Eintracht Frankfurt - Werder
Bremen |
Bundesliga 1977/1978 - 32. Spieltag
0:2 (0:1)
Termin: Sa 08.04.1978, 15:30 Uhr
Zuschauer: 12.000
Schiedsrichter: Walter Eschweiler (Euskirchen)
Tore: 0:1 Jürgen Röber (43.), 0:2 Werner Dreßel (90.)
Eintracht Frankfurt | Werder Bremen |
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Dem Triumph am Rhein folgt die Blamage am Main 10.000 enttäuschte Zuschauer / Zittern um einen UEFA-Cup-Platz Der Triumph von Köln war für die Katz. Die Helden, die vor einer Woche noch den Spitzenreiter gestürzt hatten, gingen nun gegen den monatelangen Abstiegskandidaten sang- und klanglos ein. 0:2 (0:1) verlor die Frankfurter Eintracht gegen Werder Bremen und muß nun wieder um den begehrten UEFA-Cup-Platz zittern. Die rund 10.000 Zuschauer, die gekommen waren, um die Sieger von Köln zu feiern, verabschiedeten die von Werder Bremen Gedemütigten mit einem gellenden Pfeifkonzert. Zu schnell hatten sich die Eintracht-Angreifer von den Glanztagen eines Dieter Burdenski im Werder-Tor entmutigen lassen. Nach einer halben Stunde guten und gefälligen Spiels war der Faden gerissen, der Mumm weg. Mit ihren gefährlichen Kontern blieben die Bremer stets gefährlich, nachdem ein Freistoß von Jürgen Röber sie kurz vor der Pause in Führung gebracht, und die Eintracht zur totalen Offensive gezwungen hatte. Werder hatte so genügend Chancen zu mehr Toren, der Eintracht fehlte jegliche Frische, um den Ausgleich zu erzwingen. Denn mit wachen Augen hielten die Bremer Abwehrrecken um die Haudegen Siegmann und Höttges dem blinden Anrennen des kraft- und ideenlosen Eintrachtsangriffs mühelos stand. In der Schlußminute besorgte Dressel das 2:0, als das Spiel bereits entschieden war. Die Voraussetzungen für ein großes Spiel waren trotz herrlichen Frühlingswetters nicht gegeben — zumindest nach Ansicht von Eintracht-Trainer Dettmar Cramer: „Die dürfen verlieren und wir müssen gewinnen", schwante dem Eintracht-Coach denn auch vor dem Spiel nichts Gutes. Und er hatte recht. Denn mit einem 0:1-Rückstand und einem gellenden Pfeifkonzert beendeten „die Kölner Killer" die erste Halbzeit gegen den Bremer Außenseiter. Dabei spielten die Frankfurter eine halbe Stunde lang sehr gefällig auf, doch mehr als ein ganzes Dutzend Ecken sprang in dieser Phase spielerischer Überlegenheit nicht heraus. Dieter Burdenski, bereits aus dem Argentinien-Aufgebot gestrichen, schien mit seinen Glanzparaden die Eintracht zu entmutigen und ihnen ihren Anfangselan zu rauben. Da fischte sich der Bremer Torhüter in der 6. Min. mit einer Blitzreaktion den Ball nach einem raffinierten, und überraschenden Schuß von Bernd Nickel. Bernd Hölzenbein sah in der 17. Min. den Ball wohl schon im Tor. Freistehend und plaziert hatte er den Ball in die rechte Ecke geschossen — doch Burdenski fing auch diesmal den Ball in letzter Sekunde. Nicht anders in der 31. Minute, als er nach einem tückischen Aufsetzer von Jürgen Grabowski den Ball unter seinem Körper begrub. Das waren die drei großen Chancen des Dieter Burdenski. Die übrigen Chancen vergab die Eintracht selbst, so in der 8. Minute, als Bernd Hölzenbein am Elfmeterpunkt den Ball hoch über das Tor drosch. Oder Wenzel, der in der 23. Minute den Ball mit dem Kopf knapp über das Tor stieß. Die Gefährlichkeit der Eintracht kam von der rechten Seite, wo das „Pärchen" Norbert Nachtweih und Helmut Müller frisch und frech aufspielte und serienweise brauchbare Flanken schlug. Vernachlässigt wurde dagegen die linke Seite, wo Dragoslav Stepanovic zu schwerfällig und passiv in seiner eigenen Hälfte stehenblieb. Typisch jene Szene, als Jürgen Grabowski einen Paß auf die linke Seite schlug, der Jugoslawe aber wie träumend stehenblieb. Es drängte immer mehr alles in die Mitte, wo an dem Tandem Höttges — Siegmann nur schwer vorbeizukommen war. Nach einer halben Stunde war dann auch die Überlegenheit der Eintracht, bei der vor allem auffiel, wie viele Bälle Nickel im Mittelfeld verlor und wie wenig seine Pässe ankamen, vorbei. Die Bremer, die bis dahin lediglich in der 1. Minute (Koitka hatte sich Röber wagemutig vor die Füße geworfen) brandgefährlich vor dem Eintracht-Tor aufgekreuzt waren und sich als äußerst harmlos im Angriff erwiesen hatten (nach einem Doppelpaß mit Bracht trat beispielsweise Glowacz im Strafraum über den Ball, merkten bald, daß bei der Eintracht