hatte die Eintracht wieder einmal in der Schlußphase durch ein mehr als unnötiges Tor einen wichtigen Punkt verloren und kann die UEFA-Pokal-Teilnahme nun im letzten Spiel gegen Eintracht Braunschweig kaum noch unter Dach und Fach bringen.

Stimmen zum Spiel

Eintracht-Trainer Dettmar Cramer: „Das Spiel der Bayern bekam neuen Schwung, als Önal für Oblak kam. Wir haben verloren, als unser Abwehrspieler Helmut Müller im Bayern-Strafraum den Ball verlor und damit seine ganze Seite entblößte. Ein Punkt wäre sicher verdient gewesen und hätte uns zum UEFA-Cup gereicht. Das ärgert uns natürlich besonders. Wir haben ein schwaches Spiel gesehen, weil es von beiden Mannschaften zu langsam geführt wurde. Peter Reichel mußten wir auswechseln, weil er eine schwere Prellung am Oberschenkel davongetragen hat."

Bayern-Trainer Gyula Lorant: „Ich könnte sagen, Hauptsache, wir haben gewonnen, aber es war beschämend, was meine Mannschaft gespielt hat. Hätten wir mehr Tempo gemacht, wäre die Eintracht schon vorher fertig gewesen. Am Ende war dann die Kondition für uns entscheidend. Für mich war es erschreckend, wie viele Fehler beide Teams machten. Uli Hoeneß hat heute überraschend gut gespielt, und Karl-Heinz Rummenigge ist in Hochform. Ansonsten war die ganze Mannschaft im Eimer. Über die Eintracht will ich nichts sagen, das ist nicht mein Bier."


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