der Faden gerissen war, daß Hölzenbein von seiner Anfangsgefährlichkeit viel eingebüßt hatte und auch Jürgen Grabowski nicht wie gewohnt auftrumpfte. Sie merkten auch bald, daß die linke Seite die schwache Stelle der Eintracht war. Der Verteidiger Konschal stieß immer wieder nach vorn, versetzte so in der 34. Minute Stepanovic und Neuberger und wurde erst im Strafraum von einem Rempler Nickels vom Ball getrennt und zu Fall gebracht. Da hatte die Eintracht Glück, daß Schiedsrichter Eschweiler das durchgehen ließ. Ein zweites Foul als letzte Rettung führte in der 43. Minute jedoch zur Bremer Führung. Krobbach brachte Bremens einzige echte Spitze, den schnellen, talentierten und athletische Dressel, zwei Meter vor der Strafraumgrenze gerade noch rechtzeitig zu Fall. Den Freistoß drosch Jürgen Röber an der schlecht postierten Abwehrmauer vorbei ins Tor zum 1:0. Für das 2:0 hätte wenig später um ein Haar Stepanovic gesorgt, als er einen hohen Flankenball völlig frei und unbedrängt aufs eigene Tor köpfte. Koitka muß für einen Moment das Herz stehengeblieben sein. Doch der Ball flog knapp am Tor vorbei. Chancen zum 2:0 hatten die Bremer bei ihren schnellen Kontern zu Beginn der zweiten Halbzeit gleich dreifach. Dressel, völlig frei am Elfmeterpunkt. hob den Ball überhastet weit über das Tor. Neuberger rettete gerade noch gegen Bracht zur Ecke. In der 60. Minute boxte Koitka mit einer Glanzparade den Ball von der Linie, nachdem vier Eintracht-Abwehrspieler tatenlos zugesehen hatten, wie Glowacz sich seelenruhig die Ecke für seinen Kopfball aussuchen konnte. Erst mit dem zweiten Wechsel (warum kam Borchers nicht gleich für Stepanovic?) kam wieder mehr Leben in den Eintrachtangriff. Borchers, der sich bereits warmgelaufen hatte, kam für den verletzten Kraus ins Spiel. Die Auffrischung war auch dringend notwendig, denn Nachtweih baute zusehends ab. Grabowski bemühte sich redlich aber nicht sehr glücklich, das Spiel noch herumzureißen. Doch immer wieder rannte sich das Sturmspiel an der massiven Bremer Abwehr um die Haudegen Siegmann und Höttges fest. Es fehlte die Schnelle und die Spritzigkeit, um diese Abwehr aus den Angeln zu heben, zumal auch Borchers sich bald in viel Eigensinn verlor. Die größten Chancen: 64.: Flanke Borchers, Kopfball Hölzenbein, Direktschuß Nickel — Burdenski hält prächtig. 71. Minute: Hölzenbein erkämpft sich im Bremer Strafraum den Ball und vergibt die Chance kläglich. Mit wachen Augen hielten die Bremer dem blinden Anrennen der Frankfurter bis zum Schluß stand. In der 78. Minute vergab dann Jürgen Grabowski die größte Ausgleichschance, als er den von Burdenski abgewehrten Ball aus fünf Meter hoch über das Tor hob. Eine Minute später mußte es dann 2:0 heißen. Röber war schon an Koitka vorbei und schoß den Ball neben das leere Tor. Die gleiche Chance bot sich Dressel dann in der 90. Minute, und er machte es besser. Allein in der Eintrachthälfte erreichte er den Ball vor dem herausstürzenden Koitka und schob den Ball ins verlassene Tor zum 2:0. Stimmen zum Spiel Rudi Assauer (Werder Bremen): „Wie haben verdient gewonnen, weil wir durchdachter und klüger gespielt haben. Nach katastrophalem Beginn konnten wir uns steigern und in der zweiten Halbzeit dann unser Spiel aus einer kompakten Abwehr mit gefährlichen Kontern machen. Ich hätte — nachdem doch schon alles im Abstiegskampf klar war — nicht mehr mit dieser großen kämpferischen Leistung meiner Mannschaft gerechnet. Die Eintracht wird sich was einfallen lassen müssen. Nach gutem Beginn versuchte sie es nur noch mit hausbackenen Mitteln, die nicht zu dieser Mannschaft passen." Dettmar Cramer (Eintracht Frankfurt): „Es gibt ganz und gar keine Entschuldigung für diese Niederlage. Doch es hat nicht am Willen gefehlt, sondern die Nerven haben unserer Mannschaft einen Streich gespielt. Es waren diesmal sehr erfahrene Spieler, die günstigste Chancen verspielt haben. Unsere Leistungsträger haben in letzter Zeit so viele Spiele aus dem Feuer reißen müssen, das geht ganz einfach an die Substanz. Wenn, es beispielsweise wie in Köln um alles geht, dann spielt Stepanovic auf Grund seiner. internationalen Klasse sehr gut. Wenn die Aufgabe scheinbar leichter ist, dann fehlt es vor allem an der Konzentration. Von dieser Sorte aber haben wir mehrere Spieler."
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